Frühmittelalter
bis 11. Jahrhundert
7. Jahrhundert
In Thüringen kommt es zur Missionierung durch Angelsachsen. Im Grabfeldgau wirken fränkische Asketen und iroschottische Missionare. Fränkische christliche Siedler und Einsiedeleien.
Ende 7. – Anfang 8. Jahrhundert
Besondere Bedeutung erlangen zur Zeit des Herzogtums Würzburg Kilian (in Franken) und Willibrord (Raum Erfurt, Arnstadt).
Die größte Wirkung geht von Winfried (Bonifatius) (* um 673 in Credition/Königreich Wessex) aus, der von Papst Gregor II. den Auftrag zur Missionierung der „wilden Völker Germaniens“ erhält. Er wirkt u. a. 719 in Gebieten des heutigen Thüringens, Friesland, Hessen, 722 wird er in Rom zum Bischof geweiht.
Aus dem Dorf Crock ist eine mündlich überlieferte Sage bekannt, die den Zeitcharakter des Dreivierteljahrtausends vor der Weihe der heutigen „St.-Veits-Kirche“ auf dem Irmelsberg spiegelt:
Bonifatius auf dem Irmelsberg
Die Crocker Kirche auf dem Irmelsberg ist eine der ältesten unserer Heimat. Bonifatius soll der Gründer gewesen sein. Mit einer kleinen Schar Getreuer kam er in das Waldgebirge, um den heidnischen Bewohnern den neuen Glauben zu bringen. Doch Angst vor dem Zorn der alten Götter und das Beharren im Gewohnten bescherten der Missionsreise nur bescheidenen Erfolg. Bonifatius ließ sich aber nicht entmutigen.
Sein Ziel war der heilige Hain auf dem Irmelsberg. Dort stand eine gewaltige Eiche, die dem heidnischen Gott Irmin geweiht war. Scheu und neugierig verfolgten die herbeigeeilten Germanen das Tun der Fremdlinge. Unerhörtes geschah. Die Äxte der Fremden fraßen sich in das Holz des heiligen Baumes. Kein Blitzstrahl schmetterte sie zu Boden. Kein Unwetter entlud sich über den Häuptern. Die tausendjährige Göttereiche ächzte und stürzte endlich krachend zu Boden.
Aus dem Holz des gewaltigen Baumes erbauten Bonifatius und seine Gefährten ein Kirchlein. Hier empfingen die Bewohner des Waldgebirges die heilige Taufe und beugten den trotzigen Nacken vor dem neuen Gott, dessen Macht ihnen so augenfällig bewiesen worden war.
Ab 725
In Thüringen kommt es zu Klostergründungen (z. B. in Ohrdruf), die Klöster werden als „Ohren Fuldas“ bezeichnet.
Bonifatius organisiert u. a. in Franken die Kirche neu. 732 wird er zum Erzbischof ernannt und gründet bayerische Bistümer und 742 die Bistümer Würzburg, Erfurt, Büraberg. 754 stirbt er als Märtyrer in der Friesenmission. In dieser Zeit ist bereits eine straffe kirchliche Organisation in Thüringen, im östlichen Franken und in Hessen entstanden, das Heidentum ist weitgehend überwunden.
Unsere Region gehört bis zur Einführung der Reformation großenteils zum Bistum bzw. Hochstift Würzburg.
742
Burchard wird von Bonifatius als Bischof von Würzburg eingesetzt. Ein Netz von Urpfarreien und Mutter- oder Urkirchen entsteht bis ins 10. Jahrhundert, also erste im Zug der Christianisierung geschaffene kirchliche Zentren.
Zeugnisse der frühen fränkischen Kolonisation sind die Peters-, St.-Kilian-, St.-Michael- und Johannes-Kirchen.
776
Zu den Urpfarreien zählt Westhausen, das mit Fulda im Lehenskonnex (Lehensabhängigkeit) steht. W. ist Missionskirche für die Gegend.
783
Gründung der Benediktinerinnen-Niederlassung in Milz durch die fränkische Adlige Emhild (auch: Emhilt).
Ordensbegründer ist der hl. Benedikt von Nursia (um 480, Nursia [Norcia] – 547 [oder gegen 560?], Kloster Montecassino, und seine Zwillingsschwester Scholastika (Gedenktag für Benedikt: 11. Juli).
Seine persönlichen Wesenszüge sind: Ordnung, Gottes- und Nächstenliebe, Nachsicht mit den Schwachen und pastorale Sorge. – Für ihn ist wichtige Klosterregel das Leben in der Gemeinschaft und körperliche Arbeit. Den Mönchen ist jeglicher Besitz untersagt. Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, unnötige Gespräche sind zu unterlassen. „ora et lobara“, also Gebet und Arbeit sowie Gehorsam sind bis heute die wichtigsten Säulen des Zusammenlebens im Orden. Mit der Verbindung von mediativem, kontemplativem Anliegen mit aktiven sowie produktiven Elementen hat Benedikt von Nursia einer der abendländischen Mentalität gemäße Form mönchischer Frömmigkeit gefunden, die auch anderen und später gestifteten Orden Vorbild sind.
