1440 - 1485
© Hans-Jürgen Salier,
Salier Verlag Leipzig und Hildburghausen
Ines Schwamm
Zeit der Kurfürsten von Sachsen
1440 bis zur Großen Sächsischen Landesteilung 1485
1440 – 1445
Gemeinschaftlicher Besitz und Verwaltung des Landes:
Kurfürst Friedrich II. (d. Sanftmütige) und Herzog Wilhelm III. (d. Tapfere)
1441
Die Stadt kauft einen Hof in Birkenfeld.
Die Stadt stellte einen Braumeister an, bereits 1422 ist ein Schroter erwähnt worden.
1441
Im Stadtbuch I heißt es zur Anstellung des Braumeisters: „A. 1441 dingeten die beide burgermeister und brawmeister hansen thein mit vier knechten czu Brewermeister und haben alle In trewe an eyds stad gelobt den armen czu thun als den reichen und getrewlichen czu czu sehen idermeniglichen ongeverde und man sal geben dem brewermeister fur alle seyn gerechtigkeit kost und lone XIV bh groschen und sal keynerley uß dem brawhuß tragen denn das stro dar uff dy knecht ligen. Auch sal man geben den knechten fur alle kost und Iren lonn ydigen besunders XXI gr. und sullin daruber an nymands nicht fordern ongeverde."
Bereits 1422 wird ein Schroter erwähnt.
Auch wenn das bayerische Reinheitsgebot für Bier von 1516 immer wieder (auch als versteckter Reklamehineis für bayerisches Bier) beschworen wird, ist davon auszugehen, dass auch in Hildburghausen od. anderen Orten mit Braurecht bereits zu dieser Zeit nach den gleichen Rezepturen Bier gebraut worden ist.
1443
Die Stadt kauft dem Kloster Veßraer Abt Berthold Elmutwinde ab mit Zins, Gült und Lehnschaft von 20 ½ Gütern (400 fl.). 1446 bestätigt Herzog Wilhelm III. den Kauf und befreit die Stadt von den Bürden und Beschwerungen als „Rüge vor Unserem Gericht, Rent-, Hunde und Hundelager“, die bislang auf den Klostergütern haften. Damit wird das Gut zum Bürgergut, das „zu Stadtrecht gehört und darinnen gelegen ist“. 1444 erwirbt die Stadt von Dietz v. Heßberg zu Bedheim und dessen Söhnen deren Erbteil zu Elmutwinde, der Besitz wird zu einem Bürgergut.
1445
Das gemeinsam verwaltete Land wird mit den Verträgen von Altenburg und Halle geteilt.
Herzog Wilhelm III. (d. Tapfere) erhält Thüringen, einschließlich der fränkischen Besitzungen, zu denen auch Hildburghausen gehört.
Friedrich II. erhält Meißen. Das Osterland wird zerstückelt, einige Gebiete, z. B. Freiberg, werden gemeinschaftlich verwaltet.
Zwischen den Brüdern Friedrich II. und Wilhelm III. kommt es zu einem blutigen Bruderkrieg, so wird 1450 Gera erstürmt, Chronisten berichten von der Tötung von 5.000 Menschen.
Bei dieser Auseinandersetzung spielen die sächsischen Adels-Brüder Vitzthum eine einflussreiche Rolle. Apel v. Vitzthum ist Rat des Herzogs Wilhelm III.
1445
„husunge" werden 1428 in der Vorstadt erwähnt. In kleinen einstöckigen und schindelgedeckten sowie zumeist ärmlichen Häusern wohnen die sog. Pfahlbürger. Im Stadtbuch I heißt es: „Ein icklich pfahlburger der nicht hoff oder erb hy hat sal Ierlich gebn 1 sch oder sal sich abscheiden.“
(Nach: Human: Chronik der Stadt Hildburghausen. 1908, S. 20 f.)
Ab 1446
Das Benediktinerinnenkloster Veilsdorf (heßbergisches Hauskloster) wird u. a. wegen geringer Einkünfte von Bischof Gottfried v. Würzburg und Herzog Wilhelm v. Sachsen in ein Mönchskloster der Benediktiner umgewandelt. Erster Abt wird Pater Nikolaus aus dem Kloster Kastl (Oberpfalz). Das Kloster hat Sitz und Stimme im kursächsischen Landtag. Es hat am Standort eines heutigen Warenhauses (Ecke Markt/Apothekergasse) in Hildburghausen eine Terminei. Hier sind vermutlich die Apotheke und die Niederlage (Warenlager) des Klosters untergebracht.
Seit langer Zeit hält sich die Legende und wird von Autoren immer wieder kolportiert, dass sich dort auch die Schatzkammer des Klosters befunden habe. Zu dieser Vermutung gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkte.
1446
Nach Beginn des sächsischen Bruderkriegs (1446 – 1451) fällt Kurfürst Friedrich II. in thüringische und fränkische Besitztümer des Apel v. Vitzthum ein. V. schlägt Herzog Wilhelm einen Ländertausch vor, Herzog Wilhelm und Gemahlin Anna verkaufen für 42.000 Gulden auf Wiederkauf an Apel v. Vitzthum eine Reihe an Besitztümern, z. B. Stadt- und Amtsgerichte Coburg, Königsberg/Franken, Neustadt a. d. Haide, Sonneberg, Eisfeld, Rodach, Heldburg, Ummerstadt und auch Hildburghausen.
