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Hildburghausen Groß III

Erinnerungen 1945

Manfred Groß, * 1935

 

Die Deutsche Wehrmacht hatte in Sophienthal in der Wohnstube der Familie Rößler mit Oberst Stobbe und einer SS-Kompanie ihre Kommandozentrale zur Verteidigung des Gebietes aufgeschlagen. Zwei Panzer, ein „Tiger“ und ein „T 4“, rückten in den späten Abendstunden über die Coburger Straße in Richtung Stadt vor. Der Befehl lautete, bis zur Kreuzung Marienstraße vorzudringen, aber das kam sicherlich nicht bis zur Ausführung.

Bei ihrem Rückzug am Sonntagmorgen wurde der „T 4“ auf der Anhöhe von einer Artilleriegranate getroffen und das rechte Laufwerk vollständig zerstört. Der „Tiger“ versuchte, den „T 4“ abzuschleppen, gab es aber dann nach 300 Meter zwischen der Anhöhe und Sophienthal auf. Die Besatzung zerstörte den „T 4“ mit einer Panzerfaust völlig. Sophienthal lag von Siegritz aus unter Artilleriebeschuss. Zwei Phosphorgranaten richteten in zwei Gehöften beträchtlichen Schaden an.

Die amerikanischen Kampftruppen legten am Sonntag, dem 8. April, eine Pause ein. Erst am Abend nahm man von dem Platz vor der Molkerei die Beschießung des Eisfelder Raumes wieder auf. Dazu waren drei Artilleriegeschütze aufgefahren worden. Außerdem unterstützte eine größere Anzahl Panzerabwehrgeschütze dieses Feuer.

In unserer Nähe wurde am Sonntagvormittag der Sanitätsplatz der Amerikaner auf der Wiese am Tennisplatz unter der ehemaligen Wabnitz-Turnhalle eingerichtet. Unzählige Sanitätswagen und Transport-Jeeps fuhren auf und wurden in 3er Reihen geparkt.

Für uns Kinder war das etwas total Neues. Erstens so viele Autos auf einem Platz, existierten doch in Kriegszeiten in Hildburghausen höchstens zwölf Autos. Zweitens diese fremde Sprache und drittens konnte man mit viel Glück etwa einen Kaugummi (ein uns total unbekanntes Objekt) erhaschen. Ich hatte kein Glück. Den amerikanischen Kampftruppen war befehlsmäßig jeglicher Kontakt zur Bevölkerung verboten. Auch uns Kinder ignorierten sie bzw. behandelten uns in sehr arroganter Art und Weise.

Verwundete gab es offensichtlich nicht, zumindest war auf dem Platz in den drei Tagen, da sie hier stationiert waren, nichts zu bemerken.

Die Verwundeten der Deutschen Wehrmacht bei den Kämpfen am Stadt- und Kraut- und bei Sophienthal wurden alle in den Rodacher Raum verlegt.

Beim Beschuss der Panzer vor Sophienthal waren dem Kommandanten des „T 4“ beide Beine zerschossen worden und der Kommandant des „Tigers“ hatte Schuss- und Splitterverletzungen im Oberkörper. Die personellen Verluste hielten sich in erträglichen Grenzen. Die Friedhofsliste dieser Tage weist drei Einwohner und zwölf Soldaten (SS-Panzergrenadiere, die überwiegend beim Beschuss der Kaserne umkamen) auf. Nach dem 7. April werden noch einmal zwölf Soldaten ausgewiesen. Man hatte sie in den Wäldern (Stadt- und Krautberg) gefunden und etliche Verwundete der Lazarette waren ihren Verletzungen erlegen.

An die Löschtruppe wurden am Sonntag weiße Armbinden mit roter Aufschrift „fireman“ verteilt, und sie wurde zur Brandwache an der Schlosskaserne beordert. Das Löschen des Brandes wurde von dem amerikanischen Militärkommando untersagt.

Wie klappte die Versorgung in diesem Zeitraum?

Erstaunlich, die Wasserversorgung war gewährleistet, soweit keine lokalen Schäden am Netz vorhanden waren. Gas wurde vom Gaswerk in der Coburger Straße produziert. Durch Tieffliegerbeschuss war aber der große Speichertank beschädigt und die Produktion musste eingestellt werden. Der Stromausfall war durch die vielen Leitungsschäden unvermeidbar. Bei der Versorgung mit Lebensmitteln stand Plünderung im Vordergrund, dieses lief auch trotz Ausgangssperre.

Für die Anwohner der Molkerei, so berichtete es Albert Buff, gab es eine Überraschung, denn die Molkerei gab kostenlos Butter und Milch ab. Wegen der Ausgangssperre war der Zugang aber erschwert.

Soweit die Zusammenstellung der Erinnerungen von sechs Zeitzeugen.

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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