Eine Seite für Hildburghausen

Kleinstaaterei I

und ernestinische Fürstentümer

(ab 1660)

       S.-Hildburghausen und Gebiete

S.-Meiningen,

S.-Coburg bzw.

       S.-Coburg-Saalfeld

und ehemalige hennebergische Gebiete um Schleusingen

-    Fürstentum Sachsen-Hildburghausen (1680 – 1806)

-    Herzogtum Sachsen-Hildburghausen (1806 – 1826)


1660 bis 1806
Themar ist Sitz eines Oberpfarramts.

1662
Die Orte Hinternah, Schleusingerneundorf und Silbach werden ein eigenständiges Kirchspiel. An der Kirche Hinternah wird ein Friedhof eingerichtet. 

1663
In Dingsleben wird wieder Gottesdienst gefeiert, nachdem das Dorf im Dreißigjährigen Krieg beinahe Wüstung geworden ist. 1653 hat das Dorf noch zwei Einwohner, und ein einziges Haus ist unzerstört geblieben, das „Lörzehaus“, Nummer 23.

Ostern 1663
Die seit 1662, zu Zeiten Ernst des Frommen, im Bau befindliche Kirche in Biberschlag wird geweiht. Sie wird mit Steinen des ehemaligen Schlosses und einer Kapelle in Engenstein errichtet. Die Inventarien stammen aus barocker Zeit. Die Bronzeglocke mit der Aufschrift „Bekehret euch zu mir“ (Sacharja 1,3) ist 1740 in Coburg gegossen worden, die beiden weiteren Stahlglocken stammen aus dem Jahr 1951. Erst 1781 wird an der Westseite der Turm angebaut. – Die letzten Gutsbitzer von Engenstein, Frank v. Frankenstein und Gattin, liegen in der Pfersdorfer Pfarrkirche begraben, der Grabstein befindet sich in der Sakristei.

Aus: Fritze, Eduard: Die Veste Heldburg. –
(Reprint) Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier, Hildburghausen, 1991

1663 – 1665
Die Schlosskirche ist der zweite Sakralbau auf der Veste Heldburg, die vom Landesherrn, Ernst I. Herzog von Sachsen-Gotha (ab 1672 S.-Gotha-Altenburg) als protestantische Kirche eingerichtet wird. 


Der Meininger Oberbaurat Eduard Fritze beschreibt in „Die Veste Heldburg“ (1903, 1990, S. 16): Die Schlosskirche, durch eine Rundbogen-Thür vom Schlosshofe aus zugänglich, ist in den Jahren 1663 – 1665 vom Herzog Ernst dem Frommen in den Heidenbau eingebaut worden. Die Kirche wurde bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts benutzt, jetzt ist sie ganz verfallen. Der Kirchenraum hatte Emporen auf Holzpfeilern, letztere reichten bis zur Decke des Dachgeschosses. Die Emporenbrüstungen waren aus Brettern hergestellt und grau in grau mit biblischen Darstellungen bemalt … Das beste Stück in der Kirche war die Kanzel. Sie war aus Sandstein und mit reichen Bildhauer-Arbeiten, die für die Zeit ihrer Entstehung von beachtenswerther Bedeutung waren, geschmückt. Die Darstellungen bezogen sich auf Vorgänge aus dem Leben Jesu. Die Kanzel wurde im Jahre 1900 herausgenommen und ging als Geschenk in Besitz des Oberhofmarschalls v. Schweder über.“

Skizze aus Fritze, Eduard: Die Veste Heldburg. – Verlag Gustav Fischer, Jena, 1903 und Reprint Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier, Hildburghausen, 1990, S. 23

Veste Heldburg
Kolorierter Stahlstich (anonym), um 1850
Sammlung Hans-Jürgen Salier

1665
Der Pfarrer Magister Wilhelm Lippold aus Lengfeld berichtet über das Dorf Eichenberg, dass es nach dem Dreißigjährigen Krieg beinahe ein wüstes Dorf sei, das nur noch vier Häuser besäße und dass dort nur noch zwei Ehepaare leben sowie eine Witwe.
Bald entwickelt sich aber wieder Leben im Dorf. Das Langhaus der Chorturmkirche stammt großenteils aus dem 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert ist es mit der Erhöhung der unteren Fenster, dem Einbau der acht oberen Dachfenster und einer zweiten Empore, von der ein Zugang zum Turm besteht, zu größeren baulichen Veränderungen gekommen.


Kirche in Eichenberg.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1667
† Johannes Elfflein ist erster Superintendent in Hildburghausen. Er ist seit 1646 tätig und gilt als Wiederhersteller des Kirchenvermögens nach dem 30-jährigen Krieg.
  

24. Februar 1667  
† Johann Klipper, Haina
(* 1604, zwischen 23.07. und 02.08., Hildburghausen)
Magister, Pfarrer, Literat
1633 Subdiakon, 1634 – 1651 Archidiakon in Römhild, anschließend Pfarrer in Haina. Seine zwischen 1634 und 1650 verfasste Reimchronik besitzt geschichtlichen Quellenwert (Kurtze Beschreibung der feindlichen Einfälle, Einquartirungen, Plünderungen Durchzüge und darbey vorgangenen Preßuren und Exactionen in der Statt und Dorffschafften der Herrschafft Römhildt Von Anno .1634. biß .1650. einfeltig auffgesetzt von M. Johannes Klipper Pfarrern zu Heyna Ao. 1660).
 

1667
Die Kapelle in Linden wird aufgestockt, zwei Stockwerke (Geschosse) in Eichenfachwerk werden darauf gebaut, ähnlich wie bei den heutigen Kirchen in Schlechtsart und in Milz. Ihr heutiges Aussehen stammt aus der Zeit um 1739/40. 

1667 – 1688
Georg Christoph Bach (1642 – 1697), der älteste Onkel von Johann Sebastian Bach, lebt in Themar. Seit 1668 ist er Kantor an der St.-Bartholomäus-Kirche und Lehrer an der Scholae Themarensi (Lateinschule Themar). 1688 übersiedelt er nach Schweinfurt, er gilt als Stammvater der Schweinfurter Bache. 

1669
Der Landesherr Herzog Ernst I. (d. Fromme) v. Sachsen-Gotha setzt zur Aufrechterhaltung von christlicher Ordnung und Zucht Disziplin-Inspektoren für die Kirchgemeinden ein.

Ernst Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (der Fromme) (1601 – 1675)
Kupferstich von Jacob von Sandrart, 1677

1670 – 1672
Das bisher zur Pfarrei Crock gehörende Brünn erbaut sich eine Kirche noch im gotischen Stil, vermutlich sind Teile einer Vorgängerkirche beim Neubau verwendet worden. Kirche, Altar- und Gemeinderaum haben die Maße 29,4 Meter mal 11,7 Meter. Die Maurermeister Gebrüder Jakob und Leonhard Grambs (oder Gambs) (Gedenkstein über dem Westportal) erhalten den Auftrag von Herzog Ernst dem Frommen. Die feierliche Weihe findet im Oktober 1672 statt. Bisher bleibt die Kirche ohne Namen und ist auch keinem Schutzpatron geweiht.

Lehfeldt/Voss (S. 116) gehen davon aus, dass es in Brünn vermutlich eine Vorgängerkapelle gegeben hat: „Doch scheint mir die südlich gelegene Sacristei der Anlage auch spätgothisch, also vielleicht eine Kapelle gewesen zu sein; auch die an der Südseite des Kirchauses befindliche Spitzbogen-Thür hat noch die kräftigere, im 16. Jahrhundert übliche Profilirung mit Kehle und Wulst. Im Uebrigen ist der Bau von 1671 ziemlich einheitlich und noch in den Formen des gothischen Stils …“

1670
Bau des Pfarrhauses in Marisfeld.

Das 1670 erbaute Marisfelder Pfarrhaus.
Studenten des Technikums Hildburghausen haben zwischen 1904 und 1908 unter Anleitung der Architekten Ebeling, Geißler und Müller „Aufnahmen altbäuerlicher Gehöfte aus vormals Hennebergischen Bezirken“ zeichnerisch aufgenommen. Das Gesamtwerk (u. a. drei gedruckte Sammelmappen) hat 1909 auf der „Allgemeinen Bauartikelausstellung in Leipzig eine Ehrenurkunde erhalten. Unter den Zeichnungen hat sich auch das Pfarrhaus Marisfeld befunden.


26. März 1675
† Herzog Ernst I. (der Fromme) Herzog von Sachsen-Coburg-Altenburg. Unter den sieben Söhnen kommt es zu Erbstreitigkeiten. 

4. Mai 1677
Die Chronik von Marisfeld berichtet, dass die Turmspitze der „St.-Mauritius-Kirche“ vom Wind abgerissen worden ist. Der Wiederaufbau habe 20 Gulden gekostet, dazu täglich 12 Maß Bier und Speisen für die Bauleute. Nach Fertigstellung gab es noch ein paar Schuhe, dazu passende Strümpfe und eine Kanne Wein.

20. Oktober 1677
† Johann Sebastian Güth, Hildburghausen
(* 29.08.1628, Meiningen)
Magister, Generalsuperintendent in Hildburghausen, Chronist
Schulbesuch in Meiningen und Schmalkalden 1647 – 1651. Studium an den Universitäten Jena und Wittenberg (Philosophie, Theologie, alte Sprachen). Magister in Meiningen, 1652 Rektor. 1654 Pfarrei Untermaßfeld, 1657 Subdiakonus, 1661 Archidiakonus in Meiningen. Nach dem Tod seiner zweiten Frau zieht er 1668 mit fünf Kindern nach Hildburghausen und wirkt als Pfarrer und Superintendent. 
G. ist in der Lorenzkirche, der Vorgängerkirche der heutigen Christuskirche, begraben worden.
Werk: 1676 Chronik Poligraphia Meiningensis.

1678
Veilsdorf wird Adjunktur über Bürden, Heßberg, Häselrieth und Mebritz (Ebenhards).

Epitaph (18. Jahrhundert) aus der „Trinitatiskirche“ in Veilsdorf. 