Der in Meiningen lebende und wirkende Ludwig Bechstein (1801 – 1860. Schriftsteller, Bibliothekar, Archivar, Apotheker sowie Märchen- und Sagensammler) hält in seinem Werk „Der fränkische Sagenschatz“ (Würzburg, 1842) zu Emhild auf Seite 257 fest (Text bearbeitet von Eckhard Witter in „Fuhrmann Spörlein – Sagen aus dem Grabfeld und dem fränkischen Hügelland“, 1992 erschienen im Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier):
Von der frommen Emhild
Eines der ältesten Klöster im ganzen Grabfeld war das Kloster Milz, gegründet von Emhild, einer frommen und reichen Dame, die fast ihr ganzes Erbteil auf den Klosterneubau verwendete und auch wertvolle Reliquien ihrer Stiftung einverleibte. Emhild wurde Äbtissin zu Miliz, und zwar im Jahr 783, da Karl der Große noch lebte und regierte. Später übergab sie dem Stift Fulda mit ansehnlichen Schenkungen ihr ganzes Kloster mit allen Schwestern, deren zweiundzwanzig waren, mit allen Kelchen, Kruzifixen, Glocken, Ornaten, nebst den reichen Besitzungen im Lande umher. Dazu gehörten Behrungen, Berkach bei Mellrichstadt, Themar, zwei Dörfer des Namens Eßfeld, Hellingen, Hendungen, Höchheim, Irmelshausen, Jüchsen, Römhild, Seidingstadt, Streufdorf, Trostadt und viele andere Ortschaften, von denen zum Teil nichts mehr vorhanden ist, als ihre auch schon verklungenen Namen.
29. März 796
In einer Urkunde des Klosters Fulda, erhalten geblieben im Codex Eberhardi aus dem 12. Jahrhundert, erstmals 1607 gedruckt, wird mitgeteilt, dass die adeligen Damen Sessa und ihre Schwester Waltun dem Kloster des heiligen Bonifatius in Fulda den Besitz in Themar, Beinerstadt, Trostadt und in beiden Marisfeld übergeben.
In der Schenkungsurkunde heißt es in der Übersetzung:
In Gottes Namen, ich Sessa, eine Magd Christi und meine Schwester Waltun übereignen dem heiligen Bonifatius alles, was wir an Eigentum haben, in folgenden Orten, nämlich in Themar, Beinerstadt, Trostadt und in den beiden Marisfeld, und zwar ganz und unversehrt, bestehend aus Ländereien, Wäldern, Feldern, Wiesen, Weiden, Wässern, Mühlen, Gehöften, Bienenstöcken und Leibeigenen …“
Geschrieben ist diese Urkunde von dem Presbyter (katholischer Priester) Asger.
Anmerkung: Die Jahreszahl der Urkunde ist nicht feststellbar, vermutlich zwischen 776 und 796.
800
3. Februar 800
Die hochadelige Jungfrau Emhild übergibt das Kloster Milz mit umfangreichem Besitz und dreiundzwanzig Nonnen zum besseren Schutz an das 744 gestiftete Kloster Fulda (seit 765 Reichsabtei). Die Benidiktinerinnen-Niederlassung ist die erste monastische (klösterliche) Einrichtung der Region.
Der Besitz umfasst Milz und Hendungen, in den drei Höchheim, in Sülzdorf, in den drei Jüchsen, in den drei Berkach und in Willanzheim und in Hellingen und in Behrungen und Römhild, Hindfeld, Duristodla, Wittstadt (Wüstung bei Jüchsen), Themar, Beinerstadt, Trostadt, Dingsleben, Streufdorf, Norddorf, Seidingstadt, Kraißdorf, in beiden Eßfeld, Eyershausen und Herbstadt, Ottelmannshausen und Irmelshausen, Gerwindeshausen, Wigfriedeshausen, Willenstadt, Grimenstadt.
In der deutschen Übersetzung heißt es weiter: An allen diesen oben genannten Orten mitsamt den Häusern, Gebäuden, Bewohnern, Hörigen, Wiesen, Weideland, Wäldern, Feldern, Gewässern und Flussläufen, beweglicher und unbeweglicher Habe, mit allem, was man ganz und gar gebrauchen und besitzen kann, mitsamt dem Kloster Milz selbst, das ich selbst mit eigener Anstrengung errichten und erbauen ließ, schenken wir allen Besitz bei vollem Verstand und in klarer Absicht ganz und gar her, übergeben ihn, wie wir oben schon sagten, und übereignen ihn gemeinsam, ich, Äbtissin Emhild und meine übrigen Schwestern und alle meine Brüder zusammen mit mir für das Seelenheil unserer Eltern, damit der allmächtige Gott für dieses Erbe uns Anteil am ewigen Erbe gibt. Freilich mit der Einschränkung, dass, solange wir leben, wir durch Eure Güte, liebste Brüder, den Nießbrauch zum Unterhalt unseres Lebens lebenslänglich haben. Nach unserem Tode aber soll das Kloster Milz unter eurem Schutz und Schirm stehen und alle unsere Güter sollen in Eurer Zuständigkeit verbleiben. …
Gegeben ist diese Schenkung im Jahre 800 der Menschwerdung Christi unter der Herrschaft des glorreichen Karl, König der Franken, der ebenfalls anwesend war und eigenhändig diese königliche Urkunde unterschrieb, damit kein Mensch sie ungültig machen kann.
