Dreißigjähriger Krieg
und zeitliches Umfeld (ab ca. 1580)
Um 1580
* Benedikt Faber, Hildburghausen
Bedeutendster zeitgenössischer Komponist in Südthüringen. Ausbildung in Augsburg, 1604 Anthologie von 29 Motetten Sacrarum cautionum. Editio prima.1607 – 1631 „Tenorist und Discantgeiger“ in Coburg unter Melchior Frank (Musicus der Sachsen-Coburgischen Hofkapelle). Er hinterlässt eine Vielzahl kompositorischer Werke.
1580
Ältestes Kirchenbuch in Häselrieth.
27. Dezember 1583
Mit dem Tod von Georg Ernst Graf von Henneberg-Schleusingen und damit dem Erlöschen des Geschlechtes der Henneberger im Mannesstamm, geht ein mehr als ein halbes Jahrtausend währendes und die Region prägendes Kapitel zu Ende.
Der Erbanfall des Hauses Henneberg wird verteilt an Kursachsen, an die Ernestiner, an Hessen und Würzburg.
Die ehemalige Grafschaft wird in die Superintendenturen Schleusingen, Suhl und Meiningen gegliedert.
In Schleusingen wird nach 1583 eine Superintendentur mit den Dekanaten in Ilmenau und in Themar eingerichtet. Der Kirchenkreis Schleusingen umfasst später die Pfarreien Frauenwald, Schmiedefeld, Waldau, Wiedersbach, St. Kilian, Hinternah mit Schleusingerneundorf, Kloster Veßra, Eichenberg und Bischofrod.
Georg Ernst Graf von Henneberg-Schleusingen (1511 – 1583)
1583
Das Epitaph für die Familie Hans Wilhelm von Heßberg zeigt die Kreuzigung Christi vor und neben dem Bedheimer Schloss.
1583 – 1587
Nach dem Aussterben der Henneberger dient das Kloster Veßra als Wittum (Witwensitz) für die Gemahlin des Grafen Georg Ernst.
1588
Römhild gehört zwischen 1570 – 1633 zum Herzogtum Sachsen-Coburg. Herzog Johann Casimir lässt eine Gruftkapelle für seine Gemahlin Anna, Tochter Augusts von Sachsen, an der Südseite der ehemaligen Stiftskirche errichten, die später als Taufkapelle genutzt wird und in der heute die Bronzegrabmäler aus der Werkstatt Peter Vischers aufgestellt sind.
1588
Bau der Gottesackerkirche in Themar, die vermutlich eine Vorgängerkirche hat. Sie wird auch als Hornschuchkapelle bezeichnet, benannt nach dem Themarer Bürger Johannes Hornschuch, der als Erster auf dem Friedhof bestattet worden ist. Eine Inschrift im oberen Gewände der an der Westseite gelegenen Eingangstür besagt, dass die Kirche „ERBAVET 1588 und REPARIRET 1788“ wurde, die Weihe ist 1598.
12. November 1591
Unter Kaiser Ferdinand II. kommt es zur Gegenreformation und der Wiederherstellung des Katholizismus im Salzburger Land. Für alle Protestanten und Prediger wird ein Ausweisungspatent erlassen. Einige Ausgewiesene kommen auch nach Thüringen. In Hildburghausen lässt sich u. a. Rupert Pontanius nieder, der Stadtschreiber und Kantor wird. Eine nächste Auswanderungswelle aus dem Salzburger Land folgt 1685.
1593
Der Taufstein der Kirche „St. Marien“ in Schmeheim hat eine ganz besonders abenteuerliche Geschichte hinter sich. Er ist 1997 auf einem Schmeheimer Bauernhof gefunden und in die Kirche zurückgebracht worden. Bereits im 18. Jahrhundert ist er ausgemustert worden und mit einem hölzernen Taufstock ersetzt worden. Inzwischen ist er als Futtertrog und als Blumenkübel zweckentfremdet gebraucht worden.
1593 – 1595
Das Langhaus der Kirche in Sachsendorf (Sachsenbrunn) wird erweitert und erhöht, auch die 4 Meter lange und 3,8 Meter breite Sakristei wird nördlich gebaut. Ihre heutige Gestalt hat die Kirche durch eine rege Bautätigkeit im 17. und 18. Jahrhundert erhalten. 1610 ist der 31 Meter hohe Turmaufsatz erbaut worden, der weithin zu sehen ist mit Turmzier: Knopf und Wetterhahn.
Die Kirche in Sachsendorf (Sachsenbrunn) ist mit ihrem 31 Meter hohen geschieferten Turm im Gebirgsvorland weithin zu sehen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
1595/96
Die Bemalung der 1595 eingezogenen Holzdecke der Kirche in Reurieth gilt als außerordentlich bedeutend und als eine der schönsten Thüringens. Ein mittlerer Holzbalken teilt sie in zwei Teile, jedes besitzt Bretter mit Kreisfeldern in der Mitte. Zu sehen sind die Wappen derer von Heßberg und von Heldritt, zudem sind sie mit christlicher Symbolik versehen: mit den Zeichen Ihs – CHRS – einem Phönix in Flammen sowie dem sich zerfleischenden Pelikan, außerhalb der Kreise sind es Arabesken, Blumen und Ranken, zum Teil um einen Mittelstern oder eine mittlere Vase angeordnet.
1597 – 1676
Im evangelisch-lutherischen Amt Schleusingen werden 81 Menschen nach Hexenprozessen getötet bzw. erliegen ihren Verletzungen bei und nach der Folter. Besonders im Dreißigjährigen Krieg werden die Prozesse mit großem Eifer betrieben.
16. Jahrhundert
Der Taufstein der St.-Aegidius-Kirche in Heßberg wird von Lehfeldt/Voss, 1904, auf den Seiten 27/28 ausführlich beschrieben:
„Taufstein, aus dem 16. Jahrhundert, kräftig, gute Arbeit, in gothischer und Renaissance-Mischung. Auf hohem, achteckigem, oben abgeschrägtem Sockel und ebensolchem, mit Wulst und Plättchen gegliedertem Fuss ist der Schaft im unteren und oberen Theil flach canellirt, durch Abkantungen im mittleren Theil rund. Der auf dem Schaft ruhende, mit Kehlung stark ausladende, untere Theil des achteckigen Beckens ist von dem oberen Theil des Beckens, wie von dem Schaft durch ein Rundstabglied getrennt, bei welchem der Rundstab an jeder der acht Seiten sich ein Stück über die Kanten fortsetzt, sich also an den Kanten überschneidet (spätgothisches Astmotiv). Die Fläche des oberen, gerade aufsteigenden Beckentheiles sind flach canellirt und haben als Verzierung einen Fries von Kleeblatt-Bögen (mit schon runden Umfassungsbögen) auf Lilienspitzen, so angeordnet, dass die Anfänger der Flächenmitten, die Scheitel aber die Kanten des Beckens treffen, also der Bogen hier um die Ecke geht. Die gebogenen dreiseitigen Flächen zwischen den Umfassungsbögen und den Nasen einerseits, der Wagerechten andererseits sind schräg vertieft (Combination von Maasswerk und Kerbschnitt). Auf Fries ruht der um so viel vortretende oberste Theil des Beckens. Die Verhältnisse des Ganzen sind sehr gut, zumal auch der Schaft hier (wie selten) in seiner ursprünglichen Höhe erhalten ist. Sandstein, weiss gestrichen.“
Die kupferne Taufschale stammt (nach Human) aus dem Jahr 1650, ebenso die gestiftete Taufkanne.
Taufe mit Oberpfarrer Christoph Victor in der „St.-Aegidius“-Kirche in Heßberg.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
Ende des 16. Jahrhunderts
Auf dem Friedhof von Henfstädt, der 1585 von Caspar v. Hanstein (Mittleres Schloss) geschenkt worden ist, wird eine kleine Friedhofskapelle mit einer Gruft aus Natursteinen erbaut, deren nördliche Wand aus Fachwerk besteht. In der Kapelle befinden sich wie in der Dorfkirche vor allem Grabplatten (Epitaphien) der Familie von Hanstein, teils mit Verzierungen und mit Wappen.
