Eine Seite für Hildburghausen

Joseph Maria Friedrich


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Joseph Maria Friedrich 
Wilhelm Hollandinus
von Sachsen-Hildburghausen

* 5.10.1702, Erbach/Odenwald

† 14. 01.1787, Hildburghausen

Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westphalen, Landgraf von Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein, Reichsgeneralfeldzeugmeister seiner Kaiserlichen Majestät, Ritter vom Goldenen Vlies, Wirklicher Geheimer Rat der Römisch Kaiserlichen wie Königlich Apostolischen Majestät von Ungarn und Böhmen, Obrist und Inhaber des Niklas-Pálffyschen Infanterieregiments, seit 1780 Prinzregent von Sachsen-Hildburghausen

Joseph Friedrich wird als fünftes und jüngstes Kind auf Schloss Erbach im Odenwald geboren. Sein Vater ist Herzog Ernst (1655 – 1715), der Stifter und erste Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Seine Mutter, Herzogin Sophie Henriette von Waldeck (1662 – 1702), verstirbt zehn Tage nach seiner Geburt. Er wächst bei der Schwester seiner Mutter in Erbach auf.
Die Herzogswürde in Sachsen-Hildburghausen steht seinem Bruder Ernst Friedrich als Erstgeborenem zu, so widmet sich Prinz Joseph der militärischen Laufbahn. Er ist dreizehn, als sein Vater stirbt. Sein Erzieher, Major und Herzoglicher Rat Christof Kögert (1659 – 1723), ein ausgedienter Soldat, fördert in ihm die Leidenschaft zum Militär und bringt Joseph in die Nähe des Kaiserlichen Hofes nach Wien. Dort übernimmt seine weitere Ausbildung Feldmarschall Friedrich Heinrich von Seckendorff, in dessen Infanterieregiment Joseph innerhalb kürzester Zeit zum Stabschef aufgestiegen ist. Er nimmt an etlichen Feldzügen in Sizilien, Italien und Balkan teil und erwirbt sich damals schon einen tadellosen Ruf, dass ihm Kaiser Karl VI. (1685 – 1740), Vater Maria Theresias, Joseph als Taufpate zur Seite steht, als er mit fünfundzwanzig Jahren zum katholischen Glauben übertritt. Als äußerliches Zeichen fügt er seinen vielen Namensteilen den Namen der Jungfrau Maria hinzu.
Inzwischen zu einem stattlichen, eindrucksvollen Mann gereift, gilt sein Temperament als rau und ungehobelt. Schließlich gerät Joseph an Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736), einen bedeutenden Feldherrn der Kaiserlichen Truppen von Wien, den man aufgrund seiner militärischen Erfolge auch „Türkenschlächter“ genannt hat. Dieser bestimmt Joseph nach einigen Beförderungen schließlich zum Oberst im Pálffyschen Infanterieregiments. Der Truppe eilt ein standhafter, tollkühner Ruf voraus und macht die kaiserlichen Majestäten auf ihn aufmerksam.
Zu Beginn des Polnischen Thronfolgekrieges (1733 – 1735) befördert der österreichische Feldmarschall Graf de Mercy (1666 – 1734) Prinz Joseph zum Generalfeldwachtmeister, wo er sich in den darauffolgenden Feldzügen in Oberitalien siegreich behaupten kann. Neben einer weiteren Beförderung zieht er sich in der Schlacht bei Parma, deren Sieg für die Österreicher sein persönlicher Verdienst gewesen ist, einen Oberschenkeldurchschuss zu, außerdem bekommt er einen Treffer im Gesicht, der eine lebenslange Schwarzfärbung zur Folge hat.
Sein tapferer und siegreicher Einsatz  wird 1735 mit der Beförderung zum Feldmarschallleutnant belohnt. Ein Jahr später befördert man ihn zum Feldzeugmeister und mit dem Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1736 – 1739) kommandiert er ein österreichisches Korps. Mit seinen tapferen und wagemutigen Leistungen folgt 1739 die Ernennung zum Gouverneur von Komorn und schließlich wird er Generalfeldzeugmeister der Reichsarmee. Zum Habsburger Haus unterhält er sehr gute Beziehungen, und Kaiser Karl VI. überreicht ihm den Orden vom Goldenen Vlies, den Hausorden der Habsburger.
Am 17. April 1738 heiratet Joseph die neunzehn Jahre ältere Prinzessin Anna Viktoria von Savoyen (1683 – 1763). Sie ist die Nichte und Alleinerbin des riesigen Vermögens ihres verstorbenen Mannes, Prinzen Eugen von Savoyen, gewesen. So gelangt Joseph in den Besitz großer Immobilien und von viel Bargeld, unter anderem auch „Schloss Hof“ (ehemals „Schloßhof“) östlich von Wien, das er nach der Scheidung an Kaiserin Maria Theresia 1755 verkauft.
