Dotzauer, Justus Johann Friedrich
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Justus Johann Friedrich Dotzauer * 20.06.1783, Häselrieth (heute: Stadtteil Hildburghausen) † 06.03.1860, Dresden |
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Violoncellist, Komponist
Er ist der Berühmteste der großen Dotzauer-Familie, Enkel des Orgelbauers Johann Christian Dotzauer und der dritte und jüngste Sohn von Justus Johann Georg Dotzauer (* 22.01.1737 – † 17.04.1816). Letzterer studiert Theologie und kommt 1760 als Pfarrsubstitut (Stellvertreter eines Pfarrers) nach Brünn bei Hildburghausen und 1776 als Pfarrer nach Häselrieth. Am 24.01.1775 hat er Elisabetha Margaretha Großmann (* 06.11.1755 – † 01.09.1845), die Tochter des Harraser Zwölfers (Ratsmitglieds) und Syndikus (Rechtsbeistand) Johann Nicol Großmann (al. Graßmann), geehelicht. Am 24.11.1775 wird der älteste Sohn Justus Ernst Ludwig Friedrich geboren. Er studiert in Leipzig, kommt 1806 als Diakonus nach Sonnefeld (b. Coburg, Exklave des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen), wo er 1818 stirbt. Der zweite Sohn ist Justus Carl Friedrich. Die Pfarrstelle in Häselrieth versieht der Vater 29 Jahre. Wegen Abweichung von der Kirchenlehre in Bezug auf die Lehre von der Dreieinigkeit in einer anonymen Druckschrift wird er aber 1805 seines Amtes enthoben und als Konsistorialassessor nach Hildburghausen versetzt.
Im Häselriether Pfarrhaus wird eifrig Musik gepflegt. Schon bald zeigen sich musikalische Veranlagung und Musizierfreude des Jungen. Mit sieben Jahren erhält er in Hildburghausen den ersten geordneten Unterricht im Klavierspiel bei Johann Peter Heuschkel und in Violine bei Johann Andreas Gleichmann. Nebenbei bekommt er auch Unterricht in Horn und Klarinette. Von Johann Caspar Rüttinger wird er in Komposition unterwiesen und mit dem Werk J. S. Bachs bekannt gemacht. Mit der Zeit verlagert sich das Interesse mehr auf die tiefen Instrumente. Der Schmied seines Heimatortes, ein tüchtiger Kontrabassist, hat ihm die Hauptgriffe auf dem Kontrabass beigebracht, schließlich aber entscheidet er sich für das Violoncello. Sein erster Cellolehrer ist der Hoftrompeter Paul Heßner. Bereits nach einem Jahr Unterricht tritt er in einem Konzert mit der Hildburghäuser Hofkapelle auf.
1799 wurde der Sechzehnjährige von Johann Jacob Kriegck, dem Solocellisten der Meininger Hofkapelle. Sie macht ihn mit der besten Spieltechnik seiner Zeit vertraut. Zwei Jahre später erhält er in der Hofkapelle Coburg (nicht Meiningen, wie andere Quellen verzeichnen) unter Georg Laurenz Schneider eine Anstellung. Ihr gehört er bis 1805 an. In der Zeit hat er sich erfolgreich weiter entwickelt und ist als Komponist hervorgetreten.
1805 wird Dotzauer Mitglied des Leipziger Gewandhausorchesters. 1806 hört er in Berlin den Cellisten Bernhard Heinrich Romberg, einer der Besten seines Instruments. Dotzauer nimmt einen mehrmonatigen Urlaub und vervollkommnet sein Spiel bei Romberg. Nach Leipzig zurückgekehrt, begründet er mit dem Konzertmeister Matthäi das Gewandhausquartett. 1811 folgte er einem Ruf als Königlich Sächsischer Kammermusikus an die Dresdner Hofkapelle. Als Dotzauer von Leipzig wegging, schreibt die Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung (Nr. 13, 1811): „... so sehr wir also seinen Besitz dem kunstliebenden Dresden ... gönnen ... so müssen wir doch zugleich seinen Verlust aufrichtig beklagen, denn als Concert- und fast noch mehr als Quartett-Spieler, dürfte Hr. D. sehr schwer zu ersetzen sein ...“
1821 bekommt Dotzauer die Stelle des Ersten Solocellisten der Dresdner Hofkapelle. Er erlebt in Dresden u. a. das Wirken von Carl Maria von Weber, Heinrich August Marschner und Richard Wagner, den er als den legitimen Erben Webers sah. Dotzauer zählt ohne Zweifel zu den bedeutendsten Cellisten des 19. Jahrhunderts. Als Solist beherrscht er alle Werke Bernhard Rombergs und anderer bedeutender Komponisten der Zeit. Mit dem von ihm gegründeten Streichquartett hat er sich in Dresden Ruhm und hohes Ansehen erworben. Er hat eine vollendete Technik besessen. Sein schöner, singender Ton und sein anmutiges und gefälliges Spiel sind hoch gerühmt worden. Von Dresden aus unternimmt Dotzauer ausgedehnte Konzertreisen durch Deutschland bis nach Holland und Österreich. Einen Ruf nach St. Petersburg schlägt er aus. 1852 tritt er in den Ruhestand.
Seine beiden Söhne sind ebenfalls Musiker geworden. Der ältere Sohn Justus Bernhard Friedrich (* 12.05.1808 – † 30.11.1874) ist Pianist und Herzoglicher Sächsisch-Altenburgischer Kammermusikus. Er übersiedelt 1835 nach Hamburg, wo er u. a. als vortrefflicher Klavierlehrer gegolten hat. Der jüngere Sohn Karl Ludwig (Louis) (* 07.12.1811 – † 01.071897) ist Schüler seines Vaters, ebenfalls ein hervorragender Cellist, der schon im Alter von neun Jahren vor dem König von Sachsen sein Debüt gegeben hat. 1829 wird er von Ludwig Spohr in die Hofkapelle zu Kassel geholt und wirkt dort bis zu seinem Tod als Kurfürstlicher Hessischer Hofmusikus. Mit dem Vater unternehmen die beiden Söhne mehrere Konzertreisen.
Justus Johann Friedrich Dotzauer hat als Komponist etwa 165 Werke hinterlassen. Darunter befinden sich Kirchenmusiken, Kammermusiken (meist mit Beteiligung des Violoncellos), Ouvertüren, Sinfonien, über 10 Cellokonzerte, eine Oper („Graziosa“) und eine Reihe von Unterrichtswerken. In seinen Schulwerken und Etüden für das Cello entwickelt er fortschrittliche pädagogische Methoden. Die Etüden sind auch heute noch unerlässlicher Übungsstoff für Violoncello-Schüler.
Nach: Ingward Ullrich: Hildburghäuser Musiker. Reihe: Schriften zur Geschichte der Stadt Hildburghausen, Band 4. – Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen 2003 – 3-86