Eine Seite für Hildburghausen

NEWS Archiv- 2016

23. Dezember 2016

Wünsche zur Weihnacht und zum Jahreswechsel



Weihnachtsgeschichte: Die vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer kleiner und erlosch schließlich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“ Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.

Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: „Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.“ Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.


Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber, aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!“ Und beinahe fing es das Weinen an. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung!“


Mit einem Streichholz nahm das Kind das Licht dieser Kerze und zündete die anderen Kerzen wieder an!

(Autor unbekannt)


Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie genügend Zeit zur Entspannung und Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge für die Menschen, die Ihnen nahestehen.

Zum Jahreswechsel wünschen wir Ihnen die Stille für den Blick nach innen und vorne, um mit neuen Kräften den Mut für die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gesundheit, Glück und Zufriedenheit sowie viele schöne Momente sollen Sie im neuen Jahr begleiten.

Ihre Frau Schildburg und Herr Hausen


13. Dezember 2016

Turnhalle der Zentralschule,
der späteren Joseph-Meyer-Oberschule

 

Am 7. September 1890 wird die Turnhalle in der heutigen D.-Dr.-Moritz-Mitzenheim-Straße eingeweiht. In Hildburghausen ist man stolz auf diese schmucke Einrichtung, Turnen ist modern, der vaterländische Ludwig Jahn wirkt noch lange im Denken des Bildungsbürgertums nach. Selbst eine kleine Nebenstraße zwischen der Michaelisstraße und dem Unteren Kleinodsfeld wird nach ihm benannt. Hinter der Sporthalle befindet sich der von den Hildburghäusern vielgenutzte Turngarten. Überhaupt gab es vor mehr als 100 Jahren einige leistungsstarke Sportvereine, die nicht nur wegen des geselligen Zusammenlebens beliebt waren, sondern auch am Wettkampfbetrieb der Verbände teilnahmen und regionale Turnfeste organisierten. Das kam nicht von ungefähr. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen hatte im Vergleich zu anderen Ländern des Deutschen Reiches ein modernes und liberales Schulwesen. An der Stadtschule Hildburghausen wird beispielsweise 1878 der Turnunterricht eingeführt, für die Mädchen ab 1884. In der DDR-Zeit gehörte die Sporthalle mit ihrem Umfeld bis zum Weg am Feuerteich zur Seminarstraße zur Zentralschule, die sich ab 1958 Mittelschule II, ab 1959/60 Zentrale Oberschule und ab 1981 Joseph-Meyer-Oberschule genannt hat. Aber unter diesen Namen kannte sie kein Hildburghäuser. Überall hieß sie nur „Turnhalle an der Polizei“ oder noch öfter „Wabnitz-Halle“. Solche Anlagen wurden meist nach großen hehren Persönlichkeiten benannt. Hier war es anders, der Volksmund galt: An der Vorderseite der Halle zur Mitzenheimstraße befand sich eine kleine Wohnung, dort war die Familie von Otto Wabnitz zu Hause. Ob er ausgebildeter Sportlehrer war, wusste er wohl nur alleine, er unterrichtete Sport, weiter nichts, und stadtbekannt war er. Ob er die staatlichen Lehrpläne kannte, auch das wissen wir nicht. Für das liebenswerte Hildburghäuser Original galt eigentlich nur, was er als nützlich ansah. Frau Schildburg und Herr Hausen haben ihn erlebt, und für Herrn Hausen war er jahrelang nicht nur Lehrer, sondern ab 1965 auch sein Lehrerkollege. Beide rauchten so manche Zigarette oder tranken ein Bierchen zusammen. Von seinen Schülern ist OWab, wie er mit großen Buchstaben in den Klassenbüchern signierte, geliebt und auch gefürchtet worden. Er hatte das Organ eines Marktschreiers und das artistische Können eines Zirkuskünstlers. Seine Schüler staunten nicht schlecht, wenn der in die Jahre gekommene kleine Mann mit seinen verformten Beinen auch mal eine Riesenfelge turnte und blitzsauber zum Stand kam. Und sein Handballspiel war körperbeherrscht exzellent. Viele Jugendliche begeisterte er Kinder und Jugendliche für die schnelle Mannschaftssportart, trainierte einige Mannschaften und betreute sie im Wettspielbetrieb. Gerüchten zufolge war der Fleischergeselle auch nach 1945 im Zirkus aufgetreten. Von wegen „Indianer spüren keinen Schmerz“, Otto spürte überhaupt keinen, der war knallhart und steckte alles weg, jede Verletzung. Er war aber nicht nur der harte Pauker. So in der Adventszeit oder schon im neuen Jahr spendierte er manchmal seinen Weihnachtsstollen für seine geplagten Schüler, mit deren sportlichem Ausbildungsstand er selten zufrieden war. Die offizielle Hausmeisterfunktion übte seine Frau aus, aber dass Otto die Halle als sein Privateigentum betrachtete und nicht als kommunales Objekt ist dem Leser sicherlich verständlich. Zudem sind Hausmeister vom alten Schlage nahezu alle autoritär. Aus der Retrospektive sagen wir beide aber: Der Schuljugend hat es kaum geschadet.

Auf dem Freigelände ist 1957 – als Tennis noch als elitär und da und dort als reaktionär-bürgerlich galt und für den Sozialismus keine so richtige Verwendung hatte. Der Grund war sicherlich darin zu suchen, dass Tennis keine olympische Sportart und damit kaum förderwürdig war. Aber es gab einen Stadtratsbeschluss und eine Tennisanlage entstand. Es wurde sehr viel Eigenleistung „investiert“. Die Tennissportler haben knapp sechs Jahrzehnte das Sportleben der Kreisstadt wesentlich belebt, auch in der Kinder- und Jugendarbeit.

Heute, am 13. Dezember 2016, wurde das historische Gebäude durch einen Großbrand zerstört. Die vier Bewohner des angrenzenden Wohnhauses konnten in Sicherheit gebracht werden, sind nun obdachlos und haben alles verloren.
Der einzige Bewohner der Turnhalle kam in den Flammen ums Leben.

Die Stadtverwaltung bittet um Geld- und Sachspenden. Auch Frau Schildburg und Herr Hausen werden sich daran beteiligen.

Es wurde bei der Sparkasse ein Spendenkonto eingerichtet:
IBAN: DE1084 0540 4011 0000 5664
BIC: HELADEF1HIL
Verwendungszweck: Wohnhausbrand Mitzenheim Str. 20





















12. November 2016

Die Stadt leidet unter der Attraktivität …“
und unter unattraktiven Geschäften blüht die Stadt auf –
Vermutlich sind wir alle doof!

Seltsam, was Herr Genosse Steffen Harzer als Kommentar zum „Freies Wort“-Artikel „In Sachen Parkplätzen noch jede Menge freie Spitzen“ vom 10.11.2016 im Internet schreibt.

Wer Steffen Harzer ist? WIKIPEDIA und der Landtag des Freistaates Thüringen schreiben über ihn, dass er 1960 geboren worden ist, dass er Dipl.-Ing. und Verwaltungsfachwirt ist, dass er „Ein deutscher Politiker (Die LINKE.)“ sei, Landtagsabgeordneter in Thüringen (Listenplatz Wahlkreis 20 Hildburghausen II – Sonneberg II, seinen Sitz hat er in Meiningen Schmalkalden-Meiningen I und II), seit 2010 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der Partei Die LINKE., seit 1990 Mitglied des Kreistages des Landkreises Hildburghausen und Fraktionsvorsitzender, von 1996 bis 2014 amtierte er als Bürgermeister von Hildburghausen und lässt sich heute gerne als „Bürgermeister a. D.:“ titulieren. Im Thüringer Landtag ist er Sprecher für Energiepolitik und Klimaschutz der Fraktion Die LINKE.

Die Frage ist: Was muss man da alles rauchen und trinken, um einen solchen Text zu formulieren? Wir haben uns erlaubt, einige auffällige Kleinigkeiten anzustreichen, es gäbe noch mehr zu sagen, sehr viel sogar.

Wie sagte doch Harzer im Wahlkampf 2014?

Ich bin ein politisch denkender Mensch, der etwas bewegen will“

Richtig, er hat schon viel bewegt – Unmut!

 


30. September 2016

Therese von Hildburghausen - Therese von Bayern -
Theresienfest

 

 

26. Theresienfest - Fernsehauftritt Bürgermeister Holger Obst Rennsteig-TV hat einen großen, fast halbstündigen und informativen Fernsehbeitrag zum Theresienfest in Hildburghausen produziert und schöne Bilder. Richtig gut, viel Geschichte und Geschichten, eine professionelle und attraktive Moderatorin, standesgemäß, und Bürgermeister Holger Obst. Frau Schildburg und Herr Hausen kritisieren und lästern gerne, aber hier gibt es beinahe nichts zu meckern. HO hat das gerne, engagiert und für einen Fernsehlaien sehenswert getan, sogar mit einer Menge witzigem Hintersinn. Eine prima Werbung nicht nur für das Volksfest, mit gutem Blick nach Bayern und einer ausgezeichneten Werbung für das Städtchen. Wir legen hier mal den Link für unserer interessierten Leser ... Viel Spaß beim Fest und einen tollen Tag der Deutschen Einheit wünschen

Frau Schildburg und Herr Hausen

https://vimeo.com/183011399



4. September 2016

Zuchthaus Waldheim im Fernsehen

Unser Leser und Autor Dr. Jörg Bernhard Bilke machte uns aufmerksam auf eine Sendung des mdr am 6. September 2016.

Das Zuchthaus Waldheim in Sachsen, das am 3./4. April diesen Jahres
seinen 300. Geburtstag feiern konnte, ist am Dienstag, 6.September
um 22.05 Uhr im MITTELDEUTSCHEN FERNSEHEN (MDR) zu sehen.
Die Sendung heißt „Waldheim – Geschichte eines Gefängnisses“ und
dauert bis 22.50 Uhr.

Ich werde dort, gemeinsam mit meinem Mithäftling Hartmut Brix aus
Leipzig, interviewt. Das war im Spätsommer 2015.
Das ist jetzt mein vierter Auftritt im Fernsehen, der erste war am 25.
August 2014 in den ARD-TAGESTHEMEN. Anlass war der 50. Jahrestag
des Beginns des Häftlingsfreikaufs.

