Eine Seite für Hildburghausen

Schildburghausen Teil 61-120

Teil 120  5. April 2014
Die Sicht des Gegangenen

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Welch einen rührenden Abschied stellte der Exbürgermeister am 1. April auf Facebook: „18 Jahre Bürgermeister sind vorbei. Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Danke an alle die mich begleitet haben. Verständnis bittend die ich nicht erreicht habe. Und entschuldigend die ich ungerecht behandelt habe, oder die sich so fühlent. Ich war gerne für Euch alle da, außer Nazis, Danke!!!

Herr Hausen: In welcher Mußestunde hat er das denn geschrieben oder war das einer der nicht durchdachten billigen Aprilscherze? Plagt ihn gar schon jetzt das schlechte Gewissen oder versucht er, durch Worte wieder etwas gut zu machen? Bei dem „fühlent“, hatte er wahrscheinlich gerade von der „Ente“ im Schildburghausen gelesen.
(Anmerkung: Für Stil, Rechtschreibung und Grammatik sind wir nicht zuständig. Das ist ein Original-Harzer-Zitat. Und drei Ausrufezeichen als Satzschlusszeichen darf man nicht setzen. Auf den Grabstätten steht höchstens ein Ausrufezeichen … Ansonsten – ich will es gar nicht interpretieren, wird wohl beim „Ruhe sanft!“ nachgeholfen. Sollte der Hinweis zu makaber sein und Gefühle verletzen, nehme ich ihn zurück.)

Frau Schildburg: Also, ich sehe es als Entschuldigung, gerichtet an viele Bürger, die er im Laufe der Jahre verletzt hat. Gleichzeitig ist es wohl ein Eingeständnis für seine oftmals ungerechten Handlungsweisen. Aber da fällt mir noch ein: OJ wollte wieder für alle da sein, hat er betont. Niemand sollte ausgegrenzt werden.

Herr Hausen: Jetzt wirst du wieder sentimental, liebe Schildburg. Es lohnt nicht mehr, darüber zu debattieren. Begreife es. Er ist kein Bürgermeister mehr, auch wenn man ihn in begrenzten Kreisen kultisch verehrt. Auch keine Handpuppe, wie mein Freund Bernd humorvoll bemerkte, wird von ihm geführt. Ihn sind wir als Bürgermeister los, auch wenn er sich dem direkten Kandidatenduell nicht gestellt hatte. Und die Leute, die ich kenne, hatten zwei lachende Augen.
Er will demnächst wieder gewählt werden. Im fernen Erfurt will er mitregieren.

Frau Schildburg: Sehe ich es richtig, dann müssen wir uns jetzt um Holger kümmern?

Herr Hausen: Na, um wen denn sonst? Aber er bekommt auch von uns die übliche Schonfrist von hundert Tagen. 



Teil 119  2. April 2014

Herzliche Geburtstagsgrüße



Mein lieber Hausen,

heute ist ein ganz besonderer Tag für Dich,

als Sonntagskind erblicktest Du vor 70 Jahren das Licht.

Ich will auch nicht so viel schwadronieren,

Dir nur ganz lieb zu Deinem Ehrentag gratulieren.

Danken möchte ich Dir für all Dein Wissen

und  Schildburghausen will ich auch nicht vermissen.

Im Internet ist viel zusammengefasst für jedermann,

auch wenn uns dafür nicht jeder leiden kann.

Doch überwiegen die Dankesworte,

aufbauend und überwältigend aus vielerlei Orte.

Damit Hildburghausen eine bessere Zukunft winkt ,

braucht es seine Geschichte, natürlich ungeschminkt.

Darum wünsch` ich Dir, lieber Hausen, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit,

bleibe mir und unserem Städtchen erhalten, noch auf lange Zeit.

Deine Schildburg


 


Teil 118  1. April 2014

 „Ente gut – alles gut!“, aber kein Aprilscherz, Genosse Kummer

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Kannst du dich noch an unser Gespräch von letztem Jahr im Juni erinnern? Die regionale Schreckensmeldung um den geliebten Bergsee Ratscher.

Herr Hausen: Noch sehr gut, liebe Schildburg. Da hatten doch Provinzpolitiker, allen voran der Landtagsabgeordnete der Partei Die LINKE. über gebastelte Enten diskutiert. „Das von Kummer vorgestellte Gutachten der TLUG spricht von einer wegen des angesammelten Schlamms am Seeboden verursachten steigenden Phosphatbelastung und geht davon aus, dass in fünf bis sechs Jahren der Bergsee ‚kippen’ und trotz ausreichend geklärter Abwässer an den Zuflüssen Biber und Schleuse nicht mehr als Badegewässer genutzt werden kann.“, so damals Freies Wort.

Frau Schildburg: Am liebsten hätte DIE LINKE. gleich den Stausee geschlossen und das Gewässer zum „durchflossenen Grünbecken empfohlen“, um so den Hochwasserschutz zu verbessern und angeblich viel Geld zu sparen.

Herr Hausen: Geld hat diese „Ente“ trotzdem gekostet, natürlich nicht die vorhergesagten zwanzig Millionen. Der Abwasserverband ließ ein neues, unabhängiges Gutachten vom Institut für Wasserwirtschaft Weimar erstellen.

Frau Schildburg: Es wurde ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt, denn der Bergsee ist gar nicht vergleichbar mit anderen Seen. Durch seine jährliche Leerung„werden die Algen und der in ihnen gebundene Phosphor in ausreichendem Umfang aus dem Bergsee gespült“, sagte der Gutachter.

Herr Hausen: Da siehst du es, liebe Schildburg, „Ente gut – alles gut!“, sagte ich damals. Mit solchen Nullmeldungen bleibt man im Gespräch, typisch DIE LINKE. Halt! – Keine Nullmeldung, ein paar Tausender hat dieser „Wind um Nichts“ dem Steuerzahler schon gekostet. Der Schaden für das nicht nur vorübergehend schlechte Image des Bergsees ist wesentlich größer. Es wird noch lange einen faden Beigeschmack geben. Aber eines kann man den profil- sensationssuchenden Provinzpolitikern bescheinigen: Sie haben von den großen Vorbildern gelernt. 



Teil 117  31. März 2014

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Heute ist ein ganz besonderer Tag für unser Städtchen, eine achtzehnjährige Ära wird beendet.

Herr Hausen: Kurswechsel ist angesagt, die Zeit war mehr als reif. Vergleichbar mit einem überreifen Käse …, Herr Harzer.

Frau Schildburg: Du und deine Vergleiche. Ich sage, wir sollten heute unserem scheidenden Bürgermeister ein herzliches Dankeschön sagen. Du weißt, er hat viel für unser Städtchen getan.

Herr Hausen: Auch ich sage ein Dankeschön. Mit seinen Großbaustellen hat er sich gebrüstet und die Kleinigkeiten kaum beachtet. Ohne die sagenhaft großzügige Landesförderung der CDU, manchmal auch mit SPD und FDP sowie die erheblichen Steuermillionen wäre das womöglich schwerlich gelungen. Auch der Kreis sprang oft bei. Ohne dieses Miteinander wäre das gar nicht möglich gewesen. Aber das wurde und wird kleingeredet. Es kann ja auch nicht sein, dass CDU, SPD und FDP etwas Vernünftiges auf die Beine stellen. Schon die Vorgänger, die Einheitsparteisozialisten bis 1990 machten alles sehr viel besser, vor allem fehlerfreier und sozialer, sagen sie. Mit fremden Federn schmückte er sich gerne. Das war alles sein Werk und das sagte er und sagen auch viele seiner Wähler.

Frau Schildburg: Aber er hat doch auch zwei Ehen verschlissen, um seine Kinder konnte er sich auch nicht kümmern, da er beinahe Tag und Nacht für Hildburghausen wirkte, sagt er.

Herr Hausen: Das kam sicher nicht von den zu bewältigenden Aufgaben des Bürgermeisteramtes, eher von seinen geselligen Ambitionen, sage ich. Aber du hast natürlich Recht, liebe Schildburg, wir müssen ihm sogar ein riesengroßes Dankeschön sagen. Ohne ihn gäbe es uns gar nicht. Also, sagen wir ihm: „Danke, dass es Sie als Bürgermeister gegeben hat.“

Frau Schildburg und Herr Hausen: Danke, Danke und nochmals Danke, verehrter Herr scheidender Bürgermeister. Die Welt ruft Sie für die Lösung höherer Aufgaben. Dabei wollen wir in Dankbarkeit nicht vergessen: Sie waren der Anlass für unser Wirken. Das werden wir und unsere Leser Ihnen nie vergessen! Wir versprechen Ihnen beim Abschied: Wir machen weiter, denn Baustellen gibt es gar viele in Hildburghausen – auch in der Zukunft. Vor allem muss ein ideenreiches Ensemble mit vielen, vielen Mitwirkenden entstehen. Das sagen wir! Also sagen wir ganz leise ohne Wehmut „Servus!“ – zum Abschied.



Teil 116  28. März 2014
Attacke!

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Ein Wochenende mit sonnigen Frühlingstemperaturen steht uns bevor. Ich spüre jetzt schon den Bratwurstduft in der Nase.

Herr Hausen: Die Stimmung ist gut, viele Bürger sind mit dem Wahlergebnis vom letzten Sonntag sehr zufrieden. Lobenswert: Die vielen Wahlplakate wurden meist schon am Montag entfernt, der Rest einen Tag später und nichts erinnert mehr an den Schilderwald der meist Mittvierziger und die Anspannung, die noch nicht mal die Hälfte der Bürger in Wallung versetzte.

Frau Schildburg: Du meinst fast nichts mehr. Täglich lächelt mich noch der LINKE-Kandidat mit seinem sonnengebräunten Gesicht an, ob ich nun zur Arbeit fahre oder wieder nach Hause komme. Vermutlich wartet er auf mich. Sicherlich kein Racheengel!

Herr Hausen: Das ist doch wohl mal wieder einer deiner makabren Witze, liebe Schildburg. Weshalb sollte er das ausgerechnet tun? Er hat doch die Wahl eindeutig verloren.

Frau Schildburg: Wahrscheinlich gerade deshalb, hat nicht der scheidende Bürgermeister der Presse gegenüber geäußert, und es klang beinahe wie eine Drohung: „In sechs Jahren greifen wir wieder an …“. Es könnte doch rein psychologisch sein, dass man ihn solange als Mahnung oder bleibende Erinnerung im Ziegeleiweg am Laternenpfahl stehen lässt.

Herr Hausen: Noch lehnt er im Zeitlimit – am Laternenpfahl. Du kannst dich weiter freuen. Aber vermutlich ist er einfach nur vergessen worden! Zurück zu dem ominösen Satz im FW. Mir klang er wie „Attacke!“ Wie der alte militante Opa in „Klimbim“, der ja bekanntlich 1757 in der Schlacht bei Leuthen den berühmten „Choral von Leuthen“angestimmt hat („Nun danket alle Gott“). In dieser kultischen Comedie-Sendung, vor knapp vierzig Jahren. Das feinste, was je in diesem Fach über die Bildschirme flimmerte, mit dieser fantastischen Ingrid Steeger und ihrem noch eindrucksvolleren Busen.

Frau Schildburg: Nun, ist aber gut, wirst du nie erwachsen, oder soll ich jetzt trällern:„Klimbim schmeckt nach Vanille und spielt gern Blindekuh. Klimbim ist unser Leben und ist es mal nicht wahr, dann mach’ ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find’ es wunderbar.“ 



Teil 115  25. März 2014

 

Amtsübergabe,  „altersweise“ Sprüche eines Aufgebers und langweilige Homepages

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: In einer Woche darf Holger Obst endlich sein Amt als Bürgermeister antreten. Was meinst du zu den klugen Sprüchen, die ihm der ach so altersweise aufgebende angebende Bürgermeister mit auf den Weg gegeben hat?

Herr Hausen: „Obst muss sich jetzt beweisen, dass er das Vertrauen der Wähler verdient hat.“ In der Tat, ein weiser Satz des Nochoberdemokraten, zumal das Vertrauen der Bürger zu ihm selbst in den letzten Jahren fast einer Auszehrung glich. Wem nutzt eine Reihe erstklassiger Rennpferde in einem „gut bestallten Haus“, wenn sie keine Motivation erfahren? „Obst hat es leichter, als ich vor 18 Jahren ins Amt kam.“ Na, jetzt macht sich mal wieder einer größer. Was für Holger Obst heute leichter sein soll, kann ich nicht erkennen. In der Tat, im Obst sind wenigstens noch ein paar Vitamine.


Frau Schildburg: Ich sehe es auch anders, es sei denn, die kommende Stadtratswahl im Mai bringt endgültig frischen Wind in unser Städtchen. Dazu müsste man aber erst mal die Partei der Nichtwähler mobilisieren, denn sie hat mit mehr als fünfzig Prozent das größere Potenzial. Die Leute müssen begreifen, dass es sich lohnt, wieder wählen zu gehen, sie müssen aus ihrer Lethargie erwachen und Verantwortung zeigen.

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Der scheidende Bürgermeister will sich „staatsmännisch“ entfernen. Zum Staatsmann wird es aber wohl nicht reichen, wohl aber demnächst zu einem „Schildburghausen“. Holger Obst ist gut beraten, wenn er seinen Vorgänger dann nur noch als einen der vielen Bürger des Städtchens sieht, der sich am Tresen der Stadtverwaltung wie seine Mitbürger einordnen muss. Noch wichtiger wäre, so manchen schläfrigen und gleichgültigen Bürger munter zu machen. Da ist nicht nur „frischer Wind“ notwendig, ein Orkan wäre besser.

Frau Schildburg: Na, nun übertreibst du aber. Ein bisschen mehr Optimismus von dir, würde ich mir schon wünschen.

Herr Hausen: Überredet, beschränken wir uns auf einen stärkeren Sturm. Themen gibt es zuhauf, weil wir zum Glück zu keinem Wahlkampfteam gehören, aber Wahlen im Jahrgang 2014 halten uns munter. Hoffentlich aber auch unsere Kommunalpolitiker, denn ihre Homepages sind weiterhin stinklangweilig, als wenn am Sonntag nichts geschehen wäre. Auch von der CDU sehe ich auf meinem Monitor nur Langeweile, als wenn nichts gewesen wäre!



Teil 114  23. März 2014


Gratulation, Holger Obst

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Mein Gott, was bin ich fröhlich, so fröhlich, so fröhlich … 

Herr Hausen: Das lässt sich unschwer erkennen, liebe Schildburg. Aber nun ist es gut. Eigentlich wollte ich Holger nur zum Geburtstag gratulieren. Die Wahl zum Bürgermeister hatte ich erwartet. Du hast aber Recht. Die Anspannung ist vorbei und wir haben ein eindeutiges Ergebnis der Hildburghäuser Bürger. 61,86 Prozent der Wähler wollen keinen sozialistischen Stillstand mehr. Das meinen auch wir. Holger Obst gibt der Stadt Hildburghausen die besseren Perspektiven – gemeinsam mit Land, Kreis und den Bürgern – für unsere Stadt. Wir werden seinen Weg kritisch begleiten.

Frau Schildburg: Ja, heute wurde ein Teil abgerechnet, der nächste folgt in zwei Monaten. Aber nun freuen wir uns über den Wahlsieg. Was für ein schöner Sonntag! Wie sagte doch der mdr-Reporter Weber? „Herr Harzer wirkte sehr angespannt … Für Harzer ist das kein Freudentag.“ 

Frau Schildburg und Herr Hausen: Wir wünschen Holger Obst viel Erfolg in seinem Amt als Bürgermeister und gratulieren ihm gleichzeitig zu seinem 43. Geburtstag, was für ein Freudentag.


Teil 113  21. März 2014

Unbequemes Schildburghausen
für ein erfolgreicheres Hildburghausen

Frau Schildburg: „Ich möchte Sie bei der Entwicklung unserer Stadt mitnehmen, Ihre Vorstellungen einfließen zu lassen und mit Tatkraft, Fleiß und Ausdauer nach den besten Lösungen suchen, um Hildburghausen lebens- und liebenswerter zu gestalten.
Die Wählerinnen und Wähler will ich davon überzeugen, dass wir es schaffen werden, die Zusammenarbeit mit der Thüringer Landesregierung und mit der Verwaltung unseres Landkreises auf ein besseres Niveau zu heben als bisher und damit den Weg für neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.
Mit mir werden Sie einen Bürgermeister mit Herz und Verstand bekommen, auf den sie sich verlassen können und der Ihre Sorgen und Probleme ernst nimmt." Das sind die Worte von Holger Obst an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Das nenne ich Überzeugungskraft, gemeinsam Land, Kreis und die Bürger unserer Stadt. Welch ein Potenzial, wenn man es denn wirklich schafft, sie alle an einem Strang ziehen zu lassen. Es ist ein Traum und schön, um das Ziel Wirklichkeit werden zu lassen.

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Wie anders klingen da die Worte von Olaf Jaenicke in seinem Flyer an die Wähler in der Stadt: „Wir sind in Hildburghausen mehr als nur Gewerbetreibende und Geschäftsleute. Die Zukunft unserer Stadt geht uns alle an. Die CDU hat in den letzten Jahren zahlreiche Erfolge gefeiert, aber hat sich das in Ihrem Alltag positiv bemerkbar gemacht? Soll die Zukunft der Stadt nur von Geschäftsleuten bestimmt werden? … Es wird auch in Zukunft nicht mehr Geld geben, aber es kommt darauf an, aus dem Vorhandenen das Beste zu machen. Lassen Sie uns Lebensqualität und Leistungsfähigkeit unserer Stadt erhalten und weiter fördern, für alle Einwohner!"

Frau Schildburg: Wollte der Herr Kandidat nicht für alle wirken? Ja, Hildburghausen hat am Sonntag die Wahl zwischen Zusammenarbeit und gemeinsamem Schaffen oder dem Dahintümpeln. Träume braucht der Mensch, denn nur wer Träume hat, der hat auch Ziele. Und die Ziele sind es, die uns Menschen vorwärts bringen und schließlich die Träume wahr werden lassen – für unsere Stadt.

Herr Hausen: Bevor es bei dir noch romantischer wird, liebe Schildburg, du hast Recht, mich musst du nicht überzeugen. Die Argumente von Jaenicke sind sehr angreifbar, weil sie in Teilen lebensfremd sind. Ihm ist wahrscheinlich noch gar nicht bewusst, wer in Wirklichkeit bisher sein Gehalt bezahlt hat. Da zahlen nämlich gerade die Gewerbetreibenden und Geschäftsleute den größten Anteil daran. Mehr soziale Sicherheit geht nun wirklich nicht mehr, auch wenn sich seine Lobby hinter der verklärenden Sprücheklopferei „Original-sozial“ verschanzt. Ich glaube, der Mann müsste mal in die freie Marktwirtschaft, der Untergang wäre ihm gewiss.
Also, liebe Hildburghäuser, Sie haben die Wahl: Entweder sozialistische Stagnation oder Vorwärtskommen! Wir wählen Holger Obst, da gibt es keinen Zweifel. 

Frau Schildburg:
 Als gestandene Frau will ich auch – wegen der Gleichberechtigung – wenige Stunden vor der Wahl das letzte Wort haben. Auf Holger Obst passen wir ganz genau auf. Frau Schildburg und Herr Hausen werden die trotzigen Schildhalter bleiben, denn hinter uns stehen zum Glück keine Partei und keine Wählerlobby. Wir sind freie Bürger eines freien Landes und bleiben unbequem.
Wir wünschen ein fröhliches Wochenende und bleiben Sie uns gewogen, liebe Leser!




Teil 112  20. März 2014

Völkershausen und Ramelow lassen grüßen

 


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: So kurz vor der Stichwahl am kommenden Sonntag haben sich unsere zwei Bürgermeisterkandidaten vermutlich eine Auszeit genommen. Außer dem gestrigen Interview in Freies Wort hörte man in den letzten beiden Wochen sehr wenig. Dann schauen wir eben in die Landespolitik, da war doch gestern eine Sondersitzung um den 1993 geschlossenen Kalivertrag, der sehr, sehr geheim sein soll.

Herr Hausen: Inzwischen nicht mehr. Er wurde mehrfach kopiert und den Fraktionen des Landtags „zugespielt“. Frei nach Shakespeare: Viel Lärm um nicht viel Neues kann man heute der Presse entnehmen. Stattdessen wurden die Akten von Tisch zu Tisch getragen, Schwerstarbeit für die hoch bezahlten Politiker des Landes und Bediensteten des Landtags. Der Fraktionschef von DIE LINKE., Ramelow, fing mit diesem „unwürdigen“ oder „bühnenreifen“ Klamauk an.