1679
Friedrich I. Herzog von Sachsen (Regierungszeit: 1679 – 1691) erteilt seinem Vasallen Johann Friedrich Marschalk von Ostheim die Erlaubnis, einen Juden in Marisfeld unter seinen Schutz zu nehmen. 50 Jahre später ist jeder fünfte Einwohner (121) jüdischer Herkunft. 1865 sind es ca. 200 Bewohner. 1832 wird eine Synagoge geweiht, ferner hat die Gemeinde eine jüdische Schule. Beide Häuser werden heute als Wohnhäuser genutzt. Lediglich der jüdische Friedhof nahe Marisfelds ist erhalten geblieben, der auch für die Gemeinde Themar als Guter Ort gedient hat. 

1680
Die St.-Wigbert-Kirche in Häselrieth erhält drei Glocken.

80/81

Teilung des gothaischen Gesamthauses in sieben Linien

Herzog Ernst (Benignus) (1655 – 1715), der sechste Sohn von Ernst I. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, stiftet die Linie Sachsen-Hildburghausen. Die Fürstentümer sind außen- und militärpolitisch an Gotha gebunden (Nexus Gothanus). Die Regierung sowie das Konsistorium in Gotha und Altenburg übernehmen entsprechende Aufgaben. Zum Fürstentum Sachsen-Hildburghausen gehören die Ämter Hildburghausen, Eisfeld, das halbe Amt Schalkau, ab 1683 Stadt und Amt Königsberg in Franken, mit Vertrag vom 16.02.1705 das Klosteramt Sonnefeld.
Herzog Heinrich (1650 – 1710), der vierte Sohn von Herzog Ernst stiftet das Fürstentum Sachsen-Römhild mit den Ämtern Römhild, Themar, Königsberg in Franken (bis 1683), Kellerei Behrungen, dem Rohr- oder Klosterhof Milz und den Echterschen Lehen (Lehen der Echter von Mespelbrunn, die an Sachsen zurückgefallen sind).

1681
In Themar wird ein neues Pfarrhaus erbaut, das heute noch existiert. 

1680
Mit der Stiftung des Fürstentums Sachsen-Römhild kommt es mit Herzog Heinrich zu einer großen Bautätigkeit in der Grabfeldstadt. Neben dem Ausbau der Residenz Schloss „Glücksburg“ entsteht die Schlosskirche (1682). Die Stadtkirche (ehemalige Stiftskirche) wird barock ausgestaltet, vor allem die Seitenemporen mit einer Fürstenloge. Vom Gothaer Hoforgelbauer Johann Moritz Weiße wird auf der Westempore eine Orgel mit 23 Registern, zwei Manualwerken (Manual – Handklaviatur der Orgel) und Pedal erbaut (1680 – 1682). Den Orgelprospekt fertigt der Hoftischler Esajas Sterzing, Römhild. Im Ostchor errichtet in den Jahren 1688 – 1692 der Holzschnitzer Johann Adam Lux aus Neustadt an der Saale den 12 Meter hohen und berühmt gewordenen Hochaltar, der vom Hofmaler J. Gedeler aus Bayreuth bemalt worden ist.

Der Hochaltar von Johann Adam Lux, 1688 – 1692 erbaut.
Ansichtskarte Offsetdruckerei Witzmann, Römhild

1682
Der heutige Bau der Kirche „Allerheiligen“ in Rieth, nördlich über dem Dorf auf einer Anhöhe gelegen, geht auf diese Zeit zurück. Den Kern bildet jedoch eine mittelalterliche Kapelle mit romanischen Resten. Das Langhaus hat die Abmessungen 12,2 Meter breit und 15 Meter lang.
Die Kirche ist ein Steinquaderbau mit zum Teil verputzten Wänden. Die gotisierenden Maßwerkfenster sowie das Portal auf der Südseite geben der Kirche ein einheitliches Aussehen. Über dem Portal befindet sich ein verziertes Wappen mit der Aufschrift „V.G.G.E.H.Z.S.“ (Von Gottes Gnaden Ernst Herzog zu Sachsen) und der Unterschrift „1682 IST DIES GODTES HAVS ERBAVED WORDEN: NICOLAVS VLRICH SCHVLDHEIS“.

Joachim Neubert schreibt dazu:
Interessant ist die weiße Westfassade mit ihrem zum Teil vermauerten Fenstern und dem Portal. Der ganz oben im Giebel befindliche Stein mit kreisrundem Loch gibt Anlass für Spekulation: Handelt es sich einzig um ein kleines Belüchtungsfenster für den Dachboden oder lieferte der Ausschnitt auch für kultische Zwecke in der Kirche einen Lichtstrahl, der dann zu bestimmten Zeiten ein Kreuz oder eine Figur beleuchtete?
Während das Dach mit seinen Erkern ziegelbedeckt ist, wurde der Turm als Juliusturm mit Schiefer verschlagen. Er erhebt sich in drei Etagen auf dem alten Chor und schließt mit Turmknopf und Wetterfahne ab. Am Mauerwerk des Turmes befindet sich die Uhr, im Turminneren rufen drei Glocken aus Eisenhartguss zum Gottesdienst: Die kleine und mittlere vom Jahr 1919, die große aus dem Jahr 1958.
Im Inneren sind sehr unterschiedliche Baumerkmale und Inventarien aus verschiedenen Epochen zu entdecken. Im Chorraum steht, quasi wie in einer kleinen Kapelle, der Taufstein vom Ende des 18. Jahrhundert. Er trägt eine wunderschöne Figur des Erzengels Michael als jugendlich erscheinende Gestalt.
Vor dem spitzbogigen Triumphbogen steht der aus Eichenholz gefertigte Altar, eine neue Arbeit des späten 19. Jahrhunderts. Das Lesepult ist neu. Demgegenüber stammt die Kanzel aus der Zeit um 1780 und ist das eigentliche Schmuckstück der Kirche. Sie zeigt auf den Brüstungsfeldern in der Mitte Christus mit Weltkugel sowie rechts und links die Evangelisten. Ebenfalls im Zuge der jüngsten Restaurierungen wurde sie erneuert und farblich neu gefasst.
Weiterhin verdienen Erwähnung die farbigen Bleiglasfenster von 1920 im Chor und über dem Südportal sowie das Ölgemälde, Martin Luther zeigend.
Zwei Emporen geben der Kirche genügend Sitzplätze. Die Bänke im Schiff sind mit interessanten kleinen Holztüren versehen. Die barocke Decke des Schiffes verfügt über zwei kleine und ein großes Medaillon. Letzteres mit stilisierten Trauben im Zentrum.“

1683
Das herzogliche Haus Hildburghausen nimmt an den Gottesdiensten der St.-Lorenz-Kirche, der bislang einzigen Kirche der Stadt, teil.

1684
Das Konsistorium (Verwaltungsbehörde der Kirche des Fürstentums) ist im 1. Stock des Hildburghäuser Rathauses untergebracht.

1684
Das alte Pfarrhaus in Häselrieth (1811 abgerissen) wird erwähnt.

1685
Die Fürstlich Ernestinische (Hildburghäuser) Kirchenordnung gilt.

Pfarrer Johannes Ziegner beschreibt in seinem Festvortrag am 25. Juni 1989 anlässlich der 500-Jahrfeier der Kirche in Crock auch einen Sittenverfall:
1685 gibt es dann eine neue Ordnung für die Kirche und das Schulwesen. Für Crock heißt es von nun an: „Die Pfarrer dürfen Sonntags nicht länger als 1 Stunde predigen, an Wochentagen nicht länger als eine dreiviertel Stunde. Die Predigten sollten nicht zum Inhalt haben: weltliche Historien und auch keine Fabeln.
Desweiteren ist es den Handwerkern ernstlich zu verbieten, auf den Sonn-und Festtagen sich einer Saufferei hinzugeben. Wegen des Schlafens und Schwatzens während des Gottesdienstes sind Personen zu bestellen, die während der Predigt herumgehen und auf die Schlafenden achtgeben, nach Gelegenheit sie aufwecken, ebenso sollten sie durch den Pfarrer von der Canzel ermahnt werden, auch sollte ein jeder Nachbar aufpassen den Schlafenden durch Stoßen oder in anderer Weise auferwecken … Das Volltrinken und Zusaufen ist allgemein üblich geworden. Der Pfarrer soll dieses Laster mit Ernst notieren, strafen und die Leute vermahnen. Auch bei der Zusammenkunft der Handwerker und der Gemeinen im Dorf will das Saufen allgemein werden. Der zum Saufen die Ursache gegeben, soll bestraft werden.“
Zum Schulwesen wird folgende Ordnung unter anderem gegeben: „Wenn Kinder fünf Jahre alt sind, sollen sie, nachdem auf der Kanzel die Abkündigung geschehen ist, in die Schule gehen und zwar nicht nur im Winter, auch im Sommer … Die Einschickung in die Schule ist zu fördern, dass sie auf einmal geschehe, und die Kinder, wo nicht alle auf einen Tag, jedoch wenigstens einmal in der Woche alle zusammenkommen. Wenn die Eltern die Einschulung vergessen, dann soll der Pfarrer bei den Eltern die Schule in Erinnerung rufen.“

1685
Der Taufstein für die St.-Lorenz-Kirche Hildburghausen wird geschaffen (s. auch 1862). 

Er wird 1992, ein Jahr vor der Wiedereröffnung der Christuskirche, nach der Generalsanierung restauriert. Auf dem Taufstein sind neben Buckeln, Facetten, Blättern, Löwenköpfen, Rankeschlingungen auch die sächsische Raute zu sehen. Seine Aufschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihrer nicht …“ (Lukas 18,16)
 

14. März 1686
Johann Zacharias Franck wird in Reurieth getauft.
(† 09.01.1756, Dürkheim an der Weinstraße)
Organist, Komponist, „Director Musicæ“
Ihm zu Ehren ist am 12. Mai 2001 eine Gedenktafel an der Reuriether Kirche angebracht worden.

22. Juni 1687
Großbrand in St. Kilian: Kirche, Hospital, Pfarrei. Der Wiederaufbau erfolgt 1689 – 1691, teilweise auf dem Mauerwerk des im 16. Jahrhundert beträchtlich erweiterten Vorgängerbaus.
Im Geläut befinden sich drei Bronzeglocken, die älteste stammt aus dem Jahr 1688, die beiden anderen sind drei Jahre jünger.

17. Jahrhundert
Aus der Zeit kommt das Geschoss des Kirchturms der Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina mit den Rundbogenfenstern im Turmgeschoss. Darauf steht eine achteckige Kuppel, im unteren Teil zwiebelförmig, im oberen durch eine Biegung senkrecht (ähnlich einer Karaffe), dann folgen- der Arkaden-Aufsatz und eine kleiner Zwiebelkuppel mit Turmzier und Wetterfahne.

Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina.
Foto: Bernhard Großmann, Hildburghausen

1693
In der Kirche Hinternah wird eine Orgel errichtet.

1696 – 1699
Das 1646 in Bedheim verwüstete Kirchenschiff (Sandstein) wird unter Einbeziehung des gotischen Chorturms mit barocker Innenausstattung erbaut.

1696 – 1705
Der später bekannt gewordene Organist und Orgelbauer Nikolaus Seeber (1680 – 1739) lernt in Themar das Handwerk des Orgelbauers. Er wird u. a. Stadtorganist. (s. 1721)

1697
Die Kirche „St. Nikolaus“ in Schmeheim wird wesentlich erweitert, größere Renovierungen folgen im 19. Jahrhundert (1836, 1876 – Die heute verschieferte Sakristei wird an den steinernen Turm angebaut.). Der Turm ist als achteckiger, mit Schiefer verschlagener Bau auf dem Chorraum aufgesetzt. Zunächst gerade nach oben strebend, folgen eine geschweifte Haube und Dachgaupen sowie ein Arkadenaufsatz mit Schweifkuppel. Der mit Spitzbogenfenstern versehene Chor dürfte älter sein, also aus der Vorgängerkirche stammen.

18. Jahrhundert
Nach der lutherischen Kirchenordnung werden Katholiken, damals auch Päpstliche genannt, mit Bußliedern ohne andere Zeremonien bestattet, teilweise auch mit halbem Geläut. Auf dem Friedhof an der Stadtmauer in Hildburghausen (heute: Coburger Straße) wird ein Platz genutzt, „wo die frembden Bettler und Katholischen begraben wurden“.

Bis Mitte des 18. Jahrhundert werden Soldaten nach „Kriegsmanier mit trummel und pfeiffen ohne christliche Ceremonieen und ohne Accidentien der Herren Geistlichen und Schulbedienten“ beerdigt.

Selbst Adlige werden nicht standesgemäß beigesetzt, wenn ihr Lebenswandel christliche Normen verletzt, wie eine Kirchenbucheintragung vom 10.04.1709 beweist:
„Ist einer von Adel, des Majors Spieler sein Bruder allhier im Schlundhause eines gar bösen und schnellen Todes gestorben, indem er sich diese Nacht mit gutem Wein so betrunken nebst anderen Kavallieren und dabei tournieret bis früh 3 Uhr, hernach von seinen Knechten in's Bett gebracht, ohne Abend und Morgengebet, und morgens tot gefunden worden. Ist also in seinen Sünden dahin gestorben, Gott sei seiner Seele gnädig. Nun haben seine Herren Kameraden, die mit getrunken haben, wollen, daß er als einer von Adel in unserer Stadtkirche soll begraben werden, aber das Fürstliche Konsistorium, auch unsere Durchlauchtige Herrschaft habens nicht zugelassen, sondern Verordnung gethan, daß er auf den Gottesacker, neben andern gemeinen Bürgersleuten soll gelegt werden.“
(Nach Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 21)

18. Februar 1700
Einführung des Gregorianischen Kalenders.

Es erfolgt ein Zeitsprung von 10 Tagen, weil es zwischen der Kalenderzeit (Julianischer Kalender) und der astronomischen Zeit eine Differenz von zehn Tagen gibt. Nach Festlegung des Regensburger Reichstags folgt auf den 18. Februar der 1. März, nachdem auch die benachbarten katholischen Länder nach dem päpstlichen Erlass vom 24. Februar 1582 den Kalender bereits eingeführt haben (zumeist bis 1585). In den protestantischen Ländern setzt sich der bis heute gültige Kalender erst bis 1776 durch.


1700
Die Cyriakskirche (Cyriakus – Gedenktag: 8. August) in Gellershausen mit ihrem nahezu heutigen Aussehen wird erbaut, die Malereien stammen aus dem Jahr 1714 von Andreas Brückner aus Schweinfurt. Eine der drei ehemaligen Bronzeglocken aus dem Jahr 1463 ist noch vorhanden. Neben ihr hängen heute zwei Stahlglocken, sie sind Ersatz für die zu Rüstungszwecken eingeschmolzenen Glocken.
An der Westseite befindet sich der stattliche Kirchturm, der im Untergeschoss mit dem Baujahr 1557 auf den Vorgängerbau verweist. Das Untergeschoss hat die Maße von 4,5 Metern im Quadrat. Das rippenlose Kreuzgewölbe stammt noch aus spätgotischer Zeit. Der Altar- und der Gemeinderaum sind 10,9 Meter lang und 7,7 Meter breit. Der Turm mit seinen auffälligen Fensteröffnungen schließt mit einer schlanken Turmspitze ab.




Kirche „St. Cyriakus“ in Gellershausen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

Um 1700
Für die Entstehung der Kanzel der „St.-Maria-Magdalena-Kirche“ in Milz gibt es keine einheitliche Meinung. In der Ortsüberlieferung wird vermerkt, dass die von einem Engel getragene Kanzel in der Werkstatt von Georg Kirchner entstanden sei, andere Quellen sehen den Hofbildhauer Lux, der den Römhilder Hochaltar geschaffen hat, als den Schöpfer an, der das Kunstwerk mit den Figuren Moses, Johannes der Täufer und der Evangelisten mit Schnitzwerk aus Blüten, Ranken und Engelsköpfen geschaffen hat. Im Kanzeldeckel ist eine schwebende Taube geschnitzt. Man kann auch davon ausgehen, dass der Orgelprospekt aus der gleichen Werkstatt stammen könnte. In einer auf 1754 datierten Inschrift ist zu lesen, dass der Amts- und Gerichtsschultheiß Christ und seine Gattin das Werk gestiftet haben.


Nach 1700

Ab dem Zeitpunkt kommt es in der Kirche von Henfstädt zu umfangreichen Veränderungen und Umbauten. 


Epitaph in der Kirche von Henfstädt.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1702/03
Der Bau für die jetzige Kirche in Seidingstadt beginnt auf dem Mauerwerk einer spätgotischen Vorgängerkirche. Das Langhaus ist 18,4 Meter lang und 7,2 Meter breit. Die Sakristei hat ein rippenloses Kreuzgewölbe. An der Südseite in der unteren Fensterseite hat das Langhaus ein spitzbogiges Fenster, an der Westseite eine schlichte spitzgotische Tür.
An einem Sparren des Kirchendaches ist die Jahreszahl 1703 zu lesen.

August 1705 – 1847
Einweihung der Hofkirche „Zum Heiligen Geist“ im Residenzschloss in Hildburghausen und der darunter befindlichen fürstlichen Gruft am westlichen Schlossflügel. Mit der letzten ernestinischen Erbteilung von 1826 ist sie 1847 geschlossen worden und wird 1850 umfunktioniert zu einem Saal des Geschworenengerichts.
Die Predigt wird von Superintendent Thamerus (1639 – 1719) gehalten. Der Hildburghäuser Orgelbauer Caspar Schippel (1648 – 1722) ist (vermutlich) der Erbauer der Hofkirchenorgel (1705).

R. A. Human schreibt:
Nachdem nach Eingang der einstigen Kapellen St. Lorenz fast 200 Jahre die einzige Kirche der Stadt gewesen, an deren Gottesdiensten seit 1683 auch das Herzogl. Haus teil nahm, wurde mit Erbauung des Schlosses die Hofkirche „zum h. Geist“ mit besonderer Hof- und Garnisongemeinde begründet und am 30. August 1705 unter Anwesenheit der meisten Geistlichen des Fürstentums eingeweiht. Thamerus hielt die Predigt über 1. Kön. 8, 28 – 30. Nach derselben wurde eine Ordination, Trauung und Taufe vollzogen und Kommunion gehalten. Ein kleiner Raum, durch dessen Oberstock ursprünglich der Weg vom Schloß in das Marstallgebäude führte, wurde die Kirche durch die vielen Bilder (im Ganzen 63, wovon 12 an der Decke, die u. A. das Osterlamm Israels, Isaaks Opfer, Eliae Himmelfahrt, Christus am Ölberg, die Kreuzigung darstellten) sehr verdunkelt. Die Orgel stand über und hinter der Kanzel, unter dieser der Altar, hinter dem Altar ein großes Bild (die Erscheinung vor den Frauen am Grabe), sowie Porträts von Propheten, Evangelisten und Aposteln in braunen, geschnitzten Rahmen, im Schiff der Kirche 21 Kirchenstände mit sehr hohen Lehnen. 1845 wurde nur noch 16mal Gottesdienst daselbst gehalten und zwar nachmitt. 1 Uhr. Die Zahl der Kommunikanten betrug 1835  70, 1843  30, während es deren 1794  496 waren und 23 Taufen, 9 Kopulat. und 37 Beerdigungen in der Hofgemeinde erfolgten.“
(Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 401)


Innenansicht der 1779 abgebrannten St.-Lorenz-Kirche in Hildburghausen.
Zeichnung aus: „Die Leidensgeschichte des Lammes Gottes Jesu Christi“, Passionsoratorium (1755) von Carl Heinrich Graun (1704 – 1759),
Kapellmeister Friedrich des Großen und Komponist. – Hildburghausen, 1766

Seit der Reformation besteht nur die Parochie St. Laurentius, mit der Hofparochie eine zweite.

1707
Neubau der Kirche „St. Marien“ in Streufdorf. Die Chorturmkirche kann man in eine „alte“ und eine „neue“ Kirche gliedern. Das erste Kirchengebäude in Streufdorf ist im spätromanischen Stil erbaut worden. Ein gut erhaltenes romanisches Rundbogenfenster an der Südwand des unteren Turmgeschosses erinnert an die Zeit. 1570 bis 1578 ist das Gotteshaus im spätgotischen Stil umgebaut. Als Erweiterung mit einem 3,1 Meter langem und 4,8 Meter breitem Choranbau mit einem unvollständigen Sterngewölbe mit kehlprofilierten Rippen, im Äußeren sind Strebepfeiler. Der Altarbereich, der sich aus der romanischen „Vierung“ und dem Choranbau zusammensetzt, fügt sich ein stattliches und hohes Kirchenschiff an, das in dieser Zeit erbaut worden ist. Zwei Männer aus der Gemeinde gingen auf „Kollektenreise“ nach Norddeutschland und nach Pommern und kehrten mit der stattlichen Summe von 650 Gulden nach Hause zurück, das motivierte zugleich auch die heimatlichen Geldgeber, und so konnte das respektable Kirchenschiff mit 17,7 Meter Länge und 10,2 Meter Breite errichten. In der Architektur schloss man sich den spätgotischen Formen an, das ist noch heute bei den Fenstern und Türen zu sehen. An der nördlichen Seite des Turmerdgeschosses ist die Sakristei angebaut (3 Meter lang, 6 Meter breit) mit rippenlosem Kreuzgewölbe.
Im Innern des Kirchenhaues findet sich eine dreiseitig umlaufende Doppelempore. Im zweiten Stock der Westempore steht das um 1750 errichtete Orgelwerk mit dem Barockprospekt von Johann Christian Dotzauer aus Hildburghausen. Eine vielfeldrige bemalte Holztonne zeigt die heilige Dreifaltigkeit und zahlreiche Engel. 