Ich wurde am 25. August 1964 in einer Gruppe von 800 Häftlingen
freigekauft. Für uns wurden von Bonn 32 Millionen Westmark an die
DDR-Regierung gezahlt, mein damaliger Wert: 40 000 Westmark. Die
Bundesregierung hat zwischen 1964 und 1989 insgesamt 33 755
DDR-Häftlinge freigekauft und 3,4 Milliarden Westmark dafür
gezahlt. Aber der Sozialismus ist dennoch zusammengebrochen!

JBB.



28. August 2016

 



Frau Schildburg und Herr Hausen meinen,

dass dem Artikel in „Freies Wort“ vom 26.082016

nichts mehr hinzuzufügen ist.

Verantwortung für den Heimatkreis ist angesagt.

Nutzen Sie bitte die Unterschriftensammlung

CDU macht mobil gegen Gebietsreform

Die CDU setzt sich an die Spitze, wenn es um eine Unterschriftensammlung gegen das Vorschaltgesetz zur Thüringer Gebietsreform geht.

Wie aus der Kreisgeschäftsstelle der CDU in der Oberen Marktstraße 40 in Hildburghausen zu hören ist, können die Unterschriftsbögen auch direkt in der Geschäftsstelle ausgefüllt werden. Ab sofort bis einschließlich 25. September haben interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, mit ihrer Unterschrift den Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens für den Gesetzentwurf zur Aufhebung der Regelungen des Vorschaltgesetzes zur Durchführung der Gebietsreform in Thüringen durch den Verein „Selbstverwaltung für Thüringen e.V.“ zu unterstützen. Die CDU-Landtagsabgeordnete Kristin Floßmann wird zudem an folgenden Tagen mit einem Informationsstand auf dem Markt vertreten sein und bei dieser Gelegenheit auch Fragen der Bürger beantworten:

Dienstag, 30. August von 9 bis 12 Uhr,

Donnerstag, 8. September von 9 Uhr bis 14 Uhr,

Donnerstag, 15. September von 9 bis 14 Uhr,

Donnerstag, 22. September von 9 – 14 Uhr

Nutzen Sie auch diese Meldung, um Ihre persönliche Meinung
zum geplanten Ereignis auf dieser Seite abzugeben.



14. August 2016

Erfüllungsgehilfe der Staatsmacht

Zum Tod Hermann Kants am 14. August 2016

Knapp zehn Wochen nach seinem 90. Geburtstag (14. Juni) verstarb der DDR-Schriftsteller Hermann Kant am 14. August 2016 in einem Krankenhausbett in Neustrelitz/Mecklenburg. Seine in Köln lebende Biografin Linde Salber war in der Stunde seines Todes am Sonntagmorgen bei ihm. Seit Jahresbeginn lebte er in einem Altersheim in Neustrelitz, nachdem er in seinem Haus im Vorort Prälank, wo nur ein Zimmer beheizbar war, in der Nacht gestürzt und bis zum Morgen hilflos liegen geblieben war. Seine Fernseher hatte er, bei immer schlechter werdenden Augen, wegräumen lassen. Seine 2015 veröffentlichte Erzählung „Ein strenges Spiel“ hatte er als sein letztes Buch bezeichnet.
Hermann Kant, ein mit Kulturpreisen, darunter zweimal der „Nationalpreis“ und zweimal der „Vaterländische Verdienstorden“ überhäufter „Staatsdichter“, hat DDR-Literaturgeschichte geschrieben, als Verfasser der drei Romane „Die Aula“ (1965), „Das Impressum“ (1972) und „Der Aufenthalt“ (1977), und zugleich, in der Nachfolge von Anna Seghers, als zweiter und letzter Präsident des DDR-Schriftstellerverbands 1978/90, der im Auftrag seiner Partei den DDR-Sozialismus kritisierende Kollegen bedrängte, beschimpfte und ins westdeutsche Exil trieb. Dem Lyriker Reiner Kunze hat er bei dessen Ausbürgerung nach Bayern am 13. April 1977 nachgerufen: „Kommt Zeit, vergeht Unrat!“, ohne sich jemals dafür entschuldigt zu haben, auch nach dem Mauerfall 1989 nicht.
Die Tragik des gelernten Elektrikers Hermann Kant, dem es nach Krieg und vierjähriger Gefangenschaft in Polen vergönnt war, an der „Arbeiter- und Bauernfakultät“ in Greifswald das Abitur abzulegen und bei Alfred Kantorowicz in Ost-Berlin Germanistik zu studieren, bestand darin, dass er, der seit 1962 Schriftsteller war, 1978 zum Kulturfunktionär aufstieg. Damit war ein ständiges Spannungsfeld zwischen Hermann Kant, dem Schriftsteller, und Hermann Kant, dem Staatsdiener, eröffnet, das bis zum Mauerfall nicht entschärft werden konnte. Denn nun war er verpflichtet, die Anweisungen der Partei, die der Literatur einen „gesellschaftlichen Auftrag“ zugewiesen hatte, bedingungslos umzusetzen.
Und selbstverständlich war Hermann Kant, was schon zu DDR-Zeiten die sozialistischen Spatzen von den volkseigenen Dächern pfiffen, unter dem Decknamen „Martin“ auch „Inoffizieller Mitarbeiter“, also Zuträger, der „Staatssicherheit“, vom 5. März 1963 bis 9. April 1976. Das war karrierefördernd, wurde aber von ihm bis zuletzt hartnäckig bestritten, obwohl die Beweislast erdrückend war. Warum nur? Sollte es ihm nicht eine Ehre gewesen sein, dem „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ auch auf diesem Feld zu dienen? Der Literaturkritiker Karl Corino hat in seinem Buch „Die Akte Kant“ (1995) auf 509 Seiten entlarvende Dokumente versammelt, und Joachim Walther führt in seinem Buch „Sicherungsbereich Literatur“ (1996) über 50 Belegstellen an.
Gelegentlich hatte Hermann Kant, das soll nicht verschwiegen werden, selbst Schwierigkeiten mit der Literaturpolitik seines Staates. Sein zweiter Roman „Das Impressum“ (1972) über den erstaunlichen Aufstieg David Groths vom Laufburschen einer Zeitung bis zum Chefredakteur, der dann zum Minister berufen wird, wurde 1969 in der FDJ-Zeitung „Forum“ vorabgedruckt, konnte aber erst drei Jahre später als Buch erscheinen, weil von einem anonym bleibenden Zensor im SED-Politbüro eine harmlose Passage als „gesellschaftskritisch“ gewertet worden war. Als er 1978, frisch im Amt des Verbandspräsidenten, dem Leipziger Schriftsteller Erich Loest eine zweite Auflage seines Romans „Es geht seinen Gang“ (1977) verschaffen wollte, sprach er forsch bei Erich Honecker vor und drohte mit Rücktritt, was ihm harte Parteischelte eintrug.
Zur „Gesellschaftskritik“ ist es aber später doch noch gekommen, in den beiden Erzählungsbänden „Der dritte Nagel“ (1981) und „Bronzezeit“ (1986). Hermann Kant, dialektisch geschult, konnte dort mit unbequemen Themen DDR-Kritik üben, wobei er immer im Rahmen des gerade noch Erlaubten blieb. Im „dritten Nagel“ beispielsweise nahm er sich die DDR-Mangelgesellschaft vor, wo verbotene Bücher gegen frische Brötchen bei einem Privatbäcker und Karten für den Opernball gegen den Termin für eine Trauung getauscht werden. Das ist gekonnt erzählt und offenbart, dass er die DDR-Gesellschaft und ihre Ausweglosigkeit kannte, ohne sie tiefer ergründen zu wollen.
Schließlich war er, auch das muss erwähnt werden, schon in jungen Jahren hartgesottener Kommunist, der nicht davor zurückschreckte, als ABF-Student drei Kommilitonen mit anderen Meinungen bei der Besatzungsmacht zu denunzieren, was zu deren Verhaftung und Verurteilung führte, in einem Fall zur Verschleppung in ein russisches Arbeitslager. Auch das hat er, obwohl es Zeugen gab, bis zuletzt bestritten.

Jörg Bernhard Bilke



5. Juli 2016

BLITZ! das bekannte Stadtmagazin für Erfurt, Jena und Weimar hat sich am 15. Juni 2016 unseres Lorz angenommen. Das freut die beiden Herausgeber Ines Schwamm und Hans-Jürgen Salier, die beiden Macher der Homepages www.dunkelgraefinhbn.de und www.schildburghausen.de sehr. Manche Leute wissen eben, dass Hildburghausen nicht hinter, sondern vor den Bergen liegt.

Danke an BLITZ! (Redaktion: eMail. thueringen@bltz-world.de)






 


8. Juni 2016
Die arme verwaiste „Sophia Botta“?

Einige Leser haben uns gebeten, wieder etwas mehr zum Thema Dunkelgräfin zu veröffentlichen.Das wollen wir gerne tun. Immerhin sind fast zwei Jahre vergangen, nachdem man das Geheimnis spektakulär gelüftet hat und
plötzlich einige Ungereimtheiten zutage treten, auf die wir nicht alle an dieser Stelle eingehen können.
Nach der wohl weniger erfolgreichen Wissenschaftsdokumentation des mdr war man nun europaweit auf der Suche nach möglichen Verwandten mit dem Namen Botta,um mit ihnen die außergewöhnliche DNA abzugleichen,
die man aus der Dame im Grab am Stadtberg erhalten hat. Natürlich Fehlanzeige! Bei einigen betroffenen Personen folgten schlaflose Nächte, glaubten sie doch tatsächlich eine Weile,sie wären plötzlich mit
einer Königstochter verwandt. Weiterhin kursierte die Hypothese, Leonardus Cornelius van der Valck hat an einer schleichenden Geisteskrankheit gelitten und die Dunkelgräfin wurde sein zufälliges Opfer. Was für ein Nonsens!
Sicher existiert kein Tagebuch van der Valcks oder des Pfarrers Kühner, doch es gibt einen Augenzeugen, Dr. Karl Kühner, Sohn des Hofpredigers und Pfarrers von Eishausen,Heinrich Kühner, der im Jahr 1852, also
sieben Jahre nach dem Tod des Dunkelgrafen(1769 – 1845, Leonardus Cornelius van der Valck) und 15 Jahre nach dem Ableben der Dunkelgräfin (1778 – 1837, Madame Royale) folgendes Zitat niederschrieb. Er kannte
wie kein anderer die Geheimnisvollen von Hildburghausen und im Schloss Eishausen. Kühner schrieb u. a. in seiner Schrift:

Nehmen wir hiernach die Erklärung des Grafen für wahr an, und also auch die Angabe, dass die Verstorbene arm, von unbedeutendem Stande gewesen und keine Verwandten habe, so ist zwar sehr begreiflich, dass niemand zum Antritt der Erbschaft der Dame sich meldete. Aber wenn sich irgend Personalien erfinden lassen, welche die Lebensweise der Dame unerklärlich erscheinen lassen, so sind es eben die von dem Grafen erklärten Umstände. Eine arme, bürgerliche, vater- und mutterlose Waise, die keinen Verwandten mehr in der Welt hat – diese wird in das verzauberte Schloss geführt, mit Verehrung und zartester Aufmerksamkeit wie die Herrin desselben behandelt und mit einem unsäglichen Aufwand von großartigen Mitteln, mit einer, das ganze Leben des Mannes absorbierenden Resignation von diesem dreißig Jahre lang vor den Augen der Welt gehütet, wie ein kostbares Kleinod, das, der Welt geraubt, jeden Augenblick in Gefahr steht, entdeckt und wieder zurückgefordert zu werden. Die arme Waise, nach der niemand fragt, wird gehütet wie eine entführte Königstochter!
Das soll also die verwaiste Sophia aus Westphalen gewesen sein, die im Jahre 1810 auf der Wiese in Eishausen hinschwebte und den »Herrn« wie einen »Diener« hinter sich hatte? Und der Herr hinter ihr, der stolze, feurige Graf, der sie, den Hut unter dem Arm, in den Wagen hebt, ist ihr Wohltäter, ihr Erretter? Die arme Waise, zu der niemand sich bekennen will, obschon alle Tuben der Journalistik nach ihren Verwandten rufen, – also sie ist es, die man selbst vor den Augen der Bäuerinnen von Eishausen verbergen musste, als ob jede derselben ihr Geheimnis entdecken könnte?!
Der Schlüssel, den der Graf uns zu dem Geheimnis der Unbekannten gibt, bricht ab, sobald wir ihn gebrauchen wollen, und die dunkle Pforte, hinter der die Geheimnisvolle lebte und starb, schließt sich nur noch fester.
Wenn ich, wie ich so gern möchte, an der Wahrheitsliebe des Grafen nicht zweifeln soll, so bleibt mir nur übrig, die sachlichen Personalien, die er für die Dame freiwillig angab – nämlich, dass sie eine Waise sei und ohne Verwandte, – buchstäblich oder in bildlichem Sinne für wahr zu halten, den Namen Sophia Botta, aber nicht für den ursprünglichen, sondern für einen, in früherer, verhängnisvoller Zeit auf die aus dem Verzeichnis der Lebenden gestrichene Frau übertragenen und von ihr angenommenen Namen.

(Der Text wurde der modernen Rechtschreibung angepasst.)

Die Wissenschaftler kannten womöglich die Schrift nicht, dann hätten sie sich o.g. Wege sparen können.

Übrigens, wer sich überdies noch dafür interessiert: Wir haben nachfolgend ein paar Fakten dazu aufgeschrieben und können unseren Lesern und den Interessierten am Schicksal der Madame Royale mitteilen, dass wir demnächst den kompletten Kühner-Text auf unseren beiden Homepages veröffentlichen. Ausgangspunkt der Dunkelgräfinnen-Forschung ist und bleibt niemand anders als Dr. Karl Kühner, der nicht wissenschaftlich blind in der Thematik herumgestochert hat, wie das reichlich anderthalb Jahrhunderte später noch geschieht – in einer Gesellschaft mit den vielen Krimi-Macken.

1852 ist bei Philipp Reclam, Leipzig, anonym erschienen Dr. Karl Kühners Schrift „Die Geheimnisvollen im Schlosse von Eishausen“ in der Reihe „Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen“. Herausgegeben hat die Arbeit Professor Dr. Friedrich von Bülau (1805 – 1859). Hierbei handelt es sich um die erste ernsthafte Quelle zur Dunkelgrafen-Forschung.

Dr. Karl Kühner (1804 – 1872), der Sohn des Hofpredigers und Eishäuser Pfarrers (1772 – 1827) und Schwiegersohn des Arztes Dr. Carl Hohnbaum verfasst mit dem Text eine klassische Verteidigungsschrift über „Die Geheimnisvollen im Schlosse von Eishausen“. Das Maß ist für ihn voll, wie der Dunkelgraf in einer Vielzahl von irrwitzigen Schriften und Gerüchten bloßgestellt bzw. verleumdet wird. Er hat das Geschehen um das geheimnisvolle Paar von Kindheit an mit wachem Verstand verfolgt, und er schreibt„Ich werde stets der Spur der Wahrheit zu folgen suchen und in das Gebiet der Dichtung und Sage, so nahe es hier auch an die Wirklichkeit grenzt, nirgends abschweifen.“

Er veröffentlicht seine Schrift nicht sofort, sondern erst sieben Jahre später nach dem Tod Van der Valcks und dann auch noch anonym in der 1852 erschienenen Reihe „Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen“ von Friedrich Bülau. Er möchte verhindern, „noch Lebende schmerzlich zu berühren“.

Dem Text von Kühner kann man ernsthaft folgen, die Anonymität hat er nicht nötig. Er ist 41 Jahre alt, wirkt als Superintendent und leitender Direktor des gesamten Schulwesens im einstigen Fürstentum Saalfeld, der spätere Direktor der „Frankfurter Musterschule“ und Präsident des „Frankfurter Schulreform-Versuchs“.

Die Geheimnisvollen im Schlosse



5. April 2016

Lorz Schüßler - Der Retter von Hildburghausen



Titelbild: Sebastian Vrancx (1573–1647),
Soldaten plündern einen Bauernhof
während des Dreißigjährigen Krieges, 1620,
Öl auf Holz, Deutsches Historisches Museum, Berlin,
© DHM / Bridgeman Images

Neuerscheinung

Friedrich Sack

Lorz Schüßler

Der Retter von Hildburghausen

Ein Roman aus Franken in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Herausgegeben von Hans-Jürgen Salier und Ines Schwamm

In den deutschen Landen tobt unbarmherzig der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648). Söldner plündern und verwüsten ganze Landstriche. Die Menschen in den Städten und Dörfern leiden unter den Gräueltaten der brutalen Soldateska. Auch der Stadt Hildburghausen droht größte Gefahr, als im Jahre 1632 die kaiserlichen Truppen gegen die mit Schweden Verbündeten vorrücken. Ratsherr Lorz Schüßler († 1633), Stadtfähnrich und Tuchwebermeister, stand selbst einst im Dienst der Kaiserlichen. Seinem Geschick und dem puren Zufall ist die Rettung der Stadt Hildburghausen zu verdanken.

Friedrich Sack schrieb diesen Roman zum Hildburghäuser Stadtjubiläum 1924. Von dem damals gedruckten, aber nicht verbreiteten Buch hat sich nur ein Exemplar erhalten. Beinahe wäre diese kenntnisreiche, aufregende, herzbewegende und spannende Geschichte versunken.

 ISBN 978-3-943539-65-3
Softcover 12 × 19 cm
258 Seiten
1. Auflage 2016
Preis: EUR 13,90

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Salier Verlag Leipzig und Hildburghausen

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Leipzig Tel. 0341 / 306 75 60
Fax 0341 / 306 75 61
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Leseprobe 1. Kapitel:

Der Schuss zerriss jäh die Mittagsstille des sonnigen Septembertages. Der Nachhall rollte an der Stadtmauer hin und zerbrach sich an dem zerfallenen Gemäuer der Kapelle Unserer Lieben Frauen auf dem Baumgarten auf der Straße in Richtung Eisfeld. Der Schütze stand unweit der Werra in wild aufgeschossenem Birken- und Erlengestrüpp. Noch sandte sein Handrohr einen dünnen Rauchfaden gegen den blauen Himmel. Leicht beugte sich der Mann vor, als wolle er der Kugel nachschauen. Im Zielpunkt seines Blicks lag auf dem grünen Rasen ein Kroat, wälzte sich von einer Seite auf die andere, schlug ein paarmal krampfhaft mit den Armen um sich und lag dann still. In einiger Entfernung brach der Genosse des Gefallenen in eiliger Flucht durch das Buschwerk, bald sich duckend, bald springend und laufend und verstörte Blicke rückwärts sendend. Nach einer Weile war er verschwunden.
Hundeblut, verdammtes!“, knurrte der Schütze hinter ihm her. Ein böses Grinsen strich über sein zerfurchtes Gesicht; er schulterte seine Muskete und ging langsam, müde, gleichgültig auf sein Opfer zu. Der da lag, war ein wüster abgerissener Geselle. Das Einzige, was tadellos an seiner Bekleidung war, waren seine neuen hohen gelben Stiefel. Er mochte sie wohl erst vor kurzem erbeutet haben, so wenig standen sie im Einklang mit seinem abgenutzten, zerschlissenen, löcherigen und schmutzigen Gewand. Mit einiger Neugier und mit so viel Nachdenken, als Ottokar Zelenka, der Flurschütz des Städtleins Hildburghausen in der fränkischen Pflege Coburg, aufbringen konnte, betrachtete der den Toten. Einen kurzen Augenblick zuckte es wie eine Erinnerung in ihm auf, dass er selber vor noch nicht langer Zeit nicht gerade bedeutend von jenem Verschiedenen gewesen war. Aber die Spur einer Gemütsregung war rasch und vorübergehend. Wenn er, der heimatlose Böhme, ein Fleckchen gefunden hatte, wo er in Ruhe sein nahendes Alter erwarten konnte, wenn er jetzt Amt und Brot und Unterschlupf hatte, so fiel es ihm leicht, mit dem fertig zu werden, was hinter ihm lag. Konnte er doch dazu, was für ihn viel bedeutete, den ganzen Tag in freier Luft durch Wald und Feld streifen und seinem Hang zur Ungebundenheit, soweit es ein gestrenges Ratskollegium erlaubte, nachgehen. Dass er den Kroaten da niedergelegt hatte, gehörte seiner Meinung nach mit zu seinem Handwerk. Er nahm dem Toten Gewehr und Messer ab, leerte ihm kaltblütig die Taschen, vergaß auch nicht, ihm die Stiefel auszuziehen und schleifte die Leiche dem Fluss zu. Langsam rollte sie vom Ufer ins Wasser, nachdem der Flurschütz mit einem Fußstoß diese Bewegung hervorgerufen, und verschwand in der Strömung. Dem zweiten Strolch nachzulaufen, wäre aussichtslos gewesen. So knüpfte Zelenka seine Ziege vom Pfahl los, wo sie geweidet hatte, und führte sie am Strick der Stadt zu. Widerwillig trottete die Geiß hinter ihm her, dumm in die Welt glotzend. Man konnte freilich von ihr nicht verlangen einzusehen, dass sie eben ein Menschenleben gekostet hat.
Als sich der Flurschütz dem Oberen Tor näherte, ließ er die Stiefel des Kroaten aus der Hand gleiten, so dass sie hinter einen Busch fielen; seine Miene wurde gleichzeitig demütig und unterwürfig. Er nahm den breitrandigen Filzhut vom Haupt und ließ sich die Sonne auf den blanken Schädel scheinen. Aus dem Tor kam ihm der Meister Lorenz Schüßler entgegen, als Ratsherr sein Vorgesetzter.
Es ist ein Schuss gefallen, Böhm. Bist du das gewesen?“ Barsch und herrisch klang die Frage, doch hielt der Flurschütz, ohne zu blinzeln, den Blick des Gestrengen aus.
Meine Heppel, Herr!“, erwiderte er in klagendem Ton, „zwei Kroaten, Pan Kapitano. Sie wollten ihr gerade an den Hals. Den einen habe ich mit Kraut und Lot erledigt, der andere ist über den Läusberg davon.“
Zwei Kroaten. Da sind noch mehr von der Art nicht weit. Es hat also seine Richtigkeit, dass Isolani in die Länder des Herzogs eingebrochen ist. – Aber, weißt du, was du getan hast, Kerl? Das ganze Wespennest hast du uns auf den Hals geladen. Eine hirnverbrannte Dummheit übrigens, den andern Spitzbuben laufen zu lassen! Wo hast du den gelassen, dem du das Halunkenleben ausgeblasen hast?“
Der schwimmt in der Werra.“
Was weißt du noch von ihm? Meine, wirst doch seinen Kadaver auf Herz und Nieren geprüft haben?“
Wohl, habe was bei ihm gefunden.“
Ein paar neue Stiefel! Ein andermal musst du fixer sein, Otto, wenn du etwas verschwinden lassen willst. Nimm sie nachher nur ruhig auf und trag‘ sie heim.“
Zelenka zog eine Grimasse. Dann öffnete er seinen zahnlückigen Mund wieder: „Noch was mehr“, und krabbelte in seiner Tasche.
Nachher! Brings in meine Wohnung. Wir müssen eine Niederschrift machen. Von Amts wegen. – Übrigens“, der Ratsherr, der sich schon halb zum Gehen gewandt hatte, drehte den Kopf noch einmal nach dem Flurschützen hin, „ich bin dein Kapitano nicht. Ich will das nicht mehr hören. Vergangene Zeiten. Je weniger du mich daran erinnerst, umso besser. Weiß ich doch eigentlich wahrlich nicht, welcher Teufel mich geritten hat, dich als dauerndes Momento mit hierher zu schleppen und hier zu behalten.“
Mürrisch ging er nach der Stadt zurück. Zelenka gab der Ziege einen Ruck mit dem Seil und folgte dem Ratsherrn in einer achtungsvollen Entfernung.
Der Ratsherr und Tuchmeister Lorenz Schüßler bewohnte ein stattliches Haus am Oberen Tor. Geschlechter von Schüßlern hatten dort schon gehaust. Trotzig und selbstbewusst, wie sie gewesen, reckte sich das Gebäude auf. Die Schüßler schienen von jeher mehr als bloß Kleinbürger einer Landstadt. Es ging die Überlieferung, sie seien adliger Herkunft, und ein Ahne habe einst das Amt eines Erbküchenmeisters am Hofe eines der alten Kaiser begleitet, und daraus wollte man den Familiennamen ableiten. Magister Klemens Faber von der großen Schule hatte lange Zeit dieser Sage nachgeforscht und das Ergebnis seiner Untersuchungen in einem lateinischen Traktat niedergelegt. Meister Christian Schüßler, der Großvater, des jetzigen Ratsherrn, hatte ihm das in seinen Worten und mit einer stattlichen Verehrung gedankt, das Schriftstück dauerhaft in Leder binden lassen und es in eine Lade versenkt, wo es mit anderen Familienschätzen ruhte. Das dünkte ihm gut und erbaulich, aber der praktische Mann vertraute mehr dem eigenen Wert und der persönlichen Tüchtigkeit als nebelhaften Geschichten aus alter Zeit, wenngleich er es, etwa an friedlichen Sonntagnachmittagen, angenehm empfand, dass seine Mitbürger von den Forschungen des gelehrten Herrn wussten und die alten Geschichten einen gewissen Nimbus um ihn und sein Haus verbreiteten. Das Gebäude am Oberen Tor behauptete seinen Vorrang vor den niedrigeren Nachbarhäusern auch dadurch, dass es ein Untergeschoss aus steinernen Quadern hatte und dass es mehrere Schuh in die Straße vorgerückt stand. Gemildert wurde diese Würde in etwas durch die kunstvoll und freundlich geschnitzten und bemalten Balken und nicht zuletzt auch durch den doppelsinnigen Vers, den man – der Verstehende schmunzelnd – an dem oberen Schwellbalken in goldener Schrift las:

Gott gebe allen, die mich kennen,
Zehnmal mehr, als sie mir gönnen.