Frau Schildburg: Ausgerechnet DIE LINKE., die Nachfolgepartei der SED, die diese Altlasten der DDR zu verantworten haben, inszenieren so ein Theater? Das ist schon anmaßend. Ja, bei dem Vertrag wurde in der Tat ein großer Fehler gemacht. Nicht der Bund oder das Land Thüringen hätten die Millionen von Steuergeldern zahlen sollen, sondern die, die diese Umweltaltlasten verursacht haben. Es hätte aus den Millionen der Parteigelder der SED genommen werden müssen.

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Selbst den größten Dreck am Stecken und anderen Vorhaltungen machen, wie sie deren Dreck zu beseitigen haben. Richtig, wie Staatskanzleichef Gnauck feststellte: „Ramelow gehe es nicht um Aufklärung, sondern um politischen Klamauk. Der Wähler möge bloß verhindern, dass der Linken-Anführer in die Staatskanzlei einziehe.“

Frau Schildburg: Da haben wir es wieder: „DIE LINKE schafft sich ab.“ Da braucht es kein Zutun anderer politischer Medien, das schaffen sie alleine. 

Herr Hausen:
 Halt, am heutigen sonnigen Donnerstag tauchen die Bürgermeisterkandidaten wieder auf. Nicht persönlich, sondern sie verteilen ihre Flyerbotschaften. Von OJ gab es in meinem Briefkasten viermal das gleiche DIN A 6 lang-Produkt. Vielleicht ist er der Meinung, dass ich vergesslich bin. Auf alle Fälle hab’ ich sie zum Lesen mit auf die Toilette genommen. Noch hab’ ich sie vor mir, gleich werde ich sie hinter mir haben ...



Teil 111  18. März 2014

Ja, wo stehen sie denn?

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Als ich nach ein paar Tagen Urlaub gestern nach Hildburghausen kam, war OJ am Kreisel wieder kopflos. Guter Gag! Alle fragen sich, wer ist denn der kopflose Begehrte? Dem ist doch sicherlich was zugestoßen.

Herr Hausen: Haaa, haaa, haaa – billiger Witz. Fast Klamauk, wie meine Anti-Freunde gerne von mir behaupten. Negativwerbung ist, haben Profis längst festgestellt, so schlecht nicht. Aber gemach! Auch ich bin heute aus der Frühjahrsmüdigkeit aufgewacht, die in Birkenhäselrabshausen massiv um sich gegriffen hat. In meinem hohen Alter rätsele ich, ob wir am Sonntag noch mal wählen oder uns in die machtvolle Schar der Nichtwähler einordnen. 

Frau Schildburg: Ehrlich, du spinnst. Ich bin sogar dafür, dass derjenige, der seiner Bürgerpflicht nicht nachkommt, eine saftige Ordnungsstrafe bekommt, nicht unter 100 EURO. Wenn der Staat nur eine Leistung kürzt, dann sind sie alle wieder da, die Weltverbesserer, Gutmenschen und die in der Demokratie ach so Unterdrückten einfachen Leute …

Herr Hausen: Jetzt habe ich dich geärgert. Du weißt, ich und nicht wählen, das geht gar nicht. Zum Frühstück machte mich die Zeitung munter. Die LINKE. hat ihre Heerscharen bereits für die Kreistagswahlen nominiert, 40 an der Zahl. Der Herr Genosse Harzer auf Platz 1. Auch zu den restlichen 39 gäbe es einige Bemerkungen, aber das lassen wir heute. Am Sonntag ist Stichwahl zwischen Obst und Jaenicke, davon stand nichts drin. Also abgehakt. 

Frau Schildburg: Ja, ich hoffe, dass Obst nicht aussortiert wird, bemängele aber, dass die drei unterlegenen Kandidaten Hanuschek, Weichler, Wenz und die Partei- oder Wählervereinsvorstände sich nicht positionieren, wem sie die Favoritenrolle zuweisen. Auch ihre Wähler rufen sie nicht auf, denn es gibt doch da und dort eine gewisse „Schnittmenge“. Aber warum sollen sie denn auch, denn der Bürgermeisterwahlkampf hatte Schlaftablettentemperament? Alle haben sich lieb. Und Probleme gibt es in Hildburghausen schon gar nicht.

Herr Hausen: Ich rechne mit einem deutlichen Wahlerfolg für Obst. Von seinem Gegner hört und sieht man nicht viel. Die Partei, die er vertritt, hat ihn vermutlich schon aussortiert. Denn der Bürgermeister der Kreisstadt gehört durchaus in den Kreistag. Er steht nicht auf der Kandidatenliste für den Kreistag. Also, gebe ich dir nachträglich Recht, dass er ein Verlegenheitskandidat war. 


Teil 110 10. März 2014
Nachwahlgedanken und Verschwörungstheorie

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Das war gestern ein eindeutiges Wahlergebnis. Nur drei Prozent fehlten Holger Obst an der absoluten Mehrheit.

Herr Hausen: Man sieht klar den Trend für Hildburghausen. Und der Vorsprung von 19 Prozent gegenüber dem DIE LINKE.-Kandidaten ist für unser Städtchen bemerkenswert. Für die anderen Kandidaten war die Wahl sicherlich enttäuschend, aber für den Außenstehenden auch vorhersehbar. In Hildburghausen gibt es sogar eine Wählergruppierung ohne Kandidaten. Die Feuerwehr hat sich meines Wissens für keinen Kandidaten erklärt. Vielleicht ist sie eben doch nur eine Lobbygruppe für sich selbst. Erkennbar waren sie nirgendwo, schade! Dass die Freien Wähler nicht mal zehn Prozent erreichten, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Sie stehen sich wegen der „Strömungsverhältnisse“ selbst im Wege. Kaum Informationen, eine beinahe Null-Homepage. Es lag sicher nicht an den Sparmaßnahmen und den wegen „der Umwelt zuliebe“ fehlenden Wahlplakaten mit klaren Aussagen. Politik hat etwas mit Wahrnehmbarkeit zu tun. Von nichts kommt nichts! Das Diskutieren und das gegenseitige Mutmachen in den eigenen Wänden genügen nicht mehr. Ein Lehrstück zum Wachwerden ist die Wahl allemal. Kommunalpolitik ist ein harter Job, nicht nur in Hildburghausen.

Frau Schildburg: Ja, um die Freien Wähler tut es mir leid. Normalerweise sind sie in unserer Region politisch stark vertreten und konnten schon einige Bürgermeister stellen. Denken wir nur an die umliegenden Städte wie Eisfeld und Römhild. Solange sie aber vor ihren Fehlern und Schwächen die Augen verschließen, wird es weiter abwärts gehen.
 

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg, „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Das alte Zitat ist das Bekenntnis zur Leistungsgesellschaft. Andere Gesellschaften funktionieren nicht, aber das haben die Menschen nicht alle begriffen. Von nichts kommt nichts. Anders dagegen bei dem DIE LINKE-Kandidaten. Was wurde er ins Rampenlicht gestellt, kein Altenheim, kein Kindergarten, keine Sportveranstaltung oder initiierte Gedenkveranstaltung wurden ausgelassen. Um die Gunst der Wähler als Schatten des scheidenden Bürgermeisters wurde gebuhlt. Man scheute keine Kosten an Werbung und überdimensionalen Plakatwänden. Sollte das alles umsonst gewesen sein?

Frau Schildburg: Doch nicht umsonst, lieber Hausen. Immerhin ein Beweis, dass viel Tamtam manchmal auch fraglich ist, inhaltsloses Tamtam auf alle Fälle. Das kann interpretiert werden – wie man will: Die Hildburghäuser Bürger sind endlich für Veränderung. Und der kommende Bürgermeister muss sich diesen Forderungen stellen.

Herr Hausen: Und jetzt beginnt das Orakeln, selbst im fernen Erfurt – hinter den Bergen. Die DIE LINKE.-Landesvorsitzende Hennig erklärte zum Jaenicke-Wahlergebnis, das sei ein gutes Fundament für einen Erfolg in der Stichwahl. Realität? CDU-Generalsekretär Voigt übt sich wenigstens in etwas Bescheidenheit, wenn er von einem guten Start seiner Partei im Kommunalwahljahr spricht. Den Nagel auf den Kopf traf sicherlich der allseits bekannte Rainer Juhrsch, Geschäftsführer des LINKEN.-Kreisverbandes Hildburghausen, mit der Aussage, dass hinter den Kulissen mächtig gearbeitet wurde. Die Verschwörungstheorie gipfelt in seiner Aussage der „politischen Ränkespiele“. Da kann ich nur kommentieren: „O cancta simplicitas!“ (O heilige Einfalt!) – Genosse.


Teil 109  8. März 2014

Ein etwas anderer Gruß zum Frauentag und die Qual der Wahl

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, wie ich sehe, ist heute bei dem tollen Wetter Gartenarbeit angesagt.

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg, Natur genießen und erholen von Nebel, Feuchtigkeit und Dunkelheit dieses Pseudo-Winters. Aber zuerst wollte ich, auch wenn ich etwas gegen solche „verordneten und kommerzialisierten“ Feiertage habe, dir und allen unseren weiblichen Lesern zum Internationalen Frauentag gratulieren. Der heutige Tag soll an die Gleichberechtigung der Frauen erinnern. Schade, dass da Hildburghausen in der Zeit der Emanzipation nicht eine Bürgermeisterkandidatin aufstellen konnte. Alle Menschen sind gleich, manche eben etwas gleicher.

Frau Schildburg: Du sagst es, lieber Hausen. Alice Schwarzer lässt grüßen. Die Männer mögen vielleicht die besseren Autofahrer sein, können doch aber so gar nicht zuhören. …

Herr Hausen: … (?) Was soll denn das nun wieder? Dabei ist das Zuhören, eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Bürgermeister besitzen sollte. „Zuhören können, ist der halbe Erfolg“, sagte schon der 30. Präsident der USA, Calvin Coolidge – in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. „Die Fähigkeit zuzuhören, ist die wichtigste Waffe nach Selbstvertrauen und Hartnäckigkeit.“

Frau Schildburg: Zuhören und alle Bürger ernst nehmen, ist in der Tat ein wichtige Voraussetzung, wenn man wirklich für alle Bürger da sein will. Nach meiner Meinung scheiden da schon zwei Kandidaten aus, die waren nämlich nicht bereit, unsere zehn Fragen zu beantworten. Wenn man schon vorgibt, für alle Bürger da zu sein, wurden wir eindeutig ausgeschlossen.

Herr Hausen: Da bleiben für uns nur noch drei Kandidaten, denen wir am morgigen Tag viel Erfolg wünschen: Hanuschek, Obst und Wenz. So mögen zwei weiterkommen, denn eine einfache Mehrheit für einen Kandidaten scheint bei dem umfangreichen „Angebot“ eher unwahrscheinlich.



Teil 108  6. März 2014

Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Der Wochenspiegel stellte fünf Fragen an die Bürgermeisterkandidaten. Hast du die Antworten gelesen? An die HCV-Büttenrede desProtokollanten, deines Freundes, musste ich denken. Kinder und Narren sagen bekanntlich die Wahrheit.

Herr Hausen: Das Fußball-Spiel Deutschland gegen Chile bleibt mir ein Rätsel, aber Proben-Pannen sind bekanntlich ein gutes Omen. Gegenwärtig redet sich Jogi Löw persilweiß, das können auch Kandidaten. Nach dem recht leidenschaftslosen Kandidaten-Talk „Hildburghausen hat die Wahl“ am Aschermittwoch will ich auch kein „unwissenschaftliches“ Orakel befragen. Gut, liebe Schildburg, die Karten sind beinahe gemischt, vergeben werden sie endgültig am Sonntag. Mischen wir noch ein wenig gedanklich mit dem Protokollanten, der trotz seiner „Gnadenlosigkeit“ ein feines Fingerchen besitzt. Aus Zeitgründen verwenden wir die närrischen Kandidaten-Kosenamen und beginnen mit dem Basecape-Nobbi. 23 Jahre Kommunalpolitik, dass schafft Erfahrung, möchte man meinen. Dass die Einkaufszentren an den Stadtrand gehören, muss man so nicht stehen lassen, das machen andere Städte wie Coburg, Suhl, Erfurt und Leipzig erfolgreich auch anders, kleinere Städte werden leergefegt wie Schleusingen. Auf die gesunde Mischung kommt es an. Vereinsförderung ist immer gut. Aber die Vereine müssen auch gefordert werden, kreativ!

Frau Schildburg: Machen wir beim „Laubenpieper“ weiter, seine Antworten waren nicht nur aus meiner Sicht bemerkenswert gut und er könnte sicher historisch und vom Lebensgefühl in unserer Stadt einiges bewegen. Tatsächlich wäre er eine Alternative, doch Hildburghäuser wählen erfahrungsgemäß Hildburghäuser. Was meinst du zu Andruschek?

Herr Hausen: Klare Ansage, keine Zweifel, trotzdem etwas zu knapp in seinen Antworten, da hätte ich mir mehr Überzeugungskraft gewünscht. Der OJ-Bonsai allerdings hat mich wiederum absolut überzeugt.

Frau Schildburg: Wie jetzt? Machst du wieder einmal deine makabren Witze? Manchmal glaube ich, OJ-Bonsai kommt vom anderen Planeten, und man bringt ihm gerade erst die Sprache bei. Am meisten „überzeugte“ er mich mit folgendem Satz: … „Wir haben auf Grund unserer erfolgreichen Wirtschaftsförderung eine im Landesvergleich relativ geringe Arbeitslosigkeit." Hallo! Wer heißt hier „Wir“. Habe ich es falsch verstanden und stehe auf der Leitung. Ist die Wirtschaftsförderung eine Einrichtung der Linken, oder hat die Partei Die LINKE. oder wie sie mal gerade heißt, die Fördergelder aus den eigenen prallen Parteikonten genommen? Wahr ist auch, dass Hildburghausen seine geringe Arbeitslosigkeit der Nähe zu Bayern verdankt, schon allein die Firmenansiedlung ist da interessant. Die wenigsten Hildburghäuser arbeiten in Hildburghausen, vielleicht hätten sie es auch mit zwei Halbtagsjobs probieren sollen! Bei dem Satz: „Andere Kandidaten beurteile ich nicht …“ hat es mich vor Vergnügen fast umgehauen. Da musst du dich nur an „Dreistigkeiten lässt man links liegen“ erinnern, als er über Bascape-Nobby urteilte.

Herr Hausen: Ja, ich merk’ schon, liebe Schildburg, du lässt dich auch von mir nicht provozieren. Dann bleibt uns noch der Obstler. Klare und überzeugende Antworten. Wenn man das tatsächlich alles glauben darf, dürfte Hildburghausen in spätestens fünf, sechs Jahren eine völlige Umwandlung erfahren haben.

Frau Schildburg: Das sehe ich auch so, lieber Hausen. Weißt du was? Die Antworten hebe ich mir auf und wir ziehen jedes Jahr klare Bilanz und stellen harte Fragen, allein freche und gewagte Sprüche genügen für Hildburghausen nicht mehr. Die Stadt hat mehr verdient.


Teil 107   4. März 2014

Hartz 4 – Macht das Kummer?




Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Tilo Kummer wurde von der thüringischen Parteispitze nicht für einen Listenplatz für die Landtagswahlen nominiert, so Freies Wort. 

Herr Hausen: Mein Gott, wofür du dich am Faschingsdienstag noch interessierst. „Helau“ oder wie man in Hildburghausen sagt: „Hellau“! Auch diesen Schlachtruf kann man sich „zurechtdrehen“, denn keiner hatte wohl so richtig im Duden nachgesehen, wie er tatsächlich geschrieben wird. – Ich merk’ schon, du bist und bleibst ein soziales Wesen. Mir ist Kummer nicht sonderlich aufgefallen in seinen ach so vielen Landtagsjahren, höchstens bei jüngsten Demos oder bei einigen recht zweifelhaften Umweltvorschlägen. Auch wenn ein Presseschreiber bemerkt, er habe Staatssekretärs- oder Ministerqualitäten. Heute kann eben jeder fast alles werden. Ist es so verkehrt, nach den vielen Jahren Landtag, wieder einer anderen Arbeit nachzugehen, sich mit der Wirklichkeit zu beschäftigen? In der Wirtschaft wird auch nicht lange gefragt, wenn einer am Ende ist. Und das beste soziale Netz, das es je in Deutschland gab, fängt in dem Falle auch Wahlverlierer auf. 

Frau Schildburg: Die Parteien CDU, CSU, SPD, FDP und die Grünen haben den Menschen doch mehr Sozialismus und Soziales gebracht als alle Sozialisten und Kommunisten gebündelt. Davon hätte man in der DDR wahrlich nur geträumt. Die Original-Sozialen bringen außer versprechender Geschwätzigkeit und Utopien nicht viel auf die Reihe. 

Herr Hausen: Die SPD sollte sich eine Koalition mit der Partei DIE LINKE. gründlich überdenken. Die Geschichte lehrt, dass die SPD immer Verlierer war, wenn die linken Ideologen das Sagen hatten. Wofür gingen die Bürger vor 25 Jahren auf die Straße? Schon das schließt ein Zusammengehen aus. Sie sind nicht vom Saulus zum Paulus mutiert. Das darf nicht sein. 

Frau Schildburg: Generalsekretär Mario Voigt, CDU, brachte es auf den Punkt und nennt den Listenvorschlag eine Mischung aus „jungen, linken Radikalen
und Stasi-Altkadern, einfach unappetitlich“. Und unter dem Vorturner Ramelow unmöglich! Nach der LINKEN-Vorsitzenden Hennig wäre es eine gute Mischung aus erfahrenen Abgeordneten und neuen Kandidaten. Dass ich nicht lache! Die Liste offenbart die „Regierungsunfähigkeit“ der Linken. Und der SPD-Landesgeschäftsführer René Lindenberg bezeichnet die Linken-Liste als sehr bedenklich, damit gäbe die Partei Sach- und Fachkompetenz u. a. mit Blickrichtung auf Kummer und Harzer auf.
 

Herr Hausen: Ob nun Kummer und Harzer für den Landtag Sach- und Fachkompetenz haben, bezweifle ich. Das sehe ich mehr als Versorgungspöstchen, und Orakel will ich nicht spielen. Der Wähler entscheidet. Man sollte ihm aber deutlich machen, wer da gewählt wird. Blicken wir vorerst auf den Sonntag. Hier können Weichen für Veränderungen gestellt werden. Für mich war die Linke noch nie wählbar. Das hat mit Intoleranz nichts zu tun, sondern mit Geschichte, Wirklichkeit und realen Wahrnehmungen. 



Teil 106        28. Februar 2014

Dreistigkeiten lässt man LINKS liegen

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Es ist doch wirklich dreist, wie sich der LINKEN-Kandidat durch den Wahlkampf bewegt. Man mag zu Norbert Weichler stehen, wie man will: So eine hinterhältige Dresche wie im heutigen „Kandidaten im Duell“ mit Olaf Jaenicke hat er nicht verdient. 

Herr Hausen: Ich habe es auch im FW gelesen. Das ist eine Unverschämtheit, ihn zu bezichtigen, dass er dem jetzigen Amtsinhaber gehuldigt habe und rotzfrech zugleich. Aber, so sind sie schon immer mit ihren politischen Gegnern umgegangen. Wo hat OJ dieses phänomenale Wissen her? 

Frau Schildburg: Mir scheint, er ist ferngesteuert vom Amtsinhaber und vom Fraktionsvorsitzenden. OJ hat doch nie eine Stadtratssitzung oder Einwohnerversammlung besucht, vielleicht ab dem Zeitpunkt, seitdem er zum Pressesprecher umgeschmiedet wurde und den Amtsinhaber wie ein römischer Liktor begleitet. Am 14. Dezember 2013 ist in einem großen FW-Beitrag zu lesen, dass er ein anderer Typ als der Amtsinhaber sei, sagte der Genosse Amtsinhaber. Und unabhängig sei er, sagte der Genosse Landtagsabgeordnete aus Gerhardtsgereuth. Und der Nichtgenosse Kandidat selbst setzte noch einen drauf: Persönliche Kompetenz und Integrität seien ihm wichtiger als Lagermentalität und Einzelinteressen. 