In den Jahren 1740 – 1748 beteiligt sich Joseph hauptsächlich an Beratungen der österreichischen Militärverwaltung und ist für die Organisation und Ausrüstung neuer ungarischer Regimenter verantwortlich. 1744 erhebt man ihn zum Feldmarschall. Im Mai 1749 tritt er von dem verantwortungsvollen Posten zurück und lebt in den Folgejahren bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) in Österreich. 1757 zieht er als Befehlshaber der Reichsarmee  gegen den Preußenkönig Friedrich II. in die Schlacht. Seine Armee wurde in der Schlacht bei Roßbach vernichtend geschlagen, das ihm aber aufgrund der schlechten Ausrüstung seiner Armee und dem Versagen der französischen Truppen nicht anzukreiden ist.
Prinz Joseph zieht sich daraufhin aus den Reichsgeschäften zurück, lebt mal in Wien mal in Hildburghausen und geht mit Leidenschaft seinem Hobby, der Jagd, nach. Er kauft das Gut Bedheim und baut es zur repräsentativen Sommerresidenz aus, zudem erwirbt er den Hof Friedenthal mit einer großen Fasanerie.
Seine zweite Leidenschaft hat der Musik gegolten. In Wien besitzt er ein eigenes Orchester und fördert finanziell unter anderem die Opernkomponisten Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787) und Carl Ditters von Dittersdorf (1739 – 1799), letzteren nimmt er sogar als junges Talent unter seinen Schutz und lässt ihn erziehen.
In all den Jahren hält Prinz Joseph immer Kontakt zu den herzoglichen Verwandten von Sachsen-Hildburghausen, zuletzt zum inzwischen sehr hoch verschuldeten Herzog Ernst Friedrich III. Carl, der über die Jahre die Verbindlichkeiten seiner Vorfahren noch vergrößerte. Um den Bankrott des kleinen Fürstentums abzuwenden, gründet eine kaiserliche Delegation im Jahr 1769 eine Debitkommission, die die Zahlungsverpflichtungen ordnet und die Forderungen der Gläubiger abtragen soll. Der Kommission stehen neben Prinz Joseph, sein Neffe Prinz Eugen von Sachsen-Hildburghausen (1730 – 1795), Gründer der Porzellanmanufaktur Veilsdorf 1760, und Amalie von Sachsen-Meiningen (1730 – 1801) vor. Sie sollen dem finanziellen Desaster entgegenwirken, alles in geordnete Bahnen lenken und die Gläubiger beruhigen. Dabei war es wieder Prinz Joseph zu verdanken, der einem Widerstand Ernst Friedrichs III. Carl den Riegel vorgeschoben hat und einen Wald- und Wiesenkrieg um Hildburghausen verhindert. Prinz Joseph löst die Hofgarde auf und übernimmt sie in eigene Dienste. Außerdem gründet er eine Zahlenlotterie, die sehr guten Zuspruch gefunden hat und im Jahr 1778 von Finanzexperten nach Frankfurt übernommen worden ist. Der Schuldenberg verringert sich nun von Jahr zu Jahr zusehends.
Am 19. August 1779 kommt es in Hildburghausen zu einem verheerenden Stadtbrand, der 103 Häuser fordert und 200 Familien das Obdach genommen hat. Fast ein Drittel der Stadt Hildburghausen wird vernichtet. Ernst Friedrich III. Carl entzieht sich der Verantwortung und verlebt den Rest seiner Tage auf Schloss Seidingstadt, der Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Hildburghausen, wo er im September 1780 stirbt. Nur der Initiative Prinz Josephs ist es zu verdanken, dass der Aufbau der Stadt sehr zügig vorangebracht werden kann, auch wenn seiner Zeit hauptsächlich Adlige und Hofbeamte davon profitiert haben. Mit seinem rauen und grobschlächtigen Umgangston hat sich Joseph nicht nur Freunde geschaffen. Um dem provinzialen Kleingeist zu entkommen und auch seines katholischer Glauben wegen, kehrt Joseph immer wieder nach Wien zurück, wohin ihn sein Urgroßneffe Friedrich (1773 – 1834) dann öfter begleitet und so die weite Welt kennenlernt.
Nach dem Tod Ernst Friedrichs III. Carl 1780 erhält Joseph die Vormundschaft über dessen noch nicht volljährigen Sohn Friedrich und bleibt auch nach dessen Volljährigkeit (1784) bis zu seinem Tod Regent des kleinen Fürstentums. Seinem Einfluss verdankt Friedrich die Ehe mit Charlotte (1769 –1818), Tochter des Herzogs Karl II. Ludwig von Mecklenburg-Strelitz und Schwester der späteren Königin Luise von Preußen. Mit dem Tod ihres ersten, nur sieben Wochen alten Kindes, verlässt auch Joseph der Lebenswille. Seine letzte Kraft schenkt er der Herzogin, um ihr mit kleinen Festivitäten und Aufmerksamkeiten über den Verlust hinwegzuhelfen. Schließlich erkrankt er selbst, stirbt nach zehnwöchigen Leiden am 14. Januar 1787 und wird am 15. Januar 22.30 Uhr in der Gruft des Schlosses bestattet.

