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Naturraum

Der Landkreis Hildburghausen und seine
naturräumliche Ausstattung


Landschaften
Geologisch und geomorphologisch gesehen, hat das Territorium des Landkreises Anteil am Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge und am Thüringisch-Fränkischen Triasgebiet. Quartäre Flussschotterterrassen im Werratal lassen es gerechtfertigt erscheinen, diese als eigenständige Landschaftseinheit innerhalb des Triasgebiets herauszustellen.

Prof. Dr. Ernst Kaiser hat diese naturräumliche Gliederung bereits 1961 in ihren Grundzügen dargestellt.

 

NATURRÄUMLICHE GLIEDERUNG DES LANDKREISES HILBURGHAUSEN
(NACH: PROF. DR. ERNST KAISER, 1961).

 

I. Oberes Waldgebiet/ Gebirgsland
Die Grenze zwischen Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge ist durch die Verbreitung des Rotliegenden des Perm und von vorkarbonischen und karbonischen Schiefern bestimmt. Eine gedachte Grenzlinie führt von Gehren über Altenfeld in das Tal der Schleuse. Nur die Masserberger Scholle des Rotliegenden greift großflächig in das benachbarte Schiefergebirge ein.

Es ist üblich geworden, beide geologisch, geomorphologisch und hydrologisch ungleiche Gebirgsteile wegen ihrer ähnlichen historischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung als Thüringer Wald oder als Thüringer Gebirge zu bezeichnen.
Der Thüringer Wald im eigentlichen Sinn ist eine etwa 15 bis 20 km breite Horstscholle mit dem charakteristischen Aussehen eines Kammgebirges (Rennsteig – Kammweg). Die Hauptbausteine sind Sandsteine, Tone, Konglomerate, Porphyre und Granite. Schmale Kerb- und Sohlentäler zerschneiden die Flanken des Gebirges, wobei der größte Teil zur Werra hin entwässert.
Das Schiefergebirge ist wesentlich breiter, hat wellige Hochflächen mit einer Höhe um 800 m ü. NN. Tief eingeschnittene Kerb- und Kerbsohlentäler entwässern zur Werra, Itz und Schwarza. Das Gebirge fällt an der Randstufe steil zum Triasvorland ab.
Die Gesteine des Schiefergebirges sind älter als die des Thüringer Walds im engeren Sinne. Dabei ist die Vielfalt des „Schiefers“ überraschend. Es finden sich vorsilurische Quarzite, Konglomerate, Tonschiefer und Grauwacken (älter als 500 Mio. Jahre), die nach ihren Hauptfundorten beispielsweise als Katzhütter oder Altenfelder Schichten bezeichnet werden.
Phycodenschiefer, Phyllite, Griffelschiefer oder Lederschiefer sind ebenfalls Gesteinsarten, die auf Grund von Druck und Wärme ihre Herkunft als ehemalige Sedimente (Sand, Ton, Gerölle) kaum noch zu erkennen geben.
In der varistischen (auch variscisch, variszisch) Gebirgsbildung ab dem Devon vor 360 Mio. Jahren wurden diese Sedimente gefaltet. Ein riesiges Faltengebirge zog sich damals über ganz Europa. In den aufgefalteten Sätteln (im Fall des Schiefergebirges der Schwarzburger Sattel) erfolgte die eigentliche Schieferung, die die Struktur und die Farbe des Ausgangsgesteins veränderte.
Die heutige Landoberfläche bildete sich seit der Kreidezeit (vor etwa 100 Mio. Jahren) heraus. Durch die sog. saxonische Gebirgsbildung wurden aus dem alten Gebirgsrumpf an altangelegten Störungslinien (z. B. Fränkische Störung) Bruchschollen herausgehoben. Diese Hebungsprozesse dauerten bis zum Beginn des Quartärs (1,5 Mio. Jahre). Aus dem ehemaligen Saaletrog mit den Ablagerungen des Rotliegenden entstand der Thüringer Wald im eigentlichen Sinne und aus den Schiefern des Schwarzburger Sattels das Schiefergebirge.
In die Sedimente des Rotliegenden drang unterirdisch Magma ein, bildete Granitplutone, die durch die nachfolgende Abtragung als Berge herausmodelliert wurden.Der Stauregeneffekt der Südwest-Seite erklärt die hohen Niederschlagsmengen von bis 1.300 mm (Saargrund 1.100 mm, Masserberg 1.200 mm).
Die Höhenlage um 800 m ü. NN bedingt den späten Frühlingseinzug.
Apfelblüte: 19. – 26.05.; Schneeglöckchenblüte: 18.03 – 01.04.
Frühe Fröste ab 30.09., Jahresdurchschnittstemperatur 5 °C.
Waldanteil: 70 % (Moorfichtenwald, Buchen-Fichtenwald). Die überwiegend genutzte landwirtschaftliche Nutzfläche besteht aus Bergwiesen. 