Eine vielfeldrige bemalte Holztonne überwölbt des Kirchenschiff
der Kirche „St. Marien“ in Streufdorf

An der Triumphbogen-Oberwand befindet sich ein Kruzifix mit überlebensgroßem Corpus aus der Zeit um 1600.
Zwei gut erhaltene Grabsteine erinnern an zwei wichtige Persönlichkeiten: An der Nordseite der Vierung für den 1716 verstorbenen Pfarrer und Hildburghäuser Konrektor Johann Jacob Carolus sowie an der Ostseite für den 1701 verstorbenen „fürstlichen Jägermeister Wolff Christoph Händl von Rämingsdorff, Herrn auf Streufdorff und Billmethausen“ (Billmuthausen) im Harnisch.
Auf dem 33 Meter hohen Turm ruft eine posauneblasende Engelsfigur gemeinsam mit dem Geläut mit drei Glocken „Land, Land, höre des Herrn Wort!“ (Jeremia 22,29)

1708 – 1712
Heinrich Herzog von Sachsen-Römhild (1650 – 1710) lässt die Friedhofskirche oder Gottesackerkirche in Römhild erbauen (27.09.1708 Grundsteinlegung). Hierzu wird das Steinmaterial des von ihm für seine Gemahlin erbauten und inzwischen abgetragenen Merzelbachschlösschen am Fuß des Großen Gleichbergs verwendet. Das Lustschloss ist nach Entwürfen des Hofbildhauers Adam Lux von Baumeister Christian Richter geschaffen worden. Lux hat auch den Hochaltar in der Stadtkirche (Stiftskirche) geschaffen. 
– Die Römhilder Friedhofskirche hat ursprünglich einen mächtigen Dachreiter besessen, der aber aus Statikgründen um 1800 abgetragen werden muss.

Altar mit dem Altarbild der „Kirche auf dem Friedhof“ in Römhild 

Das Altargemälde von Hofmaler Antonius Dupré zeigt Herzog Heinrich im Fürstenornat sowie seine Gemahlin Marie Elisabeth zu Füßen des gekreuzigten Heilands.
Die Fertigstellung der Kirche verzögert sich wegen des relativ frühen Todes des Herzogs (13.05.1710) und der sich bis 1714 hinziehenden Erbstreitigkeiten, die erst mit einem kaiserlichen Entscheid gelöst werden.

Die Kirche auf dem Friedhof in Römhild.
Fotos: Bernhard Großmann, 2005

1711 – 1848
Hildburghausen ist Sitz der General-Superintendentur. Die Generalsuperintendenten werden von Herzog und Konsistorium (zwei geistliche, zwei weltliche Personen) bestimmt. Ihnen obliegt die Aufsicht über das Kirchen- und Schulwesen im Land. 

31. Juli 1711
Herzog Ernst erlässt das Hugenottenedikt zur Aufnahme der Residenz und allerlei Manufactur.
In den 36 Artikeln des in deutscher, holländischer und französischer Sprache verbreiteten Gesetzes heißt es: „… den umb unserer heiligen Religion willen Vertriebenen ein asylum und vollkommenen freies exercitium religionis nebst noch anderer herrlicher und unschätzbarer privilegiis in der Residenz allhier."

Hauptgründe, weshalb der Landesherr die Refugiés in sein Land holen will, sind u. a.:
. Sein Leben und das seiner Vorfahren ist stark protestantisch geprägt;
. die Ansiedlung verspricht finanziellen und wirtschaftlichen Aufschwung für das bevölkerungsarme Fürstentum;
. in niederländischen Militärdiensten stehend, kämpft er für die Befreiung des Landes gegen Frankreich unter Ludwig XIV.

Die ersten Familien kommen aus Südfrankreich, wo Graf de Brohlie ein unbarmherziges Regiment führt. Einige Flüchtlinge haben eine harte Zeit als Galeerensträflinge erlitten. Die ersten Familien heißen Borell, Caton, Cregut, Dufais, Duport, Ferriére, Gilles, Julien, Ladroit, Leget, Razoux, Trollier. Sie erhalten Vergünstigungen und Privilegien (Religionsfreiheit, Bestellung eigener Geistlicher, Entwicklung eines Konsistoriums, einer Kirche, eines Friedhofs, eines Krankenhauses sowie 10-jährige Steuerfreiheit).
In der Neustadt Hildburghausen entsteht die einzige geschlossene Hugenottensiedlung Thüringens mit eigener reformierter Kirche und einem nach kalvinistischen Grundsätzen ausgerichteten Kirchenleben. Die zur Synode Bayreuth gehörende Kirchgemeinde ist bis 1824 eigenständig und hat von 1714 – 1807 eigene Prediger. Zwölf hugenottische Familien siedeln im unteren Teil der heutigen Schleusinger Straße. 

Was 150 Jahre zuvor in Frankreich geschehen ist und nachwirkt:
Nach der Bartolomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572, auch „Pariser Bluthochzeit“ genannt, findet ein Massaker ungeahnten Ausmaßes gegen die Protestanten statt. Der Künstler François Dubois (1529 – 1584) malt zwischen 1572 – 1584 das folgende Bild, das heute im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne hängt. – Auch im folgenden Jahr und darüber hinaus hat es verzweifelt Kämpfe gegen die Hugenotten gegeben. Selbst das Edikt von Nantes mit den garantierten Sonderrechten der Protestanten sind im 17. Jahrhundert mit der Entwicklung des Absolutismus mehr und mehr aufgehoben wurden, besonders unter der Regierung des Kardinals Richelieu. Unter Ludwig XIV. ist im Edikt von Fonainebleau die Religionsfreiheit aufgehoben worden. Der Druck auf die Protestanten verstärkt sich enorm, zumal es ihnen unter größten Strafandrohungen verboten ist, das Land zu verlassen. 200.00 Menschen fliehen. Frankreich hat großen wirtschaftlichen Schaden erlitten, die Einwanderländer profitieren davon, so eben auch in geringem Maße Hildburghausen.


1711
Das Langhaus der „St. Mauritius“ geweihten Kirche in Marisfeld wird abgebrochen, ein größeres im Barockstil errichtet. Zur Erinnerung lässt der Bauherr neben dem Haupteingang sein Wappen und die Inschrift „Johann Heinrich Marschalk v. Ostheim/MDCCXI D. XIX. Aug./1711 D. 19. Aug.“ anbringen.

1711
Bau der großen Orgel in der „St.-Kilian-Kirche“ in Bedheim durch den „privilegirten Orgelmacher“ Caspar Schippel aus Hildburghausen, beauftragt von Johann Philipp von Heßberg, Kosten: 104 Taler. 1721 kommt die von dem aus Haina stammenden Orgelbauer Nikolaus Seeber erbaute und einzigartige Schwalbennestorgel hinzu.


24. November 1712
Die erste Leichenpredigt wird in der Friedhofskirche Römhild von Superintendent Johann Philipp Grötzner für Johanna Magdalena Saulin, geborene Tittelin, gehalten. Die verwitwete Herzogin des Herzogs Heinrich von Sachsen-Römhild, Maria Elisabeth, lässt kurz vor ihrem eigenen Ableben die Friedhofskirche barock ausmalen. Aus dem 18. Jahrhundert befinden sich acht hölzerne, sieben Sterne sowie eine eiserne Epitaphie bzw. mehrer Grabplatten, die über die Zeit hinweg denkmalpflegerisch bewahrt worden sind.

1712
Seidingstadt wird zur Pfarrei erhoben. Bis 1535 ist es wie Streufdorf Tochterkirche von Eishausen, danach Filiale von Streufdorf. Ursache hierfür ist sicherlich das von 1688 – 1691 errichtete Jagdschloss der Herzöge von Sachsen-Hildburghausen, erbaut von Herzog Ernst (Regierungszeit: 1680 – 1715), das als Sommerresidenz genutzt worden ist.  

Jagdschloss Seidingstadt („Landséjour“ – „Landaufenthalt“)
Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Hildburghausen und 1792
Geburtsstätte der nachmaligen Therese Königin von Bayern

Ausschnitt barocker Orgelprospekt „St.-Maria-Magdalena-Kirche“ in Milz

1713 – 1716
In der „St.-Maria-Magdalenen-Kirche“ in Milz erbaut der Orgelbaumeister Nikolaus Seeber aus Milz die barocke Orgel, die 1852/53 von Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig erneuert sowie umgebaut und 1988 von der Firma Schönefeld aus Stadtilm restauriert worden ist. Der Orgelprospekt ist mit sehr viel Zierwerk, Putten und Engelsfiguren ausgestattet, die großen Pfeifen sind aus Holz gearbeitet.

16. Mai 1714
Herzog Ernst erlässt ein Kollektenpatent zum Sammeln von Spenden in aller Welt zum Kirchenbau für die französischen Flüchtlinge. Der Oberbaumeister und Major Bartholomäus Lucchese sammelt beispielsweise in der Schweiz, der Richter der Kolonie, Jean Debeynne, in Holland, England und Schottland.
Der dem Herzog Ernst 1715 in der Regierung folgende Ernst Friedrich I. stiftet der Pfarrei 200 Taler, 15 Klafter Holz und freie Wohnung. Der französisch-reformierte Pfarrer Johann Caspar Schneider organisiert vor allem in Holland, England, aber auch in Frankreich den beachtlichen Geldbetrag von 4.000 Talern.