1447
Hildburghausen wird von Herzog Wilhelm III. an den Markgrafen von Brandenburg verpfändet.
1449
Eisfelder Ziegelbrenner erhalten die Genehmigung zum Bau einer Ziegelhütte vor dem Unteren Tor nahe dem Gasthof Zum Hirsch, 1709 eingegangen (heute: Puschkinplatz, Standort der Arbeitsagentur).
1450
Sendgericht. Bürgermeister Kunz Schlusing wird wegen Übertretung eines kirchlichen Gebots angeklagt und unterzieht sich reuevoll der Kirchenbuße.
27. Januar 1451
Mit dem Fürstbrüderlichen Vertrag zu Naumburg wird der blutige Bruderkampf der sächsischen Fürsten beendet.
Nach Versöhnung von Herzog Wilhelm und Kurfürst Friedrich erkennt Wilhelm, dass er in Apel v. Vitzthum einen schlechten Berater gewählt hat. Er fordert die zur Nutznießung gepfändeten Teile der Pflege Coburg zurück. Wilhelm belagert die Veste Coburg und hungert die Besatzung aus. Wilhelm erklärt über Apel v. Vitzthum und seine Brüder Busso und Bernhardt den Landbann und lässt ihre Besitzungen einnehmen. Apel v. Vitzthum und seine Brüder fliehen nach Böhmen. Von dort unternehmen sie mit Verbündeten und Söldnern immer wieder Aktionen gegen die Wettiner, z. B. Busso v. Vitzthum zu Pfingsten 1452 mit dem Versuch der Überrumpelung der Veste Coburg; ferner sind sie die Urheber des berühmten Prinzenraubs (Raub der Prinzen Ernst und Albrecht am 07./08.07.1455 auf Schloss Altenburg).
1453
Ein Dokument bekundet, dass die Pfarrei Hildburghausen zum IX. Archidiakonat Würzburg und zum Kapitel Coburg gehört, dessen Dechant 34 Parochien unterstehen.
Auf Beschluss des Würzburger Synodus müssen die Pfarrer öffentlich vom Predigtstuhl dem Volk das Vaterunser, das Ave Maria, den christlichen Glauben und die Zehn Gebote vorsagen.
1455
Ein Hildburghäuser Kürschner bessert die Pelze des Grafen v. Henneberg und das Lotterbett von dessen Gemahlin aus.
Des Weiteren wird ein Buch Papier per Boten von Hildburghausen nach Schleusingen übermittelt.
1457
Hildburghausen wird wieder das Coburger Ehe- und auch Pfändungsrecht verliehen.
1460
Ersterwähnung der Schützen in Hildburghausen Heintz Schücz aus Ebern wird zum Schützenmeister gedingt.
1461
Über die Erbhuldigung heißt es im Pergamentbüchlein: „... nachdem als sye uns gehuldet und gesworn haben das si uns als rechten erbhern (gemeint ist der Landesherr Herzog Wilhelm v. Sachsen, d. Verf.) gewarten sollen, das wir sy dann bey allen Iren rechten lassen und sie getrewelichen dabey behalten sollen und wollen."
1461
Das Zinsbuch der St.-Lorenz-Kirche erwähnt einen Judengraben (in der Wallrabser Flur), ältester bekannter jüdischer Begräbnisplatz.
1462
Der Kehrweg in Hildburghausen-Häselrieth ist im Lorenz-Zinsregister als Querweg verzeichnet, 1570 erstmals als „kehrwegk“ erwähnt.
1463
Lutz v. Heldrith zu Westhausen verkauft für 20 fl. rh. seinen Zehnten zu Ebenhards der Vikarei Unserer-Lieben-Frau-Kapelle auf dem Baumgarten zu Hildburghausen.
1464
Die Pfarrei in Häselrieth wird als Diözesanmatrikel erwähnt.
1473
Die Stadt erwirbt Haus und Hof des Zentgrafen Hans Crusenbach.
1477
Erstmals wird in einer Urkunde Wilhelms III. für die Pflege Coburg die Bezeichnung „unsern Orte Landes zu Franken" – sächsische Ortlande in Franken – geprägt.
1478
Eucharius v. Heßberg lässt das Weitersrodaer Schloss erbauen.
1480
Ernst von Sachsen, der ab 1485 alleinige Landesherr und Kurfürst, zieht von Coburg aus ins Heilige Land.
1482
Der Obermeister der Wollenweber kauft für 140 Gulden die Walkmühle.
(s. 1395)
17. September 1482
† Herzog Wilhelm III., der Tapfere stirbt kinderlos in Weimar (* 30.04.1425, Meißen). Er ist der Sohn von Friedrich I. Kurfürst von Sachsen und Katharina von Braunschweig-Lüneburg.