Lorenz Schüßler ging durch das breit gewölbte Tor, das rechts und links zwei steinerne Sitze für geruhsame Abendstunden aufwies. Schon lange waren sie nicht mehr in Benutzung. Als Kind hatte Lorz hier gesessen, dann war die große Unruhe in das Reich gekommen, er selbst war draußen in der Fremde gewesen, und nach der Rückkehr hatte er weder Sinn noch Muße für Feierstunden dieser Art. Unrast lag überdies den Schüßlern im Blute; auch seine Vorfahren hatten weniger Zeit als andere Bürger auf den Steinplätzen neben dem Tor zugebracht. Daran dachte jetzt Lorenz, als er den breiten und geräumigen Hausehrn durchmaß, die Treppe hinan schritt und oben die Tür zur Wohnstube öffnete. Wohl war es ihm gelungen, das väterliche Geschäft wieder leidlich in Gang zu bringen, soweit das in den unsicheren Zeiten möglich war, wohl hatte er sich auch allmählich bei seinen Mitbürgern durchgesetzt, nachdem er Zweifelsucht, Spott und Misstrauen bei ihnen überwunden, wohl war ihm auch schließlich als Glied einer der angesehensten Familien der Stadt Sitz und Stimme im Rat zuteil geworden, aber im Innern hatte er sich noch nicht zu der Ruhe eines behäbigen Bürgers durchzuringen vermocht, und, wie er sich kannte, würde das auch nie der Fall werden. Gewiss hatte er seine Partei und seinen Anhang in der Stadt, aber er liebte sie nicht. Denn darüber war er sich klar: Was sie in ihm suchten, das war etwas ganz anderes, als wozu er Lust und Neigung hatte. Sein Anhang war die Partei der Unzufriedenen und Neuerungssüchtigen. Freilich waren unter ihnen, unter dem unklaren Gemisch von Narren, Nörglern und Fantasten, auch die Feuerköpfe, die Leute von Mut und Entschlossenheit, und um ihretwillen musste man sich mit dem anderen Schwarm abfinden. Lorenz Schüßler wurde es oft zum Vorwurf gemacht, dass er sich zum Fürsprecher aller vorwitzigen und unbotmäßigen Leute mache, aber er konnte sich nimmer zu der Überzeugung bekehren lassen, dass in der Verwaltung der Stadt und in allen städtischen Angelegenheiten alles so bleiben müsse wie bisher, nur weil es schon zu Großvaters und Urgroßvaters Zeiten so gewesen war. Um das zu begreifen, dazu hatte er zu viel von der Welt gesehen, sein Blick war weit über den heimischen Kirchturm hinaus gegangen und hatte größere Gesichtspunkte erfasst, als sie in Hildburghausen gang und gäbe waren. Er war auch nicht willens, mit seinen Erfahrungen und Überzeugungen hinterm Berge zu halten, auch nicht dem Bürgermeister Waltz gegenüber. Weder Knüppelschläge noch Nadelstiche konnten ihn davon abbringen. Mit beiden hatte man es seither weidlich gegen ihn versucht.
Unter solchen Gedanken schritt Lorenz Schüßler in sein Gemach. Entschlossen war er nach wie vor, und hart setzte er die Zähne aufeinander. Doch schwand das grimme Lächeln bald wieder und machte einem verdrossenen Ausdruck Platz. Denn Schüßler war in die Stube getreten und sah gerade mit dem ersten Blick, wie die Sonne helle Lichter auf das Bild einer jungen Frau an der Wand warf. Unter dem brennenden Strahl schimmerte das blonde Haar des Konterfeis genauso wie es das in Wirklichkeit tat, und diese Verstellung quälte den Eintretenden. Einen raschen Schritt tat er auf das Bild zu, nahm es von der Wand und schob es hinter einen großen eichenen Schrank. Sein Haus war leer. Frau Elisabeth Schüßler war seit einigen Tagen mit den beiden Kindern zu ihrem Bruder Michael Kob auf den Häfenmarkt gezogen. In früheren Zeiten hätte ein solches Vorkommnis größtes Ärgernis erregt, aber die Sitten waren durch die lange Kriegszeit schon überall locker geworden und wenn auch der Ehezwist im Hause Schüßler an den Schenktischen, in den Kammern und Gesindestuben gehörig durchgehechelt wurde, dem äußeren Ansehen Schüßlers hatte die Tatsache nicht viel geschadet. Sein Gewerbe, die von seinem Vater ererbte Tuchweberei, war er schon vorher gewohnt gewesen, alleine zu versehen und die jetzt so wenigen Gesellen in Zucht zu halten, und für den Haushalt sorgte die alte Anne, ein Erbstück der Familie.
Als Schüßler das Bild weggestellt hatte, knurrte er noch einiges in den braunen Spitzbart, und die Farbe seines Gesichtes wurde um einen Ton röter. Der Ratsherr ließ sich auf die Eichenbank im Fensterwinkel nieder, rief nach Anne, ließ sich Brot und Wurst bringen und verzehrte sein Abendmahl in dieser wenig anspruchsvollen Weise. Dann rückte er sich den Tisch näher heran und griff unter die Bank. Dort stand ein Zinnkrug mit Frankenwein bereit, den der Einsame mit Wucht auf den Tisch setzte. Er holte sich aus dem Schrank ein venezianisches Spitzglas her und schenkte sich ein. Gut saß es sich so in der Spätnachmittagssonne auf der Bank, während der goldig klare Wein, drüben am Main gewachsen, in dem seltenen und kostbaren Beutestück funkelte. Heiter aber wurde dem allein Zechenden keineswegs davon.
Wie aus dem Wein und aus dem Glas die Erinnerungen aufstiegen! Ja, wie ehedem mit guten Gesellen über die Heide reiten! Wegwerfen diesen ganzen muffigen Plunder von Spießbürgerlichkeit, diese schäbig feilschende, zeternde Gesellschaft hinter sich lassen und wieder ein Ross zwischen die Schenkel nehmen, sich Degen und Pistolen von der Wand da drüben herunterlangen! Lorz Schüßler richtete sich vom Tische auf. Stattlich und stark war er, in der Blüte seiner Jahre. Nicht hatte er sich vom Alltäglichen unterkriegen lassen. Kühn geschnitten und verwegen war immer noch das Antlitz. Dazu hatte er den Schnitt seiner Kleidung bald kriegerisch gelassen. Nur das Faustrohr in die Hand und den wohlverwahrten Degen umgeschnallt, und er konnte in jedem Heerhaufen wieder mitreiten wie einst. Konnte er? Mit der Hand fuhr er nach dem Herzen und sank auf die Bank zurück. Es war, als höre er aufmerksam in sich hinein.
Es klopfte an die Tür, nachdem draußen auf der Treppe schwere Schritte gepoltert. Auf Schüßlers Geheiß zum Eintreten schob sich geduckt der Flurschütz Otto Zelenka ins Zimmer. Schüßler stand auf, schritt ihm entgegen und packte ihn vorn am Wams mit so hartem und heftigem Griff, dass der alte Landsknecht in eine Verlegenheit verfiel und etwas aus der Fassung geriet. Er sah den Ratsherrn verwundert an.
Komm her, Kamerad, und trink, alte Kriegsgurgel! War schließlich doch nicht das schlechteste Stück, dass ich dich auf der Heimkehr damals im Graben auflas, so ein großer Halunke du auch gewesen sein mochtest. Dein Schuss draußen vor dem Tor hat in mir alle Geister aufgeweckt, nur dass ich noch nicht weiß, ob es gute oder böse sind. Was meinst du wohl dazu, wenn wir beide wieder reiten würden?“ Und Lorenz Schüßler nahm von der Wand die Pistole und den Degen und gürtete sich. Der Flurschütz machte zu diesen Zurüstungen eine hilflose Gebärde.
Heute und alle Tage, Kapitano“, druckste er, wenn … ich nur könnte. Bin ich doch ganz der Eure und schulde Euch Leben und Brot. Aber mich hat’s gepackt. Der alte Schuss von Wiesloch sitzt noch im Knie, und jetzt bin ich froh, wenn es mir möglich ist, am Tag die Gemarkung zu durchstreifen. Gestern erst wieder im Pfaffengrund …“
So bleib‘ halt daheim, alter Kracher und melk‘ deine Geiß! – Doch genug davon. War nur eine Idee.“ Und er legte die Waffen auf den Tisch. „Was sollte ich auch mit dir? – Also, um auf das zu kommen, was dich hierher geführt. Du hast also heute den Kroaten abgetan. Was war mit dem Kerl?“
Ein Lump, Meister Schüßler, wie alle seinesgleichen. Vielleicht wollte er in die Stadt, um einen Auftrag auszurichten. Unterwegs stieß er nebst seinem Kumpan auf meine Geiß und wollte sie als Beute nebenbei mitnehmen. In seiner Tasche fand ich das da.“
Der Flurschütz legt auf den Tisch ein zusammengefaltetes Schreiben, zerknittert und wenig sauber. Es trug die Aufschrift: „Seiner Gestrengen dem wohlehrbaren Ratsherrn und Meister Laurentius Schüßler zu Hilperhausen.“ Die Hand einer Dame hatte unzweifelhaft die Feder geführt. Mit Befremden blickte Lorenz Schüßler auf den Brief, der aus so eine so absonderliche Weise an ihn gelangt war und wog ihn zweifelnd in der Hand.
Wird sich kein Briefbote wieder nach unserer Stadt verirren, Zelenka“, sagte er, um über seine Verwirrung hinwegzukommen, „wenn sie die Kunde weiter trägt, wie man hier mit deiner Muskete empfangen wird.“ Dann, mit einem plötzlichen Entschluss, riss er den Brief auf und starrte auf den beschriebenen Bogen. Als er zuerst nach der Unterschrift blickte, kam es den großen und starken Mann wie ein Zittern an. Rot flog es ihm übers Gesicht, wieder wie vorhin fuhr die Hand nach dem Herzen und ein seltsames, wildes, unheimliches Leuchten war in seinen Augen. Der Flurschütz beobachtete ihn lauernd, und keines der Zeichen der Aufregung an den Ratsherrn entging seinem spähenden Blick. Lorz Schüßler winkte dem Manne wortlos zu, sich zu entfernen. Doch als dieser eben zur Tür hinausgehen wollte, hielt ihn Schüßler mit einem Zuruf auf. Er musste sich stark räuspern, ehe ihm die Worte kamen: „Was der Kroat da bei sich gehabt hat, das geht keinem weiter etwas an, verstehst du? Keinen weiter als mich. Du weißt nichts von diesem Brief. Der Kroat kam nur auf Partei vor die Stadt und wurde dabei ertappt, als er deine Ziege stehlen wollte. Den Brief mag er ja übrigens auch gestohlen oder gefunden haben. Vielleicht wollte er sich ein Trinkgeld verdienen oder ihn als Vorwand zum Spionieren benutzen. Ich werde selber darüber an den Rat berichten.“
Der entlassenden Handbewegung leistete der Flurschütz schleunigst Folge. Schüssler war wieder allein. Lag der Sonnenschein nicht wie Feuer und Blut auf dem Eichenschrank? „Ich habe vorhin etwas von bösen oder guten Geistern gesagt“, murmelte der Mann vor sich hin, „wie nun, wenn das ein Fingerzeig wäre? Wenn das Schicksal mir winkte?“
Dreimal schritt er vom Fenster nach der Tür und zurück, dann ließ er sich schwer auf der Bank nieder. Dort las er den Brief, den er vorher nur eben überflogen, noch einmal aufmerksam Wort für Wort. Jedes fiel wie ein glühender Tropfen in seine Seele. Wie trunken starrte er auf die Zeilen, aber wohl wusste er, dass das nicht von dem Becher Weines kam. Und immer wieder las er das Schreiben:

Euer Gestrengen! Oder vielmehr: Viel lieber Lorenz!
Wie ich Dich nennen soll und darf, weiß ich jetzo nicht, aber mein Herz jubelt, da sich ein zerrissener Faden wieder knüpfen kann. Dass ich Dich endlich gefunden habe! Sag, kennst Du wohl noch die Pöbbekenmühle und das Städtlein Lutter am Barrenberge? Ich weiß noch die traute Stelle, da die Berge ebenso auf uns niederschauten wie jetzt hier, wo das Kriegsgewitter mit seinem letzten Donnergrollen noch in der Luft lag und wo ein Rittmeister, den ich immer noch nur zu gut kenne, einen Sturm gewagt und obgesiegt hatte. Schöne, glückliche Tage, Lorz! Die einzigen meines Lebens. Was die Jahre auch dazwischen legten, das ist alles, alles hinweggewischt, denn jetzt ist mir der Himmel endlich einmal günstig gewesen. Nur wenige Wegstunden trennen mich von Dir. Du wirst wohl wissen, dass der Generalwachtmeister Graf Isolani in Coburg steht, ingleichen auch Seine Fürstliche Durchlaucht der Herzog von Friedland. Als mich mein Bruder damals hinweggebracht, als ich mich von Dir trennen musste, da habe ich nachmalen mancherlei Unheil und Leid erfahren. Mein liebes Brüderlein ist einen ehrlichen Reitertod gestorben, und ich war vorher schon genötigt, unser Haus in Braunschweig zu verkaufen. Heimatlos bin ich geworden. Doch wer hat jetzt überhaupt noch eine Heimat? Man muss sie in sich selber tragen. Ich musste mir ein neues Leben erwählen und gehöre jetzt den Vielen, deren Heim und Bleibestätte das Leindach eines Wagens oder ein Pferderücken ist. Da und dort hatte ich eine Stätte gefunden. Zuzeiten auch war ich frei wie der Vogel in der Luft. Habe doch aber immer gewusst, was ich mir schuldig war. Seit Jahresfrist reise ich hinter dem Heer des Friedländers her. Die Gemahlin des Generals Isolani, der ich in meiner Bedrängnis einmal bittweis genahet war, hat mich zu sich genommen, und nun bin ich nichts weniger und nichts mehr als ihre Hofdame oder ihre Zofe, wie Du es nennen willst. Seit acht Tagen sind wir aus Bayern hier in Franken eingezogen und seitdem habe ich wieder ein Dach in einem Koburger Bürgerhaus über mir.
In dieser Stadt nun fand ich endlich, wonach ich die ganze Zeit meines Wanderlebens gesucht. Beim Durchblättern von Listen über die Verwaltung der Städte in den koburgischen Landen stieß ich auf Deinen Namen. Du musstest dieser Lorenz Schüßler sein, denn Du hast mir einst selber erzählt, dass Deine Wiege zwischen diesen blauen, friedlichen Bergen gestanden. So drängte es mir die Feder in die Hand.
Mein Laurentius! Mein lieber, lieber Lorz! Wenn unsere Leute in den nächsten Tagen Dein Nest besuchen, dann komme auch ich, und dann wirst Du Dich auf einen Sattel heben und aus Deinem amtsehrbaren Schlaf aufwachen und Deine Fortune wieder da suchen, wo Du schon früher hinter ihr hergejagt bist, und ich, ich werde sie Dir finden helfen.
Was mich betrifft, so werde ich sie alsdann allerdings schon gefunden haben.