14. Dezember 1714
Der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau übernimmt in Käßlitz die Dorfherrschaft, Vogtei und Cent für 2.000 Rheinische Gulden von Ernst Herzog von Sachsen-Hildburghausen.
Käßlitz und Poppenhausen stellen gemeinsam einen Schöffen zum Hochgericht nach Heldburg. – Es gibt würzburgische Ansprüche zur Verwaltung des Zehntanteils. Würzburg setzt einen Lehnsschultheißen ein.


1715
Johannes Meyer hat in Eicha für die St.-Antonius-Kirche eine Bronzeglocke gegossen, sie hat einen Durchmesser von 90 Zentimeter. Sie ziert ein Fries in Form einer Aufreihung von Hänge-Ornamenten. Bei der Elektrifizierung in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist sie beschädigt und vor der Nordseite des Triumphbogens aufgestellt worden. Für das Geläut wird eine gleiche Glocke nachgegossen.

1716
Nach der Renovierung der Leimriether Kirche wird über der Nordtür ein ovales Schild mit folgendem Inhalt angebracht: „Templum exstructum Ao. MDIV Trinit. a. Luth. consecr. A. MDXLII. Princ. Ernesto Friderico regnante reparatum anno MDCCXVI.”
(Der Tempel errichtet im Jahre 1504, der Dreifaltigkeit von Luther 1542 geweiht, unter der Regierung des Fürsten Ernst Friedrich I. erneuert im Jahre 1716).

Die Weihe der Kirche durch den Reformator Luther ist als reine Legende anzusehen. Die Predigt könnte in Zusammenhang mit einer Begegnung mit dem Hildburghäuser Pfarrer Magister Weybringer im Bereich des Möglichen gelegen haben. Die Forschung hierzu ist noch nicht abgeschlossen.


Foto: Hans-Jürgen Salier 

Historisch ist es nicht belegt, dass Martin Luther in der Kirche gepredigt und sie 1542 geweiht habe.

1716 – 1720
Vor allem Beschädigungen nach dem Dreißigjährigen Krieg machen es notwendig, dass das Langhaus der Kirche in Reurieth an Stelle eines Vorgängerbaus neu errichtet wird (15,5 Meter mal 9,8 Meter). Im Kircheninnenraum bildet ein Spitzbogen den Übergang vom Langhaus zum Altarraum.

1718 – 1720
Der in Haina 1680 geborene Nikolaus Seeber baut in der Heimatgemeinde die Orgel auf der zweiten Empore auf der Westseite. Zuletzt restauriert worden ist sie zwischen 1993 und 1995 von der Firma Alexander-Schuke-Orgelbau aus Potsdam. Von der alten Seeber-Orgel sind noch zwei Drittel erhalten.

1718 – 1722
Das Langhaus der dem heiligen Antonius geweihten Kirche in Eicha wird neu erbaut. Wertvolle Ausstattungsstücke sind die Kanzel sowie die Sandsteinfigur des Heiligen. Die verzierte Kanzel mit großer Mosefigur darunter in wallendem Mantel und erhobener Rechten mit Stab und mit der linken Hand vermutlich die Gesetzestafeln haltend [abgebrochen], aus der Zeit um 1682 stammend, ist nach dem Abriss der Römhilder Schlosskirche (1843) in Eicha aufgestellt worden. Sie wird Johann Adam Lux aus Neustadt/Saale zugeschrieben, der auch den Hochaltar in der ehemaligen Stiftskirche Römhild geschaffen hat. Er gilt als ein sehr bedeutender Bildschnitzer der Barockzeit. 

Die Kanzel der Kirche „St. Antonius“ mit der Mosefigur in Eicha hat ursprünglich
in der Schlosskirche in Römhild gestanden
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

An der Südseite des Triumphbogens ist die Sandsteinfigur des hl. Antonius aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, sie stammt also aus dem Vorgängerbau. In der rechten Hand hält der Heilige eine Glocke, in der linken einen Stab, am rechten Fuß springt ein kleines Schwein empor.
Die Orgel ist in der Werkstatt des Orgelbaumeisters Johann Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig 1845 geschaffen worden.

Die Kirche „St. Antonius“ in Eicha, 2005
Foto: Bernhard Großmann 

1719
Nikolaus Seeber errichtet in der Kirche
„St. Urbanus“ Mendhausen eine Orgel, die mit dem Schriftzug „Lobe den Herren mit Saiten und Pfeiffen, alles was Odem hat lobe den Herren“ (Psalm 150,4.6) versehen worden ist. 1850 fertigt der Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig einen Neubau, übernimmt aber den historischen Prospekt. In den Folgejahrzehnten kommt es immer wieder zu Restaurierungen. Besonders bemerkenswert sind die farbigem Prospektpfeifen mit den aufgemalten Gesichtern.

Mit Gesichtern bemalte Prospektpfeifen der Kirche in Mendhausen. 

1719/20
Die Kirche
„St. Bartholomäus“ in Stressenhausen wird grundlegend erneuert, beispielsweise das 14 Meter lange und 8,6 Meter breite Kirchenschiff. In der Leibung des Sturzes am westlichen Fenster der Nordfront ist das Wappen von Ernst Friedrich I. Herzog von Sachsen-Hildburghausen (Regierungszeit: 1715 – 1724) und seiner Gemahlin Sophie Albertine (halbe Raute und Stern) eingemeißelt. Am Sturz befindet sich der Name des Werkmeisters: VALDIN GRVBEL (Valentin Grübel). An der Nordseite ist ein schönes Portal mit dorischen Säulen zu sehen, darüber befindet sich die Bauinschrift von 1720. Auf den drei Seiten des Kirchenschiffes sind oberhalb der rechteckigen Fenster ovale Fenster angebracht.
Aus jener Zeit stammt vermutlich der Kirchturm. Dort ist noch ein beschiefertes achteckiges Geschoss mit Rundbogenfenstern und der geschweiften Kuppel aufgesetzt worden, die dem Gotteshaus Stattlichkeit verleihen.



Die „St.-Bartholomäus-Kirche“ in Stressenhausen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005  

Der Kirchenraum in Stressenhausen ist mit einer Doppelempore an der Nord- und Südseite ausgestattet, die getäfelte Brüstungen aufweisen und auf Pfosten mit korinthischen Stilelementen stehen. Die Empore an der Westseite mit offner Balustradenbrüstung gibt Platz für die Henne-Orgel aus der Zeit um 1800 mit Schnitzerein und blasenden Engeln. Die Kirche ist 1870 und 1890 (Triumphbogen) ausgemalt worden. Bemerkenswert ist die aus Stein gearbeitete von einer starken Mittelsäule getragene Kanzel am Triumphbogenpfeiler aus dem 17. Jahrhundert. Rundbogenblenden und Kreisbogenfriese verleihen ein gediegenes Aussehen, ebenso der Schalldeckel und die Treppenwange (Treppengeländer) am Aufgang der Kanzel. Der Schalldeckel zeigt in den sechs Seiten des Achtecks Engelköpfe an den Ecken, die Evangelistenfiguren und die Figur Christi in der Strahlensonne




Schnitzerei an der Kanzel der „St.-Bartholomäus-Kirche“ in Stressenhausen
 

30. Mai 1719
† Johann Heinrich Thamerus (Thamer)
(* 04.02.1639, Burscheid im Bergischen)
Generalsuperintendent, Pädagoge
Studium im Augustinerkloster Erfurt, Prediger in Aachen und Maastricht, Senior der bergischen Synode. 1698 von Herzog Ernst als Pastor und Hofprediger nach Hildburghausen berufen, seit 1711 der erste Generalsuperintendent. Er verfasst u. a. 1709 Gesetze zur Neuordnung der sich in einem desolaten und sittenlosen Zustand befindlichen Ratsschule. Am 05.04.1714 weiht er das Gymnasium academicum, das im späteren Gadow-Haus in der Schlossgasse (Bachstraße) seinen Sitz hat. Thamerus‘ Bildnis wird 1779 aus der St.-Lorenz-Kirche gerettet und befindet sich in der heutigen Christuskirche. Th. gilt als einer der bedeutendsten Theologen der Region.

1719
Die reformierte Kirchgemeinde der Hugenotten entsteht in der Neustadt in Hildburghausen. Für das kirchliche Leben der reformierten Kirche ist die Synode Ansbach-Bayreuth zuständig und damit unabhängig von herzöglichen Einflüssen. Ihr Geistlicher ist der tatkräftige Jean Caspar Schneider.
„Sie haben einen Prediger, der den Gottesdienst wechselweise in teutscher und französischer Sprache hält, und einen Cantor, der die Kinder der Französischen Glieder informiret, die Teutschen bedienen sich der Stadtschulen“ (J. W. Krauß)

1719
Der Römhilder Orgelbauer Nikolaus Seeber (1680 – 1739) errichtet die Orgel in Marisfeld, die kunstvollen Holzschnitzereien mit zwei Engeln und Wappen aus dem Jahr 1722 des Bildhauers Hans Justus Leib aus Streufdorf. Stifter sind wahrscheinlich die Marschalks von Ostheim und die von Bibra.

1719 – 1724
Die Kirche in Schlechtsart erhält eine Orgel (1719) und eine Sakristei (1720; 1999 Neubau), die Kirchenuhr 1724 einen zweiten Weiser (Zeiger).


Vor 1700 haben die Uhren meist nur einen Zeiger, wie er heute noch in Westhausen zu sehen ist.


26. August 1720
Pater Salomon Frédéric Ullric [auch: Ulrich] (1716 – 1720, Geistlicher in Hildburghausen, später Pfarrer der französischen Kirche in Zürich) und der Kirchenälteste P. Leget schließen mit Hauptmann und Oberlandbaumeister Johann Andreas Bartels und Johann Fischer den Baukontrakt zum Bau der Hugenottenkirche in Hildburghausen auf 2.000 Taler ab. Vorbild für den Tempelbau der Hugenotten
(„temple neuf“) sind in Montauban zu sehen, der auch in Magdeburg und Erlangen nachgebildet worden ist. 

Das südfranzösische Montauban in der heutigen Region Midi-Pyrénées (Département Tarn-et-Garonne), etwa 50 Kilometer nördlich von Toulouse, ist eine Hochburg des Calvinismus. 

1720
Bau des Waisenhauses in der Neustadt in Hildburghausen (später als Zuchthaus genutzt, 1831 Irrenhaus, 1867 Lazarett der Garnison der 95er, 1921 Kreiskrankenhaus, heute: Teilgebäude Henneberg-Kliniken GmbH). 

