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An Stelle eines Vorworts



Auch eine Lebensleistung
 

Mit meinem 70. Geburtstag kam die Idee für die Herausgabe eines unkonventionellen Kochbuchs eines hin und wieder kochenden Laien, das inzwischen auszugsweise im Netz in einer sehr frühen Fassung veröffentlicht wird. 

Statistisch gesehen, habe ich bis zum Zeitpunkt 25.568 Tage gelebt und bin etwa sechs Jahre nur mit dem Verzehr von etwa 105.000 Mahlzeiten, einschließlich Kaffeetrinken beschäftigt gewesen. Das Naschen zwischendurch nicht mitgerechnet, auch nicht die zügellosen Kühlschrank-Attacken zu nachtschlafender Zeit oder nach dem Genuss einiger Gläser oder Gläschen hochprozentigen Inhalts. Bis dahin habe ich 55.000 bis 65.000 Liter an Flüssigkeiten zu mir genommen und 35.000 bis 40.000 Kilogramm feste Nahrung, vielleicht waren es auch 125 Gramm mehr. Meine Frau hat wesentlich weniger geschafft. Ihr Leben verlief maßvoller. Zum Glück war das Essen und Trinken nicht nur lebenserhaltend, sondern oftmals genussvoll. Mit fortschreitendem Alter gab es mahnende ärztliche Worte. Und als ich unlängst meinem Internisten erzählte, wie ich mein Leben in Sachen Essen, Trinken und Genussmittel zurückgeschraubt hätte, entgegnete er mir lakonisch: „Herr S., Sie führen ein langweiliges Leben …“ Ein wenig Augenzwinkern habe ich bemerkt. Freimütig gestehe ich: Bereuen will ich nicht. 

Wenn ich die Zubereitungszeit der Speisen oder den Weg zur „Futterkrippe“ einbeziehe, sind es sieben, acht Jahre der Lebenszeit. Das ist ein guter Grund, die Gedanken zu sortieren und sich vieler Dinge zu erinnern. So will ich mit meinen Lesern ein wenig kochen und plaudern: über Gott und die Welt, über mein Leben und auch über meine Steckenpferde, die zu oft das Maß der Dinge waren. 

Kochprofis werden die Texte mit einem kühnen Armschwung in den nächsten Papierkorb befördern mit den Worten: „Das muss man sich nicht antun. Wohin sind wir denn gekommen. Jeder, der Wasser erwärmen kann, schreibt ein Kochbuch.“ – Mir hat es Spaß gemacht, in etwas mehr als einem Jahr das Manuskript beinahe nebenbei zu schreiben. Neugierig bin ich, auch wenn mir viele Grundkenntnisse zu den Themen Warenkunde und Kochen fehlen. Der Text ist gewachsen mit dem Aufbau der Homepages: www.dunkelgraefinhbn.de, www.schildburghausen.de und neuerdings unter www.hildburghausen.info, die Ines Schwamm mit großem Engagement betreibt. Das hat mich beflügelt, zumal es erstaunlich viel Lob gab. Meine Familie hat einen großen Anteil an den Rezepten. Vor allem, wenn sie bemerkt: „Das hat geschmeckt.“ 

Meine Handschrift- und Computertexte reichen für einige Bände aus. Bei dem einen soll es bleiben, denn für mein Leben habe ich mir noch manch andere Aufgabe gestellt. Ehrgeiz ist es nicht, sondern im fortschreitenden Alter ist der Kopf nicht allein zum Haarepflegen da. Man sollte nicht nur auf der Parkbank sitzen und in Erinnerungen schwelgen, sondern sich vor allem geistig belasten. Das hat auch etwas mit Hunger zu tun, mit Lebenshunger. 

Das muss ich noch meinen Lesern sagen: Eine Köchin oder ein Koch, die sich ernsthaft in einer Küche der Gemeinschaftsverpflegung, in einem Restaurant oder in einer kleinen oder großen Familie bemühen, haben immer meinen Respekt. Der Beruf ist nicht nur kreativ, sondern auch körperlich anstrengend. Mitunter benötigt er eine tolle Logistik, Kreativität – ist eben auch Schwerstarbeit. Das darf nie vergessen werden. 

Zu guter Letzt muss ich mich noch einer Erklärung entledigen. Unser alter Freund Rainer Bach, ein ziemlich berühmter Karikaturist aus Chemnitz, den Lesern des „Magazins“ mit dem genehmigten Republik-Nackedei bekannt, heckte mit Bastian zwei Karikaturen zu meinem 70. Geburtstag aus. Hintergrund war sicherlich Bastians Layout-Vorschlag für mein Manuskript, den er mir auf den Gabentisch legte. Da wird selbst einem gestandenen älteren Mann warm ums Herz. Mit allem, was einen guten oder schlechten Koch ausmacht, werde ich auf die Karikaturschippe genommen, sogar mein Übergewicht wurde nicht vergessen. Zum Glück fehlt die Kochmütze, ein Hutgesicht habe ich wahrlich nicht. Aber so eine Toque, in Frankreich nennt man die Kochmütze so, gehört in Deutschland wegen der Hygiene zur Berufsbekleidung im Restaurantbereich, ausgenommen bei den Fernsehköchen. Die Gründe kenne ich nicht. Die Kopfbedeckung stammt aus der Heraldik, der Wappenkunde, und hat auch wieder eine lange Geschichte. Einstmals als Ersatz für die gebräuchlichen Rangkronen anzusehen, gibt es sie mit den unterschiedlichsten Formen und Federanzahl. Daran konnte man den Adelsrang ablesen. Manche Historiker sagen auch, Marie-Antoine Carême (1784 – 1833) hätte die Toque eingeführt. Zum Wiener Kongress vor 200 Jahren, wo man die Länder Europas nach den napoleonischen Kriegen hin- und herschacherte, schwang er an den fürstlichen Kochtöpfen den Rührlöffel und führte die steife weiße Kochmütze ein. Belassen wir es dabei. Damit wurde ich nicht verziert. 

Zum Glück ist aber auch in Deutschland niemand gezwungen, das zu essen, was ich ihm vorsetze und muss auch nicht alles lesen, was ich als Gelegenheitsschreiber notiere und gedruckt zwischen Buchdeckel bringe. 

In diesem Sinne: Es war mir ein Vergnügen: Mahlzeit! 

Hans-Jürgen Salier

Hildburghausen im Herbst 2014


Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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