Katharina von Duwensee

Es flimmerte vor den Augen des Lesenden, ein Keuchen kam ihm tief aus der Brust. Lockende Bilder stiegen vor seinem Geiste auf. Er sah sich auf schäumendem Rosse durch die Lande reiten, und das helle Haar der feinen Frau neben ihm flatterte ihm ins Antlitz. Erfühlte den Hauch ihres Mundes an seiner Wange. Hinter ihm versanken Flurschützengeißen, die Weinpön, die Holzhändel und das ganze kleinliche Bürgergezänk. Das Buch, den großen Wald, den mochte der Bürgermeister ruhig verkaufen, wie er schon lange geplant. Was ging das alles Lorenz Schüßler noch an? Hinter ihm versanken auch die väterlichen Webstühle. Ihr Poltern und Stampfen vom Hinterhaus wandelte sich ihm zu Rossgetrabe und Kampfgetümmel und dem Lärm des Lagers. Und sein Weib? Ei, sie wollte ihn ja los sein. Und die Kinder? Der Mann am Tisch stöhnte. Auch sie musste er hinter sich lassen. Frei musste er sein, ganz frei! Für die Zukunft der Kinder war gesorgt, nichts von seinem Besitz wollte er in die Fremde nehmen. Durch Rührseligkeit durfte er sich nicht binden lassen. Er überredete sich, dass es auch in diesem Punkt kein Wanken gäbe, nicht geben dürfe. Plan um Plan wälzte sich in seinem Gehirn. Das ganze wilde kriegerische Zeitalter nahm sein unruhvolles Herz gefangen. Alle Bilder lockten nach einem Punkte hin, nach Kampf und Streit, nach Ruhm und Ehre, nach dem Aufstieg zu den höchsten Höhen, und immer war ihm zur Seite jenes Weib, das früher schon einmal in sein Leben getreten war. Lorenz Schüßler fragte heute nicht mehr, was das Schicksal von ihm wolle. Er glaubte es, begriffen zu haben und wollte ihm nicht weiter widerstehen, wenn es ihn im Windgebraus von seiner heimatlichen Stätte davonführen würde. Er fühlte den sinnbetörenden Zauber jungfrischer Wanderjahre und wusste nunmehr, dass der ihm immer in den Gliedern gelegen hatte, dass nicht Weib und Kind, nicht Gewerbe und Amt ihn hatten brechen können.
Der Wein funkelte nach dem Glas, doch es war der letzte Schimmer des Tages. Lorenz Schüßler saß, den Kopf schwer in die Hand gestützt und den bedeutungsvollen Brief vor sich haltend, als das Dämmerlicht längst dem Abenddunkel gewichen war. Ein irrer Laut zitterte ab und zu durch das Gemach: „Käthe! Käthe!“
Es klopfte wieder an die Tür. Lorenz Schüßler ernüchterte sich. „Da klopft mein Widerpart“, murmelte er, „so hat er mein ganzes bisheriges Leben lang geklopft und mir Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ich möchte meinen Kopf verwetten, dass es mir auch jetzt wieder so geht.“ Mit einem bitteren Lächeln der Selbstverspottung ging er zur Tür und öffnete, den Leuchter, auf dem er inzwischen die Kerze entzündet, in der hoch erhobenen Hand.
Draußen stand der alte Ratsdiener Stubenrauch. „Wollet verzeihen, Herr Ratsherr, es ist dunkel auf der Treppe, und ich fand mich nicht gleich zurecht. Der Herr Bürgermeister schickt mich, ich soll die Herren vom Rat zu einer Sitzung heute Abend einladen.“
Was, so spät noch?“
Der Herr Bürgermeister in Anbetracht drohender Gefahr und wichtiger Sachen käme es auf Zeit und Stunde nicht an. Doch meine ich, Ihr, Herr Ratsherr, müsstet vor allen Dingen darum wissen, wenn das Gerücht wahr redet, das auf der Straße geht und auch seinen Weg bis ins Rathaus gefunden hat“, erlaubte sich der grauhaarige Ratsdiener einzuwenden.
Also ist das Geschwätz wirklich schon in aller Mäuler! Dieser Böhmak ist ein Narr, dass er das Maul nicht halten konnte. Für eines von beiden, für einen Narren oder einen Schurken, der sich nur aus Verstellung ehrbar gebärdet, habe ich ihn immer gehalten. Na ja, dann freilich, wenn der Herr Bürgermeister schon Kenntnis genommen haben, dann finde ich Euren Auftrag begreiflich, Stubenrauch. Nur meine ich, man hätte einen jüngeren herumschicken können und Eurem klapprigen Gebein Ruhe gönnen sollen. Kommt her, Mann, und nehmt wenigstens einen Trunk zur Stärkung. Er ist Euch herzlich gegönnt.“
Vielen Dank, Herr“, versetzte der Alte und versuchte, zaghaft abzuwehren, dass ihm der Ratsherr den Wein auch noch selbst in den Becher goss. Dann nahm Stubenrauch den Becher, trank aus mit der Gewohnheit früherer Jahre und mit der Gier langer Entbehrungen. Er hüstelte die Treppe hinab.
Sagte ich es nicht, alter Lorz“, sprach Schüßler zu sich, während er seinen Hut mit der Hand abwischte und sich zum Gehen rüstete, dass mein Widerpart geklopft hat. Ist doch eigentlich ein schnurrig Wesen darum. Es ist das zwar nicht der gute alte Stubenrauch, dem eigentlich der knickerige Rat schon längst hätte das Gnadenbrot geben sollen – ich werde das dem Bürgermeister übrigens einmal unter die Nase reiben –, sondern dieser Stubenrauch war nur das Werkzeug wie schon so manch anderer. Es geht wieder einmal etwas gegen mich. Fast könnte ich es ein reizendes Spiel nennen, reizend, so wie die Katze mit der Maus spielt. Nichts, gar nichts von dem, was ich gewollt, habe ich erreicht. Bin wie der Tropfen im Strom. Habe ich denn einen Willen? Die höchsten Dinge habe ich erstrebt, die höchsten, freilich nicht immer die – saubersten, wenigstens nicht im Sinne der hausbackenen Moral, wie sie hierzulande gedeiht, aber habe ich denn je mein Ziel erreicht? Jetzt sitze ich mit diesen Krämern und Schneidern und Webern an einem Tische. Ein kurioser Patron muss das sein, was mir als Genius zur Seite geht. Kaum habe ich einmal einen kühnen Gedanken gefasst, gleich dämpft er ihn und bringt den gemeinen Alltag, die Spießbürger und ihre sogenannte Sitte dazwischen. – Und doch, sei ehrlich, Lorz“, und damit stieg er bereits die Treppe hinab, „sei ehrlich. Ist dieser Genius nicht eben so gut in dir selber wie außerhalb deiner? Wenn du etwas wolltest, etwas Großes, wie du es nennst, etwas Tolles, wie es die andern nannten, war da immer ein äußeres Hindernis? Hast du nicht widerstrebend, zähneknirschend, fäusteballend gerade das Gegenteil getan? Das Gegenteil, das du gar nicht wolltest und das noch, wie die andern sagten, eben das Rechte war?“ Damit trat Lorenz Schüßler vor die Haustür...


 



24. März 2016

Fröhliche Ostern

und alles erdenklich Gute wünschen all unseren Lesern Frau Schildburg und Herr Hausen, aber auch über diesen hohen Feiertag hinaus. Mit dem Ostersonntag beginnt die „österliche Freudenzeit“, die fünfzig Tage bis einschließlich Pfingsten währt.

Den Freunden unserer Seiten www.dunkelgraefinhbn.de – www.schildburghausen.de sowie allen Interessierten haben Herr Hausen (Hans-Jürgen Salier) und Frau Schildburg (Ines Schwamm) in Zusammenarbeit mit Pfarrer i. R. Günter Stammberger 2015/16 eine gewaltige Arbeit geleistet, ein Manuskript mit 594 Seiten erarbeitet, eine reichhaltig bebilderte Zeitleiste mit dem Titel

Kirchen des Landkreises Hildburghausen,

um Historisches und Kulturelles zu bewahren, zu pflegen und zu vermitteln.

Man kann nur seine Heimat lieben, wenn man sie kennt. Diesen Satz sollten sich auch die politischen Kräfte reiflich überlegen, die gegenwärtig ohne Zwang und Not mit einer Landkreisreform den Menschen andere Strukturen überstülpen wollen, die der Region nicht zum Vorteil gereichen.

Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2017, dem 500. Jahrestag der Einführung der Reformation in großen Teilen unserer Region, diese Arbeit um weitere zwei- bis dreihundert Seiten und viel Abbildungsmaterial ergänzt wird.

Viel Freude beim Lesen und Entdecken,

Ihre Frau Schildburg und Ihr Herr Hausen


 


 

22. März 2016

Jean-Manuel Tétris, der mit Fritten den Terroristen die „Stinkefritten“ zeigt.  

Fritten („Friture“, „Frituur“ und auch „Fritkot“) sind in Belgien und ganz
besonders in Europas Hauptstadt identitätsstiftendes Nationalheiligtum.


... auch wir trauern!



21. März 2016

nd Frau Schildburg und Herr Hausen schließen sich den Forderungen an:

Verein „Freiheit und Demokratie e.V.“ ruft zur Demonstration „Wehret den Anfängen“ und gegen eine Verwaltungs- und Gebietsreform ohne Bürgerbeteiligung am 23.3.2016 um 18:00 Uhr auf dem Theaterplatz in Weimar
auf

Am 23.3.1933 wurde das Ermächtigungsgesetz mit der Bezeichnung
„Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ präsentiert und einen Tag später beschlossen. Dieses Gesetz beendete die Gewaltenteilung, ebnete den Nationalsozialisten den Weg zu uneingeschränkter Macht und führte letztendlich zum 2. Weltkrieg.

Heute steht Deutschland und auch Thüringen wieder vor großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Die Parteien am rechten und linken Rand könnten bei den nächsten Wahlen zu einer gefährlichen, seit 1933 nie dagewesenen, Bedrohung führen.

Es besteht die Gefahr, dass die demokratischen Volksparteien die erforderliche Mehrheit im Parlament nicht mehr erreichen und eine Regierungsbildung nur unter Beteiligung einer rechts- oder linksextremen Partei möglich ist. Das muss unbedingt verhindert werden!

Wir alle müssen uns unserer Verantwortung bewusst werden und unser Recht auf freie Wahlen wahrnehmen und demokratische Parteien wählen, um eine Situation wie 1933 zu verhindern. Das hier Handlungsbedarf besteht, haben die Landtagswahlen am vergangenen Wochenende deutlich gezeigt.