Das uralte aus dem Eichsfeld stammende Adelsgeschlecht derer von Hanstein, erstmals 1122 erwähnt, hat auch in Hessen, Thüringen, Sachsen und in Preußen beträchtlichen Besitz und lässt sich beispielsweise auf Ritterhöfen nieder: Besenhausen, Bornhagen, Werleshausen, Wahlhausen, Ershausen, Oberelle, Henfstädt, Geismar. Die Familie verzweigt sich im Laufe ihrer Entwicklung und wird in mehreren Adelserhebungen verzeichnet. – Das Hintere Schloss (Rittergut) in Henfstädt ist eines der Burggüter der Osterburg gewesen, Teile des Hauptgebäudes stammen aus dem 12. Jahrhundert. Georg Ernst Graf von Henneberg-Schleusingen gibt das Gut 1580 als Lehen an Caspar von Hanstein († 1603), er hat 1595/6 die Umfassungsmauern im Stil der Renaissance errichten lassen. Die von Hanstein bestimmen über Jahrhunderte hinweg vor allem im Amt Themar die Entwicklung, vor allem die die Amts- und Gerichtsbarkeit. – Im 18. Jahrhundert gehören die Herren von Hanstein zur Reichsritterschaft im Rheinischen Ritterkreis, ab Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts sind sie im Ritterkanton Rhön-Werra des fränkischen Ritterkreises immatrikuliert.
1598
† Holtzheuser, Johannes Holthusius Hilperhusanus
(* um 1523, vermutlich in Holzhausen b. Heldburg)
Theologe, Komponist, Poet
Besuch der Hildburghäuser Lateinschule, Lehramt in Ravensburg. Ab 1549 Studium der Theologie in Wittenberg, Pfarrer in Burgpreppach b. Haßfurt, Markt Bergel, Gestungshausen. Ab 1551 einige bedeutende Kompositionen Compendium cantionum (Augsburg, 1567), Eine kleine deutsche Musica für die Schülerlein auf dem Lande (Nürnberg, 1586). Gedichte, auch lateinische, (gedrucktes Poem über den Orkan, der am 14.09.1572 Hildburghausen heimsucht).
1598
† Lucas May, Kassel
(* 1522, Römhild).
Luther-Schüler, Theologe, Pädagoge, Dramatiker, Rektor der Ratsschule in Hildburghausen (1550 – 1561)
Ende des 16. Jahrhunderts
In Franken vertriebene Lutheraner müssen wegen ihres protestantischen Bekenntnisses die Heimat verlassen. Viele siedeln sich beispielsweise in Heldburg an und lassen die Einwohnerzahl des kleinen Städtchens beträchtlich wachsen.
Franken ist nie ein zusammenhängendes Land gewesen, sondern in viele kleine und größere Herrschaftsgebiete zersplittert. Zudem hat die Ritterschaft bedeutenden Einfluss in den Herrschaftsgremien. Die Freien Reichsstädte sind meist sehr wohlhabend geworden und mit Einfluss ausgestattet gewesen. Die Fürstbischöfe sind geistliche und weltliche Herrscher zugleich, sie besitzen das geistliche wie auch das weltliche Recht, selbst Kriege führen sie.
Nach der Einführung der Reformation in Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geht der Kampf um die Vorherrschaft weiter. Nach dem Trienter Konzil folgt die Gegenreformation, deren Anführer Carlo Borromäus in Franken später als Heiliger von der katholischen Kirche verehrt wird.
Es kommt zur Rekatholisierung, die teils auch mit brutaler Gewalt und Vertreibung geführt worden ist. Viele Mandate werden von den Fürstbischöfen erlassen, die von den Protestanten fordern, sich wieder firmen zu lassen oder das Land zu verlassen. Der Besitz der Vertriebenen ist von den
Bischöfen eingezogen worden. Denunzianten von Glaubensabweichlern werden belohnt.
1601
Beim großen Stadtbrand von Eisfeld wird die Kirche teilweise zerstört, so auch ihr Gewölbe im Langhaus.
Beim Wiederaufbau wird der Mauerring um Kirche und Schule herum gezogen.
1601
Die Peter und Paul geweihte Kirche in Gerhardtsgereuth, eine Filiale von Wiedersbach, muss sich in den Zeitläuften einer Vielzahl von Erweiterungen und Umbauten unterziehen. Das Gotteshaus wird vergrößert, und ein beschieferter Turm als Dachreiter in Form einer Welschen Haube wird aufgesetzt. Dort wird ein Glockengeläut untergebracht. Auch das am südöstlichen Eckstein eingemeißelte lateinische Kreuz, vermutlich ist es eine Kennzeichnung des Grundsteins und stammt aus der Zeit. Die genaue Bedeutung ist jedoch noch nicht geklärt worden.
1601
Die Kirche in Wiedersbach ist kulturhistorisch der Spätgotik zuzuordnen, das genaue Jahr ist nicht bekannt, spätestens 1601 ist ein größerer Umbau nachzuweisen. In der ältesten Pfarrmatrikel zur Kirche in Wiedersbach heißt es: „Der Kirchen dieses Orths erbawung ist dieselbe anfangs nemblich ao. 1601 von dieses orths Gemeinde Unkosten vergrößert, gemahlet und mit einem schiefferthurm erhöhet (42 Meter, d. Verf.), auch ao. 1606 noch mit einer Glocken versehen worden.“
Die Obergeschosse des Turms werden vom Schleusinger Steinmetzmeister Veit Hörner errichtet, vier Geschosse mit Trennungssimsen. Jedes Geschoss hat Fenster, das unterste einen schmalen Schlitz. Die Fenster vergrößern sich von Geschoss zu Geschoss, das vierte, die Glockenstube, hat ein schönes gotisches Spitzbogenfenster. Die Langhausfenster sind übereinstimmend spitzbogig. Der schieferverschlagene achteckige Turm trägt als Wetterfahne eine Henne. – Aus der Zeit stammen auch die 1961 freigelegten Deckenfresken der vier Evangelisten (s. 1961)
Kirche „St. Johannes der Täufer“ und „St. Blasius“ in Wiedersbach.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
1601
Die Kanzel am nördlichen Triumphbogenpfeiler der „St.-Marien-Kirche“ in Simmershausen ist von besonderem künstlerischem Wert. Sie ist kunstvoll aus Sandstein gemeißelt, an den Seitenteilen sind die Reliefs der vier Evangelisten mit der Jahreszahl 1601 zu sehen.
Die kunsthistorisch wertvolle Kanzel der Kirche „St. Marien“ in Simmershausen
aus dem Jahr 1601
10. November 1602
Vorläufige Weihe (Baubeginn: 10.12.1600 – 1604 vollendet) der „Kreuzkirche“ für die an Stelle der in der Reformationszeit eingegangenen Heilig-Kreuz-Kapelle vor den Toren Schleusingens, die auch als Gottesackerkirche genutzt wird. Sie hat die Maße 23 Meter lang und 13,5 Meter breit. Von der Stadt aus gesehen, steht sie am Anfang des Friedhofs, den man durch das Hauptportal mit der Inschrift „Friede sei mit Euch!“ betreten kann.
Im notariellen Inventarium (85 Blatt = 170 Seiten), in Meiningen ausgefertigt, über den Besitz des Caspar von Hanstein in Henfstädt aus dem Jahr 1603 ist auch der Besitz von 27 Büchern verzeichnet. Es handelt sich, wie die Abbildung zeigt, vorwiegend um Editionen der Reformationszeit und Luther-Schriften.
Sammlung Bastian Salier
1603
Die „St.-Veits-Kirche“ („Friedenskirche“) in Veilsdorf wird umgebaut. Bis zum Zeitpunkt ist sie Hauptkirche gewesen.
1604
Hauptkirche in Veilsdorf wird die „St.-Trinitatis-Kirche“. Der den Turm tragende Chor ist 5,9 Meter im Quadrat, das Langhaus hat eine Länge von 17,3 Meter und eine Breite von 11,7 Meter.