Herr Hausen: Das klingt ja so wie die letzten Errungenschaften der Naturwissenschaften: Die Sonne drehe sich um die Erde, die Erde sei eine Scheibe und die LINKEN seien gescheiter als der Rest der Menschheit. 

Frau Schildburg: Nun aber Schluss, Bernd von nebenan hat noch zwei Karten zum Faschingsball mit Büttenreden zur Wahl. Es ist der Hildburghäuser Till, ein toller Büttenredner, nicht zu verwechseln mitTillEulenspiegel, der uns als alter Genosse immer wieder mit rätselhaften Weltbildern heimsuchte.



Teil 105  27. Februar 2014 

Trau schau wem?
Kaffeesatzleserei oder gute Lösungen

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Nur noch eine gute Woche und dann haben wir den entscheidenden Wahlsonntag erreicht. Ich gestehe, lieber Hausen, dass ich immer noch nicht weiß, wen ich wählen soll? 

Herr Hausen: Politik könnte einfach sein. Wir entscheiden uns für Menschen, die unsere Meinungen vertreten und schicken sie auf ihren Platz, damit sie leidenschaftlich im Interesse unseres Städtchens handeln.
Aus Erfahrung, und ohne ins Milieu der Stammtischreden abdriften zu wollen, weiß ich, dass Politiker vor der Wahl viel versprechen und in Worthülsen verpacken, was sie nicht halten können. Oft können sie gar nicht anders. Wer kann da eine zunehmende Politikverdrossenheit und sogar Politikverweigerung, die vor allem unter jungen Menschen umgeht, verübeln? Was ändert sich? Mehr Ausgaben hier, weniger Einnahmen dort. Und Programme, die wirklich etwas verändern wollen, verwandeln sich zunehmend in Katastrophen, die schnell wieder beseitigt oder aus irgendeinem Grund nicht umgesetzt werden können. Was überhaupt nicht geht, dass weiterhin Ideologen die Kommunalpolitik steuern. Dagegen sind wir 1989 energisch zu Felde gezogen. 

Frau Schildburg: Mein Nachbar sagte mir: Er macht die Augen zu und setzt irgendwo sein Kreuzchen, wirft den Zettel in den Kasten, ohne zu schauen, in der Hoffnung, dass der Zufall den Richtigen getroffen hat! Wie beim Lotto-Spiel. Das ist aber auch keine Lösung! Ich glaube, bei den Kandidaten ist es so wie ich einem Waschmittel glauben möchte, dass es meine T-Shirts weißer als weiß wäscht. Obwohl das ja auch schon wieder ein bisschen diskriminierend ist. 

Herr Hausen: Dass sich am 9. März schon der künftige Bürgermeister präsentieren wird, ist unwahrscheinlich. Die Entscheidung bringt die Stichwahl drei Wochen später. Auf jeden Fall wissen wir, wen wir nicht wählen, denn Hildburghausen braucht dringend eine Veränderung! 

Frau Schildburg: Mit einer Sorge müssen sich aber unsere Kandidaten nicht herum plagen, und zwar mit der Frage, wen er wählen wird. Da wären ja immerhin schon fünf Stimmen eindeutig vergeben. – Also, liebe Mitbürger, werdet langsam munter oder wartet nicht auf Stammtischgeschwätz! Macht Euren Kandidaten etwas mehr Dampf und lasst Euch nicht mit Phrasen abspeisen!


Teil 104  24. Februar 2014


Harmonisches Huhniversum

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Gerd hat angerufen, wie es um die Wahl im Städtchen steht, fragt er?

Herr Hausen: Nicht der Gerd, der schon mal dran war, heute Allerweltsgespräche führt und Gratisvorschläge für die Regierenden der Welt unterbreitet?

Frau Schildburg: Nein, der nicht. Ich hab’ ihm gesagt, dass hier gar nichts steht und auch nicht viel passiert. Selbst die Plakate sind langweilig. Kaum Sprüchklopfereien. Entweder sind die Kämpfer verkrampft oder wegen der Frühlingssonne auf Faschingstreiben, Spazierengehen und Gartenarbeit fokussiert. In „Freies Wort“ oder sonst wo liefern sich die angeblichen Kontrahenten bayernreife harmonische Vorlagen, mancher Fragesteller sogar wunderbare Bogenlampen für Eigentore. Vergnügen allüberall! Und auf den Plakaten – nur kollektives Grinsen.

Herr Hausen: Na, ist doch schön, wenn in Hildburghausen alles schön ist. Wenn du das Wort „Kampf“ in den Mund nimmst, empört sich die Partei mit militärischem Mitgliederhintergrund, das sei militaristisch. Erlebte Tatsache!

Frau Schildburg: Von denen ging und geht ja auch immer nur gemeinschaftlicher Frieden aus.

Herr Hausen: Allumfassend werden jetzt Partei-Eliten nach Hildburghausen gekarrt, um dem großen Nachfolge-Kandidaten zu sekundieren, vielleicht auch nur, um ihn zu erhöhen.

Frau Schildburg: Bei Schorschi wird heute, 10 Monate vor Weihnachten, der aus Erfurt extra eingereiste Fraktionsvorsitzende vor der eigenen alternden Klientel die Unmöglichkeiten des Lebens in der Bundesrepublik Deutschland anklagen, in Europa und, und, und. Er wird uns wenige Wochen vor Ostern vielleicht noch das Huhniversum erklären.

Herr Hausen: Da bleibt zum Glück: Zum Glücklichsein umgebt euch mit Glücklichmachern. Glück ist zum Glück keine Frage von Mehrheiten.



Teil 103  19. Februar 2014

Der frühe Vogel fängt den Wurm 
oder Bonjour tristesse

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Jeden Morgen mache ich die Runde.

Herr Hausen: Mein Gott, hast du es gut. Du bist wohl schon auf dem besten Wege zum Sozialismus. Während sich die Schaffenden ausbeuten lassen müssen, gehst du mit deinem Hund spazieren. Du weißt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das ist zwar für den Wurm nicht so sonderlich gut, wohl aber für den Vogel.

Frau Schildburg: Du machst dich mit deinem Spott mal wieder äußerst beliebt. Ich mache täglich zwischen Frühstück und Fahrt zur Arbeit die Runde: Zeitungen lesen und die einschlägigen Homepages im Internet. Wahlkampf ist angesagt.

Herr Hausen: Wenn ich mich langweilen will, schaue ich mir die Aufzeichnungen der Wetterberichte der letzten Jahre an, Kachelmann und Co, oder die Lottozahlen. Da ist hin und wieder etwas Bewegung, zum Beispiel in den Massen, die Luftmassen meine ich.

Frau Schildburg: Ja, Bewegung ist den meisten Kandidaten abhanden gekommen, Spendenübergaben. Rentnertreffs, nichtgefüllte Versammlungsräume. Kein erregender Schlagabtausch der Argumente zwischen den Parteien oder Wählervereinen. Sie umgeben sich zumeist mit ihrer Klientel und machen sich vielleicht Mut – wie das pfeifende Kind im Keller. Selbst die potenziellen Schwiegermütter werden nicht fündig. – Mich gruselts. Und die langweiligen Plakate. Nur einer bringt Farbe rein, ein in der diesjährigen mitteleuropäischen Wintersonne braungebrannter Kandidat, vielleicht ist es aber auch nur die Druckqualität. Die Internetseiten sind genauso langweilig. Immerhin von der SPD erfahren wir dort, dass man in kollektiver Zweisamkeit Plakate geklebt habe. Das muss man wohl machen, bevor man das Konterfei der Kandidaten aufhängt. Und ein einheimischer Minister war zu Gast. Ein Usus-Thema macht die Runde. Das Gehalt des Bürgermeisters. Da bleibt mir nur die Spucke in der Scheibenwischerbewegung kleben.

Herr Hausen: Auf einer anderen Homepage sieht man wenigstens, wie man gute Gaben verteilt, an ältere Leute mit Kaffee und Kuchen und an Vorschulkinder und sogar einen kleinen Computer von den Original-Sozialen. Der Kandidat zieht sogar Leute aus Berlin zu uns heran. Also, wird es doch etwas mit dem Tourismus. Wann hat der Mann je Zeit zum Arbeiten gehabt. Bilder über Bilder, immer gleichmäßig lächelnd. Ach, ist doch das Leben schön! Im Kühlschrank steht noch eine Fischbüchse. Ich wage es nicht, sie zu öffnen. Vielleicht schaut er … Bonjour tristesse.

Frau Schildburg: „Bonne nuit, dors bienGute Nacht, schlafe wohl!

Herr Hausen: Bitte nicht! „Je vais roupiller“ („Ich geh’ dösen“). Unsere Kandidaten machen es uns vor. Oder ich schaue mir die zweite Halbzeit des FC Bayern gegen Arsenal an. Wenn die schlecht spielen, ist wenigstens noch erstaunliche Bewegung drin.


Teil 102  18. Februar 2014 

Gespielte Ehrlichkeit oder
eine vorgegebene Antwort

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Das Rede-Duell in Freies Wort vom 18. Februar war schon eine Offenbarung. Genau lesen muss man allerdings. Eine Frage, eine Antwort und eine Erwiderung bei einer vorgegebenen Größe von maximal 750 Zeichen.

Herr Hausen: Heute stellte der Linke-Kandidat die dritte Frage an die Freien Wähler. Ich hatte da meine Zweifel, wer wohl diese Frage formuliert hat? Die Erwiderung brachte dann die Lösung: „Den späteren Beschluss des Stadtrates, nach Rückzug des Hauptmieters den Umbau aus Kostengründen nicht alleine zu realisieren, hat Ihre Fraktion ebenfalls mitzuverantworten, nicht ich. – Natürlich nicht er. Er war doch gar nicht dabei, oder habe ich mich da verlesen? – Auch der letzte Satz: „Sie behaupten doch gern, der Bürgermeister würde alles allein durchsetzen?“ – Hallo, wer hat das erwidert? Der Bürgermeister selbst, das umfangreiche Notizbuch des Fraktionsvorsitzenden oder der Linke-Kandidat? Aber dem könnte es doch egal sein, zumal er so „unabhängig von Parteipolitik agieren kann“, so beteuerte er wiederholt.

Frau Schildburg: Du denkst, was ich denke. Die Erwiderung des Linke-Kandidaten müsste anders aussehen. Hatte er nicht bei der Kandidaten-Vorstellung in der Presse seine Ehrlichkeit betont? „Aber Parteipolitik und -disziplin ist nicht mein Ding.“ Auch Stadtratssitzungen hatte er meines Wissens nie besucht. Das klingt alles wie „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing’“. Ergo: Ich vertrete die Interessen desjenigen, von dem ich wirtschaftlich abhängig bin. Taktisch geschickt war das wohl nicht.

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Wen interessiert schon sein Geschwätz von gestern? Wie war das mit dem Spruch mit der vorgespielten Ehrlichkeit?


Teil 101  15. Februar 2014

Ein „zeitnahes“ Nichts oder nicht viel


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Nur noch drei Wochen bis zur Bürgermeisterwahl. Ich kann es kaum erwarten und hoffe so sehr, dass sich die Hildburghäuser Bürger für den richtigen Kandidaten entscheiden. Aber, wer ist das?

Herr Hausen: Nur drei Bürgermeisterkandidaten äußerten sich bisher öffentlich zum Schlosspark. Einer ließ uns per E-Mail wissen, dass er die zehn gestellten Fragen „zeitnah“ beantworten werde.

Frau Schildburg: Die Blähvokabel „zeitnah“ klingt modisch in den Ohren, für manche ist es auch Intelligenz. Mich schüttelt es, denn es klingt wie „irgendwann“ oder „nie“. Dieser zur Phrase verkommene Pleonasmus, ein Wort ohne Informationsgewinn, sagt nicht mehr als zwei Zwillinge für ein Zwillingspaar oder eine runde Kugel.

Herr Hausen: Ich halte es aber für ein sehr wichtiges Thema, da der Park doch immerhin einen Teil unserer idyllischen Kleinstadt prägt. Während der LINKE-Kandidat der Meinung ist: „Wenn man den Schlosspark sanieren möchte, muss man die Innenstadtsanierung abbrechen …", würden die Kandidaten der CDU und SPD dem Park wieder der kulturellen und freizeitlichen Nutzung eine Chance geben.

Frau Schildburg: Dann sollte er sich den Bürgermeisterhut gar nicht erst aufsetzen. Eine Sanierung geht über eine Instandhaltung bzw. Instandsetzung hinaus, doch weiter zunehmende Verwahrlosung wird noch kostspieliger. Daher sind regelmäßige Pflege und Sauberkeit hier wohl eher angebracht und sollten keinen Einfluss auf bestehende städtische Planungen haben.

Herr Hausen:
 
So ist es, liebe Schildburg. Ein gepflegter Park ist ein Anziehungspunkt und Aushängeschild für Touristen und einheimische Steuerzahler. Freude und Erholung! Den Park erlebbar machen, anstatt nur Kosten zu verursachen, ist zugleich Maßstab und Herausforderung für jeden Bürgermeister. Kandidaten: Rührt Euch! Aber das ist nicht militärisch gemeint. Der Wähler will sehr deutliche Ansagen hören. Wegen aufgeblasener Sprechblasen und freundlicher Mundwinkelzüge auf Großplakaten muss er nicht zur Wahl gehen.



Teil 100  14. Februar 2014

100. Folge Schildburghausen

Frau Schildburg: Heute sparen wir uns lange Dialoge. Wir danken augenzwinkernd unseren treuen Lesern. 

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Aber auch unsere Kritiker vergessen wir nicht. Vielen Dank für die unfreiwilligen Themen- und Bildlieferungen. Weiter so!



Teil 99  10. Februar 2014

Auch Verkehrsadern bekommen Thrombose

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Die Verkehrsführung in der Clara-Zetkin-Straße möglichst rasch wieder zu ändern, fordern Mitglieder des SPD-Ortsvereins und ihr Bürgermeisterkandidat André Hanuschek bereits letzte Woche in einer Presseerklärung.

Herr Hausen: Auch wir beide diskutierten darüber. Der Allzweckmitarbeiter der Stadtverwaltung, Bürgermeister-Kandidat von DIE LINKE und Pressesprecher bringt die Genossen der SPD wieder in die richtige Richtung. Es gibt ein vom Stadtrat mehrheitlich beschlossenes Konzept. Die bessere Erreichbarkeit zum Schlosspark-Center müsse gewährleistet sein. Es handle sich schließlich nur um eine Stunde: eine am Vormittag und eine Stunde nachmittags.

Frau Schildburg: Wie lange Stunden bei der Stadtverwaltung dauern, kann ich schlecht beurteilen und ob das früher auch so gewesen ist, bezweifle ich sehr. Wenn ich dort entlang fahre, und das geschieht sehr oft, ist vermutlich immer diese Stunde. Am letzten Freitag dauerte die Kuppel-Brems-Tour beinahe zehn Minuten in der ewig wartenden Schlange zur Ausfahrt auf die Coburger Straße, am heutigen Montag gegen 15.15 Uhr hatte ich einen Rückstau bis zur Schlossparkbrücke. Nicht ein Fahrzeug befuhr die Zetkinstraße im Gegenverkehr. Vielleicht habe ich Wahrnehmungsstörungen. Ein kleiner Teil der Verkehrsteilnehmer benötigt eine Linksabbiegerspur von der Coburger Straße her. Das wäre der Grund, warum man die Ampelanlage nicht wieder in Betrieb setzt.

Herr Hausen: Zehn Minuten sind für einen Vollzeitbeschäftigten sehr viel Zeit. Über Feinstaubbelastung und Kohlendioxid reden wir nicht. Da ist es nicht zu viel verlangt, wenn man über diesen Stadtratsbeschluss noch einmal gemeinsam diskutiert und nach praktikableren Lösungen sucht.

Frau Schildburg: Du weißt doch, lieber Hausen, Stadtratsbeschlüsse sind beinahe unfehlbar, selbst wenn die Praxis anderes zeigt. Ich hätte eine schnelle Lösung für dieses Problem, und völlig kostenfrei. Jeder bekäme größtenteils seinen Willen.

Herr Hausen: Ich weiß, was du meinst, liebe Schildburg. Wie wäre es, wenn das Linksabbiegen für Fahrzeuge aus Richtung Coburg kommend bis zum Kreuzungsumbau nicht mehr möglich ist. Die Rechtsabbieger, aus Eisfeld kommend, können nach wie vor in die Zetkinstraße einfahren. Und siehe da, man könnte die alte Ampelanlage wieder in Betrieb setzen. Man muss nur mal darüber reden und nicht einen großen Teil der Kraftfahrer verärgern. Vielleicht gibt es noch bessere Lösungsvorschläge und nicht immer nur das beharrliche „Njet“.



Teil 98  07. Februar 2014

Lagerdenken


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Da verstehe die Welt, wer da will. Im heutigenFreies Wort wird der parteilose Bürgermeisterkandidat DIE LINKE. mit der Überschrift „Feste Wurzeln und ein großes Herz für die Kultur“ vorgestellt. Im Vorspann heißt es, dass der Kandidat auf persönliche Kompetenz und Integrität statt Lagerdenken und Einzelinteressen setzt.

Herr Hausen: Der Satz ist doch austauschbar, ein Allerweltssatz, den kann sich jeder auf seine Jacke heften. Ich merke aber, worauf du anspielst. Den Linken gehen die Kader aus, also greifen sie sich einen Parteilosen heraus, den sie mit allen nur denkbaren Wahlkampfaktivitäten in den Mittelpunkt rücken. Da muss alles stimmen, damit das Wahlvolk vor Begeisterung aufschreit, wie unbelastet und demokratisch diese Partei doch ist.

Frau Schildburg: Das ist richtig, aber ich meine eine andere Richtung. Im Vorspann des großen Artikels stört mich das Wort „Lagerdenken“. Bernd Riexinger, einer der beiden LINKE-Vorsitzenden, sagte im Juni 2013 auf dem Bundesparteitag in Dresden, als er ein rot-rot-grünes Bündnis umwarb, dass es eigentlich „höchste Zeit für einen Lagerwahlkampf“ sei und seine potenziellen Spezies, die Sozialdemokraten und die Grünen, wegen ihrer „hirnlosen und kindischen Abgrenzungspolitik verunglimpfte. Im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit zeigte der Ideologe nach kommunistischer Manier sein wahres Gesicht, in dem er leutselig-arrogant zelebrierte, dass diese ohneDIE LINKE. „das Wort sozial nicht einmal buchstabieren können“. Das ist ihre Art, Wähler hinter sich zu „vereinen“.

Herr Hausen: Kandidat O. J. will kein Lagerdenken und demzufolge auch keinen Lagerwahlkampf. Dann möge er sich mal alle seine Unterstützer neben und hinter sich anschauen und den ihn umgebenden Rummel. Ohne Lagerdenken wäre Bartsch nicht nach Hildburghausen gekommen, so der bald kommende Ministerpräsident in spe. Und der Bürgermeister und der Landtagsabgeordnete begleiteten ihn nicht auf Schritt und Tritt. Vielleicht schlägt auch noch der Talkshow- und Interviewstar aus Berlin auf dem einstigen Marx-Engels-Platz auf. Sie werden O. J., wenn er gewählt werden sollte, nicht an der langen Leine laufen lassen. Dazu ist der Aufwand zu groß, schlichte Zeitungsworte sind kostenlos.

Frau Schildburg: Auch beim Dschungel-Camp wird nichts dem Zufall überlassen. Und der brave Zuschauer glaubt das auch noch – mit Begeisterung. – Nein, das ist Lagerwahlkampf und nichts weiter, aber in Hildburghausen gibt es vermutlich auch nur ein Lager.

Herr Hausen:
 Liebe Schildburg, du verstehst dein Handwerk immer besser. Satire zum Nachdenken!



Teil 97  05. Februar 2014

Eifrige Fans



Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Zwei Wahlplakate für den Bürgermeisterkandidaten Holger Obst, die am Sonntag zu einem Fußballturnier an der Werrasporthalle angebracht waren, sorgten für Wochenendaufregung im geruhsamen Städtchen – Ein lauter Aufschrei, Unverständnis und Kritik in den Reihen der Partei Die LINKE. Fragende Blicke.