Ein weiteres Problem ist die zunehmende Politikverdrossenheit. Leider trägt die Rot-Rot-Grüne Landesregierung durch ihre „viel versprechen und wenig halten Politik“ erheblich zum Vertrauensverlust in die Politik bei. Nicht zuletzt, weil sie bei so folgenreichen Maßnahmen wie einer Gebietsreform den Bürgern keine Möglichkeit der Beteiligung - der Mitentscheidung gibt. Erstaunlich für eine Regierung, die doch so gern den Anschein erweckt, ausschließlich im Interesse der Bevölkerung zu handeln. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es wird versucht, die gewachsenen Strukturen von oben herab und ohne die Bevölkerung oder die Verwaltungsebene einzubinden, viel zu schnell und ohne Not zu zerstören. Es werden weder Kosten und Nutzen präsentiert, noch werden die Bedenken der Thüringer Bevölkerung und Verwaltungen erst genommen. Diese falsche Politik treibt die Wähler in die Arme der Parteien am linken und rechten Rand. Hier hat die Landesregierung auch eine Verantwortung, die sie wahrnehmen muss!

Der Verein „Freiheit und Demokratie e.V.“ ruft alle Thüringerinnen und Thüringer auf, am 23. März 2016 um 18:00 Uhr in Weimar auf dem Theaterplatz für Freiheit und Demokratie, gegen eine Verwaltungs- und Gebietsreform ohne Bürgerbeteiligung und gegen das verantwortungslose Handeln der Rot-Rot-Grünen Landesregierung zu demonstrieren.

 

Ilmenau, 18.03.2016

Freiheit und Demokratie e.V.


12. März 2016

Unser Autor Dr. Jörg Bernhard Bilke

macht uns auf eine Terminänderung zu seinem TV-Auftritt aufmerksam. Nicht verpassen!

Auch die Genossen der Linken, der Nachfolgepartei SED,

sollten genau hinschauen, die unter Führung unseres tapferen Bodo das DDR-Unrecht mal ganz schnell unter Mitarbeit gewissenloser Stasi-Schergen aufarbeiten wollen!

JBB ist ein Zeitzeuge!

 

MDR-Sachsen, 22. März. 20.45 Uhr

Mein Waldheimer Mithäftling Hartmut Brix aus Leipzig und ich sind am 10. September 2015 in der Justizvollzugsanstalt Waldheim vom MDR-Fernsehen interviewt worden.

Wir standen unter der Linde, die 1719 gepflanzt wurde, und an der „Bremen“, dem neuen Zellenhaus. Der halbstündige Film wird in der Reihe „Der Osten – Entdecke, wo du lebst“ bereits am 22. März um 20.45 Uhr gezeigt.

Das Zuchthaus Waldheim, gegründet am 3./4. April 1716 von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) als „Zucht-, Waisen- und Armenhaus“, war zu allen Zeiten mit politischen Häftlingen belegt, der bekannteste im 19. Jahrhundert war der Dresdner Revolutionär August Röckel (1814-1876) mit seinem Buch „Sachsens Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim“ (1865). Auch der Schriftsteller Karl May saß 1869/74 in Waldheim, allerdings als krimineller Häftling.

Die „Sächsische Landeszentrale für politische Bildung“ in Dresden lädt für den 18. Mai um 19.00 Uhr zu einem Gespräch mit mir unter dem Titel „Mein Weg nach Waldheim. Warum ich plötzlich mein Studium unterbrechen musste“ in die Justizvollzugsanstalt ein. Die Moderation übernimmt Dr. Eva-Maria Zehrer/Dresden.

Dr. Jörg Bernhard Bilke




3. März 2016

Rosa Luxemburg und die

Freiheit der Andersdenkenden“

Herr Hausen hat mal wieder aufgeräumt, und da fiel ihm ein Aufsatz seines alten Freundes Dr. Jörg Bernhard Bilke in die Hände, geschrieben hat er ihn im Mai 2009. Der Literaturwissenschaftler und ehemalige Chefredakteur einer Kulturzeitschrift Dr. Bilke ist vielen unserer Leser bekannt – aus Vorträgen, Zeitungsbeiträgen und auch Texten auf unseren Homepages. Die Biografie des Trägers des Bundesverdienstkreuzes haben wir in einem seiner Texte zum 25. Jahrestag der Grenzöffnung notiert. Und da man es mit der Wahrheit bei den linken und den rechten Sozialisten nicht so genau nimmt, immer in der guten Hoffnung, dass eine Lüge zur Wahrheit wird, wenn man sie oft genug wiederholt, wollen Frau Schildburg und Herr Hausen den Text veröffentlichen.

Auch Genossen Ministerpräsidenten Ramelow sei der Text – zumindest zwischen seinen vielen PR-Terminen, ob Kartoffelacker, Kuhstall oder Papstbesuch, ans Herz gelegt – links, wo das Herz schlägt, denn Bildung bedeutet auch Vergnügen.

Zur Verklärung einer überzeugten Kommunistin

Rosa Luxemburg und die Linksfraktion

Von Dr. Jörg Bernhard Bilke

Am 15. Januar 1919 wurden die KPD-Mitglieder Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin von der „Reichswehr“ ermordet. Dieser Märtyrertod hat dazu geführt, dass ihr Leben und Wirken in der KPD-Parteigeschichte bis zum heutigen Tag verklärt und verherrlicht wird. Im Vorfeld der Gedenkveranstaltung der Stadt Weimar zum neunzigsten Jahrestag der Gründung der Weimarer Republik im Februar 2009 hatte der Jenaer Politikwissenschaftler Michael Dreyer in der Thüringischen Landeszeitung eine kritische Studie über Rosa Luxemburg veröffentlicht, die heftigen Widerspruch der Linkspartei und ihres Sprechers Bodo Ramelow hervorrief. Denn die parteinahe „Rosa-Luxemburg-Stiftung“ hatte für den Nachmittag des 6. Februar zu einem „Festakt zur Geburtsstunde unserer Demokratie“ eingeladen, den der Jenaer Professor durch seinen Artikel in einem eigenartigen Licht erscheinen ließ. Er führte beweiskräftig aus, dass die ermordete Kommunistin alles andere als eine überzeugte Demokratin war, was er mit Zitaten aus der Parteizeitung Rote Fahne von 1918 belegte. Besonders wütend musste es die Ideologen um Bodo Ramelow machen, dass Rosa Luxemburgs berühmtes Wort von der Freiheit der Andersdenkenden, das seit neunzig Jahren als Ausdruck ihrer angeblich demokratischen Gesinnung zitiert wird, ganz anders gemeint war. Dieses Wort entstammt ihrer Schrift Zur russischen Revolution (1922), die erst drei Jahre nach ihrem Tod erschien und von Lenin heftig bekämpft wurde. Darin kritisierte sie, dass der russische Revolutionsführer 200 Sozialrevolutionäre, die „anders dachten“ als die Bolschewisten, hatte erschießen lassen. Darüber, dass zur gleichen Zeit „Klassenfeinde“ aus dem russischen Bürgertum zu Tausenden erschlagen und erschossen wurden, verlor sie kein Wort. Stattdessen rief sie 1918 in der Roten Fahne zur Liquidierung der Feinde des Kommunismus auf. Ihr ging es lediglich um die „Freiheit des Denkens innerhalb der kommunistischen Bewegung […] Der andersdenkende Kommunist soll geschützt sein, der andersdenkende Klassenfeind […] soll liquidiert werden“ (Michael Dreyer). Rosa Luxemburgs Schrift von 1922 war im SED-Staat, der seine Feinde erbarmungslos verfolgt und vernichtet hat, bis zur Spätzeit des Stalinisten Walter Ulbricht (1893 bis 1973) verboten. Dann durfte sie in der Gesamtausgabe ihrer Schriften, die 1970/75 von der Ostberliner Historikerin Annelies Laschitza herausgegeben wurde, erscheinen.

Als Häftlinge im Zuchthaus Waldheim in Sachsen wurden wir alle zwei Wochen mit politischer Schulung beglückt und durften seit 1964 auch Fragen an die SED-Referenten stellen. Ein Mithäftling fragte nach dem anhaltenden Verbot dieser Schrift, worauf der für Kultur zuständige Offizier der „Volkspolizei“ aufsprang und schrie, diese Schrift sei eben „unwissenschaftlich und von Lenin widerlegt“. Wenn es danach gegangen wäre, hätte man den gesamten Marxismus-Leninismus zum unwissenschaftlichen Aberglauben erklären müssen!




5. Februar 2016

Anwalt mit Feindberührung

Zum Tode Dr. Wolfgang Schnurs

Er starb, fast vergessen, am Samstag, 16. Januar, in einem Wiener Krankenhaus, völlig verarmt und fern von seinen Wirkungsstätten in Rostock und Berlin. Öffentlich bekannt wurde der Tod des IMB „Torsten“ erst eine halbe Woche später, am Mittwoch, 20. Januar, und das eher beiläufig, nur Tom Strohschneider, der Chefredakteur der einstigen SED-Zeitung „Neues Deutschland“, schrieb einen längeren Nachruf, voller Verständnis für dieses von Tragik überschattete Leben.

Dr. Wolfgang Schnur (1944-2016) wurde am 10. Juni 1944 in der pommerschen Hauptstadt Stettin geboren und kam, noch kein Jahr alt, als Waisenkind nach Rostock. Er wuchs in Kinderheimen auf und legte das Abitur ab, nach einer Maurerlehre studierte er schließlich Rechtswissenschaft und wurde 1964, als er gerade 20 Jahre alt war, von Werbern des „Ministeriums für Staatssicherheit“ angesprochen, die ihm eine „Verpflichtungserklärung“ abverlangten. So wurde er neben dem Studium, das er mit dem Titel „Diplom-Jurist“ abschloss, zum „inoffiziellen Mitarbeiter mit Feindberührung“, der auch im 1969 gegründeten „Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR“, mit Sicherheit im Auftrag seiner MfS-Vorgesetzten, eine zweite Karriere durchschritt bis hinauf zum Vizepräsidenten der Synode.

Dass er Waisenkind war, das ohne Eltern, an die er sich in jugendlichen Nöten hätte wenden können, aufwuchs, haben sich die Menschenfänger der „Staatssicherheit“ in schamloser Weise zunutze gemacht. Sie berieten ihn, sie machten ihm Geld- und Sachgeschenke, sie ersetzten ihm Vater und Mutter. Solche Fälle, wo ein Lebenslauf durch staatliche Einwirkung in eine völlig falsche Richtung gedrängt wurde, gab es vermutlich zu Tausenden im SED-Staat. Bekannt ist der von „Ibrahim“ Böhme, der sein Unwesen in Thüringen trieb und über den Birgit Lahann ein eindrucksvolles Buch „Genosse Judas“ (1992) geschrieben hat.