Aus dem gleichen Jahr stammt die am linken Triumphbogenpfeiler lehnende aus Sandstein gefertigte Kanzel, die eine hölzerne Bauart vermitteln soll. Aus Holz ist der darüber befindliche Schalldeckel.
Der Taufstein aus dem Jahr 1555 ist wohl das älteste Ausstattungsstück
in der der Dreifaltigkeit geweihten Kirche in Veilsdorf
Foto: Bernhard Großmann
14. Oktober 1604
In Themar wird Michael Dilherr geboren, gestorben am 08.04.1669 in Nürnberg. Der protestantischer Theologe, Philologe, Dichter und Universitätsprofessor Dilherr gilt als einer der bekanntesten deutschen Kanzelredner, er betätigt sich auch als Kirchenlieddichter.
1605
Hildburghausen wird Adjunktur (Vertretung) der Superintendentur Eisfeld.
1606
Ältestes noch erhaltenes Kirchenbuch in Hildburghausen.
10. Oktober 1606
Die Kirche in Schlechtsart wird geweiht (Bau von 1603 – 1606), dazu kommt 1610 ein höheres Dach hinzu, wie sie sich heute dem Betrachter präsentiert. Fachwerkturm mit Satteldach und einem geschweiften Renaissancegiebel, im Chor ist der romanische Ursprung der Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Auch der Unterbau des Turms mit den schmalen und rechteckigen Fenstern stammt aus der Vorgängerkirche.
Aus der Zeit stammt auch das zehneinhalb Meter lange und 7, 6 Meter breite Langhaus. Es hat eine Bretterdecke, ein Emporengeschoss, je zwei Rundbogenfenster an den Langseiten und eine Orgel. An der Ostseite ist ein Sakristeibau aus geputztem Fachwerk, der 1999 erneuert worden ist.
Der aus romanischer Zeit stammende Altar (3,6 Meter mal 3,2 Meter) steht vor dem rundbogigen Triumphbogen, der mit seinen beiden Kämpfergesimsen ebenfalls in die romanische Zeit eingeordnet werden kann. Am südlichen Triumphbogen-Pfeiler ist die aus Holz gefertigte Kanzel aus dem Jahr 1887 angebracht. Hinter dem Altar liegt ein kleiner tonnenförmiger funktionsloser Raum. Hier erfahren die Gefallenen der Weltkriege auf Gedenktafeln eine letzte Ehrung.
1606
Die Kirche von Waldau wird von Grund auf unter Einbeziehung von Teilen der Vorgängerkirche erneuert. Später sind bei Renovierungen Fresken aus dem Mittelalter des Vorgängerbaus entdeckt worden. 1627 wird der etwa 40 Meter hohe Kirchturm vollendet, der nach einem Vorbild eines Juliusturms aus dem katholischen Würzburg erbaut worden ist.
1608 – 1618
Die Kirche „St. Marien“ in Streufdorf wird als Wehrkirche ausgebaut. So werden auch unterkellerte Gaden für die Bevölkerung angelegt (heute: „Zweiländermuseum Rodachtal“).
Die „St.-Marien-Kirche“ in Streufdorf, im Hintergrund der Große Gleichberg.
Im Rahmen der Umbauarbeiten im Jahr 1578 ist der 33 Meter hohe Turm vollendet worden, der mit seinen drei „Hauben“ und der Turmuhr abschließt. Sie ist im Kriegsjahr 1917 eingebaut worden und zählt als eine der größten in Thüringen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
7. September 1609
Der Große Stadtbrand von Römhild vernichtet bis auf drei Wohnhäuser und das Schloss die gesamte Innenstadt. Von der Stadtkirche sind nur der Turmhelm, die Uhr, die sechs Glocken und Teile des Kirchendaches betroffen. Die Turmhaube ist 1610 in der heutigen Ausführung neu aufgebaut worden.
1609
Seit dem Zeitpunkt sind in Waldau die Kirchenbücher vollständig erhalten geblieben.
1610
Das „Nordkapelle“ oder auch „Henneberger Kapelle“ bezeichnete Kirchlein im ehemaligen Kloster Veßra wird für die Klosterdomäne als evangelisches Gotteshaus genutzt. Auch der Emporeneinbau stammt vermutlich aus jener Zeit. Dem Einbau der Orgel durch die Firma Holland aus Schmiedefeld am Rennsteig im Jahr 1839 muss der einstige verglaste Stand des Domänenpächters weichen.
1610
Die Marschallin von Herren Gosserstedt lässt auf der Südseite der ersten Empore einen Herrenstand für die herrschaftlichen Zuhörer erbauen, der in heutiger Zeit als Winterkirche umgebaut worden ist.
Wappen der Herren von Schwarzbach-Marschall zu Herren Gosserstedt
über dem Kirchenportal von Schwarzbach
Foto: Bernhard Großmann, 2005
1611
Ältestes Kirchenbuch in Ebenhards.
1612
Pfersdorf erhält eine eigene Pfarrei, seit dieser Zeit wird ein Kirchenbuch geführt. Leimrieth wird Tochtergemeinde (Filial).
1613 – 1634
Im Hildburghäuser Kirchenbuch werden sechzehn Hexen und ein Hexenmann erwähnt, die verbrannt werden: Zehn aus Streufdorf, zwei aus Hildburghausen, zwei aus Wallrabs, je eine Person aus Bedheim, Leimrieth, Pfersdorf.
Im Herzogtum Coburg erreichen die Hexenverbrennungen während der Herrschaft des ansonsten staatsmännisch klug regierenden Johann Casimir ihren Höhepunkt. Im Amt Hildburghausen gibt es („relativ“) wenige Opfer.
Die Hinrichtungen der wegen Zauberei oder Hexerei verurteilten Personen weiten sich teils zu Volksfesten aus.
Die Richtstätte in Hildburghausen befindet sich im 17. Jahrhundert an der Wiedersbacher Straße, Galgenspitze. Der Galgen hat auf einem runden Turm mit einer ein Meter hohen Brüstung gestanden (bis ca. 1820 sind bauliche Reste vorhanden).
Zu den Hinrichtungen von Einwohnern aus den Dörfern des Gerichtsbezirks müssen die betreffenden Gemeinden auf ihre Kosten Zeugen entsenden.
1613
Die große Kirchenvisitation leitet der Dogmatiker Johann Gerhard, Pfarrer in Heldburg. Er gilt als einer der bedeutendsten Theologen seiner Zeit und wird an die Universität Jena berufen. Er ist Schöpfer der Casimiriana, der Kirchen- und Schulordnung des Herzogtums Coburg.
28. Dezember 1614
Die evangelische Kirche in Hinternah wird geweiht, erbaut in gotischer Architektur, sie ähnelt den Kirchen in Waldau und Wiedersbach.
Bauausführende sind der Maurermeister Cyriax Diez, der Zimmermeister Paul Butz und und der Maler Hans Senfried, alle Schleusingen, gewesen. Die Nachbarorte Schleusingerneundorf und Silbach beteiligen sich am Kirchenbau. Die fränkische Holzbildarbeit stammt aus der Zeit Ende des 15. Jahrhunderts aus der Einfirstkapelle zwischen Schleusingen und Ratscher (s. 1965). Als der Ort keine Kirche besessen hat, ist er mit Schleusingerneundorf in Schleusingen eingepfarrt gewesen. In den Folgejahren werden drei Glocken erworben, von denen zwei im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie abgegeben werden müssen. Die späteren Hartgussglocken sind 1989 für drei Bronzeglocken ersetzt worden.
In der Chronik des Pfarrsprengels heißt es: „Unter den hiesigen Bewohnern zeichnete sich durch Förderung des Kirchenbaus ganz besonders der damalige Schultheiß Georg Frowein aus. Er gab aus eigenen Mittel 100 Gulden.“ Für die Zeit ist das eine beträchtliche Summe gewesen, zudem beaufsichtigte er den Bau des Gotteshauses unentgeltlich. Bei der Einwihung der Kirche spendet er einundeinhalben Eimer Wein, also reichlich einhundert Liter.