Herr Hausen: Natürlich, parteipolitische Werbung an schulischen Einrichtungen ist nicht erlaubt. Die Regelung gibt es nicht nur im Landkreis. Schließlich will man dadurch die Verbreitung extremer Ideologien an den Schulen unterbinden, sagt man. Die politisch Verantwortlichen im Kreis kämen allerdings beim Schülertransport auch nicht auf die Idee, Augenbinden beim Passieren der überdimensionierten Wahlkampfschilder auszugeben … 

Frau Schildburg: Wie oft aber politische Parteien oder Organisationen Kinder bei Demos gegen irgendwas missbrauchen, sie mit Transparenten, Trillerpfeifen ausrüsten und Sprechchöre mit ihnen einüben. Was ist das? Darüber redet niemand. – Es war Sonntag, da sind keine Schüler in der Schule. Es fand ein großes Fußballturnier statt, die Plakate hingen auch nur zum Zeitpunkt dieser Veranstaltung und wurden anschließend gleich wieder entfernt. Und ausgerechnet ein anderer Bürgermeisterkandidat hielt mit Gefolge Einzug – zur Präsentation. Bestätigen will ich es nicht, ob er mit Sportbegeisterung im Normalfall überhaupt dort erschienen wäre. Obst schon, er ist läuferisch aktiv und einer der „Handball-Macher“ in der Kreisstadt. Papier ist halt manchmal gefährlich, die Realität beweist es mal wieder. – Der LINKE gebe ich formal Recht, aber … die Wurst hat zwei Enden.

Herr Hausen: Wir sind angeblich im Wahlkampf, liebe Schildburg, da wird das Haar in der Suppe gesucht oder auf dem Hackklotz mit der Axt gespalten. Und da wird es noch viele haarsträubende Beispiele geben, die uns vor Vergnügen laut losprusten lassen und die Scheibenwischerbewegung auslösen. Über weitere Themen mache ich mir keine Gedanken mehr. Wir haben das doch in den letzten Jahren hinreichend erlebt. Paragrafen wurden zuhauf bemüht, die Demokratie durchgeknetet. Du kannst die Uhr danach stellen, wann die Zerstörung der Plakate moniert wird, die Polizei und die Justiz sich mit geborstenen Scheiben beschäftigen wird, körperliche Angriffe auf die in dieser Gesellschaft stets Benachteiligten „bekannt“ werden. Wenn sie könnten, hätten sie für unser ungehöriges SCHILDBURGHAUSEN das Strafmaß im Politbüro schon längst festgelegt. Jetzt wird erst einmal der Landrat, der böse aus der CDU, in der Presse dingfest gemacht. Vielleicht war es auch Frau Merkel höchstpersönlich. Die im Kreistag vertretenen Genossen der Unsichtbaren Front werden die Brühe mit dieser Ungeheuerlichkeit am Dampfen halten. Der Herr Genosse Juhrsch wird beauftragt. Summa summarum: Es geht seinen sozialistischen Gang.

Frau Schildburg:
 Zumindest haben die Veranstalter des Fußballturniers die Wahlplakate des Bürgermeisterkandidaten der CDU aufgehängt, vielleicht sollten es die Protestierer einfach mal so sehen, wer in Hildburghausen beliebt ist. Anders kann ich es mir nicht erklären, vielleicht war der Kandidat auch nicht so erwünscht, denn donnernden Beifall gab es wohl nicht. Die Beweggründe kennen wir nicht.



Teil 96  02. Februar 2014


Viel, Weniger, Nichts


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Ein wenig Wahlwerbung um den Bürgermeistertitel lässt sich inzwischen auch verhalten in den hiesigen Blättern feststellen. Von Kampf keine Spur. Immerhin zwei der fünf Kandidaten melden Termine für ihre Vorstellung(en), einer die doppelte Zahl als der andere. Den drei noch geheimnisvoll Agierenden hat vermutlich noch niemand so richtig vermittelt, dass nach dem Februar der Wahlmonat kommt. Vielleicht wollen sie auch nur ihr Rösslein anspannen und sind zu bescheiden, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, klare Worte zu sagen und Konzepte zu entwickeln. Vielleicht ist auch die Zeit unpassend. Nach dem Winterschlaf kommt bekanntlich die Frühjahrsmüdigkeit. 

Herr Hausen: Das hiesige Blätterwäldchen müsste sich auch langsam füllen. In fünf Wochen ist alles unumkehrbar, wenigstens für die nächsten sechs Jahre. Ich habe die Termine der beiden Kämpfer gelesen und war erstaunt, dass der LINKE-Kandidat bereits 17 Termine im Netz nennt, unterstützt von einem großen Stab. Fünf Veranstaltungen auch während einer Zeit, zu der der Normalbürger arbeiten geht. Aber da nimmt er sich sicherlich Urlaub oder regelt mit der Verwaltung einvernehmlich seine Arbeitszeit. 

Frau Schildburg: Also, ich kann das verstehen, ganz nach dem Motto: „Viel hilft viel!“ 

Herr Hausen: Du weißt schon, liebe Schildburg, das Sprichwort verkehrt sich oft ins Gegenteil. Ich bin nicht überzeugt, dass hier „viel“ hilft. Nicht die Masse der Auftritte ist bestimmend und auch nicht die vor den eigenen Anhängern, sondern wie überzeugend und glaubhaft die Person von den Bürgern wahrgenommen wird. Wenige Veranstaltungen können effektiver sein. Auf das Wie kommt es an, auch die Nutzung des Netzes. Weniger ist eben oft mehr. 

Frau Schildburg: Auf alle Fälle sollten die drei anderen Kandidaten mal über die Redewendung „Von nichts kommt nichts“ sinnieren. Am 9. März werden die Kreuze nicht wie in einem Glücksspiel gesetzt, und der Bürgermeistersessel wird auch nicht verlost. Dafür sollte man was tun. Bis jetzt ist mir noch nichts aufgefallen: Weder mit VIEL – WENIGER oder NICHTS.

Apropos, hatten wir nicht unseren Bürgermeistern in spe zehn Fragen zukommen lassen?

Herr Hausen: Wir haken bald nach, und zwar ungeduldig!





Teil 95  30. Januar 2014

Wann wir schreiten Seit’ an Seit’



Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Wie ist die Stimmung im Städtchen – nach dem Küren der fünf Kandidaten aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts für den heißbegehrten Bürgermeistersessel?

Herr Hausen: Das wissen doch Frauen erfahrungsgemäß besser als Männer. Sie haben sich bestimmt aus den fünf teils bekannten und teils unbekannten Gesichtern einen auserkoren, den sie nicht unbedingt an ihrer Seite haben, zu dem sie aber als Bürgermeister aufblicken möchten. Alice Schwarzer hätte sicherlich schon ihre Zunge gewetzt und mit dem Zeigefinger auf die altmodisch funktionierende Stadt Hildburghausen gegiftet, darüber schwadroniert und hätte diesen deutschen Flecken auf ihren frauenrechtlerischen Index gesetzt.

Frau Schildburg:
 Ich weiß, Herr Hausen, du und die Schwarzer, ihr passt auch gedanklich nicht zusammen, irgendwo bist du doch ein wenig Macho.

Herr Hausen: Na klar, lieber ein Macho als eine Weichei-Meinung. Gleichmacherei hatten wir doch lange genug. Das emotional verhaltene und zögerliche Kandidaten-Lächeln auf den „Wahlkampfbildern“ der Presse sieht schon aus wie Einheitsbrei. Betrinken werde ich mich, wenn ich auf dem Kreisel in der Schleusinger Straße einen verhalten lächelnden Mann vorwärts schreitend mit einem Schal künstlerisch in einer Schlaufe geschlungen sehe. Das macht Eindruck, das Schreiten Seit’ an Seit’. – Haut denn da nicht langsam mal einer kräftig mit lauten Gedanken auf den Tisch und verrät dem schüchternen und unentschiedenen Wahlvolk, wie er Hildburghausen gestalten will, wie er sich von seinem Konkurrenten (modernerweise heißt das aber heute „Mitbewerber“) unterscheidet, dass es mit dieser Partei oder jenem Wahlverein überhaupt nicht funktionieren kann.

Frau Schildburg:
 Irgendwie hast du Recht, überzogene Harmonie ist nicht begreifbar. Wir befinden uns im Wahlkampf und nicht im Wahlkrampf. Den Superstar wollen wir auch nicht, aber einen, der kräftig anpackt und seine Meinung sagt.




Teil 94  25. Januar 2014

Kandidaten - Kanditaten

Nicht nur ein Wortspiel

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Nunmehr ist es offiziell, dass am 9. März nicht vier, sondern fünf Kandidaten ins Rennen um den Chefposten im Hildburghäuser Rathaus gehen. Neben vier, von Parteien und Wählergruppen aufgestellten Kandidaten für das Bürgermeisteramt tritt auch ein Einzelbewerber auf den Plan.“, so schreibt es Freies Wort heute.

Herr Hausen: Da haben die Bewerber für das Doppelkopf-Spiel wenigstens noch einen Kartengeber oder vielleicht auch einen Bierholer. Das klappt dann hervorragend. Einer wird gewinnen. Ein Hesse verirrt sich nach Hildburghausen. Wie geht das denn, wurde er gar schon als Historiker auf die reichhaltige Hildburghäuser Geschichte aufmerksam? – Das ist eher unwahrscheinlich. Vorteilhaft ist, dass er frei und unbefangen an die Sache geht. Das könnte durchaus frischen Wind ins Städtchen bringen. Hildburghausen ist in der Geschichte nie schlecht gefahren, wenn man sich Bürgermeister und Schuldirektoren von weither geholt hatte. Ob das den Hildburghäusern aber heute gefällt?

Frau Schildburg: Damit wird die Wahl noch spannender. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich die Hildburghäuser Bürger für den richtigen Kandidaten entscheiden werden.

Herr Hausen: Unlängst hatte einer unserer User in seinem Kommentar das Wort „Kanditaten“ geschrieben. War es Unkenntnis? Vielleicht wünschte er sich auch für Hildburghausen „Taten“. Das wäre ja so schlecht nicht. Und da sei auch gleich den Kandidaten viel, sehr viel Temperament gewünscht. Die Kreisstadt braucht bei den bevorstehenden großen Aufgaben, ich denke beispielsweise an die Gemeindegebietsreform, nicht das Temperament von Schlaftabletten. Taten müssen gezeigt werden im Zusammenspiel mit dem Landkreis, also aktiv werden, bewirken, sich einsetzen, handeln, tätig werden, unternehmen, zur Tat schreiten, bildungssprachlich – agieren, umgangssprachlich – sich dahinterklemmen – alles Synonyme zum Wörtchen „tun“, das in unserem deutschen Sprachgebrauch sehr häufig verwendet wird. Das könnte man jetzt seitenlang „ausbauen“. Thomas Alva Edison, Erfinder der Glühlampe, sagte Ende des 19. Jahrhunderts sehr viel kürzer: „Erfolg hat nur, wer etwas tut, während er auf seinen Erfolg wartet.“

Frau Schildburg:
 Also freuen wir uns auf die kommenden sechs Wochen, in denen unsere Kandidaten endlich dem Gedanken Worte und den Worten letztendlich Taten folgen lassen. Konfuzius bemerkte: „Der edle Mensch ist langsam mit Worten, aber schnell mit Taten.“

Herr Hausen: Und nicht vergessen, verehrte tätige Kandidaten: Frau Schildburg und Herr Hausen hatten vor einigen Tagen den Bürgermeistern in spe der Kreisstadt Hildburghausen 10 Fragen gestellt. Die User der beiden Websites
www.dunkelgraefinhbn.de und www.schildburghausen.de warten mit Spannung auf die ersten Antworten. Das lässt nämlich tief blicken!



Teil 93  23. Januar 2014

Endlich Wahlkampf? 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Nächste Woche Montag beginnt endlich gemächlich der Wahlkampf in Hildburghausen. Die Tage der jetzigen Hierarchie könnten gezählt sein. Meine Güte, was verspreche ich mir von einer positiven Veränderung für Hildburghausen?

Herr Hausen: Nun sei mal nicht so euphorisch, liebe Schildburg, heute stand lediglich inFreies Wort: "Holger Obst, der Kandidat der CDU für die bevorstehenden Bürgermeisterwahlen in der Kreisstadt, wird sich in den kommenden Tagen in den Orts- und Stadtteilen von Hildburghausen vorstellen. Am Montag, 27. Januar, will er ab 19 Uhr im Bürgersaal des historischen Rathauses mit den Bürgern ins Gespräch kommen."
Auch der LINKE-Kandidat schrieb vor fast zwei Wochen von einem Wahlkampftermin Anfang Februar.

Frau Schildburg: Hast du mir eigentlich zugehört, Hausen? Ich sagte, die Tage sind gezählt! Wenn ich natürlich für Hildburghausen einen weiteren Abwärtstrend anstrebe, müsste ich zu dem LINKE-Termin. Das will ich aber nicht, ich will Veränderung für unsere Stadt! Schau doch, niemand kennt Hildburghausen, nicht ein braun-weißes Schild von Hildburghausen findet man an der Autobahn. Wie soll ein nach Hildburghausen kommender Tourist die Geschichte, Kultur und Landschaft in sich aufnehmen, wenn er weitestgehend die Stadt selbst erkunden muss und mit seinen Gedanken alleine bleibt. Kaum ein Haus ziert irgendwelche historischen Hinweise oder Schilder, von Privatinitiativen abgesehen. Und da gäbe es noch eine Menge anderer Dinge aufzuzählen.

Herr Hausen: Ich kenne die ganze Litanei. DIE LINKE. wusste auch nach 18 Jahren nicht so recht mit dem historischen und kulturellen Erbe unserer Stadt umzugehen, auch wenn sie sich – ähnlich King Kong – trommelnd auf die eigene Brust schlagen und alles Positive für sich vereinnahmen. In diesem Jahr gedenken wir des 25. Jahres des Mauerfalls. Noch immer regiert DIE LINKE. in Hildburghausen, also in Teilen die Nachfolgepartei der SED, recht und schlecht. Zeit schreit förmlich nach Veränderung. Ob es die Hildburghäuser begreifen?

Frau Schildburg: Das wird dir sicherlich wieder als Wählerbeschimpfung ausgelegt, lieber Hausen. Schauen wir uns kommenden Montag doch Holger Obst an und machen wir uns dann ein Bild, ob es Wahlkampf oder Wahlkrampf ist, ob er es verdient, dass wir über ihn schreiben oder nicht. Das gilt selbstverständlich auch für die anderen Kandidaten, denen wir unter NEWS ein paar simple Fragen gestellt haben. Und zusätzlich haben sie noch eine E-Mail von uns bekommen. Wir können bei aller Demokratie nicht von ihnen verlangen, dass sie unsere Homepage lesen und dann auch noch reagieren, einfach solch penetrant aufmüpfigen Bürgern antworten. Da meine ich dich und mich. Es wird lustig und spannend zugleich! Wir bleiben immer aufmerksam und wir haben ein gutes Gedächtnis.



Teil 92 19. Januar 2014

Wer bietet mehr?

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: In der letzten Woche haben sich die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl verdoppelt. Inzwischen könnten sie Doppelkopf spielen, da lernt man wenigstens Charaktere kennen. Ich finde es prima, wenn die Hildburghäuser Bürger viele Auswahlmöglichkeiten haben. 

Herr Hausen: Vielleicht kommen noch ein oder zwei Bewerber hinzu. In Hildburghausen weiß man das nie. 1996 lässt grüßen und vor allem, wie es ausging. Die Hildburghäuser stehen sich gerne im Wege und sind von sich überzeugt, richtig zu handeln. – Da gibt es zahlreiche Studien, liebe Schildburg, die belegen, dass Menschen wegen zu vieler Wahlmöglichkeiten unglücklich werden. Und ob die alle mit dem gleichen Doppelkopfblatt spielen wollen, ist für mich wichtig. Was so mancher unter Demokratie versteht, hat vielleicht mit Strategie und Taktik etwas zu tun. Man bedient sich höchstens der Instrumente der Demokratie. Aber darüber wird noch ausführlich zu reden sein. Und auch wir haben da unsere Fragen, auf deren Beantwortung unsere Leser spannungsvoll warten und die wir in den nächsten Tagen veröffentlichen wollen.

Frau Schildburg: Das ist doch jetzt wohl wieder einer deiner Scherze oder muss ich mich sorgen?

Herr Hausen: Du musst kein Sensibelchen sein, denn wir müssen mit der betreffenden Person auch mindestens sechs Jahre auskommen. Das ist länger, als manche Ehe heutzutage hält, wenn sie überhaupt zustande kommt. Es ist tatsächlich so, die Menschen lieben zwar viele Wahlmöglichkeiten, aber sobald die Wahlfreiheit einen kritischen Punkt überschreitet, kommt es zu einem sehr seltsamen Effekt: Weil Menschen nicht auf jedem Gebiet Fachleute sind, reagieren sie überfordert. Eine richtige Entscheidung zu treffen, das deprimiert. Und egal, wie sie sich entscheiden, sie haben sofort das Gefühl, sie hätten vielleicht die falsche Wahl getroffen und wären mit einer anderen Wahl besser gefahren. Das wiederum macht sie unglücklich, sagen die Psychologen.

Frau Schildburg: Da wir für prinzipielle Veränderung sind, können wir bereits einen völlig ausschließen. Dann sind es nur noch drei, vielleicht auch vier. Die lassen sich durchaus überschauen. In Ruhe werden wir sie aber nicht lassen. Es bleiben noch sechs Wochen Zeit, sich zu entscheiden. Ich freue mich auch schon auf die Argumente der Kandidaten, denn überzeugen müssen sie uns noch, und wie ich uns beide kenne, werden wir kräftig nachhaken. Wir haben zwar keine Macht, aber wir werden hartnäckig sein, denn wir werden täglich mehrhundertfach gelesen. Und das hat etwas mit Meinungsbildung zu tun.

 



Teil 91  17. Januar 2014

 

 

Mir ist so komisch zumute.
Ich ahne und vermute.
Es liegt was in der Luft.

 

Frau Schildburg summt die Überschrift leise vor sich hin.
 

Herr Hausen: Wir haben da früher immer gesungen: 
            „Mir ist so komisch zumute. 
            Vom Arsche bis zum Hute. 
            Es liegt was in der Luft.“

 

Frau Schildburg: So viel Stillosigkeit hätte ich dir jetzt aber nicht zugetraut. Über das Alter bist du doch hinaus? Die Alten werden nicht nur weise, sondern eben auch manchmal sonderbar. 

Herr Hausen: Du hast ja Recht: Niveau hat nichts mit einer Hautcreme zu tun und Stilnichts mit einem Schrubber.

Frau Schildburg: Da werden jetzt aber wieder einige User von uns sagen: Igitt, Frau Schildburg und Herr Hausen, auf solch einen billigen Klamauk lassen wir uns nicht ein. Das ist ja schrecklich, wie sie Hildburghausen diskriminieren. Mit Bildung und Kultur hat das wahrlich nichts zu tun.

Herr Hausen: Ich schmecke da irgendwo und irgendwie ein Geschmäckle, würde der Schwabe sagen. Seit einigen Monaten hat die Stadt einen Pressesprecher, „arbeitskräftemäßig“ aus dem Stadtmuseum entlehnt. Ob notwendig oder flüssiger als Wasser, also überflüssig, darüber will ich hier nicht befinden. Und der „Teilbeschäftigte“ lässt keinen Fototermin aus, den sonst meist der Bürgermeister allein wahrnimmt, und in jedem Blatt wird sein Konterfei feilgeboten. Gut eingefädelt bis hin zur Exhumierungsprozession. Jedes zweite Bild der aktuellen Homepage-Seite von Die LINKE. Hildburghausen ziert das Bild des Pressesprechers, und seine sprachlichen Taten werden textlich herausgehoben. Bilder über Bilder. Ich wage schon gar nicht, die Makrelen-Büchse aus dem Kühlschrank zu öffnen. Das ist alles nicht verboten.

Frau Schildburg: Der vorletzte Satz war ja nun gewiss ein höchst billiger Scherz. Der Kandidat O. J. muss doch ins Gespräch gebracht werden. Kaum jemand kennt ihn. Da sollen seine Wähler ihn mal kennen lernen.

Herr Hausen: Stell’ dir vor, wie die linken Schwestern und Brüder reagieren würden, wenn CDU, Freie Wähler, SPD oder sonst wer so agieren würden. Selbst die Betschwester Sahra würde auf die bösen Kapitalisten, die Machtfülle, die Ungerechtigkeiten und die üblen Bänker schimpfen. Lanz machts möglich! Oder Genosse Juhrsch mit immer wiederkehrenden stereotypen Sätzen Leserbriefe oder Mitteilungen schreiben und der Bürgermeister hätte ein kräftiges Tja zwischen Lippen und Kehlkopf für die Zuhörer übrig.