Frühzeitig hatte Wolfgang Schnur als „Kirchenanwalt“ auch Kontakt zu Pfarrer Horst Kasner (1926-2011) aufgenommen, der 1954, wegen des Pfarrermangels, von Hamburg nach Quitzow/Mecklenburg übergesiedelt war und seit 1957 in der brandenburgischen Kreisstadt Templin das „Pastoralkolleg“ aufbaute, wo SED-nahe Pfarrer ausgebildet wurden. Horst Kasner, der Vater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, war als „progressiver“ Kirchenfunktionär auch Mitglied des 1958 gegründeten „Weißenseer Arbeitskreises“, der linkssozialistische DDR-Theologen ideologisch förderte.

Im Oktober 1989, wenige Wochen vor dem Mauerfall am 9. November, wurde, zunächst inoffiziell, von den beiden Pfarrern Rainer Eppelmann und Friedrich Schorlemmer sowie von Wolfgang Schnur die oppositionelle Gruppe „Demokratischer Aufbruch“ gegründet, auf dessen offiziellem Gründungstag am 16. Dezember in Leipziger der Rostocker Rechtsanwalt zum Vorsitzenden gewählt wurde. Ein Vierteljahr später, im März 1990, noch vor den demokratischen DDR-Wahlen vom 18. März, wurde Dr. Wolfgang Schnurs krimineller Status als „inoffizieller Mitarbeiter“ 1964/89 der „Staatssicherheit“ aufgedeckt. Er wurde aus dem „Demokratischen Aufbruch“, der später in der Ost-CDU aufging, ausgeschlossen und erkrankte schwer. Im Jahr 1993 wurde ihm wegen „Mandantenverrats“ die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen, was 1994 vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigt wurde, 1996 verlor er einen Prozess gegen die Bürgerrechtler Freya Klier und Stephan Krawczyk und wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, 1999 wurde er vorübergehend wegen Betrugs festgenommen. Sein ehemaliger Mandant Alexander Kobylinski, der 1984 wegen Verteilens von Flugblättern vor Gericht stand, hat unter dem Titel „Der verratene Verräter“ (2015) eine Biografie über ihn veröffentlicht.

 

Jörg Bernhard Bilke


3. Februar 2016

Einbruch der Wirklichkeit 

Wie die Kanzlerin Deutschland in den Abgrund führt 

 

Unter dem Titel „Einbruch der Wirklichkeit“ veröffentlichte der 1967 in Siegen/Rheinland
geborene deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani 2015 ein Buch, worin er seine
Reise von Budapest nach Izmir an der türkischen Westküste beschrieb, genau umgekehrt
also als die Route der syrischen Flüchtlingstrecks seit dem Spätsommer 2015. Inzwischen
hat Deutschland bis heute rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, deren
Eingliederung Jahre, vielleicht Jahrzehnte, dauern wird, und die, auch wenn sie noch
nicht in den Arbeitsprozess eingegliedert sind, verpflegt und versorgt werden müssen.
Bei der Kanzlerin aus der Uckermark scheint jetzt langsam ein Umdenken einzusetzen,
dass wir diese selbstverschuldete Flüchtlingskrise nicht werden bewältigen können,
weshalb sie zaghaft zurückrudert. Hieß es im Herbst 2015 noch, hier kämen gut
ausgebildete Facharbeiter ins Land, die wir dringend zum Fortbestand unserer
Hochleistungswirtschaft und zur Erhaltung unseres Reichtums brauchten, so erklärte
die Kanzlerin am 30. Januar auf dem CDU-Landesparteitag in
Stralsund/Mecklenburg-Vorpommern, dass sie von den Flüchtlingen erwarte, dass sie 
wieder nach Syrien zurückkehrten, wenn der Bürgerkrieg dort beendet wäre. Ja, was 
denn nun? 

Jeder,
der diese Politik mit wachen Sinnen verfolgt, wird schon lange Zeit vor Weihnachten
gemerkt haben, dass Deutschland in einer Sackgasse steckt. Die Gründe sind leicht
benannt: Die Kanzlerin ist uneinsichtig und will aus Stolz oder Scham nicht zugeben,
dass „wir das nicht schaffen!“ Der grundsätzliche Fehler, den sie im Spätsommer 2015
machte, war der, dass sie, abgehoben von der Wirklichkeit, davon ausging, die
Mitgliedstaaten der Europäischen Union verträten die gleiche Meinung in der
Flüchtlingspolitik wie sie und nähmen einen erheblichen Teil der Flüchtlinge bei sich auf.
Nichts davon ging in Erfüllung! Außer Schweden, das in anerkennenswerter Weise,
umgerechnet auf die Bevölkerung, mehr Flüchtlinge aufgenommen hat als Deutschland,
haben alle anderen Länder aus unterschiedlichsten Gründen die Aufnahme von
Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien verweigert. Aber selbst Schweden hat inzwischen
seine Grenzen geschlossen und will 80 000 Flüchtlinge, das sind die Hälfte der
Aufgenommenen, in die Herkunftsländer zurückschicken.

Der zweite Fehler, den unsere Kanzlerin machte: Das Ende ihrer verfahrenen
Flüchtlingspolitik ist nicht abzusehen! Völlig konzeptionslos tritt sie auf Pressekonferenzen
vors Mikrofon, faltet ihre Finger zur Raute und bietet eine neue Variante ihres Spruches:
“Wir schaffen das!“  Nichts werden wir schaffen! Die Berechnungen der Politiker zur
Eingliederung der Flüchtlinge gehen noch immer von 800 000 aus, inzwischen sind es
400 000 mehr und täglich kommen 3000 dazu. Hat Angela Merkel jemals dazu Stellung
genommen, dass Experten errechnet haben, allein die schon in Deutschland lebenden
Flüchtlinge werden den Steuerzahler jährlich 30 bis 40 Milliarden Euro kosten? Das wäre
der höchste Einzelposten im Bundeshaushalt seit Menschengedenken! Hat unsere
Kanzlerin ein geheimes Konto, aus dem sie diese Unkosten bezahlt? Nein, hat sie nicht!
Das Geld kommt von den Steuerzahlern, die in den nächsten zehn Jahren mindestens
für Angelas grenzenlose Nächstenliebe aufkommen müssen. Hat nicht 
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Januar 2016 schon einen Versuchsballon
aufsteigen lassen und vorgeschlagen, die Benzinsteuer zu erhöhen? Ein gewaltiger
Aufschrei von Berchtesgaden bis Flensburg war die Folge. Aber anders als durch
Steuererhöhungen und Rentenkürzungen sind diese Unsummen nicht aufzubringen!
Die Bundestagswahl 2017 ist für die CDU/CSU heute schon haushoch verloren!

Seit einem halben Jahr geht eine unendliche Welle der Solidarität mit den Flüchtlingen
durchs Land. Die Welt wundert sich, wozu die heutigen Deutschen, deren Großeltern
1933/45 so schrecklich versagt haben, fähig sind, um diesen vor Hunger und Krieg 
geflohenen Menschen in ihrer Not zu helfen. Aber der Krieg, das darf nicht vergessen
werden, hat diese Leute auch demoralisiert. Das, was in der Silvesternacht in Köln
passiert ist, war offensichtlich nur ein „harmloses“ Vorspiel dessen, was auf uns zukommt.
Es wird auch nicht weniger schlimm, wenn man weiß, dass die nach Hunderten
zählenden Randalierer auf der Domplatte vorwiegend Algerier und Marokkaner waren,
die zu Tausenden ihr Land verlassen, nach Jugoslawien fahren und sich in die
Flüchtlingstrecks einreihen, um sich dann in Deutschland als syrische Kriegsflüchtlinge 
auszugeben. 

In Sonneberg, um noch einige „harmlose“ Vorkommnisse zu nennen, haben Asylanten
im
Supermarkt „eingekauft“. Sie haben ihre Einkaufswagen vollgeladen, haben die
durch den Kassenbereich geschoben und der Kassiererin zugerufen: „Zahlt Merkel!“
Die herbeitelefonierte Polizei erklärte sich für nicht zuständig und verwies aufs
Landratsamt, das hat dann den Schaden beglichen. Eine Truppe von Bauarbeitern in
der Nähe hat das auch versucht und an der Kasse gerufen: „Zahlt Merkel!“ Auch hier
wurde die Polizei geholt, die Bauarbeiter bekamen saftige Geldstrafen! 

Manchmal stelle ich mir vor, die Bundeskanzlerin wünschte sich, sie wäre wieder die
unbekannte Physikerin aus Templin in der Uckermark, die nicht diese riesige
Verantwortung zu tragen hätte! Hat sie nicht in ihrem Amtseid geschworen, Schaden
vom deutschen Volk abzuwenden? Warum hat niemand der um sie herumscharwenzelnden
Politiker den Mut, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten? Warum kündigen
nicht SPD oder CSU die Koalition auf, damit es zu Neuwahlen kommt? Stattdessen
werden untertänigst Bittschriften oder „Offene Briefe“ überreicht, die ungelesen zu
den Alten wandern. In wenigen Wochen wird, so fürchte ich, Mord und Totschlag in
Deutschland herrschen. Marodierende Banden werden durchs Land ziehen, weil die 
Anarchie ausgebrochen ist. Das Reservoir für diese Banden sitzt in den Flüchtlingslagern,
weil die Eingliederung äußerst schleppend verläuft und die Zukunft hierzulande nicht so
rosig ist, wie es ihnen die Schlepperbanden an der türkischen Küste versprochen haben. 

 

Dr. Jörg Bernhard Bilke, Coburg



22. Januar 2016

Hildburghausen und die Freimaurer -
Was hat das mit Friedrich Rückert zu tun?


Das zu erklären, verspricht ein interessanter Abend
am 29. Januar 2016
um 18.30 Uhr bei
Gerd Trützschler im Brumby, im historischen
Kellergewölbe der ehemaligen Aktienbrauerei in Hildburghausen.

Freimaurerei – Mythen, Geheimnisse, Symbole

Wer oder was verbirgt sich dahinter?

Immerhin wurde in unserer kleinen Residenzstadt 1740 eine der ersten
Freimaurerlogen Deutschlands gegründet.

Erleben Sie einen spannenden Abend
mit Bastian Salier
und seinem neuen Buch


Frau Schildburg und Herr Hausen
laden herzlich dazu ein

 


Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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