Eine Seite für Hildburghausen

Augenzeugenbericht

7. April 1945
Zeitzeugenbericht Albert Buff 

Beschießung Hildburghausens; gegen 11.00 Uhr mittags fängt die Beschießung an. Gleich zuerst eine Granate. Dann sausen die Granaten in kurzen Zwischenräumen nach dem Schloß, Rathaus, Molkerei etc. Die Leute verbringen angstvolle Stunden im Keller, manche sind ausgerissen nach dem Wald und nächtigen sogar dort. Andere wieder sind zu Bekannten auf die Dörfer gereist. Bei uns in der Nähe schlägt eine Granate ein in Hellers Garten und zerstört das Gartenhaus. Eine andere in Klopfs Färberei, eine andere vernichtet das kleine Häuschen von Fabig Unt[eres]. Kleinods[feld].

2. Weitere Schäden: Schloß ganz zerstört, nur die Mauern ragen noch in die Luft, Landratswohnung, Rathaus stark beschädigt, vor allem der Turm, in der Stadt Kirchendach ein Treffer, viele Wohnungen, z.B. Göttingsvilla, Kaufmann Lindner, Kaufmann Dreßel etc. Überall Ziegelstücke und Glastrümmer in der ganzen Stadt. Thür. Tageszeitung auch Tote u. Verwundete. Heimatmuseum ein Treffer – stark beschädigt, auch die Dörfer alle betroffen. Vor Schillers [?] liegt ein Blindgänger auf dem Bürgersteig. Die Straßen vollständig zerfahren von den schweren Panzern, die vor der Post und in der Bahnhofstraße auf dem Bürgersteig stehen, die Fenster werden vernagelt oder mit Pappe zugeschlagen, es sieht kriegsmäßig aus. Dazu kommen laufend Tiefflieger, schießen mit Bordwaffen und Bordkanonen und vermitteln der weiteren Beschuß der Stadt. Schließlich lässt der Bürgermeister die weiße Fahne hissen auf dem Amtshaus. Er wird abgeführt von deutschen Soldaten, dann aber wieder freigegeben. Die Fahne wird wieder heruntergeholt. Viele Leute haben weiße Tücher an ihren Häusern herausgehängt. Gegen 6 Uhr abends lässt der Beschuß nach, die Amerikaner besetzen die Stadt. Bei uns in der Horststraße [gemeint ist die Horst-Wessel-Straße, die heutige Max-Michaelis-Straße] fahren eine Menge Panzer ein, zerstören den ganzen Weg, fahren die Zäune kaputt. Bei Götz [Jahnstraße 12] ein Panzer in dem Garten. Sie besetzen das ganze Haus, die Leute müssen heraus. Auch bei Wagners so. Unter dem Panzerlärm erzittert die ganze Straße. Nachts geht der Beschuß von Hildburghausen aus weiter. Meine Leute schlafen im Keller. In unserem Splitterschutz am Kellerfenster steckt ein Granatsplitter v. Hellers, den wir zum Andenken aufheben = ausgebrannt!! 

Aus: 1932 bis 1945 – Notizen und Auszüge aus dem Leben von Albert Buff.
In: Römhild, Michael und Hans-Jürgen Salier. In: Römhild, Michael und Hans J. Salier: Hildburghausen unterm Hakenkreuz. – Hildburghausen, 2006, S. 146 f.])

 

 
Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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