Frau Schildburg: Wenn du es so sagst, ist das nichts anderes als Vorteilsnahme. Das hat mit Stallgeruch etwas zu tun, auch wenn es juristisch vertretbar wäre. Vielleicht werden die anderen Kandidaten munter und gebieten der Komödie Einhalt. Das hat doch mit Chancengleichheit nichts, aber auch gar nichts zu tun. 




Teil 90  14. Januar 2014


Demokratie leben?

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Ja, den Bürgerentscheid für den Erhalt der Regelschule haben die Veilsdorfer für sich entschieden. Wir beide bekennen uns zur Schulschließung und haben auch in vergangener Zeit einiges dazu „getextet“. Trotzdem sagen wir: Alle Achtung! Wir können sehr gut nachvollziehen, wie viel Einsatz und Ärger dieser Elterninitiative über Monate abverlangt wurde, wie sie sich aber auch selbst verursachten Ärger einhandelte. Wenn wir heute Debatten und Meinungen einiger Kreisräte in der Presse nachlesen, stellen sich die Haare einzeln auf.

Herrn Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Solche politisch vereinnahmten Aktionen sind eben kein Kindergeburtstag. Bei den Linken geht es zu wie in einem schlechten Sowjetfilm. Der Held quält sich durch morastiges und gefährliches Gelände und kommt mit geputzten Schuhen am Ziel an. Auch ich kann mich nur über so viel Selbstherrlichkeit wundern. Der Satz des Fraktionschefs der Linken und des Hildburghäuser Bürgermeisters: „Dass diese Form direkter Demokratie viel öfter zum Zuge kommen sollte. Wir als Hildburghäuser haben’s ja mit der Dunkelgräfin vorgemacht.“ 
Da tut man ja so, als ob man die Demokratie selbst erfunden hätte oder zumindest ihr Gralshüter sei. Hallo, waren die Genossen jemals Mitglieder der Bürgerinitiative „Gegen die Exhumierung der Dunkelgräfin“? Die Bürgerinitiative brachte den Bürgerentscheid auf den Weg. Und hinter der Bürgerinitiative stand auch nie eine Partei oder Wählergruppierung. Wer das behauptet, der lügt!

Frau Schildburg: Das Ergebnis fiel auch keineswegs schlechter aus als das der Veilsdorfer, nur das Quorum von 20 Prozent lag wegen der plötzlich niedrigen Wahlberechtigten wesentlich höher. Nur so viel zur ernst zu nehmenden direkten Demokratie. 
Der Artikel von Georg Vater im Freies Wort „Tief graviert“ brachte es klug und treffsicher auf den Punkt.

Herrn Hausen: Sehr richtig, vor allem mit den Sätzen: „Fragwürdig bleibt die Rolle einiger Kreistagsmitglieder, die auf den Zug aufsprangen und den Bürgerentscheid nur zu gerne (be-)nutzten, um im Angesicht der Kreistagswahlen im Mai Politik zu betreiben.“… Hier wurde eine Grenze überschritten. Bei allen Vorzügen direkter Demokratie – Fakt ist: Deutschland und auch der Landkreis werden von einer repräsentativen Demokratie regiert. Landrat Thomas Müller wurde 2012 mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt und auch über die Zusammensetzung des Kreistages haben die Bürger selbst entschieden. Die demokratisch Gewählten öffentlich – auch im Eifer des Gefechts – als Lügner, selbstherrliche Ignoranten und Manipulatoren zu geißeln, verlässt den Boden üblicher Streitkultur und zwischenmenschlichen Anstands.“

Frau Schildburg: Die Verleumdungen, die von der Bürgerinitiative ausgingen, haben auch mich sehr befremdet und werfen einen Schatten auf sie. Doch aus welcher Ecke diese Anspielungen kamen, kann man deutlich erkennen und darüber wird auch noch ernsthaft zu reden sein. Wollen wir es der Initiative nachsehen, aber nicht denjenigen, auf die der Spruch: „Die schlimmste Art von Falschheit? – Vorgespielte Ehrlichkeit“ so treffend passt.



Teil 89  11. Januar 2014

Windbeutel und die Ehrlichkeit



Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Mir geht unser Gespräch von gestern über die„ehrliche Logik und logische Ehrlichkeit“ nicht aus dem Kopf. Da war doch so ein Beitrag der Stadtratsfraktion DIE LINKE. in Freies Wort, die sich trotz aller Sparzwänge gegen eine Verringerung der Wahllokal-Anzahl in der Kreisstadt ausgesprochen hat.

Herr Hausen: Ach, bitte nein! Es ist Samstag, und ich bin dabei, den Teig für die Windbeutel anzurühren, die mindestens so gut schmecken müssen wie die im Froschgrund zwischen Schalkau und Rödental.

Frau Schildburg: Windbeutel? Ich meine andere Windbeutel, so etwas wie windige Schwestern und Brüder.

Herr Hausen: Ich ahne es, liebe Schildburg. Dir geht das Beispiel mit der vorgegaukelten Ehrlichkeit nicht aus dem Sinn. Wie kommentierte es doch gleich der Genosse Fraktionsvorsitzende? „Bereits vor der Abstimmung über die Öffnung des Dunkelgräfin-Grabes haben wir klargestellt, dass wir sowohl die Verringerung der Zahl der Wahllokale in der Kreisstadt als auch die Ungleichbehandlung von Wahlen und Bürgerbegehren für falsch halten. Deshalb hatten wir damals auch die Öffnung aller bisherigen Wahllokale für den Tag des Bürgerbegehrens beantragt. An dieser Meinung hat sich nichts geändert.“ – Die demokratischen Spielregeln beherrschen sie aber allemal.

Frau Schildburg: Die Ehrlichkeit der Fraktion DIE LINKE. gipfelte dann gestern (10. Januar 2014) in dem Artikel mit dem Satz: „Wer Demokratie wolle, müsse dafür auch Voraussetzungen schaffen und dürfe bei aller Richtigkeit finanziellen Verantwortungsbewusstseins nicht an der falschen Stelle sparen.“

Herrn Hausen: So sollte es auch sein! Erinnern wir uns aber. Die Stadtratssitzung mit Beschluss zum Bürgerentscheid zur Exhumierung der Dunkelgräfin war am 13. Februar 2013. Die Forderung der Fraktion DIE LINKE. wurde erst am 12. März, also vier Wochen nach dem Beschluss gestellt. Da waren die Benachrichtigungen an die Bürger längst im Druck, und sie wussten ganz genau, dass diese Forderung zu diesem Zeitpunkt absurd ist. Auch der Bürgermeister hat das sehr wohl gewusst.

Frau Schildburg: Ja, bereits am 18. Februar forderte die Bürgerinitiative die Öffnung aller Wahllokale. Hätte den Stadträten wirklich etwas an einer demokratischen Mitbestimmung aller Bürger gelegen, wäre die Zeit zwar knapp, aber noch ausreichend gewesen, um in den Ortsteilen die Öffnung der Wahllokale zu ermöglichen. Der Antrag der Fraktion LINKE vom 12. März kam also eindeutig zu spät, juristisch aussichtslos.

Herrn Hausen: Das ist Geschichte. Nun noch das aktuellste Beispiel der Partei DIE LINKE. Hier geht es um den Erhalt der Regelschule in Veilsdorf. Stell’ dir vor, der Genosse Landtagsabgeordnete hätte die letzte Landratswahl nicht so deutlich verloren. Die Unterstützung der Veilsdorfer Elterninitiative wäre vermutlich außen vor geblieben. Man sollte in der Politik und in der Geschichte nicht spekulieren, aber ich kann mich mit dieser Scheinheiligkeit nicht abfinden. Man läuft gerne den Themen hinterher, die die Wählergunst aktuell beeinflussen.

Frau Schildburg: Da esse ich mal lieber die „gegenständlichen“ Windbeutel. Der Spruch:„Die schlimmste Art von Falschheit? – Vorgespielte Ehrlichkeit.“ kann treffender nicht sein.




Teil 88  10. Januar 2014

Alles ehrliche Logik oder logische Ehrlichkeit – oder was?


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Wenn der Pressesprecher Bürgermeister wird, braucht unsere Stadt doch sicherlich einen neuen Pressesprecher.

Herr Hausen: Einen Pressesprecher brauche ich als Bürger dieser Stadt nicht. Aber der weise Stadtrat braucht ihn und der Bürgermeister. Wir lassen unsere Beiträge nach Tagesarbeit auch nicht von einem Pressesprecher schreiben. So ein Städtchen wird das doch noch ohne Popanz auf die Reihe bringen, ohne sich neue Selbstversorgungsposten zu organisieren …

Frau Schildburg: Mein Gott, du bist ja ziemlich stinkig. Aber doch zumindest einen Wissenschaftlichen Mitarbeiter benötigt das Museum. Nach meiner Rechnung wären dann wohl insgesamt zwei neue Arbeitsplätze vonnöten. Wenn ich den Bürgermeister richtig gelesen habe, muss der sich rund um die Uhr unermüdlich für die Mitmenschen aufopfern.

Herr Hausen: Seit wann ist das Stadtmuseum Teil einer Universitätsforschungseinrichtung, für die man eventuell Wissenschaftliche Mitarbeiter, meist schlecht bezahlt und auf Zeit, benötigt?

Frau Schildburg: Wenn aber nun ein anderer Bürgermeister wird, was passiert dann?

Herr Hausen: Wenn ich vom Elan der Parteien und Wählergruppierungen nix oder fast nix höre und sehe, bleibt es doch so, wie es ist. Herr Bürgermeister hat doch wiederholt mitgeteilt und die Presse hat es eifrig aufgeschrieben, dass die Stadt für die nächsten Jahre toll aufgestellt ist.

Frau Schildburg: Mein lieber Hausen, du beliebst mal wieder sehr hinterhältig zu scherzen. Als neuer Bürgermeister würde ich den Pressesprecher rauswerfen, denn er hatte bekanntlich gegen den anderen Bürgermeister Wahlkampf betrieben. Und das mit dem Wissenschaftlichen Mitarbeiter lässt sich wohl so auch nicht lösen.

Herr Hausen: Was soll’s, da wird eben ein neuer Posten erfunden. Man befördert sich eben so lange, bis jeder gut versorgt ist.
Wie sagte doch schon Mark Twain: „Das Wichtigste im Leben ist die Ehrlichkeit. Wenn man die überzeugend vortäuschen kann, hat man es geschafft.“ 



Teil 87  7. Januar 2014
Böse, böse Veilsdorfer Schulgegner
 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Manche Menschen werden erst wach, wenn sie durch Verkehrseinschränkungen selbst betroffen sind. Am 6. Januar, am „Öberschten“, hatten die Kraftfahrer Probleme, in die Innenstadt Hildburghausens zu gelangen. Ein Protestzug gegen die Veilsdorfer Schulschließung bewegte sich gegen die Fahrtrichtung. Und ein Polizist mühte sich erfolgreich, den Verkehr in den Griff zu kriegen.

Herr Hausen: Ist doch prima. Das Demonstrationsrecht ist den Menschen verbürgt. Vor einem Vierteljahrhundert hättest du erhebliche Probleme mit den Genossen bekommen, deren Nachfahren gegen die bösen Schulnetzplaner mit durchaus verständlichen Bedenken der Veilsdorfer zu Felde ziehen. Wer möchte schon eine Schule in seinem Ort missen.

Frau Schildburg: Also wäre es doch wirklich notwendig, wenn man sich die Argumente sehr genau anschaut. Das Prozedere ist doch nicht einmalig, sondern ist nach 1994, Kreisgebietsreform 1993/94, oft genug praktiziert worden.

Herr Hausen: Demos gab es zuhauf, verbale Auseinandersetzungen, Beschuldigungen, Verunglimpfungen. Ergebnis: Alle Beteiligten sind heute sehr zufrieden, weil der Verstand gesiegt hat. Im Kreis Hildburghausen ist in Sachen Schule nie etwas übers Knie gebrochen worden, wegen fehlender finanzieller Mittel schon gar nicht. Und wessen die Kreisräte, die für Schulschließung votieren, heute beschuldigt werden, ist ungeheuerlich. Mit den Ängsten der Menschen zu spielen, war schon immer das strategische Ziel dieser Agitatoren-Sorte. Lösungsmöglichkeiten hätten sie in den zurückliegenden Jahrzehnten sehr gezielt im Kreistagsausschuss einbringen können. Wes Geistes Kind der Genosse Landtagsabgeordnete Kummer ist, kann man spätestens in Freies Wort  vom 7. Januar nachlesen. Aber es wird alles viel besser: Wenn dann erst die beiden Bildungspolitiker Sabine Günther und Steffen Harzer eine Konzeption der Schulnetzplanung vorlegen. Und der Sprecher der Elterninitiative, Andreas Schmidt, der davon ausgeht, dass der böse, böse Landrat Müller und sein Stellvertreter Hoffmann Wahlmanipulatoren sind. – Aber das ist mir alles zu krude. Absurdistan lässt grüßen. 

Frau Schildburg: Unglaublich! Stell’ dir vor, die politische Konstellation wäre „zufällig“ eine andere. Die Linke stellte den Landrat und CDU, FDP und Freie Wähler unterbreiten solche abstrusen Forderungen. Das wäre doch sicherlich in ihren Augen eine Menschenrechtsverletzung, allemal aber menschenverachtend.
Also, gehen wir zur Abstimmung, denn weder Deine und meine Kinder und Kindeskinder sollen in uneffektiven Zwergschulen für das Leben vorbereitet werden. Nicht die kuschelige Atmosphäre bereitet sie auf das Leben vor. Und ein jahrgangsübergreifender Unterricht wirft uns in der Bildungspolitik ein halbes Jahrhundert zurück.

Stellen wir doch für unsere Leser noch einmal die unbestreitbaren Fakten zusammen, damit sie sich ein deutliches Bild machen können:
 

 

Daten und Fakten zur Schließung der Regelschule Veilsdorf

Aktuelle Schülerzahlen des Landkreises Hildburghausen (Schulverwaltungsamt)


Grundschulen:  1994/95            4.568 Schüler

                        2013/14            1.949 Schüler

                        Zu erwartende Zahlen 2018/19 = 2.000 Schüler 


Die Grundschule am Standort Veilsdorf bleibt auf alle Fälle erhalten! 


Regelschulen    1996/97            4.978 Schüler

                        2013/14            1.847 Schüler

                        Zu erwartende Zahlen 2022/23 = 2.090 Schüler


Ergo: Die Schülerzahlen der Grund- und Regelschüler sind seit 1995 um 59,9 % gesunken. 

Wie bekannt ist, befinden sich die Schulen in der Trägerschaft des Landkreises, d. h., er finanziert alle Investitionen, die im Landkreis nicht unerheblich sind. Zudem kommen die Bewirtschaftungs- und Betriebskosten hinzu.

Unverantwortlich gegenüber dem Steuerzahler wäre es, wenn der Landkreis bei Rückgang der Schülerzahlen nicht entsprechend reagieren würde.

Im leicht erreichbaren Umfeld der Regelschule Veilsdorf mit 91 Schülern (im Jahr 2023 werden es prognostisch 130 sein und dann wieder rückläufig) befinden sich zwei Regelschulen in Hildburghausen, eine in Crock und eine in Eisfeld.

In der Region Eisfeld sind gegenwärtig mehr Schulgebäudekapazitäten vorhanden als notwendig. Von den fünf Schulen sind höchstens drei notwendig. Der Gebäudezustand der Schule in Veilsdorf hat einen außerordentlich hohen Investitionsbedarf.

Bei Erhalt der Regelschule Veilsdorf ist kein vernünftig strukturiertes Schulnetz im Hildburghäuser – Eisfelder Raum möglich, das einer gesicherten Nachhaltigkeit standhält. Zudem sind die Vorgaben der Raumordnung in dieser Region nicht beachtet worden. Auch die noch ausstehende Gemeindegebietsreform fand keine Berücksichtigung.

Die Idee einer Gemeinschaftsschule ist bei der geringen Schülerzahl überhaupt nicht umsetzbar.

Es ist hinlänglich bekannt, dass zu kleine Regelschulen nicht in der Lage sind, vollumfänglich lehrplangerecht zu unterrichten. Bildungsinhalte können nicht in dem notwendigen Spektrum angeboten werden. Die Bildungsqualität ist also vergleichsweise eingeschränkt. So gibt es u. a. auch Familien, die ihre Kinder von der Veilsdorfer Schule wegen zu hohem Unterrichtsausfalls und Lehrermangels nehmen wollen. 

Wir empfehlen: NEIN beim Bürgerentscheid!  

 

 



Teil 86  5. Januar 2014

Rätselhaftes zum innerstädtischen Verkehr


 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: In der letzten Woche beim Arzt, beim Friseur oder auch an der Kasse im Einkaufsmarkt hatte ich mehrfach das Vergnügen, Gespräche von Bürgern zu hören, die heftig über die neue Verkehrsführung in der Zetkin-Straße diskutierten. Kopfschütteln, Kritik und absolutes Unverständnis wegen der noch immer nicht funktionierende Ampelanlage.

Herr Hausen: Ja, einige Bürger tun sich schwer damit, dass in der ehemaligen Einbahnstraße nun plötzlich Gegenverkehr rollt. Ich beobachte noch häufig Linksfahrer vor der Kurve zum Kanal. Nur gut, dass da der Gegenverkehr nicht allzu häufig ist. Aus Zeitgründen vermeide ich, die Clara-Zetkin-Straße zu befahren. Der dynamische Stereotyp lässt grüßen. 

Frau Schildburg: 
Das geht mir auch so, aber manchmal bin ich so in Gedanken, und die Macht der Gewohnheit hat mich wieder diese Straße fahren lassen. An das Rechts fahren konnte ich mich gewöhnen, wenn ich dann aber schon in Höhe Schlosspark bremsen muss, da sich die Fahrzeuge stauen, ärgere ich mich über meine Unaufmerksamkeit. Das hätte ich umfahren können. 

Herr Hausen: Siehst du, liebe Schildburg, dass kann aber nicht der Maßstab sein. Für mich ist es auch unverständlich, wieso diese Ampelanlage nicht wieder in Betrieb genommen wurde. Stattdessen installierte man eine Ampel am Birkenfelder Kreuz. Der Nutzen steht wahrscheinlich in den Sternen, die Kreuzung hatte sich doch auch ganz gut ohne Ampel geregelt und eine Entlastung für die Kreuzung Zetkin-/Coburger Straße ist es schon gleich gar nicht. Die Kraftfahrer haben sich während der monatelangen Bauarbeiten neue „Schleichwege“ gesucht oder sich an sie gewöhnt, die sich jetzt relativ schlecht „zurückregulieren“ lassen. 

Frau Schildburg: Vielleicht will man aber auch den Mitarbeitern der Stadtverwaltung zeigen, wie begehrt unsere schöne Kreisstadt ist. Wer hat sich das erdacht? Sollen sie doch eine vorhandene Ampelanlage endlich wieder ihren Zweck erfüllen lassen! Ist es so schwierig, bei der Planung eines Großprojektes termingerechte Lösungen zu finden? Zudem meint es der Himmel mit unserem Städtchen gut. Man stelle sich vor, zwischen Puschkinplatz und Coburger Straße lägen Schneemassen und die Fahrbahnmarkierungen wären für Besucher, die es ja wohl hin und wieder gibt, nicht oder nur undeutlich erkennbar. Da findet sich gewiss ein Fachmann mit einem spitzen Bleistift, der sich des Problems annimmt …



Teil 85  2. Januar 2014


Eine gläserne Wahltonne für Hildburghausen

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen:  Ein wunderbares Jahr beginnt, ich könnte die Welt umarmen und allen unseren Freunden ein Prosit Neujahr! zurufen.  

Herr Hausen: Bemerkt habe ich, du bist richtig glücklich. Aber es ist schon so, ein neues Jahr ist kein Neubeginn, nur eine Zwischenstation, vielleicht auch zum kurzen Innehalten. Das ist doch wunderbar, wenn man sich nicht mit Kopfschmerztabletten ins neue Jahr flüchten muss und sich frei und leicht fühlt. Da stört selbst die viele Arbeit an der Homepage nicht. Die Mitbürger erwarten inzwischen eine Menge von uns. Aus einer „Schnapsidee“ ist beinahe eine Institution geworden. Kaum ein Tag unter 200 bis 300 Besuchern. Wir bieten keine Waren an, versprechen niemandem einen Hauptgewinn, die „offiziellen“ Medien nehmen uns nicht wahr. Und wir gewinnen ohne Werbung täglich treue Leser. Unglaublich!

