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Bedheim

Karl Ruß

 

Bedheim nach Ende des Krieges

 

Anfang Juli 1945 räumte die amerikanische Armee unser Gebiet, da es zur Sowjetischen Besatzungszone gehörte, und die Sowjetarmee kam als Besatzungsmacht auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens. Die Demarkationslinie zwischen den beiden Armeen war hier bei uns die bayerisch-thüringische Landesgrenze.

Die Grenzen zwischen den Besatzungszonen blieben zunächst offen. Der kleine Grenzverkehr für Arbeitspendler und für Landwirte zur Bearbeitung ihrer Felder wurde erlaubt. Der Wachdienst an der Demarkationslinie wurde zunächst von russischen und amerikanischen Truppen übernommen. Von der Besatzungsmacht war festgelegt, dass von 05.00 Uhr bis 22.00 Uhr Ausgehzeit ist und ab 22.00 Uhr die Sperrstunde beginnt, die exakt einzuhalten ist.

Im Spätsommer 1945 wurde Bedheim mit einer Besatzungstruppe von der Sowjetarmee belegt. Mit Pferden und Gespannwagen zogen 150 bis 160 Soldaten, Offiziere und Unteroffiziere in Bedheim ein.

Motorisierte Fahrzeuge hatten sie nur wenige. Die Soldaten und Unteroffiziere wurden auf den Tanzsälen der Gastwirtschaften Albin Bauer und Hermine Mauer sowie im Schloss in Massenquartieren untergebracht. Die Offiziere bezogen Privatquartiere, die sie sich selbst aussuchten. Der Kommandeur bezog Quartier bei Frau Marie Koch.

Die Pferde, es waren mindestens 35 bis 40, waren in der Schlossscheune und im Bauernhof von Rudi Eyring untergebracht. Im Schloss war auch die Küche, und im Haus von Helmut Kraußer war die Krankenstube eingerichtet. Es wurde angenommen, dass es ein kriegsstarkes Bataillon war, was Bedheim besetzt hatte. Diese Besatzung brachte natürlich auch Unannehmlichkeiten und Belastungen für das Dorf mit sich. Besonders an die Gemeinde wurden ständig Forderungen bezüglich der Quartiere gestellt. So musste der Bürgermeister Frauen zum Kartoffelschälen und zur Reinigung ins Schloss schicken, was fast jeden zweiten Tag gefordert wurde.

Es gab auch Übergriffe durch die Besatzung, so wurde eines Nachts ein schon größeres Kalb aus dem Stall von Frau Hütter gestohlen und im Nachbargarten geschlachtet, den Kopf ließ man liegen. Die Soldaten waren auch scharf auf Fahrräder und Motorräder, die sie einfach wegnahmen.

Zwischen Offizieren und Mannschaften herrschte ein strenges Regime. Die Soldaten hatten nie Ausgang, nur die Offiziere durften die Gastwirtschaften besuchen. Die Unteroffiziere durften sich etwas freier bewegen. Scharf waren sie auf Schnaps. Damals wurde von einigen Einwohnern heimlich Schnaps gebrannt und an russische Soldaten verkauft. Damit sollen sich welche viel Geld gemacht haben.

Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht wurden im Juli 1945 zur Selbstverwaltung Aktionsausschüsse gebildet … Im August 1945 musste eine Meldung über die Bevölkerung nach Spezialisierung gemacht werden …(Am 13.05.1945 hatten 940 Personen ihren Wohnsitz in Bedheim, im August waren es 879, d. Verf.)

Diese Aufstellung zeigt, dass bereits ein großer Teil der Evakuierten aus Westdeutschland wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Aus Zuzug ostwärts der Oder wird deutlich, dass bereits die ersten Vertriebenen und Umsiedler in Bedheim einquartiert waren.

Auf der Potsdamer Konferenz war die polnische Regierung das Recht zugesprochen worden, alle Deutschen aus den Polen zugesprochenen deutschen Ostgebieten auszuweisen, was diese auch recht gründlich tat. Die polnischen Aktionen ähnelten nicht wenig der deutschen Vorgehensweise während des Krieges. Innerhalb kürzester Frist mussten die Deutschen ihre Heimat verlassen Ebenso aus der Tschechoslowakei und aus Ungarn wurde die deutsche Bevölkerung ausgewiesen. Dies waren die ehemals deutschen Gebiete wie Ostpreußen, Pommer, Oberschlesien und Sudetenland sowie aus Siebenbürgen (Rumänien). Für diese Familien war das ein schweres Los. Sie mussten ihr Hab und Gut im Stich lassen und konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten. 

Nach Karl Ruß: Die Chronik von Bedheim – Gemeinde Gleichamberg – Feuerwehr und Heimatverein Bedheim e.V./Verlag Frankenschwelle KG Hildburghausen, 2005, S. 139 ff. 

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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