Eine Seite für Hildburghausen

Erinnerungen von Max Nonne


Mein Vater hatte wenig Einfluss auf mich, da er mich bei kleineren Versehen nicht selten mit Schlägen strafte. Er war ein streng rechtlich denkender Mann, aufgewachsen als einer von zehn Geschwistern, als Sohn des im Herzogtum Sachsen-Hildburghausen-Meiningen berühmten Dr. Ludwig Nonne. Dieser Mann, der seinen Vater, herzoglicher Rat im Herzogtum Hildburghausen, früh verloren hatte und der aufgewachsen war bei seiner energischen, klugen Mutter, im Herzogtum allgemein bekannt als „Frau Rätin“, war schon als heranwachsender Knabe wegen seiner sprühenden Begabung aufgefallen. Schon als 25-Jähriger trat er in Hildburghausen 1810 für die damals neuen Prinzipien der Pestalozzi-Erziehungs-Methode ein, die er beim Meister selbst studiert hatte. Er gründete in Hildburghausen das Lehrerseminar und ein „Institut für Töchter gebildeter Stände“. Als 24-Jähriger lehrte er, aus der Schweiz zurückgekehrt, begeistert für für Pestalozzis Lehren und Methoden, die Lehrer Meiningen-Hildburghausens, die von dem jugendlichen Mann eifrig lernten. Er wurde dort oberster Geistlicher des Herzogtums und Oberpfarrer der Stadtkirche – er war ein Arbeiter allerersten Ranges. Er gründete die „Dorfzeitung“, die ursprünglich für das Thüringer Landvolk gedacht war. In echt volkstümlicher Sprache schrieb der Sohn seines Ländchens und Kenner der Seele seiner Landsleute die Zeitung. Diese verbreitete sich schnell und wurde in kurzer Zeit das verbreitetste und beliebteste Volksblatt nicht nur des Herzogtums Hildburghausen, sondern auch der anderen Thüringer Ländchen. Der Name Nonne war in Thüringen durch die „Dorfzeitung“ in aller Munde. 

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der spätere Verlag Dr. L. Nonne Erben eine heute noch erscheinende medizinische Wochenschrift „Fortschritte der Medizin“ verlegt hat, die 1882 von Robert Koch und Friedländer gegründet wurde.
Nach: Max Nonne: Anfang und Ziel meines Lebens. Erinnerungen. – Hans Christians Verlag, Hamburg, 1971, S. 6 f. 

Im Herbst 1937 führte uns unser Weg nach Hildburghausen, wo wir meine liebe Schwester Clara noch einmal besuchen wollten. Zu ihrem 80. Geburtstage hatten wir nicht kommen können, weil Schwester Julie Kneisel in Spandau kurz vorher in ihrem 82. Lebensjahr gestorben war und da somit die Trauer um die von ihr sehr geliebte Schwester ihr alles „Festliche“ noch verbot. Wir verlebten eineinhalb äußerst behagliche, wohltuende Tage bei dieser Frau, die von einer ganz außergewöhnlichen Herzensgüte und Selbstlosigkeit während ihres ganzen Lebens war, die die einzige ist, die noch einen Überblick hatte über die weitverzeigte Nachkommenschaft unseres Großvaters Dr. Ludwig Nonne, und die immer geholfen hat, wo sie helfen konnte. Meine Schwester hatte ihren Mann verhältnismäßig früh – wenige Jahre nach der silbernen Hochzeit – verloren, sie hat ihren einzigen, überaus begabten Sohn in seinem 22. Lebensjahr verloren, sie hatte erst vor kurzem den Mann ihrer zweiten Tochter – auch viel zu früh, erst 60 Jahre alt – verloren. Dabei hatte sie ihr warmes Interesse für ihre Geschwister und deren Kinder nicht verloren, lebte ganz in ihren Kindern und Enkeln, führte ihren kleinen Haushalt fast allein in dem alten „Hoheitshaus“ und korrespondierte nach allen Seiten. Sie war eine richtige Chronik vom Hildburghausen der letzten 60 Jahre; denn schon als 16-jähriges junges Mädchen  war sie bei Onkel und Tante Alwin Nonne dort eingezogen, lernte deren ältesten Sohn Ferdinand kennen, mit dem sie sich mit 19 Jahren verheiratet. Von der großen Familie Nonne – mehrere Söhne und Töchter von Großvater Nonne hatten in Hildburghausen mit ihren zahlreichen Kindern gelebt – war sie jetzt die einzig Übriggebliebene, alle anderen waren in Deutschland, im Ausland, in Übersee verstreut. – Eine schöne Autofahrt nach der Veste Coburg, die ich noch nie besuchte, und nach der Veste Heldburg, die ich auch noch nicht kannte, führte uns durch die liebliche Landschaft, die in außergewöhnlich bunter Herbstpracht prangte.“ 

Nach: Max Nonne: Anfang und Ziel meines Lebens. Erinnerungen. – Hans Christians Verlag, Hamburg, 1971, S. 252 f.

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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