Frau Schildburg: Na, zum Glück gibt es auch einige Leute, die uns überhaupt nicht mögen, weil sie höchst empfindliche Nerven haben. Aber das haben sie sich wohl auch selbst verdient. – Viele E-Mails habe ich in den letzten Tagen bekommen mit einem Dankeschön für unsere Arbeit, aber auch zu den Wahlen im Jahr 2014. Manchen Leuten fehlt die Orientierung, und ich schrieb ihnen, dass wir uns „vornehm zurückhalten“ und wir Parteien oder Wählervereine nicht unterstützen. Dabei bleibt es! Wir sind mündige Bürger. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Die Zeit der SED-gesteuerten Nationalen Front ist vorbei.

Herr Hausen: Viel Bewegung sehe ich nicht. Zwei Kandidaten stehen zur Bürgermeisterwahl, das scheint aber die Parteien und „Wählervereine“ nicht sonderlich zu stören. Die immer Recht habende Partei hat einen parteilosen städtischen Mitarbeiter gefunden. Das Potenzial scheint zu schrumpfen. Eine andere Partei hat einen Kandidaten benannt, der uns in seiner Wahlwerbung in einer der Zeitungen sogar die Partei „verheimlicht“, die ihn nominiert hat. Mehr sehe ich nicht. Das ist alles sonderbar. Bis zu anderen Parteien und Wählergruppierungen haben sich die Wahlen vermutlich noch nicht herumgesprochen. Sie bewahren ihr Geheimnis und zeigen mit dem Temperament einer Schlaftablette, dass sie das alles gar nichts oder nicht viel angeht.

Frau Schildburg: Da können sie sich auch auflösen. Da sehe ich für uns unendlich viele Themen, auch satirische, da und dort auch mit beißendem Spott.

Herr Hausen: Klar, dafür sind wir doch die richtige Adresse. Wenn wir die extrem erfolgreiche „Partei der Nichtwähler“ aktivieren und erheblich verkleinern, haben wir etwas für Hildburghausen und die Demokratie getan.

Frau Schildburg: Das werden wir auf alle Fälle in Angriff nehmen und nicht zu knapp. Also, es wird spannend. Machen wir die „Wahltonne“ auf. Das Wort „Urne“ mag ich nicht, das hat seit der Steinzeit etwas mit Sterben zu tun. Und daran will ich nicht denken, denn im Städtchen ist mir ohnehin Vieles viel zu sterbensruhig!

Herr Hausen: Topp, dein Wort gilt, liebe Schildburg, auch wenn ich dir ehrlich gestehen möchte: Du hättest eigentlich das Zeug dazu, und ich würde gerne Wahlkampf für dich betreiben, aber … 
Unsere neue Seite heißt:
NEUES AUS DER GLÄSERNEN WAHLTONNE.



Teil 84  28. Dezember 2013

Party in der Kreisstadt

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Vorbei sind die ruhigen besinnlichen Weihnachtsfeiertage. Wir nähern uns dem Jahresende mit einem guten Anfang. 

Herr Hausen: Für einige Hildburghäuser waren die weihnachtlichen Nächte, besonders die vom ersten zum zweiten Feiertag heftig. Das klang nicht wie Stille Nacht, heilige Nacht. Tiefe Bässe wummerten durch die Nacht und verkürzten die Tiefschlafphasen der braven Bürger. Mit einem beheizten Festzelt auf dem Schrauben-Gelände lud ein privater Veranstalter die jungen Leute zum Party-Feiern ein. 

Frau Schildburg: Ich finde es schön, wenn sich jemand um die jungen Leute kümmert, so überreich ist das Angebot in Hildburghausen wohl nicht. Ob natürlich im Städtchen wie in einer Weltstadt rund um die Uhr gefeiert werden muss, bezweifle ich. 

Herr Hausen: Beinahe typisch reagierte der kreisstädtische Bürgermeister heute inFreies Wort. Er weist diese Vorwürfe zurück. Die Stadt habe den Zeltplatz lediglich verpachtet und die Veranstaltungsanzeige aufgenommen. „Die Genehmigung zur Verlängerung der Sperrzeit wird von der Gewerbeaufsicht des Landratsamtes erteilt.“, sagt er. 

Frau Schildburg: Dem gegenüber äußert der Betreiber des Festzelts, dass die Stadt die Veranstaltungen tatsächlich bis 5 Uhr morgens zulässt. Das Landratsamt habe das Zeitlimit aber auf 2 Uhr herabgesetzt. Dann müsse die Veranstaltung aber nicht beendet, sondern lediglich der Lautstärke der Musik herunter geregelt werden. 

Herr Hausen: Da hast du es wieder, liebe Schildburg, die Stadt widerspricht sich wieder einmal selbst. 

Frau Schildburg: Die Stadt? Eher doch wohl der Bürgermeister, als vorbildlicher Vertreter des Städtchens. 

Herr Hausen: Das ist doch die altbekannte Litanei in Hildburghausen. In diesen kommunalen Ebenen wie Kreisstadt und Landkreis mit ihren höchst niedrigen Einwohnerzahlen muss man sich nicht in aller Regelmäßigkeit seine Antipathien erklären. Wäre es nicht machbar, dass man sich verständigt? Das müssen keine Konferenzrunden wie bei den kaum nachvollziehbaren Koalitionsrunden sein. Übrigens, auch die Veranstalter mit ihren Vorstellungen und Wünschen sollten nicht außen vor bleiben. 
Bürgermeister und Landrat telefoniert, mailt, twittert mal häufiger miteinander oder spaziert durch den pflegebedürftigen Schlosspark. Das wäre doch ein guter Vorsatz für den Jahreswechsel, vielleicht auch ein haushalterisch nahezu kostenfreier Wahlkampfpunkt für den Neuen. Information ist wichtig wie nie. Man muss nur wollen!



Teil 83  20. Dezember 2013

Besinnliche Feiertage

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: In diesem Jahr kommen mir die Weihnachtsvorbereitungen besonders stressig vor. Heute, ein vorläufig letzter voller Arbeitstag, bis Heiligabend sind es noch drei volle Tage, die man mit Putzen, Backen und Kochen beschäftigt ist. Zwischendurch sind ein paar Einkäufe zu erledigen. Samstag noch ein Besuch auf dem Lauschaer Glaskugelmarkt, Sonntag ein Adventssingen mit dem Birkenfelder Chor in der Heßberger Kirche, da freue ich mich auf ein paar Musestunden. 

Herr Hausen: Ja, das hast du dir auch verdient. Es kann nichts Schöneres geben als ein besinnliches Weihnachtsfest mit möglichst vielen Musestunden im Kreise der Familie.

Frau Schildburg: Ich sah da jetzt eben aber kein Flunkern in deinen Augen, lieber Hausen? So ein Fest in der Familie ist nach der ganzen Arbeit Entspannung pur. Kann es etwas Wundervolleres geben? 

Herr Hausen: Mein Flunkern ist dir wie immer nicht entgangen. Ich betone da noch einmal besinnliche Weihnachten. Wir sollten jener Menschen gedenken, die ihre Familie für ihren Job opferten, sich kaum um die Kinder kümmern konnten und letztendlich auf das Altenteil abgeschoben werden sollen. 

Frau Schildburg: Hausen, jetzt werde aber nicht dramatisch, so eine Mitleidstour zieht bei mir nicht. Jeder ist für sich und seine Person selbst verantwortlich, jeder ist „Seines Glückes Schmied“!, dem Geheimrat aus Weimar wird dieses eigentlich uralte Zitat aus der Zeit der Alten Römer zugeschoben, das andere Menschen vor ihm schon verwendeten. Goethe ist gewiss nicht an allem beteiligt gewesen. Im Lateinischen heißt es „faber est suae quisque fortunae“. Andere stehen auch in der Öffentlichkeit und haben eine Familie und Probleme zuhauf. 

Herr Hausen: Schon gut, du hast ja recht, liebe Schildburg. Mit dir möchte ich mich jetzt nicht anlegen. Wir wünschen viel lieber unseren Lesern der Seite„Schildburghausen“, ein frohes, besinnliches und friedvolles Weihnachten im Kreise ihrer Familie und Freunde. 

Frau Schildburg: Dem schließe ich mich von Herzen an.



Teil 82  14. Dezember 2013

Gefühl oder Kalkül?
 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Gestern stand in Freies Wort „Steffen Harzer kandidiert nicht wieder als Bürgermeister“, das ging mir unter die Haut. 

Herr Hausen: Mir kommen die Tränen. Du warst doch diejenige, die sich immer beklagt hatte, weshalb unser schönes Hildburghausen solch einen Bürgermeister hat? Hast du seinen Auftritt zum Theresienfest 2010 vergessen, das über Youtube eine Top-Verbreitung fand (bis heute 16.651 x). Das ist gewiss kein alter Käse und das Wühlen irgendwo. 

Frau Schildburg: Ja, richtig, ich hab’s noch in den Ohren, was er im Festzelt cholerisch brüllte und schimpfte. Das hatte unsere schöne und kluge Prinzessin zu ihrem Fest nicht verdient. Sie führte ein tadelloses Leben, tat viel für Bayern und war ihrer Heimat Hildburghausen sehr verbunden. Die Ereignisse um das Stadtoberhaupt bleiben für mich unverständlich und sogar peinlich, weil ich den Leuten sage, dass ich aus Hildburghausen stamme. 

Herr Hausen: Da kann ich dir nur beipflichten. Er tut gut daran, endlich aufzugeben, zeigt er doch in dem Artikel, seine Fehler auf, die er über Jahre begangen hat. Ein Rücktritt 2010 hätte noch von einer gewissen Charakterstärke gezeugt, aber die ist ihm fremd. 

Frau Schildburg: Nun sei nicht so kritisch! Er hat zwei Ehen geopfert und konnte sich kaum um seine Kinder kümmern, seine Gesundheit hat er teilweise ruiniert. Ich empfinde so viel Mitleid, Mitleid und nochmals Mitleid. 

Herr Hausen: Sehe ich da vielleicht auch noch Tränen? Wie ich dich kenne, flunkerst du jetzt. Auch ich lach’ mir Tränen in die Augen. Er zieht sich in Ruhe zurück und streut Bedauern. Das ist aus meiner Sicht kaltes Kalkül. Es wird noch spannend und ich möchte nicht vorgreifen. Das ist übliche Dramaturgie. Und so ärgere ich mich, dass wir den Teil 80 „Jeder muss mal ran …“ von Schildburghausen nicht schon vier Tage vor der Kandidatenbenennung ins Netz stellten. Das sind keine seherischen Fähigkeiten. Das ist blanke Wahrheit. Man muss nur wissen, wie Menschen „funktionieren“. Auch auf ihrer Homepage zeigte beinahe jedes zweite Bild den parteilosen Bürgermeisterkandidaten. Der Nebel der Geschichte wird darüber hinweg streichen und so manche eifrig agierende Figur in die Bedeutungslosigkeit verschwinden lassen. Alles andere wäre Anachronismus. Auch die Bauernopfer sind schnell vergessen. Von wegen, er hat sich keine Gedanken um die Zukunft gemacht, das ist eher eiskaltes Kalkül. Darüber wird noch ausführlich zu reden und zu schreiben sein.



Teil 81  14 Dezember 2013


Der „richtige“ Weg:
Das Gemüt wird durch Ruhe gestärkt!



Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, wieder im Städtchen? 

Herr Hausen: In einem Elektrobrief (so nenne ich manchmal E-Mails) hattest du um neun Uhr hoffnungsvoll geschrieben, dass wir uns gegen zehn Uhr irgendwo im Umfeld des Coburger Weihnachtsmarkts sehen. Pusteschnee! Wir haben ergebnislos geschaut. Vor lauter Weihnachtsmarktbesuchern wart ihr nicht auszumachen. Die Läden proppevoll, lange Bratwurst-Warteschlangen, umlagerte Glühweinstände, Kinder mit leuchtenden Augen erklären ihren Großeltern eifrig die kleinen „Märcheninseln“ und Weihnachtsgerüche allüberall. So wünscht man sich einen Weihnachtsmarkt, da kommt bei dezenter Musik, liebevoll geschmückten Verkaufsbuden ohne Billigtrödel und Klamotten Weihnachtsstimmung auf. Selbst der Nieselregen fordert nicht zum Maulen auf. 

Frau Schildburg: Dagegen hat das Mittelzentrum Hildburghausen das Temperament einer Schlaftablette. Bei der Heimfahrt ins Städtchen gegen 13.20 Uhr (Mitteleuropäischer Zeit, nicht Nachtzeit) haben wir vom Stadttheater, über den Goetheplatz, Obere Marktstraße, einen Blick zum beinahe menschenleeren Markt, Rathausgasse, Salzmarkt, Nonneplatz, Schleusinger, Straße bis zum EDEKA 8 Lebewesen (in Worten: acht) gesehen, halt: ein Hund muss noch addiert werden. Einen nahezu vermummten Jugendlichen sahen wir in der Geschwister-Scholl-Straße. Weshalb der sich vermummt hat, bleibt rätselhaft. Es hätte ihn ohnehin niemand gesehen. Und wenn eines Tages mit der Umgehungsstraße beinahe das letzte Auto aus Hildburghausen herausgeleitet wird, brauchen wir auch keine Bürgersteige mehr und auch keine zusätzlichen Ausgaben für die Straßensanierung. Dann ist das alles Bürgersteig. Ruhe allüberall.

Herr Hausen: Da hätte ich eine Idee. Zur Adventszeit wünscht man sich gegenseitig Ruhe, Besinnlichkeit und Frieden. Zivilisationsgeschädigte Menschen können in Hildburghausen wieder hoffen und genesen. Da wäre doch eine deutschlandweite Werbekampagne  d i e   Lösung für die Wirtschaftsförderung, auch für die Gastwirtschaften …




Teil 80  13. Dezember 2013

Jeder muss mal ran
in der kaderarmen verkaterten Zeit



Frau Schildburg zu Herrn Hausen schwebend: „Helau und Alaf!“

Herr Hausen: Was ist denn hier wieder Nerviges los, wenige Tage vor dem Christfest? Arbeiten wollte ich und meinen Zeitgenossen keine Albernheiten aufzwingen. Wenn Frauen etwas sagen, muss aber alles zuhören. Wo bleibt denn da die Gleichstellung?
 
Frau Schildburg: Eine Einladung zu einem Karnevalverein hatte ich. Nachdem ich den Narren sagte, dass im kommenden Jahr mit mir als Funken-Mariechen „aus Altersgründen“ nicht zu rechnen ist, müsste ich in die Bütt. Ich hätte doch manchmal ein so loses Mundwerk, sagten sie, während ich nur noch empört gucken konnte. Die lesen auch manchmal mit Heiterkeit Schildburghausen. Dann fuhr ich eine kleine Attacke und sagte: Werdet euch erst mal einig, ob euer Schlachtruf Helau oder Hellau heißt. – Ulli sagte in seiner Schalkhaftigkeit. Ein „l“ mehr oder weniger ist mir wurscht. Ob in einer heimischen Biersorte (aus Werbegründen sage ich den Namen nicht) ein „Schluss-s“ oder ein langes „s“ enthalten ist, stört niemanden. Schmecken muss es. – „Na gut“, resignierte ich und rief voller Begeisterung „Olaf!“ Spukmunter wurden die Karnevalisten. „Das geht überhaupt nicht – in unserer Gegend, in Nordrhein-Westfalen vielleicht und im Norden von Rheinland-Pfalz. Dort heißt es aber Alaf!“ 

Herr Hausen: Da musst du Professor Jürgen Udolph anrufen, der im mdr Interessantes zu Namen erklärt. Alaf kommt aus dem Keltischen und heißt soviel wie „Glück“, Olaf mehr so wie „Ahne der Götter“.  

Frau Schildburg: Da wünsche ich mir lieber Holger, das mit „treuer Speerkämpfer“ zu deuten ist, wenn er den Speer tatkräftig gebraucht und nicht so zimperlich. 

Herr Hausen: Was sind das heute wieder für nebulöse Einfälle. Wie kommst Du überhaupt auf „Olaf“? 

Frau Schildburg: Die Kader werden weniger, das ist überall so, auch im Karnevalsverein. Jeder muss mal ran.



Teil 79  11. Dezember 2013

Hauptsache nicht nachtreten!


Frau Schildburg zu Herrn Hausen:
Die LINKE. trifft sich kommenden Donnerstag. Sie wollen den Bürgermeister-Kandidaten küren.

Herr Hausen: Solange sie sich nur trifft und nicht wieder tritt, wie das im Frühjahr schon mal zum Marktfest und zum Veilsdorfer Bürgerbegehren in der Zeitung stand, ist es mir reichlich egal. Das hätte damals Schlagzeilen für die Boulevardgazetten gegeben. Das ist nicht gerade menschenfreundlich, aber sie hatten ja wohl selbst dazu aufgerufen. Etwas Gegenteiliges habe ich nirgendwo gelesen oder gehört. Also, frisch auf! 

Frau Schildburg: Nein, die werden sich doch nicht treten, wenn sie unseren Demokraten auf das Altenteil verabschieden müssen oder wollen. Da wird es schon ein bisschen demokratischer und nicht so rüpelhaft zugehen. Ich meine eher, der oder die neue Bürgermeister/in werden es schwer haben, in seine Fußstapfen zu treten, nicht nur, weil sie seine Physis nicht erreichen. Den Namen hab’ ich schon gehört, kein Kommentar, das wird nichts. Da fehlen einige Nummern an der Schuhgröße. 

Herr Hausen: Was redest du da, liebe Schildburg, von wegen in die Fußstapfen treten. Soll etwa alles so bleiben? Du verblüffst mich. Da soll niemand in irgendwelchen Fußstapfen ausgetretener Schuhe hineinschlüpfen und in die gleiche Richtung marschieren. Enorme Veränderungen stehen bevor. Die LINKE. produzierte in mehr als anderthalb Jahrzehnten so manches Mal auch ein Schildburghausen. Sie selbst fühlten sich allemal geläutert. Das wird auch kein neuer Kandidat aus diesem „Flügel“ lösen können. Sie hatten ihre Chance und haben sich in ihren gebetsmühlenhaft vorgetragenen eigenen Phrasen und ihren Worthülsen selbst gefangen. 


Frau Schildburg: Ein schlechtes Gewissen hatten sie nie. Da sie sich nicht von selbst zurückziehen, bedarf es klarer Ziele, aber keiner faulen Bündnisse. Nur, wer sagt ihnen das? Und danach werde ich übrigens meine Wahl erst entscheiden.



Teil 78 9. Dezember 2013

Nicht nur der Nikolaus verteilt Gaben


Foto: Freies Wort vom 09.12.2013

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Hast du denn den Rotstift gefunden, den du so krampfhaft gesucht hast? Eigentlich ist das Schulmeisterdasein vorbei. Wozu brauchst du den überhaupt?

Herr Hausen: Sicherlich nicht zur Korrektur einer Homepage. Mein Gott, wenn ich die letzten Meldungen der LINKEN. lese. Vermutlich sind denen auch noch der letzte Duden und ein stilistisches Wörterbuch abhanden gekommen. Aber, wen interessiert das? Mich nicht. Übel nehme ich dem Schreiber, von der Diktion her ist es wohl der Herr Genosse G., dass er das Wort Schlosspark gegen Friedenspark austauscht. Nichts gegen den Frieden, aber nun, da nahezu die letzte Erinnerung an das Schloss – vielleicht vom restaurierten Eckstein abgesehen – getilgt ist, kramt man die DDR-Benennung wieder hervor. Überhaupt ist da reichlich DDR-Vokabular eingeflossen, wenigstens klang es so miefig: Waren des täglichen Bedarfs, Verbesserung der Versorgungslage … Auf der Firmenhomepage Dr. Lickert, er ist der Investor aus Karlsruhe, heißt es immerhin Schlosscenter, bei den LINKEN-Mitbürgern Bachplatz-Center

Frau Schildburg: Wozu brauchst du dann den Rotstift?


Herr Hausen: Den bemerkenswerten Zeitungsartikel „Dezemberträume wurden endlich wahr“ von Wolfgang Swietek streiche ich rot an, denn der „Extrakt“ wird in die Stadtchronik aufgenommen.