Zeichen Karls, des ruhmvollen Königs der Franken Monogramm
Diese Urkunde habe ich, Emhild, erstellen lassen und bestätigt.
Kaiser Karl der Große bestätigt dem Kloster Fulda den Besitz der von seiner Blutsverwandten Emhild zu Milz erbauten und wegen der häufigen Einfälle der heidnischen Slawen aus Böhmen an Fulda übergebenen Klosters samt den genannten Gütern.
Kopie der Schenkungsurkunde der Äbtissin Emhild
802
Erste urkundliche Erwähnung Eisfelds. Graf Erpho, ein Verwandter des namengebenden fränkischen Ortsgründers Asis, vererbt einige Besitzungen im Grabfeld an die Reichsabtei Fulda, so auch in Asifelden. Die Besitzrechte Erphos in Marisfeld kommen ebenfalls an Fulda.
Gleichberggebiet und Heldburger Unterland
In: Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde,
Heft 37. – Hildburghausen, 1901
Um 802 – 817
Veilsdorf wird erstmals urkundlich erwähnt. Graf Erpho vermacht u. a. seine Besitzung fiselesdorf an das Kloster Fulda unter Ratgar (Codex Eberhardi, um 1160).
813
Edle schenken der Reichsabtei Fulda Güter in Westhausen. Fulda lässt die Kilianskirche in Westhausen als Mutter- bzw. Missionskirche für die Region bauen.
Um 815 – 824
Gründung des Benediktiner-Klosters Rohr.
Erste Hälfte 9. Jahrhundert
Auf eine frühe Besiedlung um Hellingen weisen archäologische Funde hin. Im Codex Eberhardi wird die Siedlung 837 und 838 in Urkunden genannt. Sie ist damit nach Westhausen die zweitälteste Siedlung im Landkreis Hildburghausen.
Um 860
Veilsdorf („Fiselestorp“) gehört zu den ältesten ersterwähnten Orten des Landkreises Hildburghausen. Das Stift Fulda erhält zu dieser Zeit Güter aus Veilsdorf.
9. – 13. Jahrhundert
Zeit des mittelalterlichen Landesausbaues. Im Wesentlichen sind die Grundherren und die Kirche die Initiatoren.
In dieser Zeit ist der Wotanskult (auch: Wodan) stark im Bewusstsein der Menschen verankert, der „Wilde Jäger“ mit dem Horn. Heute erinnern selbst Straßennamen noch an den „Fuhrmann Spörlein“. Der Sagensammler Eckhard Witter veröffentlicht in seinem Sagenband „Fuhrmann Spörlein – Sagen aus dem Grabfeld und dem fränkischen Hügelland“ mit Sagen daran, u. a. mit
Fuhrmann Spörlein
Hans Spörlein zu Römhild hat drei Pferde gehabt, jedes mit einem Auge, ebenso auch der Fuhrmann. Der ist um Wallfahrts mit einem Fass Wein auf die Steinsburg gefahren, hat sich trunken getrunken und ist über die Steinrücken mit Pferd und Wagen unverletzt herabgekommen.
Der Gott Wotan war nach altgermanischem Mythos einäugig, weil er ein Auge an Mimir abgeben musste, als er um die Gabe der Weissagung zu erlangen, aus dem Brunnen trinken wollte. Deshalb waren einseitig erblindete Menschen und Tiere in seinem Dienst bevorzugt. Auch die Pferde Wotans, die Sonnenrosse, waren auf einem Auge blind. Er selbst hat mehr als hundert Namen und tritt nach Kuhns „Märkischem Sagenbuch“ auch als General Sparr auf, so dass offenbar dem Römhilder Spörlein und dem Brandenburgischen Sparr ein älterer Wotansname zugrunde liegt. Auffahrt und Niederfahrt sind die beiden Jahreshälften, aufsteigende und absteigende Sternenbahn. Die ungefährdete Rückfahrt über die Steinhalden beruht auf der Macht Wotans, als Beherrscher der Lüfte, Länder und Mauern zu übersteigen.
956
In einer Urkunde wird „Bernried“ bzw. „Bernriod“ für St. Bernhard (Name ist jüngeren Ursprungs) genannt. Der Ort, fünf Kilometer südsüdwestlich Themars, auf einem Kalkplateau gelegen, ist eine Siedlung, die vermutlich in das frühe Mittelalter zurückreicht. Der Ort liegt an der alten Weinstraße, die aus Milz kommt und über die Werrafurt bei Henfstädt zum Pass über den Thüringer Wald bei Oberhof verläuft. Fridohelm eignet sein Eigentum der Abtei Fulda zu.