Die Pflege Coburg fällt an Kurfürst Ernst v. Sachsen (* 24.03.1441 – † 26.08.1486) und Herzog Albrecht (d. Beherzte) v. Sachsen (1443 – 1484), Söhne von Kurfürst Friedrich II. Der seit 1445 geteilte wettinische Besitz wird bis zur Großen wettinischen Landesteilung (1485) gemeinsam regiert.
Ernst von Sachsen (* 24.03.1441, Meißen – † 26.08.1486 bei Colditz)
Kurfürst von Sachsen, Landgraf in Thüringen und Markgraf zu Meißen,
Begründer der ernestinische Linie (bis 1918).
Mit der Leipziger Teilung am 17. Juni 1485 erhält Ernst die Kurwürde mit Sachsen-Wittenberg,
großen Teilen Thüringens (21 Jahre gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Albrecht [Stifter der albertinischen Linie] , die Pfalzgrafschaft Sachsen, die Burggrafschaft Magdeburg, das Vogtland und die wettinischen Gebiete in Franken. Mit der Teilung in die ernestinische und die albertinische Linie wird die Machtposition Sachsens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wesentlich geschwächt.
Spätmittelalterliche Kirchen in der Stadt Hildburghausen
Neben der St.-Lorenz-Kirche, der Vorgängerin der heutigen Christuskirche, sind folgende Kirchen bekannt:
Feldkirche (auch Jerusalems- oder Heilig-Kreuz-Kirche) an der Straße nach Wiedersbach
Kapelle Unserer lieben Frau (auf dem Baumgarten – Kapellplatz, Kapellenstieg)
St.-Niklas-Kapelle vor dem Unteren Tor in Richtung Wallrabs (heute: Parkplatz gegenüber der Hauptgeschäftsstelle der Kreisparkasse in der Friedrich-Rückert-Straße, wird 1497 in einer Heiligenmeister-Rechnung erwähnt, ist aber vermutlich viel älter. Zu ihr führt von der Werrabrücke ein steinerner Weg, an dessen Anfang die Martersäule steht).
1686 heißt es zur Kirche: „angefangen vorn untern thor bey d. Sichen-Kirchen woselbst in d. Kirchen-Eck. 1. Stein scheidet Hhausen, Heselrith und zeiget durch die Kirche hinter welcher wieder ein Stein zu finden."
St.-Ottilien-Kapelle. Im 14. Jahrhundert auf dem Questenberg (Häselriether Berg) erbaut, ist im Mittelalter ein weithin bekannter Wallfahrtsort. Die Wallfahrt zu Ostern geht vermutlich von der St.-Lorenz-Kirche aus und führt am Marterstock über den Steg der Werra und von dort zur St.-Niklas-Kapelle und nach Wallrabs zum Glockenbrunnen und weiter zum Questenberg.
An der Werrabrücke steht das sogenannte Marterle, eine Kreuzigungsgruppe vermutlich mit den Bildnissen der Bischöfe Burchard (mit Mitra) und Kilian (mit Schwert), in der Mitte der gekreuzigte Christus. Das Sühnekreuz ist vermutlich Teil eines Kreuzwegs.
Einige Quellen sagen auch aus, dass der Bildstock Sühnezeichen für eine verlorene Fehde sei, als Apel v. Vitzthum auch mit einem Fähnlein Hildburghäuser gegen den Würzburger Bischof gezogen ist. (s. auch 1445 und 27.01.1451). Das Original ist abgetragen worden und steht heute im Stadtmuseum Alte Post. An der Brücke ist ein Duplikat aufgestellt worden.
Bei Johann Werner Krauß heißt es 1753: „In alten Rechnungen lieset man, daß anno 1497 die heiligen Meister S. Niclauskirchen von dem Siech-Haus, in der Stiege wegen sich berechnet haben. Vielleicht ist es der Steinerne Steg, der von der Brücke bis ans Siech-Hauß gehet, bey dessen Anfang auch eine Marter Seule stehet."
Das Benediktinerkloster Veilsdorf unterhält am Kapellenbrunnen eine Herberge für erkrankte Fremde. Die Mönche geben vermutl. auch die Anregung zum Bau des städtischen Aussätzigenhauses sowie für ein Irrenhaus gegenüber der St.-Niklas-Kapelle (Nähe des heutigen Bahnhofs).
Die Kirchen der Stadt sind zumeist Stiftungen der Bürger (Geld, Grundstück, Naturalien). Es bilden sich auch kirchliche Brüderschaften heraus: Corpus Christi (auch Gesellschaft der Engelmess genannt), St. Sebastian, Brüderschaft der Stadt (Bruderschaft der Zunftmeister).
15. Jahrhundert
In vorreformatorischer Zeit kann von einem geordneten Schulwesen kaum gesprochen werden. Um ihren Lebensunterhalt zu fristen, müssen die Lehrer zur Sommerzeit landwirtschaftliche Arbeiten verrichten, die Schüler werden in unzureichenden Räumlichkeiten unterrichtet. Die nachreformatorischen Visitationsakten sagen aus, dass die Lehrer eine jährliche Besoldung durch die Pfarrkirche in Höhe von 17 Gulden erhalten, dazu das Schulgeld der Schüler. Davon muss beispielsweise noch der Kantor bezahlt werden.