Frau Schildburg: Nun, Vorschusslorbeeren und Ehrenkränze wollen wir nicht verteilen, aber diese Meldung macht uns tatsächlich kulturell reicher. Da könnte man ausführlich schreiben. Ingward Ullrich hatte dies ausnehmend umfangreich in seinem großartigen Buch „Hildburghäuser Musiker“ getan und Gudrun und Roland Schäl haben es zuletzt viele Jahre erfolgreich praktiziert – die Chorarbeit mit Kindern und Jugendlichen. 

Herr Hausen: Hildburghäuser Chorgesang ist eine Erfolgsgeschichte. Das werden wir in wenigen Tagen zum „Weihnachtsoratorium“ unter der Stabführung von Torsten Sterzik wieder erleben. – Falk Bastigkeit ist sehr viel Kraft zu wünschen. Er hat viele Ideen, beweist Bürgersinn, ist selbstbewusst und jung genug, dieser Geschichte weitere erfolgreiche Jahre anzufügen, vielleicht sogar Jahrzehnte. Wir wünschen es von Herzen für Hildburghausen.




Teil 77  7. Dezember 2013

Kampf dem Verkaufsflächenmangel
in der Überflussgesellschaft




Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, lieber Hausen, sieht heute unser Städtchen nicht märchenhaft aus? Mit Schnee dekoriert und blitzblank sauber. Weihnachtsmelodien beherrschen mich. 

Herr Hausen: Bist du wieder romantisch oder denkst du an das Einkaufen, liebe Schildburg. Begeisterungen von Frauen sind mir nicht unbekannt. Aber genieße diesen Anblick, er bleibt uns noch nicht erhalten. Es soll wieder wärmer werden. Apropos Einkaufen: Hast du eigentlich schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen? 

Frau Schildburg: Ein Weniges. Aber in der nächsten Woche fahre ich mit meiner Schwiegermutter in das idyllische Coburg. Der Weihnachtsmarkt ist Pflicht und der Einkaufsbummel durch die Innenstadtgeschäfte sowieso. Dort trifft man erfahrungsgemäß mehr Hildburghäuser als im Städtchen. 

Herr Hausen: Bis nach Coburg? Du willst dich dort durch die Menschenmassen drängeln, wo du es in Hildburghausen sehr viel bequemer haben kannst?
Eine Studie der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH) im Jahr 2012 ermittelte für Hildburghausen eine Verkaufsfläche von 37.680 m², das entspricht einer Verkaufsflächenausstattung von 3.200 m² je 1.000 Einwohner. Im Vergleich zur GMA-Kennziffer für Städte mit 10.000 – 15.000 Einwohnern (Vergleichsbasis: 66 Städte der gleichen Ortsgrößenklasse), die bei 1.790 m²/1.000 EW liegt, ist der Wert als überdurchschnittlich einzustufen. 

Frau Schildburg: Du sagtest aus dem Jahr 2012, da war das neue Schlosscenter noch gar nicht eröffnet, da kämen weitere 3.500 m² Verkaufs- bei 10.000 m² Nutzungsfläche hinzu, damit erhöht sich die Zahl auf 3.496 m² je 1.000 Einwohner. 

Herr Hausen: Ein neuer Einkaufsmarkt am Friedhof ist schon beschlossene Sache, die Gärtnerei ist demontiert. Damit hätte Hildburghausen im Vergleich zu anderen Städten seine Verkaufsflächen je 1.000 Einwohner gegenüber dem bereits meist überdimensionierten Durchschnitt mehr als verdoppelt. 

Frau Schildburg: Das ist doch super, vielleicht könnte man Hildburghausen mit seinen Verkaufsflächen deutschlandweit auf Platz 1 katapultieren. Das sollen uns erst mal andere Städte nachmachen. Wie heißt es doch: „Wir sind immer vorn, und wenn wir hinten sind, ist hinten vorn!“
Trotzdem fahre ich nächste Woche nach Coburg, ich mag es manchmal, wenn viele Menschen um mich sind und die anheimelnde Geruchsmischung über dem Coburger Markt. Die Einsamkeit Hildburghausens nervt.




Teil 76   1. Dezember 2013

Straßenidylle und Ungelöstes



Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Ein paar Fotos für die Seite „Weihnachtliches aus Hildburghausen“ wollte ich zum tollen „Gänselieschens Glühweinmarkt“ machen. In der Unteren Marktstraße lief mir ein großer Mann über den Weg. Der sah aus wie unser Lieblingsbürger.

Herr Hausen: Ja, toll. Auch wenn es angeblich Mode ist. Ein großer Riss an der linken Backe. Je bequemer die Hose ist, desto wilder muss die Geschichte wohl sein, die die Hose erzählt. Und die Mütze erst. Das ist ein Fall für Karl Lagerfeld.

Frau Schildburg: Meinst du, ob das hilft? Vielleicht sind es auch nur pubertäre Störungen, wenn man auf Mitte fünfzig zugeht. Ist er gar Berufsjugendlicher geworden, gerade jetzt,  wo er auf das Altenteil abgestellt werden soll?

Herr Hausen: Wenn er geradewegs und straßenmittig in die Fußstapfen und in die dankbaren Arme des gequälten Proletariats kräftig ausschreitend marschiert, macht das eventuell Sinn. Allein Schlampigkeit kann es nicht sein, auch Bequemlichkeit nicht.

Frau Schildburg: Vielleicht ist ihm tatsächlich was zugestoßen? Verbirgt die Mütze etwas Mitleiderregendes? Wir sorgen uns! Vielleicht ist es auch nur eine belanglose Midlifecrisis, und er sehnt sich in Unbeschwertheit zurück. Könnten wir ihm da irgendwie helfen?







Teil 75   30. November 2013

Ach wie ist doch die Zeitung interessant
Für die bürgerliche Mitte


Frau Schildburg summt vor sich hin:
Wie ist doch die Zeitung interessant
Für unser liebes Vaterland!

Herr Hausen: Das sind ja ganz neue und noch schöngeistige Töne. Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem Dichter der Deutschland-Hymne, aus den „Unpolitischen Liedern“, 1841, Zeiten der Freiheitssehnsucht.

Frau Schildburg: Den „Silberstahl oder -eisen“ oder wie er heißt, muss man sich ja nicht an jedem Wochenende antun. In unserer Zeitung habe ich heute gelesen, dass Herr Obst Bürgermeister im Städtchen werden will. Und will alles „wenden“ – zur „bürgerlichen Mitte“ hin.

Herr Hausen:
Bürgerliche Mitte? Wenn ich das wüsste, wer das ist. Braucht ein Bürgermeister nicht alle Menschen, mancher will vielleicht gar nicht bürgerliche Mitte sein, lebt so, wie kleine und redliche Leute leben wollen.

Frau Schildburg: Du machst mich nachdenklich. Neulich hattest du mir mal eine Analyse von Professor Oskar Niedermayer zu „Soziale Zusammensetzung der Mitgliedschaft der Partei Die Linke.“ gegeben.


Herr Hausen: Da steht auch drinnen, wer die Mitglieder dieses Spektrums sind: 66 % Beamte und Angestellte, 16 % Selbstständige, aber nur 19 % Arbeiter. 63 % haben Abitur oder Hochschulabschluss. 50 % sind über 61 und älter. Die Wählerschaft ist dem sehr ähnlich.

Frau Schildburg:
Das ist doch ein beträchtlicher Teil der bürgerlichen Mitte – oder? Das ist kein Wegweiser für mich. Das müsste uns Herr Obst schon noch deutlicher erklären.



Teil 74   29. November 2013


Selbst ist die Stadt


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Was meinst du heute zu dem Artikel „Bei Landesentwicklung ein Wort mitreden“ in Freies Wort?

Herr Hausen: „Hildburghausen müsse als Kulturerbestandort Eingang in den Entwicklungsplan finden, meinen die Stadträte, die die Stellungnahme einstimmig verabschiedeten. Verwiesen wird auf den denkmalgeschützten Stadtkern und mehr als 40 Einzeldenkmale, das sanierte Stadttheater und den denkmalgeschützten Schlosspark. Auch auf die überregional bedeutsamen Persönlichkeiten, die in Hildburghausen wirkten, wird verwiesen.“ Endlich, endlich haben sie begriffen, dass Hildburghausen hier einen enormen Nachholbedarf hat. Kaum eine Stadt ist so reich an Geschichte, doch Bürgermeister und Stadträte wussten nie so richtig, mit diesem Erbe umzugehen.

Frau Schildburg: Meinst du, dass wir jetzt hoffen können? Aber sie schrieben doch auch, dass der Einfluss der Stadt Hildburghausen auf den Landesentwicklungsplan Thüringen bis 2025 sicher begrenzt ist.

Herr Hausen: Natürlich, die Stadt sollte sich da auch nicht auf das Land Thüringen verlassen. Sie kann es durchaus alleine schaffen, das haben wir schon ausreichend diskutiert und bereits genug Wege und Möglichkeiten aufgezeigt. Ein klares Konzept und gemeinsames Handeln wären jetzt angesagt. Sicher bin ich mir, dass sie auch aus der Bevölkerung große Unterstützung erfahren dürfen. Wir beide sind jedenfalls dabei.

Frau Schildburg: Also ganz nach dem Motto: „Selbst ist der Mann“ oder besser „Selbst ist die Stadt“, denn wer sich auf andere verlässt, ist meist verlassen. Und vielleicht eines noch, auch wenn es ein ganz anderes Thema ist. Die Menschen müssen in die Stadt fahren und nicht um die Stadt herum. Umgehungsstraßen dürfen für Kleinstädte nicht das Ziel aller Wünsche sein. Sie kosten bei entsprechender Förderung der Kommune nicht so sehr viel, eine leer geräumte Stadt kostet aber eine Menge Lebensgefühl und Lebendigkeit.



Teil 73   23. November 2013

Eine Nullmeldung geht um Welt 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: So ganz ohne neue Meldung in das gemütliche Wochenende zu gelangen, geht nicht. Hier noch eine aktuelle Meldung aus dem Provinzpolitikerstadl. Unglaublich die Wichtigkeit:



Herr Hausen: Für die weltbewegende Nachricht aus dem Gefühlsleben des demokratisch verhinderten Superpolitikers bedanke ich mich. Du weißt, Lachen macht glücklich. Mir fällt da wirklich nur noch Nonsens ein. Die Meldung klingt so spannend, als sei eine Avocado irgendwo in Nordafrika unreif vom Baum gefallen oder ein umgefallener Sack Reis in China hat die Erdrotation nicht verhindert oder das Neue Deutschland, das Leib- und Magenblatt aller guten Menschen, hätte die Sportniederlage eines ihrer Verdienten Meister des Sport mit den Worten kommentiert: Er lief einen blendenden Stil, wurde aber leider nur Letzter.

Ende des Kommentars. 

Frau Schildburg: Warum kommst Du gerade auf Avocado? 

Herr Hausen: Die fallen immer unreif vom Baum …


 


Teil 72   21. November 2013


Schloss-Center


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Am 30. November soll nun das Schloss-Center
vom Investor feierlich eröffnet werden.

Herr Hausen: Ach, das war gar nicht eröffnet? Also steht der große
Ansturm auf die Innenstadt noch aus. Und ich dachte schon, der gähnende Alltag hätte uns wieder. Jetzt will ich mal von den armen Kumpanen absehen, die sich dort jeden Abend zu einem Umtrunk treffen und auf ihre Weise zur Belebung der Innenstadt beitragen. Ihr Umfeld richten sie schon nach ihrem Niveau ein, selbst mit Wandbildern und der Drapierung von Getränkeflaschen und -büchsen.

Frau Schildburg: Das hat etwas mit Ordnung und Disziplin zu tun, die in der Demokratie noch nicht abgeschafft wurden, auch wenn einige Kleingeister aus dem Kreise der Gutmenschen wieder die gesellschaftlichen Verhältnisse und Frau Merkel dafür verantwortlich machen möchten. Bisher wirkt das alles noch sehr dreckig und unaufgeräumt. Auch die ästhetisch hervorragend aussehenden Felsbrocken und die Mülltonnen vor den Geschäften hinterlassen einen ganz speziellen anziehenden Eindruck. Einige Betonplatten sind schon wieder lose. Die könnte man aber beschriften und hätte gleich ein paar Steine zum Stolpern, denn auch die Ärzte wollen leben.

Herr Hausen: Die Beleuchtung funktioniert dort jedenfalls, anders als in der Unteren Marktstraße. Wegen der paar Geschäfte lohnt sich eine Reparatur der Straßenlaternen vermutlich gar nicht mehr. Der Demokrat meint: „Die Stadtverwaltung ist keine Konkurrenz-Verhinderungsbehörde.“ Toll! Das natürlich nicht, aber sie hat verdammt noch mal die Pflicht, dem Einzelhandel in unserer Stadt eine gewisse Obhut zu garantieren, denn die kleinen Gewerbetreibenden sind es, die eine Innenstadt beleben! Dass sich das Schloss-Center zum „Magneten der Innenstadt“ entwickeln wird? Auf alle Fälle brauchen wir noch weitere Märkte in Hildburghausen.

Frau Schildburg: Und die Schlossparkpassage nebenan? Woanders hat man aus solchen Fehlern gelernt. In Hildburghausen macht man Fehler, um sie zu wiederholen. Jetzt sind wir sicherlich wieder die Meckerer, Aufrührer und Verhinderer, denen man schleunigst das Handwerk legen sollte.

 

Herr Hausen: Eher die Realisten, die ihr Städtchen lieben und nicht utopisch und zügellos denken.


Teil 71   18. November 2013


Gewogen und zu leicht befunden!

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, lieber Hausen, dass unser Bürgermeister am Samstag in Suhl zum Landesparteitag DIE LINKE. eine solche Klatsche erhielt, damit hat wohl niemand gerechnet.

Herr Hausen: Ich habe mir das schon gedacht, sonst hätte sich DIE LINKE. gleich abgeschafft. Aber dass es noch nicht mal zum Stellvertreter reicht, zeigt mir, was seine eigene Partei von ihm als Person hält. Er würde wegen seines Alters mit 53 Jahren nun als Rentner abgestempelt, meint er. An Begründungen hat es ihm nie gemangelt. Schuld sind immer die anderen, zumal das Durchschnittsalter seiner Parteigenossen so taufrisch nicht ist, bei 60 Jahren liegt es.

Frau Schildburg: Du meinst, es ist doch seine Arroganz, ständige Besserwisserei und Unfähigkeit, die ihn da haben scheitern lassen?

Herr Hausen: Sein Verhalten war nie anders. Das klang wie beim „Suppen-Kaspar“: „Ich esse keine Suppe! Nein! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“ …, verließ in cholerischer Manier den Parteitag und betitelte die neue Linken-Führungsspitze zum Abschied lautstark als „linksradikal“. Es war kein sehnsuchtsvolles „Servus!“

Frau Schildburg: Du weißt doch, diese vielen Irrungen und Wirrungen in letzter Zeit, da ist er sicher nervlich überlastet, dass er nur noch radikale Menschen wahrnimmt.

Herr Hausen: Diese Radikalität braucht er zum Kräftemessen. Ich bin der Macher. – Verfall’ nicht in Mitleid, liebe Schildburg. Auf die Tränendrüse wird DIE LINKE. vor der neuen Bürgermeisterwahl noch oft genug drücken, das ist bei ihnen Teil der Strategie: Die feindliche Welt und die anständige LINKE. Das war doch auch in Suhl Thema, sogar körperliche Gewalt gegenüber seiner Familie artikulierte er in seinem Statement. Ob das immer hilft? Wahrnehmungsstörungen sind doch keine Volkskrankheit.



Teil 70   15. November 2013

Weibliche Schläue und eine exakte Prozentrechnung

 

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Hallo, Herr Hausen, warte doch mal, ich wollte dir die einhundert Euro wieder geben, die ich mir neulich an der Marktkasse geliehen hatte.

Herr Hausen: Aber was soll ich jetzt mit so viel Kleingeld, kannst du es mir nicht wieder in Scheinen zurückgeben?

Frau Schildburg: Das sind exakt 97,39 Euro. Tut mir leid, da geht das nicht nur mit Scheinen. 

Herr Hausen: Wieso? – Ach, ich verstehe. Du nimmst dir die Zinsen vom Gläubiger, du bist aber charmant-witzig, liebe Schildburg. Gib es mir wieder, wenn du es vollständig hast. 

Frau Schildburg: Wieso, hast du nicht den Wochenspiegel-Artikel vom 13. November 2013 „Es bleibt weiterhin spannend“ gelesen? Im letzten Satz des Titelseitenartikels wird von mdr-Vertretern beteuert: „Hiermit bestätigen wir, dass hundertprozentig das, was der Erde entnommen, auch wieder zurückgeführt wurde.“ Nun, du weißt, ich bin Kaufmann und habe das jetzt mal hochgerechnet. Es fehlen nach ihren Angaben lediglich zwei Lendenwirbel und zwei Zähne, also um genau zu sein, sind das 2,691485 Prozent weniger, die wurden einfach einbehalten.

Herr Hausen: Lass gut sein, liebe Schildburg, du verblüffst mich immer wieder, deine makabere Satire grenzt an Schwarzen Humor und macht mich auch wütend auf die, die das Friedenslicht lodern sehen wollen. Man muss ihnen immer auf die Finger schauen. In Gedanken sehe ich sie, wie sie sich neue Argumente zusammenbasteln.


Teil 69   13. November 2013

Neue Töne zwischen den Zeilen


 

Frau Schildburg an Herrn Hausen: Na, lieber Hausen, heute wieder zufrieden mit etwas Schalk in den Augenwinkeln. Da gibt’s wohl gute Neuigkeiten?

Herr Hausen: Du weißt, liebe Schildburg, was man über den Journalismus der modernen Art sagt: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Zu DDR-Zeiten haben wir aus den glühenden positiven Nachrichten zwischen den Zeilen herausgelesen, wie schlecht es um uns steht. Gestern brachte der mdr in der Sendung „Geschichte Mitteldeutschlands – Das Magazin“ einen neuen Beitrag zum Geheimnis der Dunkelgräfin. Auch wenn man angesägte Knochen zeigte, könnte die Sendung eine dramatische Inszenierung für eine Wende gewesen sein. Aber wir wollen nicht spekulieren, sonst werden wir wieder irgendwelcher Verschwörungstheorien bezichtigt.

Frau Schildburg: Nun machst du es wieder spannend. Es ist doch kein Ergebnis veröffentlich worden: Das dauert doch nach den Verlautbarungen noch einige Monate. Auch Andeutungen gibt es wohl nicht.


Herr Hausen: Das nicht, liebe Schildburg, doch die Sendung war so völlig anders, als die bisher in Szene gesetzten. Nicht so viel Bestimmtheit und Aufgeregtheit, mehr Gelassenheit. Auch wenn es wie „Kaffeesatzleserei“ klingt: Kein Bürgermeister, kein Museumsmann und auch kein Möchtegern-Baron spielten da eine Rolle oder ein Klarheit fordernder Exhumierungsbefürworter. Die Geschichtskennerin Carolin Philipps wurde hinzugezogen, die die zurückliegenden Forschungen von Maeckel, des Prinzen von Sachsen-Altenburg, Rühle v. Lilienstern u. a. sehr genau kennt und deren Forschungen bestätigte. Sie hat, selbst angeregt von den Hildburghäuser Bucheditionen, über zehntausend Briefe und Belege deutscher, österreichischer und französischer Archive recherchiert. Ihr Fazit: In ihrem aktuellen Werk „Die Dunkelgräfin“ kam sie zu dem Schluss: „Marie Thérèse
Charlotte, die französische Prinzessin, lebte in Hildburghausen.“


Frau Schildburg: Das freut mich. Carolin Philipps, eine klare
Exhumierungsgegnerin, schrieb voriges Jahr einen Offenen Brief an
Bürgermeister und Stadträte, um der Dunkelgräfin nicht die letzte Ruhe in Sensationsmanier zu nehmen. Vergeblich. Auch vielen Bürgern Hildburghausens erging es so. Und plötzlich steht Carolin Philipps im Mittelpunkt.

Herr Hausen: Sollte sich das Ergebnis – Madame Royale lebte in Hildburghausen –
tatsächlich bewahrheiten, wäre es wenigstens eine kleine Wiedergutmachung. Harren wir der Dinge. Vielleicht haben wir auch nur zuviel zwischen den Zeilen gelesen, aber das ist bei dem Thema sicherlich erlaubt. Der Mensch ist eben ein fantasiebegabtes Wesen.

Link: mdr.de


Teil 68   10. November 2013


Keine Ahnung haben,
          die Welt erklären,
                    und darüber reden!

