Anekdoten Karl Kühner
Karl Kühner
Zwei Anekdoten um Superintendent Christian Hohnbaum, Rodach, und Herzog Friedrich
Der Herzog hatte dem Superintendenten Hohnbaum von Rodach, der die sinnreichen Feste der Herzogin Charlotte oft mit seinen Liedern schmückte, des Öfteren ins Ohr gesagt: „Ich schenk' Ihnen einen neuen Gaul, Sie sollen's sehen!“ Aber der Gaul kam nicht. Da traf sich's, als einmal Hohnbaum an der fürstlichen Tafel speiste, dass zum Dessert „spanischer Wind“ aufgetragen wurde. „Vortrefflich“, schnalzte ein Kammerjunker. „Jawohl“, fiel der geistliche Herr ein, „es ist ein echtes Hofgebackenes.“ „Wieso das?“ „Es verspricht viel und hält wenig.“ „Ah, so“, dehnte der hinhorchende Fürst; und als Abends bei der Heimkehr Hohnbaum seinen steifen Klepper am Zügel in den Stall zieht, steht schon ein stattliches Tier darin. Es war der große, englisierte Braune aus dem herzoglichen Marstall, der von nun an mit verhaltenem Stolze manche Fuhre Dünger auf die Wiese zog und manchen Wagen mit Zehntkorn in den Stadel, aber auch wieder mit zierlichem Hoftritt den würdigen Herrn zu Stadt und Hofe trug oder windschnell an der leichten Kapriole trabte.
Noch mehr ehrte den Geber wie den Empfänger ein anderes Geschenk. Im Pfarrhause von Eishausen entfiel Hohnbaum in einem Gespräch über den Wildschaden auf den Widerspruch des Fürsten das Wort: „Ich glaube, Durchlaucht haben Ihre Hirsche lieber als Ihre Bauern.“ Da verließ der Herzog ohne Gruß das Zimmer und rief nach seinem Wagen. Endlich war angespannt, und der Herzog setzte sich ein. „Den Hohnbaum will ich noch sprechen“, rief er, und dieser nahte furchtlos. „Brauchen nicht gleich so grob zu sein“, sagte er; „aber da, da, da – hab' gerade weiter nichts zum Verschenken, da nehmen Sie das!“ Und damit nahm er seine Meerschaumpfeife aus dem Mund und gab sie dem freimütigen Mann.
Nach: Karl Kühner: Dichter, Patriarch und Ritter. – Frankfurt am Main, 1869.