Über die Bestattung Herzog Josephs übernimmt Human aus dem Hofkirchenbuch folgendes:
„Herzog Joseph Friedrich, 85 Jahre alt, Kaiserl. Majest. Generalfeldzeugmeister, Ritter des goldenen Vließes, ehedem Obervormund von Prinz Friedrich und Landesregent, dann Mitregent, (katholischer Konfession), starb 14. Januar 1787 Nachts ½ 11 Uhr marasmo senili (Altersschwäche) und wurde in hießiger Gruft am 15. Januar Abends 6 Uhr stille beigesetzt. Dem Testamente zufolge sollten 3 Prälaten vor der Leiche Hochamt halten und den entseelten Leichnam in die Gruft begleiten; da aber der Herr Prälat von Bildhausen nicht kommen konnte, indem er noch nicht infuliert war, und der zu Banz es ausschlug, kam nur Herr Prälat von Langheim, Herr Johann Pitius mit 6 Kanonicis, von Bildhausen Herr Pater Bonifatius, Beichtvater und Hofkaplan des Herzogs und Herr P. Aloisius allerseits Ordin. Cistere. und zwar beide mit dem Silbergeräte ihres Klosters zum folennen Hochamt, welches am Tage der Beisetzung und 2 Tage nachher im großen schwarztapezierten Saale der 3. Etage des hiesigen Schlosses um 11-12 Uhr jedesmal von jedem Prälaten mit seinem Assistenten vor der offenen Leiche und dem Sprügel gehalten wurde. Bei der Beisetzung wurde vor der Leiche das Kreuz von Herrn M. Diezel getragen und von 2 andern Koadj. Minist. begleitet, darauf kam die Geistlichkeit der Protephorie vom Land und der Stadt, nach solchen 3 Herren Kapuziner, H. P. Gabriel Fränk. Provincial, Herr Ordenssekretär Generos von Königshofen und Herr P. Peter, der von Herrn P. Gardian Severian, so den Herzog zuletzt mit allen Sakramenten versah, hiergelassen wurde, um den Herrn mit geistlichen Zuspruch zu unterhalten bis ans Ende. Nach diesem folgten die Herren Ordensgeistlichen, darauf die Herren Prälaten, Garden, Gefolge in schwarzen Taffetmänteln, dann die fürstliche Leiche mit den Orden, Helm, Degen, Stock, Kommandostab und Sporen von 12 Kammerjunkern getragen, neben welchen der höhere Hofstab schwarz gekleidet diente, die geringeren und Livreebedienten in Gala-Livrée, die Kreuz und Wachsfackeln trugen. Hinter der Leiche folgten des Herrn Friedrich H., H. Carl von Mecklenburg und H. Eugens Durchl., dann die hohen Kollegien, Vasallen und fürstl. Diener bis zu den Titularräthen inclus. auch der hiesige Stadtrat in corpore. Von der doppelten Post aus gegen die Hauptwache, von da gegen den Marstall, dann gegen die Schloßkirche war Quarré von Bürgern und Fackelträgern, dann mit etlichen Kompagnien vom Landregiment, so postiert, daß immer ein Füsilier, dann ein Fackelträger die Gasse ins Biereck servierten, sämtliche Offiziere salutierten bei Annährung der Leiche. Vor der Hauptwache waren die Grenadiers en parade ebenfalls, doch ohne Spiel und Geläute und Salve. In der Kirche war Trauermusik, sodann wurde die Leiche unter dem Grabliede zur Gruft gebracht, sodann der Segen von Hofprediger Döhner gesprochen, und die Prozession ging stille nach Hause, wobei noch zu bemerken, daß sämtliche Klostergeistliche in pontificalibus den Ruheplatz in der Gruft zu weihen und Messe zu lesen sich beikommen ließen, welches im Testament Serenissimus bestimmt und vom hiesigen Hof selbst als nicht versagt angegeben worden, aber von Herzogl. Konsistorio glücklich abgewendet worden, daß also kathol. Geistlichkeit nur Leichenbegleiter gewesen.“


(Human: Chronik der Stadt, der Diözese und des Herzogtums Hildburghausen. – 1886 und 1999, S. 12 f.)



21. April 1986. Ersttagsbrief Österreich zu den Prinz-Eugen-Ausstellungen Schlosshof und Niederweiden.
Prinz Eugen von Savoyen (1663 - 1736), Feldherr. Auf dem Postwertzeichen und auf dem Ersttagsstempel von Engelhartstetten ist Schloss Schlosshof zu sehen, das im Besitz von Prinz Joseph von Sachsen-Hildburghausen und Generalfeldmarschall der Kaiserin Maria Theresias gewesen ist.

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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