Nationalsozialismus und
Zweiter Weltkrieg
1933 – 1945
1933
Fehrenbach im Oberen Waldgebiet besitzt bis zum Zeitpunkt keine kirchliche Einrichtung, die Einwohner gehen zum Gottesdienst oder anderen kirchlichen Anlässen nach Heubach. Die Gemeinde errichtet ein öffentliches Gemeindehaus mit Walmdach, das am Ortsrand in Richtung Heubach liegt und auch soziale Funktionsräume aufweist. Auf den beiden Längsseiten sind Mansarden und in der Mitte ist ein Dachreiter mit acht Schalllöchern für die kleine Glocke zu sehen, die dort früher hing.
Kirchgemeindehaus in Fehrenbach.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
14. März 1933
Die Evangelische Kirche Thüringens bekennt sich zur nationalsozialistischen Ideologie. Die kirchlichen Amtsträger müssen den Treueeid auf Hitler schwören. Geistliche „nichtarischer“ Herkunft bzw. in einer Mischehe verheiratete werden aus dem Kirchendienst entlassen.
In Thüringen kommt es trotzdem in der Pfarrerschaft vereinzelt zu theologischem Widerstand im Sinne der Bekennenden Kirche, besonders in der Rhön in Reichenhausen und Kaltenwestheim.
1934
In der St.-Bartholomäus-Kirche in Themar wird eine historische Freskomalerei freigelegt (hl. Katharina). Der Name des Künstlers ist nicht bekannt.
1934
In der Chronik der katholischen Pfarrei Hildburghausen heißt es: „Zunächst ging über das Vaterland hin die Nationale Erhebung. Sie brachte hochgehende Wogen der Erregung. Die Vertretung der deutschen Katholiken löste sich auch. Dafür kam das Reichskonkordat … Nun ist im Deutschen Reich alles anders geworden. Wir haben eine starke Regierung, es gibt neue ungeahnte Maßnahmen; aber auch auf der anderen Seite einen großen Druck auf Meinungsäußerung und bürgerliche Freiheit.“
1936
Bei der Vereidigung des Hildburghäuser Bataillons in der Schlosskaserne nimmt auch die Geistlichkeit der beiden Konfessionen teil.
Links im Bild ist der katholische Pfarrer Georg Ramsperger, im Hintergrund
Pfarrer Hermann Thürmer im Gespräch mit Oberleutnant Haellmigk.
Sammlung Schildburghausen
1937/38
Neben der Orgelrenovierung in der „Kreuzkirche“ in Schleusingen wird das Gotteshaus mit einer elektrischen Lichtanlage versehen, ferner wird eine Stadtgasheizung eingebaut. Seitdem ist das Haus als Winterkirche genutzt worden.
Mai 1938
Das „Emma-Scheller-Stift“ wird von den Nazis enteignet und zum Kindergarten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt ernannt.
1938
Der Chronist der katholischen Kirchengemeinde Hildburghausen notiert: „Der Kampf gegen die Kirche hat nach außenhin nachgelassen. Bei mir in Hildburghausen erschien ein geheimer Staatspolizeimann mit 2 Beamten aus Weimar, um hier und daselbst aufzulösen, was nicht bestand. Sie blieben 2 Stunden, durchsuchten auch den Aktenschrank! Vorher waren schon in Eisfeld und hier eine Reihe Polizisten gewesen und durchsuchten die Bibliothek nach einer Reihe von Büchern. Sie hatten eine Liste dabei!“
2./3. März 1939
Ein Großfeuer vernichtet die ehemalige Klosterkirche „Zu unserer lieben Frauen“ in Veßra. Erhalten bleiben die Umfassungswände der dreischiffigen Basilika mit Chorraum und Apsiden, Schäden erleiden der Westbau, die Süd- und die Nordkapelle. Sicherungsarbeiten bleiben immer nur Stückwerk. Die Türme der Westfassade sind nicht schwer betroffen und werden wieder überdacht. In den folgenden Jahrzehnten verfällt sehr viel Bausubstanz.
Klosterkirche Veßra, um 1912
Sammlung Hans-Jürgen Salier
Die Südkapelle „St. Marien“, eine wichtige Stätte der Marienverehrung, wird bei dem Brand nur teilweise zerstört. Thomas Witter, der Direktor des Hennebergischen Museums, schreibt dazu:
In ihren Gewölbekappen befinden sich zwei je über eineinhalb Meter lange zylinderförmige Öffnungen, die sich nach außen zu diesen Vierpässen ausweiten. Ihre Funktion blieb lange Zeit unklar, bis man erkannte, dass es sich hierbei nicht um Luft-, sondern offensichtlich um Lichtöffnungen handeln muss. Durch jede dieser beiden Röhren scheint für ein paar Tage im Jahr frühmorgens direkt die Sonne. Einem Scheinwerfer vergleichbar, erleuchtet sie dann, die sonst nur in ein dämmriges Licht getauchte Kapelle. Rechnet man die entsprechenden Daten unter Berücksichtigung der Kalender auf die Erbauungszeit um, so liegen in dem Zeitraum des Lichteinfalls zwei Marientage: Mariä Verkündigung am 25. März und Mariä Heimsuchung am 3. Juli.
Die Südkapelle in Kloster Veßra, eine besondere Stätte der Marienverehrung.
Foto: Bernhard Großmann, 2005
11. Dezember 1939
Aus Völklingen, Saargebiet, gelangen zwei Geistliche nach Heldburg und Veilsdorf.
Pfarrer Edmund Herold kommt mit bombengeschädigten nach Eisfeld und wird dort erster Pfarrer. Später wird er von dem Franziskanerpater Balduin Söhngen abgelöst.
Mai 1940
Nach dem Beginn des Frankreich-Feldzugs kommt es zu Evakuierungen in den Gau Thüringen, zuerst aus dem Saargebiet, darunter befinden sich viele Katholiken. Das stößt mitunter auf den Widerstand Verantwortlicher der evangelischen Kirche, besonders in Veilsdorf. Der evangelische Pfarrer Köhler in Hildburghausen fördert die Integration der Evakuierten. – Der Flüchtlingsgeistliche, Dekan Lieblang aus Völklingen/Saargebiet, übernimmt 1939 die Betreuung der Katholiken in Themar.
1943
Pater Söhngen lädt in Eisfeld polnische Katholiken zum Gottesdienst ein, deshalb wird er von der Gestapo verhaftet und in Weimar inhaftiert. Nach dreiwöchiger Haft zwingt ihn seine angeschlagene Gesundheit, um Versetzung zu bitten.
4. Oktober 1944
Der Brand eines Gehöfts in Käßlitz greift zur Kirche über und verursacht vor allem am Turm beträchtliche Schäden. Der neue Turm wird am 05.11.1950 geweiht.
Dezember 1944
Der Bitte der Katholiken wird in Themar nicht entsprochen, Gottesdienst für durch die Flüchtlinge inzwischen auf 300 Gottesdienstbesucher angewachsene katholische Gemeinde in der St.-Bartholomäus-Kirche zu feiern. Die heilige Messe wird im Kino gehalten.