9. Dezember 1617
In dem kleinen Straßendorf Altendambach wird die neue Kirche geweiht. Bereits vor 1570 hat es eine kleine Kapelle als Vorgängerbau gegeben. Der Neubau ist ein Steinquaderbau mit Langhaus und Chorraum, der zugleich Kirchturm ist. Das obere Geschoss ist ein verschieferter Fachwerkbau und hat die Form eines Juliusturms. Die Eisenhartgussglocken stammen aus dem Jahr 1922, die Vorgängerglocken sind der Rüstung für den Weltkrieg zum Opfer gefallen. Der gotische Chorraum besitzt ein Kreuzrippengewölbe, spätmittelalterliche Fresken sind freigelegt worden. Bemerkenswert sind die Bemalungen der Kanzeln und der Empore mit alttestamentarischen Königen und Propheten.
Bemalungen in der Kirche Altendambach,
dargestellt sind alttestamentliche Könige und Propheten.
Auf der rechten Darstellung folgt die Erklärung:
„Hier endet/sich das alt Testament,/Johannes von Christo wird/
gesendt, die Buß zu mel/den Jedermann. Desgleichen/
Christi Jünger than,/das Evangelium/zu lehren und/
alle Völker zu/Gott bekehren.“
1621
Der Eisfelder Superintendent Johann Faber gibt das Buch „Kirchspiel der Pfarr Crock und der anderen eingepfarrten Dörffer …“ heraus.
1618 – 1648
Dreißigjähriger Krieg
1621
Das Langhaus der St. Jakobus geweihten Kirche in Harras (heute Ortsteil von Eisfeld) wird erbaut, es hat eine Abmessung von 14,5 Meter mal 8,3 Meter. Vermutlich ist die Kirche auch Station in Verbindung eines Seitenstrangs des mittelalterlichen St.-Jakobus-Pilgerwegs gewesen.
Reste einer Ende des 15. Jahrhunderts, also in spätgotischer Zeit, erbauten Kirche, sind nachweisbar: das Kreuzgewölbe, die kehlprofilierten Rippen ruhen an der Ostseite auf Figuren. Es handelt sich um einen Engelskopf mit jetzt leerem Spruchband und einem Männerkopf. Auch die Spitzbogen-Fenster der Ost- und der Südseite stammen aus der Zeit, ebenso der Spitzbogen des Triumphbogens. – Die Jahreszahl 1621 ist an der Nordseite zu finden. Die Kirche von Harras ist zum Zeitpunkt eine Tochterkirche von Veilsdorf und wird 21 Jahre später zur eigenen Pfarrei, 15 Jahre später kommt die Kirche wieder zu Veilsdorf und knapp 100 Jahre später (1752) ist sie wieder eigene Pfarrei.
1622
Auf dem Chor der „Dreifaltigkeitskirche“ in Hindfeld folgt das erste Turm-Obergeschoss, in dem eine Spitzbogentür zum Dachboden des Langhauses führt. Außen befindet sich über einem Gesims ein schmales rechteckiges Fenster, dann folgt der zweite Teil des beschieferten Obergeschosses von 1622 mit größeren flachbogigen Fenstern, darauf folgt ein spitzer achteckiger Helm, einem Juliusturm ähnlich, mit Turmknopf und Wetterfahne.
1. August 1622
Die Inventarien der Kirche „St. Johannes der Täufer“ in Haina passen sich in Gestalt und Farbe dem Langhaus an. Die Kanzel am nördlichen Triumphbogenpfeiler trägt im Fries die Innschrift: „Anno 1622 den 1. Augusti haben die Wohl Edlen und Vehsten Hanß Carl und Georg Rudolph Mollen Gebrüdere Häyna diesen Predigstuel mahlen lassen.“ Die auf einer Mittelstütze ruhende Kanzel stammt demnach aus gleicher Zeit. En den Ecken befinden sich canzellierte, dorische Pilaster. An den Flächen sind in Rundbogen-Blonden die Evangelisten Matthäus (Engel), Lukas (Stier) und Johannes (Adler) gemalt, darunter ihre Abzeichen, ebenso das Abzeichen des Markus (Löwe), während an der Stelle des Evangelisten selbst im Bogenfeld das Rautenkranz-Wappen gemeißelt ist. Die Treppenwange ist mit Rundbogen-Blenden zwischen Pilastern gemeißelt. Der Schalldeckel ist achtseitig als Gebälk mit Bekrönung und kleiner Christusfigur aus Holz.
1623/24
Die Neutralitätspolitik des Landesherrn Casimir im Dreißigjährigen Krieg macht es möglich, dass in Heubach eine neue Kirche, die ebenfalls St. Wolfgang (Feiertag: 31. Oktober) geweiht ist, erbaut wird. Aus der alten Kirche ist ein gotisches Spitzbogenfenster erhalten geblieben, das inzwischen in das neue Gotteshaus eingebaut worden ist. Das Alter des Vorgängerbaus ist nicht bekannt, es wird 1464 vermutet, aber der Vorgängerbau sei eine oft zerstörte Kapelle gewesen. Für den Standort gibt es ebenfalls unterschiedliche Aussagen. Der Historiker Prof. Dr. Brückner († 1881) geht von einem anderen Standort aus, Lehfeldt/Voss schreiben 1904, dass der 5,8 Meter im Quadrat messende Chor in seinen Mauern bis zum Fensteranfang ein mittelalterlicher Bau sei, ebenso die Pfeiler des Triumphbogens. Das Langhaus hat eine Länge von 15 Metern, die Breite beträgt 9,4 Meter. Im Untergeschoss ist das Gotteshaus ein Steinbau, im Obergeschoss ein Fachwerkbau. Etwa 100 Jahre nach dem Bau des Kirchenschiffs wird der spitz auslaufende, achteckige Turm über dem Altarraum erbaut.
Hochzeit in der Kirche „St. Wolfgang“ in Heubach.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
1626
Herzog Johann Casimir (1564 – 1633), gleichzeitig Bischof der Landeskirche, erlässt die Kirchen- und Schulordnung, die sogenannte „Casimiriana“, die im Herzogtum Coburg bis in das 20. Jahrhundert Gültigkeit besitzt, in Hildburghausen bis 1645.
Die Ordnung wird im Wesentlichen von dem bedeutenden Theologen Johann Gerhard ausgearbeitet, der auch Superintendent in Heldburg gewesen ist. Das Werk enthält bis ins Detail die Gottesdienstordnung, Vorschriften über das Einsetzen bzw. Amtsführung der Geistlichen und der Kirchendiener, Kirchenzucht. Kirchenverwaltung, Besoldung bzw. Bezüge.
Der Landesherr Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564 – 1633), 1597
Öl auf Holz, Schloss Callenberg
Ab 1626
In der Unterneubrunner Chronik wird erwähnt, dass der Nürnberger Junker Raimund Imhof Besitzer der Drahthütte ist und vermutlich auch der Geldgeber für den Kirchenumbau gewesen sei, zudem stammen die Glasgemälde von ihm.
1626 – 1633
Der aus Rodach stammende Simon Schnetter ist Pfarrer in Hildburghausen.
Das aus der St.-Lorenz-Kirche gerettete Bild Schnetters hängt heute in der Christuskirche in Hildburghausen.
1628
Der Anfang des 17. Jahrhunderts begonnene Kirchenbau in Waldau wird abgeschlossen. Am Bau befinden sich mehrere Jahreszahlen: 1601 am Kirchenschiff, am Turm 1624.
1629
In der St.-Bartholomäus-Kirche Themar wird eine „neue“ Orgel von Andreas Weise eingebaut.
1629
Die Kirche „St. Veit“ in Crock erhält eine neue Glocke. Ihre Inschrift: „Georg Werder zu Coburgck gos mich, zu Krock hang ich, frome Kristen ruf ich unt die Toten bepein ich.“
An der Südseite befindet sich eine Sonnenuhr, die mit „Steirischen Zahlen“, auch „Holmzahlzeichen“ genannt, versehen ist, ähnlich wie an der Kirche „St. Marien“ in Stelzen. So bezeichnen die Steinmetze die im Halbkreis angeordneten Stundenziffern im Sandstein. Eine zweite kleine Sonnenuhr ist an der Sakristeiwand zu erkennen.
