Eine Seite für Hildburghausen

Das Ackersteinkreuz am Strauf


Zwischen Heldburg und Hildburghausen erhebt sich ein hoher Waldberg mit den mächtigen Trümmern des Bergschlosses Strauf, insgeheim Straufhain, auch Strauchhahn genannt. Es war dies ein althennebergisches Grafenschloss, das der Bauernkrieg brach. Ein alter hennebergischer Geschichtsschreiber hat Folgendes von ihm aufgezeichnet:
„Im Jahr 1698 im April hörten die Leute, so im Felde waren, ein grässliches Geschrei und Schießen auf diesem Schlosse und dasigem Gehölze, so zweifelsohne ein Teufelsgespenste oder das wütende Heer gewesen sein mag.“
Nicht weit von den Ruinen der Burg Strauf und von Streufdorf ist eine Stelle im Waldgeheg, an welcher einst ein Jüngling seinen Tod fand und begraben wurde. Ein altes Lesebuch erzählt davon:
„Es war im Jahre 1730, als dänische Werbeoffiziere in dem kleinen Fürstentum Hildburghausen ihre Trommel rührten und Taler klingen ließen. An einem warmen Apriltag hatten sie ihren Standort vor der Gemeindeschenke in Streufdorf. Lauter Trommelwirbel und die flatternde Fahne lockten zahlreiche Neugierige herbei, doch wollte sich trotz großer Verheißungen und blanker Taler, die sich auf dem schweren Eichentisch häuften, kein Geschäft anlassen.
Einen der Bauernburschen, die da herumstanden, hatten die Werber scharf in den Augen; Andreas Korneffer war es, der stattlichste von allen Burschen, Sohn eines angesehenen Bauern. Verächtlich zuckte er die Schultern, wenn sie übereifrig auf ihn einredeten. Da packten sie ihn an der Ehre und nannten ihn einen Feigling. Der Vorwurf saß. Der lebfrische Bursche hatte ohnehin dem Freitrunk schon kräftig zugesprochen, vergaß nun seine Zurückhaltung so weit, dass er den dargereichten Becher auf einen Zug leerte und sich den Werbetaler in die Hand drücken ließ. Damit war er zum größten Schrecken seiner dabeistehenden Braut und der herbeigeeilten Eltern angeworben. Das Handgeld verpflichtete.
Weil aber die Werber noch am gleichen Tag weiterzogen, ohne ihn mitzunehmen, glaubte Andreas Korneffer nicht an ernstliche Folgen seiner Unbesonnenheit. Am anderen Morgen fuhr er unbesorgt mit einem Gespann hinaus aufs Feld, als sei nichts geschehen, obgleich ihm seine Freunde geraten hatten, sich eine Weile zu verbergen. ‚Ich will einmal sehen, wer mir etwas tun kann‘, soll er ausgerufen haben.
Aber schon war ein Grenadier des Landregiments Hildburghausen unterwegs nach Streufdorf, den Angeworbenen abzuholen. Er suchte Korneffer überall und ging auch aufs Feld, wohin ihn gewiss Verräter gewiesen hatten. Zu spät erkannte der Bauernbursche die Gefahr, als der bewaffnete Soldat auf ihn zukam. Er ließ den Pflug mit dem Ochsengespann im Stich und suchte, in den nahen Wald zu entkommen. Da machte der Grenadier kurzerhand von der Waffe Gebrauch: Ein Schuss krachte, und tödlich getroffen sank der Jüngling zu Boden.“
Die trauernde Geliebte wollte sein Andenken ehren durch ein bleibendes Gedächtnismal, doch fehlten ihr dazu die Mittel. Da gab ihr die Liebe einen Gedanken ein, den sie auszuführen nicht säumte. Sie legte mit sorgsamer Hand ein Kreuz aus Ackersteinen auf die Trift. Und sooft es geschah, dass Bosheit oder Mutwille das Kreuz auseinanderriss und zerstörte, die Hand der Liebe war rastlos tätig, das Kreuz fort um fort zu erneuern, bis das Mägdlein starb. Darauf hat das Volk jenes Kreuzes Erhaltung wie ein stilles Vermächtnis übernommen und immerdar die Lücken wieder ausgefüllt, die durch Menschenhand oder sonstigen Zufall in dem Steinkreuz entstanden. So hat das Kreuz lange am Wege gelegen und ist zum frisch im Volksgedächtnis fortlebenden Sagenzeugen geworden.

Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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