1720 – 1736
Georg Feuchter, Stammvater des Geschlechts derer von Feuchtersleben, ist Pfarrer in Bürden.

1721
Nikolaus Seeber (1680 – 1739) erhält das Orgelbauprivileg für das Fürstentum Sachsen-Hildburghausen. In der Kilian-Kirche in Bedheim baut er die in der Welt einmalige Schwalbennest-Orgel über dem Triumphbogen, die mit Manual gespielt werden kann. Gestiftet hat sie Johann Philipp von Heßberg. Mit sieben Registern ist die Orgel über Holzabstrakte (Holzstäbe) mit der etwa 20 Meter entfernten großen Orgel verbunden (7.520 m verlegte Holzstäbe) und vom unteren Manual bespielbar. 

Er erlernt den Orgelbau bei Johann Schröder in Themar, komponiert Kirchenkantaten, ist Hofmusikus in Hildburghausen und Lehrer an der Lateinschule in Römhild. Seine Werkstatt befindet sich ebenfalls in Römhild. Insgesamt hat er 56 Orgeln geschaffen (Regionen Würzburg, Bamberg, Hildburghausen, Schleusingen, Römhild und Fulda). Im Umfeld hat er die Orgeln erbaut in Leutersdorf (1718), Marisfeld Kirche „St. Mauritius“ (1719), Haina „Johanniskirche“ (1720), Bedheim „St. Kilian“ (1721) und Schleusingen „St.-Johannis-Kirche“ (1725). 

2. April 1721
Johann Georg Seebach
(* 5. November 1684 in Waltershausen)
1717 Hof- und Stadtdiakon in Hildburghausen, Kirchenlieddichter

„Evangelische Herzensermunterung oder musikalische Texte auf alle Sonn- und Festtage ...“
Hanisch, Hildburghausen, 1750)
„Lieder von Zion, über die Sonn- und Festtagsevangelien ...“, (Hanisch, Hildburghausen, 1750)„Blumen der Erquickung“, „Leidender und sterbender Jesus“
(alles in Hildburghausen: Gymnasialbibliothek)

21. April 1721
Gründung einer lutherischen Gemeinde in der Neustadt in Hildburghausen, neben den Hugenotten siedeln dort auch Einheimische.
Vorerst bis zum Bau der Waisenhauskirche (1819 Neustädter Kirche, 1920 Apostelkirche) nutzt die lutherische Kirchgemeinde den Kirchsaal des 1720 erbauten Waisenhauses (heute: Teil der Henneberg-Kliniken). Die als Waiseninspektoren angestellten Kandidaten der Theologie halten dienstags und donnerstags Betstunden.
Von 1721 – 1723 ist Johann Samuel Mahn Pfarrer der Gemeinde in der Neustadt.

5. Mai 1721
Grundsteinlegung für die reformierte Kirche in der Neustadt durch Oberbaudirektor Lucchese (heute: katholische Kirche
St. Leopold“). Der Herzog schenkt 200 Taler, 15 Klafter Holz sowie freie Wohnung, die Stadt stellt u. a. den Bauplatz zur Verfügung. An Spenden gehen ca. 4.000 Taler ein.
Der aus Zürich stammende Geistliche Jean Caspar Schneider, ein bedeutender reformierter Geistlicher, leitet den Kirchenbau der Französisch-Reformierten Kirche.






Geldbriefe aus dem Jahr 1721 aus Leipzig und London
zur Finanzierung des Kirchenbaus mit Kartierungs-, Franko- und Transitvermerken („D’Holland“ – Brief aus London
Sammlung Hans-Jürgen Salier) 

21. Juli 1721
† Amandus Gotthold Fehmel (Dr. theol.), Hildburghausen
(* 30.07.1688, Leipnitz)
Theologe, Gymnasialdirektor
Einer der begabtesten Theologen in der Geschichte der Stadt, 1712 Direktor der vom Domkapitel Brandenburg errichteten Ritterakademie, in Hildburghausen Direktor des Gymnasiums academicum, promoviert auf Kosten des Herzogs, seit 1719 Generalsuperintendent.

1721 – 1722
Bau des Pfarrhauses der reformierten Kirchgemeinde in der Neustadt (Schleusinger Straße 19), das sogenannte Claparédische Haus. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnen die Geistlichen im Waisenhaus. Der Pfarrer zieht erst 1746 ein (heute: Sitz der Superintendentur Hildburghausen-Eisfeld). Über der Tür sind bourbonische Lilien eingemeißelt.
 

„Sie haben einen Prediger, der den Gottesdienst wechselweise in teutscher und französischer Sprache hält, und einen Cantor, der die Kinder der Französischen Glieder informiret, die Teutschen bedienen sich der Stadtschulen.“
(Nach: Johann Werner Krauß)

13. Dezember 1721
Reskript. Die Gemeinde Wallrabs kommt zur neugegründeten Neustädter Pfarrei, Birkenfeld und die Vorstädte verbleiben bei der Stadtkirche (Christuskirche).

31. Juli 1722
Weihe des Hugenottentempels der Französisch-Reformierten Kirche (heute: katholische Pfarrkirche
St. Leopold).
Das sich von Westen nach Osten erstreckende Oktogon (Achteck) hat für die kleine Gemeinde die stattlichen Maße von 22 m Länge, 14 m Breite, 9 m Höhe, 355 m² Grundfläche, 20 m Dachfirsthöhe, 27 m Turmhöhe bis zum Turmknopf. Der Schlussstein neben dem Südportal hat das herzogliche Wappen mit den Initialen E. F. (Ernst Friedrich I.).
Der Kirchweihpredigt des Pfarrers Jean Caspar Schneider folgt kein Mitglied des herzoglichen Konsistoriums, lediglich der Französisch-Professor des Gymnasiums academicum ist anwesend.
Bis zum Zeitpunkt wird der Gottesdienst in einem Privathaus gefeiert, die Sakramente werden in der Hofkirche vollzogen.
Erste Geistliche sind: Philipe Cregut (1714), Salomon Frederic Ullrich (1716 – 1721), Jean Caspar Schneider (1721 – 1728).
Der Altar steht in der Mitte, um ihn herum befinden sich in Kreisform die Bänke, die Orgel ist über dem Ostportal angebracht, die Empore reicht rings um das Kircheninnere.

1722
Die Kapelle in Holzhausen wird zur Pfarrkirche erhoben und in großen Teilen neu erbaut, seit 1529 ist sie Filial von Heldburg gewesen. Die Pfarrei besteht bis Ende des 19. Jahrhunderts. 

1722/23
Mit der Bitte der Bewohner Gießübels (heute Ortsteil von Schleusegrund) an Ernst Friedrich I. Herzog von Sachsen-Hildburghausen (1681 – 1724), eine Kirche zu errichten, wird das Gotteshaus im Barockstil in der originalen Anlage von 21 Meter mal 16 Meter erbaut und auf den Namen
„Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht. Das Gotteshaus hat die Form eines Oktaeders und Verstärkungen an den Ecken, die als Strebepfeiler hervortreten. Große Eingangsportale befinden an der Nord- und Westseite. Die Stein- bzw. Fachwerkwände sind um 1900 verschiefert worden. In der Mitte trägt das längsseitig gewalmte Satteldach einen achteckigen Arkadenaufsatz. Die Kuppel hat einen vergoldeten Turmknopf mit Wetterfahne als Abschluss.
Gießübel gehört zu den Kirchen, in denen der bekannte Hildburghäuser Orgelbaumeister Johann Christian Dotzauer im Jahr 1748 eine Orgel errichtet.

4. Mai 1724
Ein Edikt des französischen Königs Ludwig XV. bedroht die Ausübung einer anderen Religion als die römisch-katholische mit der Galeeren- bzw. Todesstrafe. Chronisten berichten, dass einzelne Jugendliche aus den inzwischen in Hildburghausen ansässigen französischen Familien (Hugenotten) heimlich und unter Lebensgefahr ihre einstige Heimat und die Orte ihres Glaubens in Südfrankreich aufgesucht haben.

1724 – 1824
Im Zeitraum erfolgt
„Das allmähliche Zusammenschmelzen der Hugenotten-Kolonie“
:

„Zur selben Zeit, als sich hiesige Französisch-Reformierte ihres neuen Tempels und an der freien Ausübung ihrer Kultur erfreuten, flammte in ihrer Heimat der Protestantismus wieder auf, wie man es nach den bestehenden Edikten und den harten Verfolgungen nie für möglich gehalten hatte. Doch: „Freilich, der Sturm ward dort bald wieder entfesselt, als das königliche Edikt vom 4. Mai 1724 die Ausübung jeder anderen Religion als der römisch-katholischen, abermals mit Galeeren und Todesstrafe bedrohte …“ Gerade die Jugend, als die eigentlichen Nachfolger der in Hildburghausen angesiedelten Hugenotten, zog es vor – sei es aus Idealismus oder jugendlichem Kampfgeist – bei Fackelschein und steter Lebensgefahr am Gottesdienst in ihrer Heimat teilzunehmen, an jenen Stätten, die, wie die Grotte la Boite á Cailloux bei Roissel in der Picardie und die Baume des Feé in den Cevennen, später als „assamblées du desert“ in die Geschichte eingingen.

Es waren also auch Nachwuchssorgen, die die Hildburghäuser Hugenotten-Kolonie langsam zusammenschmelzen ließen, so dass letztlich nur noch acht Franzosen übrig geblieben waren, die allerdings schon in konfessionsverschiedenen Ehen lebten. Weitere Gründe für den siechenden Kirchenbestand werden unterschiedlich betitelt. 1713 beklagte der einstige Pfarrer und Hofprediger Caspar Schneider, daß unsittlicher Neid, Haß, Uneinigkeit und Zänkerei, die unaufhörlich unter den Gemeindemitgliedern herrschten, die Ursachen des Gemeindeverfalls seien. 1732 befindet Pfarrer d’Hôspital, dass seit sieben Jahren schon mehrere Kolonisten aus reinem Eigensinn abgezogen seien. Armin Human wiederum beschreibt in seinen regionalgeschichtlichen Werken, dss das leicht entzündliche französische Temperament und die sittliche Verwahrlosung, der die Franzosen in den letzten Jahren ihres Aufenthaltes und Umherirrens ausgesetzt waren, grundlagend für den Kirchenruin seien. „Fieberhafte Unruhe, Dünkel und Oppositionssucht gegen die Stammesgenossen, wie gegen Insassen der neuen Heimat, waren jetzt das Charakteristikum der Réfugies. Untereinander oft uneins, sonderten sie sich möglichst von den Deutschen ab und kämpften oft leidenschaftlich um die Verwirklichung ihrer Privilegien.“

Wahrscheinlich waren all jene soziologischen und geschichtlichen Gegebenheiten Ursachen für das Zusammenschmelzen der hiesigen Kolonisten-Gemeinde. Die wenigen Französisch-Reformierten, die es noch gab, „unirten“ sich am 1. November 1824 mit der lutherischen Neustädter Gemeinde, so daß die Erhaltung eines eigenen Gotteshauses nicht mehr notwendig war.“

(Patricia Erben: Die Katholische Pfarrgemeinde St. Leopold und die Geschichte ihres Gotteshauses. – 1998, S. 11 f.)
 