Die Schlusssteine der Gewölbe im Altarraum zeigen den Thüringer Löwen, die Kurschwerter, die Henne, das Speichenrad und den Rautenkranz als Hinweis auf das Fortbestehen der Wallfahrt.
Die Kirche „St. Veit“ in Crock.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
Um 1630
Im gesamten Herzogtum Coburg werden Hexenprozesse und -verbrennungen mit blindem Eifer betrieben und finden einen gewissen Höhepunkt, so auch in Hildburghausen. Eine traurige Bilanz, die der protestantische Herzog Johann Casimir hinterlässt, Die Prozesse werden nach dem Vorbild des „Hexenhammers“ geführt, insgesamt 178. Es kommt zusätzliches Leid über das Land.
1631
Herzog Johann Casimir, der Landesherr, kann mit seiner regional friedenssichernden Neutralität das kleine Fürstentum Sachsen-Coburg bis zum Zeitpunkt vor größerem Leid und Elend bewahren, getreu dem Wahlspruch „frid ernert, unfrid verzert“.
Mit dem Eintritt Johann Casimirs auf schwedischer Seite unter König Gustav II. Adolf in den Krieg werden plötzlich die benachbarten Bistümer Bamberg und Würzburg Feindesland, aus freundlichen Nachbarn werden Feinde. Raub, Mord und Brandschatzungen und die moralische Verrohung nehmen in den inzwischen verarmten Ländern immer mehr zu.
Der aus Thüringen stammende und in schwedischen Diensten stehende Oberst, später Generalmajor, Georg Christoph von Taupadel (* um 1600 – 1647) verteidigt mit Geschick in den letzten September- und ersten Oktobertagen 1632 die Veste Coburg gegen die katholischen Kaiserlichen und Kurbayern unter dem Feldherrn Wallenstein, denn Herzog Johann Casimir ist nach vielen Jahren der Neutralität auf protestantischer Seite in den Krieg eingetreten.
Kupferstich von Raphael Custos.
Die Kaiserlichen unter Wallenstein halten sich an der Hauptstadt Coburg schadlos und auch an vielen weiteren Dörfern und Städten des kleinen sächsischen Ländchens. Für Ummerstadt wird der 14. Oktober 1632 ein Trauma. Dreizehn Menschen sterben teils auf grausame Weise, viele werden verletzt oder entführt. Die kleine Stadt mit seinen beiden Kirchen wird gebrandschatzt. 52 Wohnhäuser werden total zerstört, 1643 sind noch 26 Häuser bewohnbar. Die Bartholomäuskirche brennt total aus.
1631
Im Volksglauben bewegen über Zeitenräume hinweg die Prophezeiungen der Linden-Elsa (Elsa Gessnerin), die auch die Engelseherin von Gompertshausen genannt wird, im Dreißigjährigen Krieg das Denken der Menschen. Ihre Visionen prägen auch die Angst. Die Ereignisse sind 1681 niedergeschrieben worden, dass fünfzig Jahre zuvor die lahme Magd aus Gompertshausen im Amt Heldburg „die Kleider Hoffart ernstlich gestraffet“. Sie verkündet den Krieg und sagt den Ruin des Landes auf Michaelis 1632 voraus. Der Kirchenmann und Historiker Johann Werner Krauß berichtet 1750 in seiner Kirchen-, Schul- und Landeshistorie (Band Heldburg) von Gesprächsprotokollen mit der Linden-Elsa aus dem Zeitraum September bis November 1631. Sie hat ausgesagt, dass ein Engelein Gottes neunmal erschienen sei, meist bekleidet mit einem weißen, aber nassen Hemdelein, seine Tränen anzuzeigen.
Linden-Elsa, die Engelseherin von Gompertshausen
Zu Gompertshausen, das vor alters ein Filialdorf von Westhausen war, hat sich im Jahr 1631 ein wunderlicher Fall zugetragen.
Eine lahme Magd, Linden-Elsa, hatte Engelerscheinungen und prophetische Gesichte. Ein Engelein erschien ihr mehrmals in einem Hemdchen von verschiedener Farbe, blau, weiß, rot, blutrot. Es gab ihr ein, gegen die Hoffart der Welt zu reden, gebot ihr auch, das, was sie vernehme, laut auszusagen. Der Engel schrie Wehe über die großen Städte und ganz Deutschland, verkündete großes Blutvergießen zwischen August und Michaeli und nannte die Sünden, wegen denen so große Kriegsgewitter über Deutschland verhängt seien, nämlich Fluchen und Gotteslästern, dicke blaue gestärkte Krägen, blöchlete Schuhe (Klötzchenschuhe), geschlitzte Wämser und dergleichen. Auch Hexenleute soll man abschaffen, doch zusehen, dass man keine Unschuldigen unter sie mische. Würde die Hoffart nicht abgelegt, so würde solche Teuerung entstehen, dass das Kind in der Wiege verhungern müsse. Am 8. September werde sich etwas Großes ereignen, da solle man kniend beten. Alt und jung sollen zur Kirche eilen und bitten, dass Gott sich nicht abwenden möge. Der Engel gab auch das Lied an, das die Gemeinde singen soll. Wenn nicht Buße getan würde, so werde es den Leuten durch die Kroaten schlimmer ergehen als denen zu Jerusalem. Auch ein Erdbeben ward prophezeit, wenn nicht der Kleiderprunk und die steifen blau und weiß gestärkten Krägen abgelegt würden. Über den Kurfürsten von Sachsen seien drei Ruten gezogen. Dieser Engel, der der lahmen Magd, die schon über dreißig Jahre krank und elf Jahre auf Händen und Füßen gekrochen war, auf ihrem Bette erschien, nannte sich Gabriel. Man soll, sagte Gabriel zu den Linden-Elsa, Gott danken, dass er den König von Schweden in diese Lande gebracht. Doch habe sich dieser vorzusehen, denn man stelle ihm mit List und Gewalt nach. Als sie zu dem Engelein sprach, weil man ihr geboten hatte: „Alle guten Geister loben den Herrn“, so antwortete dasselbe: „Das danke dir ein guter Geist!“
Nach: Eckhard Witter verarbeitet in der Sammlung „Sagen des Landkreises Hildburghausen“, Bd. 2, S. 41 f. „Fuhrmann Spörlein – Sagen aus dem Grabfeld und dem fränkischen Hügelland“, Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier, 1992
Das Ende der Linden-Elsa ist uns nicht überliefert, geblieben sind die Erinnerungen an sie, auch wenn manch Konfuses ihr Denken bestimmt hat. In der Zeit des Großen Krieges geraten auch manche ihrer Prophezeiungen in Vergessenheit. Es geht um die Rettung des nackten Lebens, die tatsächlichen Lebensumstände mit Not, Elend, Mord, Brandschatzung, Seuche und Verrohung der Menschen. Die Grausamkeiten übertreffen weitaus die Realität.
1631
Am Pfarrhaus in Dingsleben, das sich heute in Privatbesitz befindet, soll – so erzählt es die Legende – der Schwedenkönig Gustav II. Adolf 1631 auf seinem Kriegszug ins südliche Deutschland eine Parade seiner Truppen abgenommen haben, und zwar auf den Treppenstufen des Pfarrhauses stehend. Konkrete Nachrichten aus der Zeit sind nicht überliefert, es ist nur bekannt, dass der Ort vandalisch zerstört worden ist, die Kirche ist 1635 geschlossen worden.
1632 – 1634
Nur diese wenigen Jahre vor den verheerenden Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges ist die Kirche in Beinerstadt selbstständig. Seit Ende der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts trägt das Gotteshaus in Erinnerung an den Schwedenkönig den Namen „Gustav-Adolf-Gedächtnis-Kirche“. Beinerstadt, eines der ältesten Dörfer der Region, wird schon im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts erwähnt, ist meist Filialkirche gewesen, z. B. von Leutersdorf, Reurieth (1635), Dingsleben (1687) und Henfstädt (1816), heute gehört das Haufendorf wieder zum Kirchspiel Reurieth.