II. Vorgebirgsland (Vorwaldgebiet)
Als Teil des Südthüringer-Fränkischen Triasgebiets wird es gegen das Gebirge durch die südwestliche Randstörung des Thüringer Gebirges begrenzt. Diese Linie erstreckt sich vom Blessberg über den Irmelsberg bei Crock, Primäusel bei Merbelsrod nach Waldau und ist im Kreisgebiet bis zum Marisfelder Graben zu verfolgen. Der Übergang zu den Gesteinen des Gebirges und denen der Trias ist nicht überall so klar abgegrenzt. An Kreuzstörungen entstanden solche geologisch markanten Phänomene wie der „Kleine Thüringer Wald“ oder die Flöze der Crocker Steinkohle. Das Besondere des Kleinen Thüringer Waldes (keine offizielle Bezeichnung, Begriff stammt vom Geologen J. L. Heim) bei, Neuhof, Gethles, Bischofrod, Ahlstädt besteht darin, dass Baumaterial des Rotliegenden (Zechstein, Granit, Porphyr) den Buntsandstein gewissermaßen „durchbrochen“ hat. Auch die noch in diesem Jahrhundert abgebaute Steinkohle von Crock entstand in einer Mulde des Rotliegenden.

Das Vorwaldgebiet wird von flachen Wellen und Einzelbergen des Buntsandsteins charakterisiert. Diese Sandsteintafel fällt unmerklich gegen Süden ab und taucht unter die Frankenschwelle. Bohrungen bei Meiningen und Zeilfeld haben Schichtstärken von etwa 300 m beim Unteren Buntsandstein, 150 m beim Mittleren und Oberen Buntsandstein nachgewiesen. Nur am Rand des Gebirges (bei Heid) sind Reste des Unteren Buntsandsteins als bunte Letten und Tone nachweisbar.
Der größere Teil des Vorlands wird vom Mittleren Buntsandstein eingenommen. Im Wechsel lagern dunkel gefärbte Tigersandsteine neben bearbeitbaren Bausandsteinen und hellgelben, tonhaltigen Schichten.
Der Obere Buntsandstein, auch Röt genannt, liegt als schmales Band zu beiden Seiten der Werra und bildet den Sockel für die Stufe der Frankenschwelle. Das Nebeneinander von roten Tonen, grauen Mergeln und dünnen Sandsteinschichten weist bereits auf das Eindringen des Muschelkalkmeeres hin.
Im Übergang zwischen Mittlerem und Oberem Buntsandstein liegt der sog. Thüringer Chirotheriumsandstein. Bei Friedrichsanfang/Weitersroda kam es 1834 zu einem Fund, der Hildburghausen in der Paläontologie bekannt machte. Eine 120 m² große Sandsteinplatte enthielt die Fährten des sog. Handtieres (Chirotherium).
Waldanteil: 45 % (saurer Buchen-Eichen-Mischwald, Eichen-Birkenwald).
Jahresniederschlagsmenge/Niederschlagstage: 800 – 900 mm/130 – 150.
Erste Fröste: 07. – 14.10., Gebiet wird zwischen dem 05. und 12.05. frostfrei.
Jahresdurchschnittstemperatur: 6 °C.
Frühlingseinzug (Apfelblüte): 15. – 18.05., Schneeglöckchenblüte: 04. – 11.03.

III. Werratal
Im naturräumlichen Sinne gehört das Werratal zum Buntsandsteinvorland. Geologisch und kulturgeschichtlich kann es als selbstständige Einheit betrachtet werden.

Es ist als asymetrisches Sohlental geformt, das durch Flussbegradigungen und übermäßige Melioration seines natürlichen Zustands (Talaue mit Erlenwald) beraubt ist. Sicher nachweisbar sind im Mittellauf bei Hildburghausen zwei Schotterterrassen (Stadt und Karolinenburg), die vom Wechsel von Erosion und Ablagerung in der Eiszeit und Nacheiszeit zeugen.
Weiträumiges, wiesen- und feldreiches Tal.
Waldanteil: 35 %.
Jahresniederschlagsmenge/Niederschlagstage: 700 – 800 mm/100 – 130.
Jahresdurchschnittstemperatur: 6,5 °C – 7,3 °C.
Frühlingseinzug (Apfelblüte) in ca. 400 m Höhe: 11. – 14.05.,
Schneeglöckchenblüte 03. – 11.03.  