1725 – 1729
Die Hallenkirche der
„Johanniskirche“ in Schleusingen wird teils abgerissen und von Grund auf neu als protestantischer Predigtsaal gebaut. Die Ägidienkapelle, seit 1566 Grablege der Grafen von Henneberg-Schleusingen, ist in das 21,4 Meter lange und 18 Meter breite Kirchenschiff integriert worden. Die Kirche hat umlaufende dreigeschossige dreiseitige Emporen und insgesamt etwa 800 Sitzplätze, die 3. Empore hat kein Gestühl. Die Orgel wird 1726 von Nikolaus Seeber aus Römhild erbaut. Erster Gottesdienst ist am 6. Januar 1727. 




In der Kirche „St. Johannes der Täufer“ in Schleusingen wird bei der grundhaften Innenrenovierung die barocke Einheit wieder hergestellt. Der Blick wird auf das in Weiß und in Grün gehaltene und mit viel Blattgold verzierte Zentrum konzentriert.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1725
Der Vorgängerbau der heutigen „St.-Matthäus-Kirche“ in Lindenau, von der heute der genaue Standort unbekannt ist, wird einer gründlichen Renovierung unterzogen. Die Emporen werden ausgebessert und die Kirchendecke gewölbt, zudem wird ein Jahr später die neue Orgel geweiht.

1728
Prinz Joseph Maria Friedrich Wilhelm Hollandinus (1702 – 1787), 1727 zum katholischen Glauben konvertiert. Er ist der Sohn des protestantischen Herzogs Ernst, Stifter des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen. Er durchläuft in den folgenden Jahren eine große militärische Karriere unter Kaiser Karl VI. und Kaiserin Maria Theresia als kaiserlicher Generalfeldmarschall und Reichsgeneralfeldmarschall. Er gehört zu den bedeutendsten Fürsten seiner Zeit.

1728
Der Turm der Bedheimer St.-Kilian-Kirche wird erhöht und mit der schieferverschlagenen dreifachen Zwiebel mit Arkaden versehen, wie sie sich heute noch präsentiert.



„Kilian-Kirche“ in Bedheim.
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

1730 – 1742
Die baufällig gewordene Kirche in Dingsleben wird 1740 abgerissen. In diesem Zeitraum wird im Zentrum des Ortes unter Verwendung des Steinmaterials der Vorgängerkirche am Friedhof wegen des Straßenverlaufs in ungewöhnlicher Nord-Süd-Ausrichtung das neue Gotteshaus errichtet. Der Barockbau ist St. Nicolaus und St. Margarete geweiht. Das Kirchhaus ist 17,5 Meter lang und 9,5 Meter breit.
An der vorderen Eingangstür ist eine Kartusche (1992 erneuert) mit lateinischer Inschrift angebracht, die an die beiden Landesväter von Sachsen-Coburg-Saalfeld erinnert: Christian Ernst und Franz Josias. Ab 1826 kommt Dingsleben bei der letzten ernestinischen Erbteilung zum Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen.
Der Altarraum ist mit Balustern und Pfeilern verzierten Chorschranken vom Kirchenraum abgetrennt, die Lesekanzel steht in der Mitte zwischen den Schranken, dahinter der Taufstein.
Der Turm trägt eine achteckige Zwiebelkuppel mit Tabernakel-Aufsatz sowie eine Zwiebelkuppel mit schlanker Spitze. Im Turm hängen drei Bronzeglocken, die dritte ist 1999 für eine für Rüstungszwecke im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene ins Geläut gekommen. 
– Die beiden kleineren im 18. Jahrhundert in Coburg gegossenen Bronzeglocken sind von ausgesprochener Schönheit und historisch äußerst wertvoll.
Im Erdgeschoss des Turms der Kirche „St. Nicolaus und St. Margarete“ findet sich u. a. die Inschrift aus dem 1. Buch Mose 28,17: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels.“


Kirche „St. Nicolaus und St. Margarete“ in Dingsleben.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1730
Die Kirche in Grub im Kleinen Thüringer Wald hat den Dreißigjährigen Krieg überstanden und wird wegen Baufälligkeit knapp hundert Jahre später eingelegt.

1730
Der Eisfelder Superintendent Johann Werner Krauß weiht die in Schnett neu erbaute Kirche
„St. Oswald“.

1731
In die Kirche
„St. Veit“ in Crock wird in die oberste Empore die zweimanualige Orgel mit 14 Registern des Orgelbaumeisters Johann Christian Dotzauer (1696 – 1778) aus Hildburghausen eingebaut. Zudem finden umfangreiche Erneuerungen unterschiedlichster Gewerke statt. Nicht nur die Innenausmalung stammt von dem Kunstmaler Stamm aus Hildburghausen, sondern auch das Lutherbild.

19. Juli 1731
Der Grundstein für die Kirche
„Zur Ehre Gottes“ in Grub wird gelegt, die an Stelle der 1730 abgerissenen baufälligen Kirche an der Straße in Richtung Oberstadt erbaut wird (Weihe 15.11.1736), die erstmals 1511 bezeugt worden und die dem heiligen Jakob gewidmet ist. Die kleine 8,8 Meter mal 7,2 Meter große Kirche unterscheidet sich optisch kaum von einem Wohngebäude, wenn nicht ein beschieferter, vierseitiger barocker Dachreiter mit achtseitigem Arkadenaufbau und Schweifkuppel die Aufmerksamkeit erregte, die eine einzige im Jahr 1921 gegossene Bronzeglocke im Durchmesser von 60 Zentimeter und einer Höhe von 50 Zentimeter mit der Inschrift „GEWIDMET VON DER GEMEINDE – FRIEDE MIT IHR“ trägt. Grub ist ein Filialort von Themar gewesen und später von Bischofrod.
Das Kirchlein bietet 100 Sitzplätze für das etwa 160 Einwohner zählende Dorf.




Taufstein in der Kirche von Bischofrod, aus der dem heiligen Antonius geweihten Vorgängerkapelle. Von der alten Ausstattung ist nur der Taufstein erhalten, ein Halbkugelbecken mit Rundbogenfries und vier Kreisen, in denen ein Stern, zweimal das Kreuz und eine achtblättrige Rose stehen. Der runde dünne Säulenschaft ist mit Ringen umlegt. Die kunsthistorisch unwichtige Bemalung stammt aus jüngerer Zeit.
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

1731
Die Kirche
„Zur Krippe Christi“ in Westenfeld wird grundlegend und prägend umgebaut. In der einschlägigen Literatur wird davon ausgegangen, dass 1731 das Erbauungsjahr sei. Zwischen den an der Südseite befindlichen zwei kleinen Fenstern befindet sich die mit Ohren versehenen Haupttür, oben sind drei Fenster. An der Südtür ist eine lateinische Inschrift auf einer mit einem Engelskopf verzierten Kartusche mit dem angeblichen Erbauungsjahr 1731 und dem Regenten angebracht, ferner der Psalm 48 Vers 10: „Gott, wir gedenken Deiner Güte in Deinem Tempel.“ Auf einer anderen Kirchentür auf der Westseite ist ein Stein mit der hennebergischen Henne vermauert.
Der den Turm tragende Chor hat eine Länge von 4,3 Meter und eine Breite von 4,6 Meter. Die nördlich gelegene Sakristei ist 4,9 Meter lang und 4,3 Meter breit, das Langhaus 15 Meter lang und 9,3 Meter breit.
Der Innenraum ist weitestgehend barock ausgestaltet. Der Taufstein aus dem 16. Jahrhundert stammt aus der Vorgängerkirche. Die Kanzel steht am südlichen Triumphbogenpfeiler mit einer Wendeltreppe aus dem Jahr 1731. Rechts der Kanzel hängt ein großes Gemälde des Reformators Martin Luther mit einem großen weißen Schwan. 

Der Schwan ist nicht das Wappentier Luthers, wie immer wieder beschrieben wird. 1531 äußerte Luther zu einem kaiserlichen Edikt: „Johannes Hus hat von mir geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schrieb, sie werden jetzt eine Gans braten („Hus“ bedeutet tschechisch „Gans“). Aber in hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden. Da soll es auch bleiben, wenn Gott will.“ – Wie an anderer Stelle dargestellt, wird Jan Hus trotz Zusicherung eines freien Geleits während des Konzils in Konstanz im Jahr 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das Symbol des Schwans ist auf Luther übertragen worden. Nach Luthers Tod verbreitet sich das Motiv mit dem Schwan auf Gemälden, Ausmalungen in den Kirchen, bei Skulpturenschmuck, selbst als Wetterhahn auf einigen Kirchturmspitzen.



Kirche „Zur Krippe Christi“ in Westenfeld,
rechts neben Triumphbogen und Kanzel das Luther-Bild
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

2. – 10. August 1732
Salzburger Emigranten, die wegen ihres protestantischen Glaubens von Erzbischof Graf Firmian ihrer Heimat beraubt werden, ziehen auf dem Weg ins Preußische durch das heutige Kreisgebiet: 02.08. sind es 800 Personen, 05.08. 940 aus Richtung Schleusingen, 10.08. von Bamberg 894. Der armselige Tross wird jeweils ein bis zwei Tage verpflegt und genießt den Schutz der Einheimischen. Etwa 20 Personen verbleiben 
in Hildburghausen. Ein Teil der Salzburger Emigranten zieht über Römhild ins Preußische. 
Das Trauregister in Hildburghausen vermerkt: „Georg Thurner, ein lediger Gesell oder Bua nach ihrer Sprache und Salzburgischer Emigrant, ist auf unterthänigstes Nachsuchen iussu Serenissimi (auf Befehl des Herzogs, d. Verf.) von mir in der Stadtkirchen mit seiner Verlobten Maria Reißlin, auch noch ledigen Standes bey ihrem Durchmarsch am 5. August öffentlich, unserer löblichen Kirchsordnung gemäß, getraut und in den heil. Ehestand eingesegnet worden. Beyder Personen sind aus Radstatt, einem Salzburgischen Stättlein 10 Meilen hinter Salzburg."