Die Zerstörungen des Krieges werden recht schnell beseitigt. Der achtseitige Taufstein trägt die Jahreszahl 1636. Die heute noch anspruchsvolle Architektur mit dem Renaissance-Giebel ist hervorzuheben, dessen Neuaufbau kurz nach der Zerstörung erfolgt. Die Reparaturarbeiten zum Jahr 1653 sind dokumentarisch gut belegt, vor allem bezeugen sie auch ein reges Gemeindeleben in schwerster Zeit.
1632
In Gompertshausen vernichtet eine Brandkatastrophe, verursacht durch kriegerische Handlungen, die Marienkirche, Pfarrhaus, Schule neun Bauernhöfe. Umgehend ist man bemüht, das geschädigte Dorf mit seiner Kirche wieder aufzubauen. Pfarrer Conrad Caroli muss in die Fremde flüchten, wo er auch verstirbt. Der Ort hat von 1637 bis 1644 keinen eigenen Pfarrer mehr. Die Seelsorge übernimmt der Pfarrer aus dem benachbarten Westhausen.
1. Oktober 1632
Der grausam gequälte und gedemütigte Pfarrer Bötzinger (1599 – 1673) aus Poppenhausen bei Heldburg kommt mit vielen Flüchtlingen nach Hildburghausen. Der Erlebnisbericht seines Märtyriums während des Dreißigjährigen Krieges wird zu einem der bekanntesten literarischen Zeitdokumente. Selbst Gustav Freytag (1816 – 1895) hat die Aufzeichnungen für sein fünfbändiges Werk „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ literarisch verarbeitet. – Die Stationen seines Lebens sind: Jena, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach, Meiningen, Hildburghausen, Heubach, Heldburg, Poppenhausen, Lindenau, Coburg, Neustadt und Mupperg bei Sonneberg.
Zu seinem Leben sagt Bötzinger:
„Oft hat mir der Soldat und zornige Kroat das Schwert an's Herz gesetzet und mich gar sehr zerfetzet, doch, konnt ich nimmer sterben, kein Unfall mich verderben, in's Wasser hab ich gemußt, da hatt' ich schlechte Lust. Man warf mich hinein gebunden, Gott hat mich losgewunden.“
Bötzinger ist auch als Kirchenlieddichter bekannt geworden: vier christliche Lieder, 1663.
Seit etwa 1995 gibt es in Poppenhausen eine „Heimatstube“, begründet und seither betreut von Gerlinde Sohl (Lehrerin i. R.), im zweiten Obergeschoss des Pfarrhauses. Seit dem Jahr 2000 befindet sich unter den Sehenswürdigkeiten auch ein „Martin-Bötzinger-Gedenkzimmer“, um das Andenken an den einstigen Ortsgeistlichen aufrecht zu erhalten. In diesem Raum, auch „Bötzinger-Stube“ genannt, befinden sich alte Gegenstände, Kopien von alten Schriften, Karten, Bilder und Gegenstände u. a., auch zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in der südthüringisch-fränkischen Region. Die Interesse findende Sammlung wird ständig ergänzt.
1. Oktober 1632
Stadtbrand in Eisfeld
Nach einer historischen Ansichtskarte eines Gemäldes des Eisfelder Künstlers Hanns Glaser „Zum 1. Oktober 1932“, der 300. Wiederkehr des großen Stadtbrandes von Eisfeld, der auch die Kirche „St. Nikolaus“ zum Opfer gefallen ist, die nach dem Wiederaufbau der „Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht worden ist.
3. Oktober 1632
Ab diesem Zeitpunkt sind in Eisfeld ca. 30 Kirchenbücher lückenlos vorhanden. Die vorhergehenden ab 1550 sind vermutlich beim verheerenden Stadtbrand von 1601 verbrannt.
1632
Anna und Margaretha von Heldritt auf Brattendorf werden in der Crocker Kirche bestattet.
Kreuzrippengewölbe im Chorraum der „St.-Veits-Kirche“ Crock
1634
Drei Hildburghäuser Pfarrer werden von den kaiserlichen Söldnern gefangengesetzt und von den Bürgern für 320 Taler freigekauft. In den Chroniken befinden sich Berichte, dass besonders evangelische Pfarrer Zielscheibe der verrohten Soldateska sind, z. B. Pfarrer Eisenschwimmer aus Stressenhausen (1635), der greise Pfarrer Heider aus Ebenhards, Pfarrer Rosenfeld aus Bedheim.
1634
Die Eisfelder Stadtkirche erhält ihr Geläut. Die große Bronzeglocke ist im 1634 in Erfurt gegossen worden und enthält einen lateinischen Text, der in deutscher Übersetzung heißt: „1632 d. 1. October ward ich durch der Papisten Feuer verzehrt, aber im Jahre 1634 durch der Lutheraner Feuer wiedergeboren“, die zweite ist die sogenannte „Banzer Glocke“ mit dem Schriftzug (Zinn): „gottes wort das bleibet ewig, glavb dem mit der that bist du selig“ (Relief einer kleinen Glocke) cristof glockengieser zv nurmberg gos mich (Rosette). Die dritte Glocke ist die Messglocke mit einer Inschrift in deutscher Übersetzung: „Lob sei Dir Herr, König des ewigen Ruhmes“). Sie hat einen Durchmesser von 100 Zentimeter.
Bronzeglocke aus dem Kloster Banz in der „St.-Trinitatis-Kirche“ Eisfeld.
Eckhard Witter verarbeitet in der Sammlung „Sagen des Landkreises Hildburghausen“, Bd. 4, S. 47 „Das Schulmännle – Sagen aus Eisfeld und Umgebung“ Verlag Frankenschwelle, 1997, die mündlich überlieferte Sage:
Die Banzer
Eine Eisfelder Glocke führt den Namen „Die Banzer“. Früher hing sie nämlich auf dem Glockenturm des Klosters Banz.
Im Dreißigjährigen Krieg plünderten protestantische Truppen das Kloster und schleppten als Beute fort, was nicht niet- und nagelfest war. Auch die Glocke gehörte dazu. Sie sollte in Erfurt in eine Kanone umgeschmolzen werden.
Doch in den Vorbergen des Thüringer Waldes wurde der Transport immer beschwerlicher. Es war auch abzusehen, dass die Beförderung in dem Waldgebirge nahezu unmöglich sein würde.
Nun brauchten die Eisfelder aber gerade eine Glocke, denn sie hatten vor kurzer Zeit die Reparatur ihres Kirchturmes fertiggestellt. Das Geld hatte nicht einmal gereicht, um das vor Jahren abgebrannte Stockwerk neu aufzuführen. Daher hatte man die Kuppel nur auf das vorhandene Mauerwerk aufgesetzt. Eine billige Glocke kam da verständlicherweise sehr gelegen. Für einen annehmbaren Preis wurde man schnell handelseinig.
Als sich aber das Kriegsglück wendete, erschienen die Banzer Mönche und forderten ihr Eigentum zurück. Schon war die Glocke herabgeseilt, als sich eine Reiterschar der Stadt näherte. Die Banzer Mönche glaubten, es seien protestantische Kriegsleute, die Eisfelder zu Hilfe gerufen hätten. Um nicht auch noch die Gespanne einzubüßen, suchten sie schleunigst das Weite. In Wirklichkeit aber waren es Kroaten, die dem Landstädtchen zwar manches Ungemach bereiteten, aber den Eisfeldern mit ihrem plötzlichen Erscheinen zum endgültigen Besitz ihrer wohlfeil erworbenen Glocke verholfen hatten.
16. Oktober 1634
Gallustag. Die Region wird vom kaiserlichen Reitergeneral Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani mit seinen Kroaten erobert. Der Feldherr ist zyprischer Herkunft und führt ein grausames Regiment mit Brandschatzung, Raub, Folter und Massenmord, nachdem sich die Weimarische Reiterei bereits am 09.10. fluchtartig Richtung Suhl zurückgezogen hat. Der Einfall des von Wallenstein abgefallenen Isolani ist als ein Strafzug des Kaisers gegen die mit Schweden verbündeten thüringischen Fürsten zu betrachten.