IV. Frankenwelle
Auf dem Rötsockel liegt markant die Schichtstufe des Muschelkalks (besteht aus Kalken, Mergel, Dolomit, Anhydrit). Die Abbruchwand der Frankenschwelle besteht aus Wellenkalk, dem Unteren Muschelkalk (85 – 100 m).

Dieser Muschelkalk ist stark klüftig und damit wasserdurchlässig. Durch Kalklösung entstanden Höhlen und über dem Grundwasserstauer Röt kam es zu teilweise großflächigen Bergstürzen (Eingefallener Berg bei Themar, Reuriether Felsen).
Das Muschelkalkplateau mit seinen schmalen Seitentälern (teilweise auch Trockentälern eines eiszeitlichen Gewässernetzes) wird durch die Gesteine des Mittleren und Oberen Muschelkalks (60 – 80 m) geprägt. Während der Mittlere Muschelkalk fast fossillos ist, zeigten sich im Oberen Muschelkalk eine Fülle von vorrangig tierischen Resten. Besonders markant sind die fossilen Ceratiten (gehören zur Gattung der Ammoniten) in einer überraschenden Vielfalt (Pfersdorf, Dingsleben, St. Bernhard, Beinerstadt, Wachenbrunn).
Bei Hildburghausen löst sich der Bergzug in einzelne Berge auf (Krautberg, Stadtberg, Wallrabser Berg, Läusberg). Das St.-Bernharder-Plateau stellt eine Ausweitung der Frankenschwelle dar. Gegenüber der Abrisswand des Eingefallenen Bergs bei Themar liegt die Marisfelder Muschelkalkplatte und nahe Lengfeld/Themar-Tachbach der Basaltgang des Feldsteins. An der nördlichen Lehne der Frankenschwelle zieht sich der Gürtel des Leitenwaldes hin, nach Süden spannt sich ein breiter Feldgürtel ehemaliger Rodungen (Mergel und Verwitterungserden sowie Tone des Mittleren und Oberen Muschelkalks, sog. Rendzinaböden), dem sich das Grabfeld anschließt.
Waldanteil: 38 % (Buchen-Eichen-Hainbuchenwald, Buchenhochwald).
Jahresniederschlagsmenge/Niederschlagstage: 600 – 700 mm/85 – 95.
Jahresdurchschnittstemperatur: 6,5 – 7,3 °C.
Frühlingseinzug (Apfelblüte): 07. – 10.05., Schneeglöckchenblüte: 04. – 11.03.

V. Keuperland
Der südliche Teil des Landkreises bestehen aus den nördlichen Ausläufern des süddeutschen Schichtstufenlands, deren Gesteine vom Muschelkalk bis zum Jura reichen. Keupergesteine nehmen dabei die größeren Flächen ein. Geologisch gesehen, gehört der Landkreis-Anteil zur Grabfeldmulde, die ohne sichtbaren Übergang zur Frankenschwelle verläuft.