1733
Peter Seeber, der Bruder des ebenfalls in Haina geborenen Orgelbauers Nikolaus, stiftet den in Mellrichstadt gefertigten bemerkenswerten Altar
für Haina. Es ist überliefert, dass Peter Seeber in London zu großem Ansehen als „großbritannischer Oberconditor“ gelangt ist.

In Lehfeld/Voss, S. 379 f. ist der Altaraufbau ausführlich beschrieben:
… im Barockstil gross und kühn aufgebaut, eine Art Säulenbau ohne geschlossene Rückwand. An den äusseren Ecken sowie an den Winkelbrechungen steigen zunächst frei korinthische Säulen auf hohen, zweifach übereinander gestellten, mit Blattwerk geschnitzten Postamenten auf. Die an den Winkelbrechungen stehenden Säulen sind vor Pfeiler gestellt. Diese Säulen fassen die an den Schrägseiten stehenden grossen Figuren des Petrus und Paulus ein, welche auf kräftigen, zwischen den oberen Postamenten vortretenden Consolen stehen. An der geraden Wand dicht hinter dem Altar steigen bis zu gleicher Höhe mit den Säulen schmale Streifen mit lorbeer-verzierten Wülsten auf, oben in einem flachen Kleeblatt-Bogen zusammenschließend. In der so gebildeten Mittel-Oeffnung ist auf einem geschweift geschnitzten Balken der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes aufgestellt. Die aussen stehenden korinthischen Säulen sind mit den Pfeilern durch reiches Gebälk verbunden. Bei dieser frei spielenden Umgestaltung der tektonischen Gesetze konnte der Verfertiger des Altarbaues auch stilwidrig um des Effektes will auf die Ecksäulen die Stücke eines gebrochenen Flachbogen-Giebels so setzen, dass sie der Quere nach auf dem Gebälk aufruhen. Auf dieselben setzte er Engel mit Palmzweig bezw. Kranz in den Händen. Ferner verkröpfte er das Gebälk so, dass es nur an den inneren Säulen vor den Pfeilern vortritt; hierdurch gewann er das Gebälk über diesen inneren Säulen als kräftige Grundlage für den Oberbau, ein 2. Geschoss, das nur über der Altar-Rückseite aufsteigt. Dieses ist mit korinthischen Säulen rechts und links versehen, welche Gebälkstücke und die Anfänge eines gebrochenen Flachbogen-Giebels mit Engelsfiguren tragen. Zwischen den oberen Säulen entsteht durch das an der Rückwand aufsteigende Brettwerk, welches oben und unten flachbogig ausgeschnitten ist und als Umrahmung dient, nochmals eine grosse Oeffnung, in welcher die Figur eines segnenden Christus mit der Siegesfahne Platz hat. Darüber zwischen den Giebelstücken steht ein Schild mit der Widmungs-Inschrift (mit manchem T statt D): IN HONOREM S.SANCTAE TRINITATIS D.PATRIS FILII SPIRITUS S.ET MEMORIAM SEMPITERNAM AUTORIS SEU FUNTATORIS HUIUS ARAE D.PETRI SEBERI LONTINI MORTUI ANNO MDCCXXXIII ERECTAE (Zur Ehre der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes und zum immerwährenden Gedächtnis des zu London verstorbenen Peter Seber, des Urhebers oder Stifters dieses im Jahre 1723 errichteten Altares). Darüber der Jehova-Name in einer Strahlensonne.



Der von Peter Seeber, London, 1723 gestiftete Altar
in der Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina
Foto: Bernhard Großmann, 2005 

1734
Die
St.-Niclas-Kapelle in Hildburghausen, die bei der 1. Generalvisitation 1528 zum Abriss freigegeben wird, dient bis zum Zeitpunkt als Seuchen- und Aussätzigenhaus. Ernst Friedrich II. Herzog von Sachsen-Hildburghausen lässt das Gebäude abreißen. Das Baumaterial wird für die Waisenkirche in der Neustadt (heutige Apostelkirche) verwendet.

1734
Die
„St.-Oswald-Kirche“ in Zeilfeld erhält ein neues Kirchenschiff in den Ausmaßen des Langhauses von 12,7 Meter mal 8 Meter. Der nahezu quadratische Turm ist 4,4 Meter lang und 4,3 Meter breit und die nördlich sich befindende Sakristei 3,5 Meter mal 3,2 Meter. Der dominante gotische Turmbau ist über einem Chorgesims noch durch ein Gesims in zwei Abteilungen geteilt. Beim Neuaufbau der Kirche sind Teile des Vorgängerbaus eingearbeitet worden, die durchaus wehrhaften Charakter besitzen, die Schießscharten können im Kirchturm noch nachgewiesen werden. Historisch ist nicht überliefert, ob die Kirche je als Wehrkirche zur Verteidigung der Einwohner genutzt worden ist. Da hatte das Gleichberggebiet wesentlich bessere Verteidigungsmöglichkeiten bzw. hat genügend Rückzugsfläche für die dort lebende Bevölkerung geboten.



Kirche „St. Oswald“ in Zeilfeld.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1738
In Suhl wird das Buch des Stressenhäuser Pfarrers, Magister Johann Wilhelm Pistorius, gedruckt:
Der Entlarvte H. Christ, Das ist: Deutliche Erörterung des schändlichen Unfugs, welches um die Heil. Weihnacht-Zeit an manchen Orten getrieben zu werden pflegt. 

Das 122-seitige Buch ist an die Bürgermeister und Stadträte von Hildburghausen und Eisfeld gerichtet. Es zieht gegen die sog. Nikolausumläufe und Weihnachtsaufzüge und den christlich verbrämten Mummenschanz zu Felde.
Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird oft ein ähnliches Treiben zu den Jahreszeiten oder Festtagen begangen. Meist ist es tatsächlich übler Mummenschanz und Schabernack, der bis hin zum Kult tendiert. Die oft rüden und vielfach mit Alkoholexzessen verbundenen Festivitäten werden heute auch in den Medien mitunter noch als pflegenswertes Brauchtum beschrieben und gefördert. Mit wahrem Brauchtum bzw. Volkskultur haben sie aber wohl kaum im 21. Jahrhundert etwas zu tun.

1737/38
Das innere Erscheinungsbild der
„St.-Marien-Kirche“ in Roth wird wesentlich in diesen Jahren geprägt. Die zwei Emporen und der blaue Himmel werden eingezogen und Christian Dotzauer erbaut die Orgel, die aber 1870 von Theodor Kühn aus Schmiedefeld am Rennsteig erneuert bzw. umgebaut wird. Ein besonderer Blickfang ist die von Christian Schick gestiftete Kanzel am südlichen Triumphbogen, der Streufdorfer Bildhauer Hermes Just hat sie gestaltet.

1739/40
Die Kirche in Linden wird grundlegend restauriert und erhält ihr heutiges Aussehen.
Günter Stammberger beschreibt das Gotteshaus, vor allem in der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts, ausführlich:
Die beiden Emporengeschosse an der Nord- und Südseite des Kirchenhauses, aber auch an der Westseite, wo dann 1863 die neue Orgel vermutlich vom Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld aufgestellt wurde, dürften damals entstanden sein.
Die alte Orgel wurde somit im 19. Jahrhundert mitsamt der Empore aus dem Altarraum entfernt und dieser neu gestaltet sowie mit einem Sterngewölbe versehen. In der Mitte der Langhaus-Südseite befindet sich die Eingangstür mit einer auf das Jahr 1739 bezogenen Bauinschrift. Der Kirchturm wurde 1887 neu erbaut und den Bauformen des Kirchenhauses geschickt angeglichen. Als Abschluss trägt er die Nachbildung einer kleinen und großen barocken Haube, einer doppelten Zwiebel mit Arkaden bzw. Laterne und aufgesetzter Turmzier. Er birgt die beiden Eisenhartgussglocken von 1956 sowie die Sterbeglocke aus Bronze, die im 16. Jahrhundert gegossen wurde.


Die Kirche in Linden ist von 1993 bis 1998 –
vor allem der Sandstein – ist grundhaft saniert worden.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

Im Innern der Kirche überrascht die schlichte Gestaltung. Von den roten Steinfliesen des Fußbodens heben sich die unbemalt gebliebenen Holzeinbauten mit der feingegliederten Architektur der Emporen besonders ab und verleihen dem hohen Kirchenraum einen warmen Ton. Die Chorschranken, in der Mitte sich die „Lesekanzel“ befindet, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die zwei großen Holzfiguren an der Chor-Ostseite, Engel mit Kelch bzw. Kreuz, könnten aus dem verschwundenen Lustschloss „Merzelbach“, des Herzogs Heinrich von Sachsen-Römhild (gestorben 1710), stammen.
Der Taufstein trägt neben einer biblischen Inschrift die Jahreszahl 1707. Die Kanzel am südlichen Triumphbogenpfeiler, um 1710 aus Holz gearbeitet,, ist der reichste Schmuck der Kirche. Sie ruht auf einer großen Mosefigur. An ihrer Brüstung findet man als Figuren: Christus mit Weltkugel in der Hand und die vier Evangelisten, ausdrucksvoll geschnitzt und unbemalt gelassen. Auf dem Schalldeckel erhebt sich in der Mitte der österliche Christus als der Auferstandene, umgeben von Engeln, die in ihren Händen Hammer, Nägel, Leiter usw. als die „Marterwerkzeuge“ der Leidenszeit des Herrn tragen.



Der reiche Schmuck der Kirche in Linden:
Die auf einer Mosefigur ruhende Kanzel, ausdrucksvoll geschnitzt und unbemalt.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

 

Kleinstaaterei II ab 1740

 
Es ist einfacher, Menschen zu täuschen, anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

Mark Twain, 1835-1910, amerikanischer Schriftsteller
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