Als Beispiel soll Themar genannt werden, das entsetzlich leiden muss. Der kaiserlichen Soldateska fallen 269 Wohnungen in 209 zerstörten Häusern zum Opfer, der Pfarrhof, die deutsche und die lateinische Schule, das Amtshaus, Rathaus mit Ratskeller, zwei Torhäuser u. a. Die Stadtkirche mit ihren Kunstwerken bleibt durch einen glücklichen Zufall verschont. Ein italienischer Offizier soll im Anblick des Marienaltars die Brandfackel gelöscht haben.
Nach dem Abzug der Mordbrenner werden von einst 300 Personen bzw. Familienvorständen nur noch 133 gezählt, davon 40 gesunde Bürger. Neben der Kirche bleiben „69 der geringsten Häuslein“ übrig. In der Gedächtnispredigt des Diakons Hölbe ist von 83 Personen und davon von 30 Gesunden die Rede. – Durch Plünderung und Brandschatzung ist ein Schaden von 149.282 Gulden 2 Groschen und 8 ½ Pfennigen entstanden.
Der Marienaltar in der Stadtkirche „St. Bartholomäus“ in Themar.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
1637
Der Friedhof um die St.-Lorenz-Kirche in Hildburghausen ist mit Gräbern überfüllt. Im Stadtkirchenbuch heißt es: „Demnach wegen der streifenden soldaten große Unsicherheit und die zu Bedheim im Quartier liegenden den Hilperhäusern heftig gedrohet, auch ohnedem der Gottes=Acker in 2 Jahren ganz belegt und der neue noch nicht ausgebaut ist, hat man aus Not auf dem Kirchhof in die Stadt begraben müssen, darzu man mit Michael Thein, Tuchmacher den Anfang gemacht. Sobald die Unsicherheit vorüber, soll der neuere Kirchhof ausgebauet werden. Es darf auch Niemand aufs Feld, den Acker zu bestellen.“
(Stadtkirchenbuch. 1637. Zitiert nach Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. 1886 und 1999, S. 3)
Johann(es) Gerhard (1582 – 1637).
Zeitgenössischer Kupferstich
Gegenüber dem Nordportal der Kirche „Zu unserer lieben Frauen“ in Heldburg befindet sich das Pfarrhaus. Dort würdigt eine Gedenktafel die Leistungen von Johann Gerhard, der in den Jahren 1606 bis 1615 hier Superintendent gewesen ist, Generalsuperintendent in Coburg und Lehrer am Gymnasium Casimirianum sowie später auch Universitätsprofessor in Jena. Er gilt neben Martin Luther und Philipp Melanchthon als einer der
bedeutendsten Theologen der Evangelisch-Lutherischen Kirche
1637
Verheerende Folgen bringt auch der Dreißigjährige Krieg ins Vorwaldgebiet, so nach Sachsendorf (Sachsenbrunn), das 1640 fast vollständig zerstört worden ist. Erhalten geblieben nach Plünderung der Kirche ist ein Abendmahlskelch, der vom Pfarrer im Wald vergraben worden ist. Die Kirche ist von der Soldateska als Pferdestall missbraucht worden.
1639
Die Kirche in Henfstädt wird kurze Zeit zur Pfarrkirche erhoben und 1655 wieder Tochterkirche von Leutersdorf, 1695 oder 1701 wieder Pfarrkirche.
1640
Ein Kirchenchor wird für Themar erwähnt.
1640
Die „St.-Marien-Kirche“ in Gompertshausen muss wegen eines Brandes neu aufgebaut werden. Sie ist 1603 erweitert worden. Einige wenige Spuren des Vorgängerbaus sind noch erhalten.
1640
† Leonhard Schneier
(*, Hildburghausen.
Pfarrer, Kirchenlieddichter
1605 Diakon in Glauchau, 1611 Pfarrer in Schönberg. Aus dem Jahr 1627 ist eine Schrift mit drei Kirchenliedern von ihm bekannt.
1641
Kirche und Schloss in Marisfeld werden von durchziehenden kaiserlichen Truppen unter dem Kroatengeneral Gilli de Hassi in Brand gesteckt und zerstört. Unter Eva Maria Magdalena von Ostheim wird das Schloss 1663 – 1665 wieder aufgebaut, die Kirche wird 1665 geweiht.
1642
Der hochgebildete und tief im Luthertum verwurzelte Herzog Ernst (der Fromme) reformiert noch zu Kriegszeiten sein Land. Besondere Schwerpunkte legt er – neben der Überwindung der Kriegsschäden – auf die Entwicklung von Handel und Handwerk sowie das Kirchen- und Schulwesen von der Volksschule bis zur Universität. Mit seinem Schulmethodus, dem ersten modernen Schulpflichtgesetz (Schulmethodus oder Bericht, wie nächst göttlicher Verleihung, die Knaben und Mägdlein auf den Dorfschaften und in den Städten, die untersten Classes der Schuljugend im Fürstentum Gotha kurz und nützlich unterrichtet werden können und sollen).
Der Schulmethodus gilt als die Geburtsurkunde der deutschen Volksschule. Die Schrift ist verfasst worden vom Gothaer Gymnasiumsrektor Andreas Reyher (1601, Heinrichs b. Suhl – 1673) und ist im Wesentlichen bis 1810, bis zur Einführung der neuen Pestalozzischen Lehrmethoden durch Dr. Carl Friedrich Nonne, auch Grundlage des Unterrichts im Fürstentum/Herzogtum Sachsen-Hildburghausen.
Der Herzog setzt in der Folgezeit die allgemeine Schulpflicht bis zum 12. Lebensjahr durch. In Deutschland spricht man seinerzeit davon, dass die Bauern Herzog Ernsts gelehrter seien als anderswo die Städtebürger und Edelleute. In der Zeit seiner Regentschaft entwickelt er sein Land zu einem in Europa bewunderten Staatswesen.
1645
In Hildburghausen gilt als Kirchenordnung der Gothaische Synodalschluss, ab 1647 die Agende Ernsts (d. Fromme).
1646
Ausgangs des Dreißigjährigen Krieges wird die schon in die Jahre gekommene und reparaturbedürftige Cyriakskirche in Gellershausen von streifenden Truppen zerstört. Historische Berichte sagen aus, dass sich Einwohner hinter der 1576 erbauten Mauer mit Schießscharten verschanzt und sich erfolgreich zur Wehr gesetzt haben. Die Kirche wird 1700 neu errichtet, so, wie sie heute gesehen wird. An der Westseite ragt der stattliche Turm aus dem Jahr 1557 empor, der untere Teil stammt sicherlich aus dem 15. Jahrhundert.
30. Januar 1646
Hildburghausen wird Superintendentur (bisher Adjunktur), oberste Kirchenbehörde ist bis zur Stiftung des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen (1680/81) das Konsistorium in Coburg, die Superintendentur befindet sich bis zum Zeitpunkt in Eisfeld. Zur Superintendentur gehören die Orte der einstigen Adjunktur: Veilsdorf, Bürden, Heßberg, Häselrieth, Mebritz (Ebenhards), Pfersdorf; hinzu kommen Streufdorf, Simmershausen, Stressenhausen, Eishausen, Steinfeld, Adelhausen, Massenhausen, Heßberg. Streufdorf wird Adjunktur für Eishausen, Simmershausen, Bedheim, Stressenhausen und später Pfersdorf.
Es amtieren ein Superintendent, ein Archidiakon und ein Diakon. Erster Superintendent wird der hiesige Pfarrer Melchior Weigler, er stirbt im gleichen Jahr. Nachfolger wird der aus Rossach stammende Johannes Elfflein, der sich um den „Gotteskasten“, um das Kirchenvermögen, verdient macht. Ihm folgt Johann Sebastian Güth im Amt.
24. Oktober 1648
Westfälischer Frieden. Der Dreißigjährige Krieg ist beendet.
In Münster wird Frieden zwischen dem Kaiser und den Reichsständen mit Frankreich geschlossen, in Osnabrück mit Schweden. Den Niederlanden und der Schweiz wird die Unabhängigkeit bestätigt.
