Conversations-Lexikon
Hildburghausen (1850)
Im 52-bändigen Conversations-Lexicon heißt es unter Hildburghausen (Band ist 1850 erschienen):
3) H a u p t= und ehemalige R e s i d e n z s t a d t daselbst, am rechten Ufer der Werra, in einem weiten, fruchtbaren Thale, 1148' über der Meeresfläche. H. hat ein freundliches, gefälliges Ansehen, meist breite reinliche Straßen, zum Theil schöne, meist dreistöckige Häuser, hübsche Brunnen, und besteht aus der Altstadt mit Marktplatz und der kleinen Neustadt, die besonders schön und regelmäßig gebaut und zum Theil von französisch=reformirten Flüchtlingen 1710 angelegt worden ist; regelmäßig gebaut ist auch die obere Marktstraße, worin sich das 1828 von Gotha hierher verlegte b i b l i o g r a p h i s c h e I n s t i t u t von J. Meyer (s. d.) befindet, das eine Buch= und Kupferdruckerei, Stahlstecherei, Buchbinderei und Werkstätten für Mechaniker in sich vereinigt, musterhaft eingerichtet ist und sehr viele Menschen beschäftigt. H. hat 2 Vorstädte, altes Rathhaus, Regierungsgebäude (jetzt Sitz des Oberlandesgerichts), Stadtkirche, Waisenkirche in der Neustadt (neustädter Kirche), katholische Kirche, Synagoge. Am südwestlichen Rande der Alt= oder Innenstadt steht das 1685 – 1695 schön symmetrisch aufgeführte Residenzschloß der Herzoge von H., zu welchem ein großer Garten (Irrgarten genannt) gehört, der vom Kanale umgeben ist; die jetzt geschlossene Schloßkirche mit dem Erbbegräbnisse wurde 1705 vollendet. Die Stadt ist der Sitz des Oberlandesgerichts für das Herzogthum Meiningen (bis 1848 auch des Konsistoriums), eines Kreis= und Stadtgerichts, Verwaltungsamts, Forstamts, einer Amtsverwaltung, Bauinspektion, Post, Gymnasium (1714 eröffnet, 1726 wieder eingegangen, 1813 wieder ins Leben gerufen und 1836 neu organisirt), Landesschullehrerseminar (1795 gegründet, 1827 erweitert und 1836 neu organisirt), mit welchem eine als Uebungsschule dienende Volksschule und seit 1843 eine Taubstummenanstalt in Verbindung steht, Bürgerschule mit drei Knaben=, zwei Mädchen= u. zwei Elementarklassen, israelitische Schule, ferner eine vom Frauenverein 1819 gegründete Industrieschule, eine Gewerbschule (1835 vom Gewerbverein gegründet), eine 1833 errichtete Kleinkinderschule, ein Institut für Kinder aus höhern Ständen, und seit Oktober 1849 eine Handelsschule; Pfründnerhospital, Krankenhaus, Irrenanstalt (seit 1831) im ehemaligen Waisenhause; Theatergebäude, Buchdruckerei u. Buchhandlung (außer dem bereits erwähnten bibliographischen Institut), Freimaurerloge: Karl zum Rautenkranz; Tuchmanufaktur, Lein= und Zeuchweberei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Fabrik von Puppenköpfen aus Papiermaché, Tabakfabrik, Handel (die natürl. Handelsstraße von Bremen nach Bayern führt hier durch), auch Weinhandel, Messe vor Weihnachten, 6 Jahr=, 3 Vieh= und 2 Schweinemärkte, lebhafte literarische Thätigkeit, hauptsächlich durch das bibliographische Institut, so wie durch das Erscheinen mehrerer Zeitungen (Dorfzeitung, Deutsche Volksleuchte, Freies deutsches Volksblatt), schöne Spaziergänge; nach der Zählung von 1846: 4360 Einw., darunter etwa 100 Juden.
Zum Werk
1834 beginnen die Planungsarbeiten für das „Conversations-Lexicon“. Meyer gibt „Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände und Reglements für die Herren Mitarbeiter“ zur Ausarbeitung des Lexikons heraus. 120 Schriftsteller bzw. Wissenschaftler sind in vier Redaktionen tätig.
Am 25. August 1839 erfolgt die erste Lieferung des 1. Bandes des 52-bändigen “Conversations-Lexicons”. 1852 wird der 46. und letzte Band ausgeliefert, 1853 bis 1855 folgen 6 Supplementbände (Ergänzungsbände). Die Bände haben durchschnittlich 700 bis 800 Seiten und sind insgesamt mit über 5.000 Holzschnitten und 500 Stahlstichen ausgestattet; zeitweise gibt es 70.000 Subskribenten
Anmerkung
Subskribent – Unterzeichner, der sich zur Abnahme eines noch nicht erschienenen Buches oder Werkes, zumeist zu einem niedrigeren Preis, verpflichtet.