Weniger aus geologisch-morphologischer als aus kulturgeografischer Sicht ist es seit Kaiser üblich geworden, das westliche Römhilder/Bad Königshöfer Grabfeld vom Heldburger Keuperbergland zu unterscheiden.
Der Keuper ist durch eine Vielzahl ständig wechselnder Gesteinsarten mit unterschiedlichen Färbungen gekennzeichnet. Auch hier gibt die Bohrung in Zeilfeld einen Einblick in den Untergrund:
Unterer Keuper: 80 m, farbige Sandsteine, Tone, Gips, Lettenkohle;
Mittlerer Keuper: Aufschluss Römhild – 110 m, Sandstein, Gipsmergel, Schilfsandstein;
Oberer Keuper – helle Sandsteine mit dunklen Tönen.
Während der Keuper des Räts mehrmals in lokalen Erosionsresten (Tonberg bei Heldburg bzw. durch Basaltkonservierung am Großen Gleichberg) vorhanden ist, nehmen Gesteine des Mittleren Keupers bei Römhild und Heldburg eine größere Fläche ein (Römhilder Bausandstein). Je größer die Entfernung zur Frankenschwelle ist, um so mehr überwiegt der Untere Keuper (Zeilfeld, Friedenthal, Bedheim u. a.). Sandsteine wechseln mit Schieferletten und der sog. Lettenkohle (fossilhaltige, erdige, schwefelreiche Kohle), die früher im Raum Bedheim und bei Adelhausen abgebaut wurde.
Auch das Tertiär (vor etwa 65 Mio. Jahren) hat im Landkreis markante Spuren hinterlassen. Die beiden Gleichberge, der Straufhain (Basalt), der Burgberg bei Heldburg (Phonolith) zeugen von aktiver vulkanischer Tätigkeit. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass im Raum Heldburg sich etwa 20 Basaltgänge in Nord-Nord-Ost bis nach Heßberg, Steinerne Kirche bei Themar oder beim Feldstein bei Lengfeld erstrecken (Heldburger Gangschar).
Die Grabfeldmulde ist ein klimatisch begünstigter Raum. Die Höhenlage unter 400 m ü. NN und besonders der Warmluftzufluss aus Süddeutschland lassen eine ertragreiche Landwirtschaft zu und haben zu einer typischen Vegetation geführt (wärmeliebende Pflanzen, Steppenheide).
Wald tritt inselhaft auf härteren Gesteinsbänken auf, vorwiegend Eichen-Linden-Hainbuchenwälder mit 30 % Anteil.
Frühlingseinzug (Apfelblüte): 03. – 10.05., Schneeglöckchen 04.03.
Jahresniederschlagsmenge/Niederschlagstage: 550 mm/75.
Jahresdurchschnittstemperatur: 8 °C.  

Flüsse

Wesergebiet

Werra
Zwei Quellflüsse. Im Thüringischen Schiefergebirge bei Fehrenbach (an der Köpflesgrube zwischen Sommer- und Zeupelsberg) und durchfließt Südthüringen in nordwestlicher Richtung. Die Quelle bei Siegmundsburg wird auch als Hintere Werra oder Saar bezeichnet. 

       
Schleuse
Schleusequellfächer liegt nördlich Schönbrunns an der steilen Abdachung des Thüringer Waldes in Rennsteignähe als Wilde oder Böse Schleuse zwischen Großem Dreiherrnstein und Eselsberg. Das Einzugsgewässer fließt in die Schönbrunner Trinkwassertalsperre. Bedeutende Nebenflüsse sind die Biber (Zufluss bei Lichtenau), fließt bei Ratscher in ein Rückhaltebecken (Bergsee Ratscher). Bei Schleusingen vereinigt sich der Fluss mit der Erle und Nahe und mündet hinter Kloster Veßra (nahe der B 89) in die Werra.

Rheingebiet

Itz
Entspringt in der Grotte bei Stelzen am Blessberg und entwässert ein Einzugsgebiet bis zur Einmündung der Grümpen (Landkreis Sonneberg) und der Effelder von ca. 130 km². Bis zur Einmündung in den Main legt der Fluss eine Strecke von ca. 78 km zurück.
       

Rodach (Grabfeldische)
Quelle bei Stressenhausen (Roter Brunnen). Zum Flußgebiet gehören folgende Flüsse mit ihren Nebenbächen: Streufdorfer Kreck, Westhäuser Kreck, Gellershäuser Kreck.

Nördlich von Heldburg vereinigt sich die Streufdorfer Kreck mit der Westhäuser und der Gellershäuser.

Fränkische Saale
Das Gleichberggebiet gehört großenteils zum Flussgebiet der dort entspringenden Milz, deren Wasser und aller Nebenbäche in die Fränkische Saale (Quelle nahe der Kreisgrenze zwischen Spanshügel und St.-Ursula-Kapelle) fließt. 

Dreistromstein zwischen Friedrichshöhe und Siegmundsburg. 
Einer der wichtigsten hydrographischen Knotenpunkte Mitteleuropas. Dreikantpyramide mit für jeweiligen Stromgebiete (Wasserscheide) typischen Steine: Weser (Grauwacke), Elbe (Granit), Rhein (Quarz).
Saar bzw. Werra gehören zum Stromgebiet der Weser, Grümpen und Itz entwässern in den Main (Stromgebiet des Rheins) Rammbach und Schwarza fließen in die Saale (Stromgebiet der Elbe).  

Nach: Moczarski, Heidi und Hans-Jürgen Salier: Kleine Landkreis-Chronik Hildburghausen. –
Verlag Frankenschwelle KG/Landratsamt Hildburghausen, 1997

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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