Das Vertragswerk des Westfälischen Friedens gilt bis 1806 als Reichsgrundgesetz. Die Macht des Kaisers wird zu Gunsten der Fürsten geschwächt. Die Territorien werden neu geordnet. Die Thüringer Fürsten erhalten die souveräne Landeshoheit nach innen und außen. Sie haben das Recht, mit ausländischen Mächten Bündnisse zu schließen. Die staatliche Zerrissenheit Thüringens, die erst 1920 beendet wird, spiegelt sich auch auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Hildburghausen wider.
1631 – 1649
Das schreckliche Fazit des Dreißigjährigen Krieges
in Südthüringen
Die Bevölkerungsverluste sind mit ca. 40 Prozent im Vergleich zum Reich überdurchschnittlich hoch und erst Mitte des 18. Jahrhunderts ausgeglichen.
In 13 Ämtern und 148 Ortschaften der ehemaligen Grafschaft Henneberg leben 1621 58.150 Einwohner, 1649 sind es nur noch 18.900. Der Bevölkerungsverlust beträgt 67,5 Prozent. Neben den Gefallenen und Erschlagenen raffen Hungersnöte, die Pest (1634 – 1640) und die Inquisition die Menschen dahin. Marodierende Soldaten, Obdachlose und Flüchtlinge schließen sich auch zu Räuberbanden zusammen, die noch über Jahrzehnte hinweg ihr Unwesen treiben.
1647
Die „St. Marien-Kirche“ in Stelzen ist am Ende des Dreißigjährigen Krieges zerstört und nach 1650 wieder aufgebaut bzw. restauriert worden. Als Wallfahrtskirche hat sie aber keine Bedeutung mehr.
1648
Nahe Schmeheim, in Oberstadt steht die „Trompetereiche“, von der Sagenhaftes erzählt wird, Ludwig Bechstein hat die Sage aufgezeichnet, aber auch Eckhard Witter hat sie in seine Sagensammlung des Landkreises Hildburghausen „Fuhrmann Spörlein – Sagen aus dem Grabfeld und dem fränkischen Hügelland“, 1992 im Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier erschienen:
Die Trompetereiche bei Oberstadt
Trompetereiche? – Wie war das doch mit dieser Eiche?
Dreißig Jahre war die Kriegsfurie durch deutsches Land gejagt. Schweden, Kroaten und viel fremdes Volk machten das Land unsicher. Ordnung und Gesetz, beides kannte niemand mehr. Goldene Ährenfelder starben unter den Hufen struppiger Kriegspferde, blühende Dörfer sanken in Schutt und Asche. Wollte denn kein Friede werden?
Da, eines Tages, sprengte den Wiesgrund herauf ein fremder Reiter. Er musste von weither kommen. Sein Wehrbehang war fremd, seine Kleidung verschmutzt. Schaum flog dem Pferd um die Lefzen. Scheu sahen die Bauern aus schützendem Tann dem fremden Reiter entgegen. Er winkte ihnen, aber sie trauten sich nicht hinzu. Da sah er vor sich eine mächtige Eiche aufragen. Sie mochte wohl an die 1000 Jahre alt sein: Mit einer letzten Anstrengung schwang er sich auf einen mächtigen Ast hinauf, setzte sein Horn an den Mund und blies immer stärker und lauter, wie man es wohl noch nie gehört hatte. Dann stürzte er plötzlich von dem Baum herunter. Jetzt sprangen beherzte Männer hinzu. „Friede, Friede, es ist Friede im Lande“, hauchte der Fremde und brach tot zusammen. – Lange starrten die verhungerten und halbwilden Bauern den Fremden an. Sie schüttelten ihn, aber der Mund blieb stumm. Friede ist im Land? Ja, war es denn fassbar? Gab es denn so etwas? Dem alten Mütterchen rannen die Tränen über das Gesicht. Jahrzehntelang hatte es auf Frieden gehofft. Und nun war plötzlich der Friede da!
In dieser Nacht brannten hell die Freudenfeuer. Unter der alten Eiche kreisten die Becher, war ein Lachen und Singen bis zum Morgen.
Friedensreiter-Wasserzeichen aus der Papiermühle Reiser bei Mühlhausen um 1650 (Nachzeichnung)
Der das Horn führende Postreiter drückt die Friedenssehnsucht
der Menschen nach dem unheilvollen Dreißigjährigen Krieg aus.
Sammlung Hans-Jürgen Salier
17. Jahrhundert
In die „St.-Aegidius-Kirche“ in Heßberg wird die Empore eingebaut, an der Südseite ist heute noch der Herrensitz erkennbar. Die Emporenkassetten sind mit Bildern aus dem Leben Jesu im Barockstil gestaltet worden, bei einer Renovierung 1936 sind die zwölf Apostel hinzugefügt worden.
19. August 1650
Friedensfest in Hildburghausen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges.
In einigen Quellen wird für Hildburghausen auch der 11.08.1650 genannt.
Der Schriftsteller Oskar Wünscher lässt in dem Erlebnisbericht Martin Bötzingers den Pfarrer zum Friedensfest in Coburg 1650 zu Wort kommen:
„Kurze Zeit danach hieß es abermals, dass im Lande Friede sei, der Friede von Osnabrück und Münster, sagte mein Schulmeister – aber ich habe es nicht eher geglaubt, als bis ich in Coburg das große Friedensfest mitgefeiert habe, das für den Sebaldustag des Jahres 1650 angesagt war [...] Viele sind gewesen, die sind sich in die Arme gefallen und haben geweint, dass einem dabei das Herz brechen konnte, wieder andere schrien auf und wollten sich von niemand trösten lassen, während etliche, die mit Gütern geschoben und mit Nahrungsmitteln gewuchert hatten, einsam standen und der allgemeinen Verachtung preisgegeben waren, ja einem ist sogar ins Angesicht gespien worden.“
Das erste Friedensdankfest auf dem Marktplatz in Coburg,
der Landeshauptstadt für die meisten Städte und Gemeinden
des heutigen Landkreises Hildburghausen, im Jahr 1650
1651
Ältestes Kirchenbuch in Bürden.
1651
Magister Casper Lützelberger von Häselrieth (Pastor Eccl. Coriletanus quae Christo ad montem St. Ottilie colligitur) wird genannt.
2. Januar 1652
Verordnung zur Wiedereinführung der Gottesfurcht, des christlichen Wandels und guter Polizei. Ferner wird befohlen, Schulen und Kirchen zu errichten und wüst liegende Ortschaften wieder zu besiedeln. Die Aufbauarbeit ist schwierig und zögert sich wegen fehlender finanzieller Mittel hinaus.
1652
Der Riether Baumeister Bernhard Weingärtner richtet die Bartholomäuskirche in Ummerstadt wieder auf, auch das Kreuzgewölbe im Chor ist wieder aufgemauert worden. Schon bald stellen sich aber erste Baumängel ein, so dass es im Jahr 1747(s. dort) zu einem völligen Neubau des Kirchenhauses kommt, das an den erhalten gebliebenen quadratischen Turm von einer Länge von 5,2 Meter angebaut worden ist.
1652
Die wegen der Verheerungen im Dreißigjährigen Krieg zu Gleichamberg gekommene Pfarrkirche „St. Antonius“ in Eicha (sie ist seit der Reformation eigenständig) wird wieder selbstständig.
1653
Einrichtung eines geistlichen Untergerichts in Hildburghausen, das bis 1829 besteht.
1653
Nachdem die Soldateska das Pfarrhaus in Unterneubrunn in Brand gesteckt hat, wird jetzt an alter Stelle ein neues erbaut, das nicht mehr als Schule genutzt wird. Die Schule wird in der Neustädter Straße 7 errichtet.
Die Schulen dienen zum Zeitpunkt weitestgehend nur zur Vorbereitung des sonntäglichen Gottesdienstes und für christliche Unterweisungen.
1657
Das Haus neben der Superintendentur Hildburghausen wird für schulische Zwecke angekauft (heutiger Immanuel-Kant-Platz, Christuskirche).