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, lieber Hausen, heute erlebt man dich endlich mal wieder lächelnd. 

Herr Hausen: Ja, ein amüsanter Schlagabtausch zum Thema „Störung der Totenruhe“ wurde dieser Tage über Facebook geführt, und unser Demokrat mischte mal wieder kräftig mit. Unglaublich, wie er sich mit religiösen und geschichtlichen Wissen und Nichtwissen präsentiert und sich der Welt erklären will. Jetzt will ich mal von sprachlichen Entgleisungen absehen, aber er formuliert doch tatsächlich, dass das Grundgesetz nur für lebende Menschen gilt. Falsch! Dann müsste es heißen in I. Artikel 1 (1)des Grundgesetzes: Die Würde des (lebenden) Menschen ist unantastbar. 

Frau Schildburg: Dann gibt er sein umfangreiches Wissen über die Totenruhe sämtlicher Religionen preis. Beim muslimischen und jüdischen Glauben hat er Recht. Sie ist tatsächlich unantastbar, aber beim christlichen Glauben braucht er leider etwas Nachhilfeunterricht: Der Wille eines Menschen ist mit seinem Tod nicht ausgelöscht. Er hat Geltung über den Tod hinaus. Auch die Würde eines Menschen endet nicht mit seinem Tod. Wir bewahren ihm ein ehrendes Andenken. Wir bestatten ihn in Würde. Denn auch seinen Leichnam betrachten wir nicht als eine Sache. Auch mit dem Körper eines Verstorbenen verbindet sich die Würde der Person. „Leichenfledderei“ wurde deshalb zu allen Zeiten abgelehnt. (Zitate aus der Internetseite der Evangelischen Kirche in Deutschland) 

Herr Hausen: Ob die Nachhilfe reicht, bezweifle ich. Er ist ja noch nicht mal beratungsresistent, weil er keine Beratungen annimmt. Er ist unfehlbar. Eigentlich sollte er auch schnellstens einen Nachhilfeunterricht in der Hildburghäuser Geschichte nehmen, aber das läuft sicherlich ins Leere. Seit dem 17. November 1826 lebte kein Herzog mehr in Hildburghausen. Das lässt sich übrigens auf unserer Internetseite in der „Chronik“ nachlesen. Und absolutistisch war die Staatsform zum Zeitpunkt des Todes der Madame Royale in Deutschland überhaupt nicht. Die Geschichtsbücher kenne ich nicht, die einen solchen Stuss verbreiten. Na gut, wir lassen uns natürlich auch belehren, vielleicht sollte der Herr mal seine Berater wechseln. 

Frau Schildburg: Den letzten Satz müsste er auf sich beziehen: Vielleicht mal mit Geschichte und deren Zusammenhänge befassen.
Wir erledigen das gerne für Sie und geben Ihnen auch Nachhilfe, Herr Harzer!
Wir wünschen Ihnen einen besinnlichen Sonntag, denn die vergangene Woche war sicherlich sehr anstrengend, die wir aus unserer Sicht als Irrungen und Wirrungen empfinden.

Auszug Facebook 7./8. November 2013




Teil 67   8. November 2013

Voyeurismus pur

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Du schüttelst heute ständig dein greises Haupt?

Herr Hausen: Ich überprüfe die Vollständigkeit meiner Halswirbel. Nee, mal Spaß beiseite. Mit der pietätvollen Wiederbestattung, die du gestern im mdr-Portal verfolgt hast, hätte ich mich ja noch abfinden können.

 

Frau Schildburg: Der katholische und evangelische Beistand für die Dunkelgräfin haben mich beeindruckt, aber das sind ja auch Profis. Sie wissen, mit der Würde der Menschen umzugehen. Auch einige Gesichter hinterließen einen respektvollen Eindruck. Aber was hat das jetzt mit deinen Wirbeln zu tun?

Herr Hausen: Auch in der Presse kann man heute die Zeremonie der Wiederbestattung nachlesen. Das Geschehen wird allerdings von dem nebenstehenden Artikel „DNA-Material aus dem Oberschenkel“ völlig überschattet.

Frau Schildburg: Jetzt machst du es aber wieder spannend, hat man vielleicht doch die falschen Gebeine in die Kiste gelegt oder nur einen Teil ihrer Knochen?

Herr Hausen: Letzteres, liebe Schildburg, man hat jeweils zwei Lendenwirbel und Zähne als Sicherheit für mögliche Nachuntersuchungen nicht wieder mitbestattet. Auch der angesägte Oberschenkelknochen der Dunkelgräfin wurde „sehr pietätvoll“ vom Museumsleiter in die Kamera gehalten. Diesen eifernden und eilfertigen Forscherdrang muss letztlich die Menschheit gesehen haben. Er kennt sich aus, eine ähnliche Pose wie mit den Sargnägeln – einige Tage zuvor. Voyeurismus einer Peepshow ähnlich.

Frau Schildburg: Mein Gott, jetzt wird mir schlecht. Es wurde doch versprochen, dass die Dunkelgräfin vollständig und unversehrt ihre letzte Ruhe endlich finden kann.

Herr Hausen: Wen interessieren schon Versprechen für ein rückwärtsgewandtes Bergvolk? Mich würde es auch nicht wundern, wenn sogar noch der „berühmte“ Kieferknochen fehlt, aber das ist reinste Spekulation. Hildburghausen hat noch viele andere Geheimnisse, kümmern wir uns darum!


Teil 66   5. November 2013

Wiederbestattung


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Heute wird in der Presse (erneut) die Wiederbestattung der sterblichen Überreste der Dunkelgräfin für die Mittagszeit des 7. November 2013 angekündigt. Mit großem öffentlichen Interesse soll das Ereignis an der Grabstätte vollzogen werden – von Stadt und mdr inszeniert.

Herr Hausen: Ja, der mdr hält sein Versprechen. Lange vor Bekanntgabe des Exhumierungsergebnisses werden die entnommenen Gebeine wiederbestattet, mit einem amtlichen Nachweis (Freies Wort, 05.11.2013). Sie geben sich große Mühe, um überhaupt noch von den Hildburghäusern ernst genommen zu werden.

Frau Schildburg: „Baron de Batz“ ist auch dabei und er wird seine Theorie dem Mikrophon für die große weite Welt anvertrauen. Die „Regie“ nimmt ihn wahr – die Exhumierungsgegner nicht. Schließlich hat er andere Theorien um das Dunkelgrafenpaar in die Welt gesetzt. Was tut man nicht alles, um das Geheimnis zu vernichten, man gründet sogar einen Interessenkreis.

Herr Hausen: Das gehört zur ausgewogenen demokratischen Berichterstattung. So ist es, liebe Schildburg. Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben. Das sagte schon Walter Ulbricht im Mai 1945 zu seinen Handlangern, als er die kommunistische Machtübernahme in Szene setzte. – Den Bürgerentscheid benötigte man zur demokratischen Legitimierung. Wen interessieren da schon 1.656 Hildburghäuser Bürger mit einem rückwärtsgewandten Denken?

Frau Schildburg: Ich schäme mich so für Hildburghausen, vor allem dass hier andere Interessen wichtiger waren als Achtung und Respekt vor unserer Geschichte!

Wir werden ehrfurchtsvoll für Marie Thérèse Charlotte von Frankreich schweigen.

Teil 65  1. November 2013


„Clochemerle“ oder
Dummheit will gelernt sein

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Du hast mich gestern mit deinem „Clochemerle“ ganz schön neugierig gemacht. Mit Google habe ich es aber herausgefunden.

 


Herr Hausen: Na, liebe Schildburg, dann muss ich dir die Novelle bzw. den danach gedrehten Film des Franzosen Gabriel Chevallier aus dem Jahr 1934 nicht erzählen.

Das war in den fünfziger Jahren auch in der DDR der Hit, von dem man sich auch hinter vorgehaltener Hand allerhand erzählte. Das Buch erlangte Traumauflagen, es ging ja um Unerhörtes – unterhalb der Gürtellinie. Der Bürgermeister von Clochemerle weihte in aller Öffentlichkeit ein öffentliches Pissoir ein, das war für diese mehr als prüde Zeit sensationell. Und davon Film und Buch und dann noch der internationale Erfolg! Oder war es gar nur ein französischer Tourismus-Gag? 

 

Frau Schildburg: Was hat das aber mit der gelobten Europäischen Union zu tun?  

Herr Hausen: Ganz einfach, die EU ist mal wieder auf dem besten Wege, die Menschheit zu retten oder sie wenigstens auf den ultimativen rechten Weg zu führen. Man hat in sehr aufwändigen Studien herausgefunden, dass der Wasserverbrauch bei einem großen menschlichen Geschäft drei Liter, bei einem kleinen einen Liter nicht überschreiten sollte.

Frau Schildburg: Da bekommt man dann wohl eine Erlaubnisplakette auf die linke oder rechte Backe oder Männer auf den Familienmultiplikator geklebt? – Das sind unerhörte traumhafte Perspektiven auch für Sanitärbetriebe und die Produzenten von Klobecken und Urinalen, aber auch für manches Gebüsch und manche Hausecke im Städtchen. Ich denke an das Ordnungsamt. Ich sehe die Bankkonten auch der kleinen Handwerker wachsen oder hat eine Lobby die gierigen Finger drauf, im bösen Kapitalismus, diese Banken mit ihrer Raubtiermentalität? – Halloween hat meine Fantasie beflügelt: Wer kontrolliert das? 

Herr Hausen: Auch ich beginne von einem besseren Leben zu träumen. Sollte ich wiedergeboren werden, will ich fleißig studieren, damit ich es schaffe, Mitglied einer solchen Expertengruppe zu werden, um für die Menschheit forschen zu können. Themen gibt es genug, es fehlt beispielsweise längst eine Analyse zum Liebesleben der Pflastersteine oder zum Verbrauch von E10 beim Start und Rückenflug des Maikäfers.



Teil 64  31. Oktober 2013

Piep, piep, piep,
Steffen hat uns lieb!


 
Frau Schildburg zu Herrn Hausen:
„Ich hoffe sehr, dass nun Versöhnung und Frieden in Hildburghausen einkehren.“ – Das sagte der Herr Bürgermeister, und „Freies Wort“ schrieb es auf. Heute am Reformationstag.


Herr Hausen: Ja, liebe Schildburg, dem Herrn Genossen müssen wir jetzt unendlich dankbar sein. Das ist doch eine klare Ansage zu Frieden und Versöhnung im Städtchen. Das muss sein, sonst können wir das Fest des Friedens auch nicht ruhigen Gewissens feiern. In den Auslagen der Läden und Märkte hat es sich seit September bei Sommerhitze bereits ankündigt. Soll denn alles umsonst sein und Weihnachten ausfallen? 

Frau Schildburg: Aber den Frieden haben wir doch nicht gestört, du oder ich oder die vielen anderen. Hat der Herr je ein Wort mit dir gewechselt … oder mit Gegnern seines Wirkens?  

Herr Hausen: Nein, liebe Schildburg, keine Silbe, denn von ihm erfahren wir ohnehin nur Wahrhaftiges, Besonnenes, Demokratisches, auch wenn so manche Sache hinter dem Rücken seiner Mitbürger ausgehandelt wird. Das klingt ähnlich wie bei Schlager-Guru Horst Köhler, alias Guildo Horn: „Piep, Piep, Piep, Steffen hat uns lieb.“  

Frau Schildburg: Musst du diesen albernen Barden mit seinen unästhetischen Haarsträhnen in seiner Schlagerseligkeit bemühen? Du weißt doch, auch Dummheit muss gelernt sein.  

Herr Hausen: Unter dem Titel „Clochemerle“ wollte ich eigentlich eine neue Folge schreiben. Die handelt in der regulierungswütigen Zentrale der Europäischen Union in Brüssel. Da geht es um den Stuhlgang und um das Urinieren. Auch die Hildburghäuser werden davon betroffen sein. Du musst noch ein wenig warten, dann wirst du begreifen, dass Dummheit tatsächlich gelernt werden muss.



Teil 63  30. Oktober 2013

Neues vom Mysterie-Markt

 


Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Na, lieber Hausen, heute wirken deine Denkfalten aber sehr tief. Grübelst du wieder?

Herr Hausen: Dir entgeht aber auch nichts. Der Artikel „Weg frei für Wieder-Bestattung“ im heutigen Freies Wort stimmt mich nachdenklich.

Frau Schildburg: Also, ich muss da nicht überlegen. Für mich kommt eine Teilnahme an der Wieder-Bestattung der Dunkelgräfin nicht in Frage, auch wenn man mir Ignoranz vorwirft. Der Mythos ist weg. Sie können von mir aus das Grab vergolden. Es wird niemals mehr so sein, wie es einst war.

Herr Hausen: Mich sieht dort auch niemand. Das meine ich aber nicht. Hast du nicht weiter gelesen? Mal ganz abgesehen von der zweifelhaften DNA des Dauphins, erwähnt man heute plötzlich noch ein markantes Vergleichsmerkmal – den Kieferknochen. Viele Vertreter der Habsburger Linie haben über Generationen an einer Deformation des linken Unterkiefers gelitten, ein vererbter genetischer Defekt. 2002/03 erwirkte der Chef des Thüringer Rechnungshofes, Dr. Dr. Heinrich Dietz, anhand dieses Knochens die Grabungsgenehmigung des Landesamtes für Archäologie … Überhaupt, die DNA-Analyse steht nicht mehr an erster Stelle, die Wenn und Aber, die Ungereimtheiten nehmen zu, auch wenn den Exhumierern ein wenig Selbstbewusstsein abhanden gekommen ist. Sie sind bedächtiger geworden. Spekulieren will ich nicht, aber man schafft sich Raum für neue Argumente. Man darf nicht im Kaffeesatz lesen, wohl aber zwischen den Zeilen.

Frau Schildburg: Nein, ich habe es nicht weiter gelesen, das erspart mir das Grübeln. Doch die Sache mit dem Kieferknochen erstaunt mich aber jetzt, das würde ja bedeuten ...

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg. Wir hatten vor Monaten schon deutlich gesagt, dass die Initiatoren ähnlich handeln und vermutlich identisch sind. Beim zweiten Versuch kommt ihnen die obrigkeitliche Vehemenz zur Hilfe. Ich höre schon das Zähneknirschen einiger „Mitleser und Mitleserinnen“, verursacht von intakten Gebissen.




Teil 62  22. Oktober 2013


Das Rätsel zum Rätsel

 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Ich sinniere trotzdem noch über die Graböffnung und kann den Satz nicht begreifen: Thomas Meyhöfer vom Interessenkreis „Madame Royale“, der das Projekt mit angeschoben hat, geht genau wie Bürgermeister Steffen Harzer davon aus, dass die wissenschaftlichen Untersuchungen die Theorie endgültig bestätigen werden: „Die Dunkelgräfin war die französische Königstochter.“ (Freies Wort, 15.10.2013)

 

Herr Hausen: Diese Wandlung ist mir auch aufgefallen. Während der Bürgermeister tatsächlich immer davon ausging, sagte doch Meyhöfer bei der mdr-Veranstaltung am 10.10.2012 im Stadttheater eindeutig, dass er nicht glaubt, dass in Hildburghausen Madame Royale begraben wurde. Eine Fehlinformation der Journalisten kann es nicht gewesen sein, denn dann hätte es in dieser brisanten Situation garantiert eine Gegendarstellung gegeben. So ist das fair und üblich. – Mit Hilfe von Meyhöfer wurde der Dokumentarfilm des mdr „Die vertauschte Prinzessin“ im Jahr 2007 gedreht. Wie wir wissen, enttäuschend nicht nur für viele Hildburghäuser. Am Ende des Filmes wird deutlich formuliert, dass Madame Royale mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in Hildburghausen lebte!

 

Frau Schildburg: Genau diese Tatsache lässt mich so grübeln. Seit langem habe ich den Eindruck, dass es Meyhöfer unbedingt wichtig ist, zu beweisen, dass in Hildburghausen, nicht die Madame Royale zu finden ist, zumal es eine Vielzahl gesicherter Indizien gibt.

 

Herr Hausen: Das hast du gut beobachtet, liebe Schildburg. Bezeichnend ist die Gründung des Interessenkreises „Madame Royale“ im April 2005, ein Jahr nach dem Stadtratsbeschluss von 2004 gegen die Exhumierung. Wer ist der Interessenkreis mit seinem Vertreter Thomas Meyhöfer? Besteht dieser Kreis nur aus Zweiflern und Skeptikern oder gibt es noch andere Gründe? Besteht hier nicht vielleicht sogar eine Verbindung zum ersten Exhumierungsversuch des Herrn Dr. Dr. Dietz, der im Jahr 2002 eine Grabungsgenehmigung für einen Nicky Eltz erworben hat, dessen finanzielle Unterstützung in die legitimistischen Kreise Frankreichs zu Jean Marie Le Pen führen? Ihnen ging es damals um die Identifizierung des Bourbonenerbes, kaum vorstellbar nach so vielen Jahren. Aber das wird vorerst ein Geheimnis bleiben. Es gibt keine Nachrichten dazu, und erstaunlicherweise auch kein Dementi.

 

Frau Schildburg: Wir können nur hoffen, dass Meyhöfer nicht wie 2007 zu seinem gewünschten Ergebnis gelangt. Aber die umstrittene DNA des Dauphin, des Thronfolgers, lässt mich gruseln. – Rätsel über Rätsel, nun kommt das Rätselraten über die Exhumierer hinzu. – Der Sender hat das Problem plausibel gelöst. In allen Beiträgen zur Exhumierung wurde zuerst der Bauhof Hildburghausen erwähnt, auch die Steinmetze wurden genannt. Auf alle Fälle hat von den „vertragschließenden Parteien“ niemand ein Grabungsgerät oder eine Schaufel angefasst. Auch Herr Meyhöfer, wer hatte ihn eigentlich eingeladen, stand am Grab herum und gab dezidiert seine Botschaft in Kamera und Mikrofon. Exhumierungsgegner hatte man aus verständlichen demokratischen Gründen nicht eingeladen. Die sind ja bekanntlich unwissend, unwissenschaftlich, uneinsichtig, rückwärtsgewandt, im Grunde genommen renitent. Andere Meinungen sind nicht gewünscht.


Teil 61  18. Oktober 2013

„Falls ich mich irre,
bleibt die Angelegenheit weiter geheimnisvoll."


 

Frau Schildburg zu Herrn Hausen: Weißt du eigentlich, welchen Satz ich bei dieser ganzen Exhumierungskampagne als den Allerdümmsten empfinde: „…Ich persönlich bin davon überzeugt, dass hier die 'Madame Royale', die französische Königstochter, begraben liegt. Falls ich mich irre, bleibt die Angelegenheit weiter geheimnisvoll." 

Herr Hausen: Du brauchst mir nicht zu sagen, von wem der ist, der ist eindeutig. Ja, Dümmer geht’s nimmer und ein wenig autokratisch klingt das auch. Die Fortsetzung lautet: „…Trotz allem hat Hildburghausen weiterhin die Dunkelgräfin.“ – Glaubt er, die Bürger sind nicht in der Lage einzuschätzen, was das für Hildburghausen bedeuten würde? Die Stadt war interessant, so lange es diesen Mythos gab. Bürgermeister und Stadträte konnten aber mit diesem Geheimnis nicht umgehen oder wussten zu wenig über das historische Geschehen und logische Zusammenhänge.
Da fällt mir das Zitat von Boehmker ein: Soweit es sich um Personen und Vorkommnisse aus den gewöhnlichen Gesellschaftskreisen handelt, wird der Kreis der Neugierigen meist nur ein eng begrenzter bleiben. Man erzählt sich eine Zeit lang von diesen Geschehnissen; dann geraten sie wieder in Vergessenheit. Ganz anders aber wirken sich solche Geschichten aus, wenn hochstehende Persönlichkeiten, Mitglieder von Herrscherhäusern und dergleichen in diese Mysterien verwickelt sind, und wenn sich hinter den schleierhaften Vorgängen große politische Geschehnisse verbergen.“ 


Frau Schildburg: Das ist eine Binsenweisheit. Mit einfachen Worten: Ist die Dunkelgräfin nicht Madame Royale, wird sich niemand mehr dafür interessieren. Mit ein wenig Glück vielleicht noch eine Handvoll Hildburghäuser, wenn überhaupt. 

Herr Hausen: So ist es, liebe Schildburg, mit den Knochen unserer Dunkelgräfin, wird nun über das weitere Schicksal unserer Heimatstadt entschieden.
Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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